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Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Pressestimmen: Olympischer Geist und Corona

Europäische Zeitungen zu den Spielen in Japan

"Der Spitzensport ist ein großes Geschäft, das Milliarden bewegt. Das ist eine Tatsache, die von vielen kritisiert und von einigen wegen des Wohlstands, den der Sport erzeugt, begrüßt wird. Aber es ist klar, dass die Ethik des Sports ein anderes Paar Schuhe sind als das wirtschaftliche Interesse. Die Olympischen Spiele in Tokio, die wegen Corona mit einer kargen Zeremonie eröffnet wurden, stellen den Triumph wirtschaftlicher Gesichtspunkte über alles andere dar. Wenn Japans Regierung wählen könnte, ob sie die Spiele abhält oder nicht, wäre sie wohl der Mehrheit der Japaner gefolgt, die aus Angst vor Corona radikal dagegen sind. Sie kann das aber nicht, weil eine Absage verheerende wirtschaftliche Folgen für die Organisation hätte. Sportler hingegen wollen antreten und ihren Namen in die Geschichte des Olymps eingehen lassen. Die Show muss weitergehen, auch wenn die Tribünen leer sind und die Sportler in einer künstlichen Blase leben, um Kontakte zu vermeiden. Und wenn die Spiele erstmal in vollem Gange sind, werden alle Zweifel vergessen sein. Jetzt ist es an der Zeit, sich von der Magie des Sports mitreißen zu lassen. Hoffentlich macht Corona dem nicht noch einen Strich durch die Rechnung."

La Vanguardia (Barcelona)


"Mehr als 80 Prozent der japanischen Öffentlichkeit wollten, dass die Spiele um ein weiteres Jahr verschoben oder ganz abgesagt werden. Der oberste medizinische Berater des Landes sagte, es sei "nicht normal", die Spiele unter diesen Bedingungen abzuhalten, und der Kaiser äußerte sich besorgt. Offizielle Sponsoren mieden die Eröffnungsfeier. Die Zeitung "Asahi Shimbun" rief Premierminister Yoshihide Suga auf, die Spiele abzusagen. Viele haben das Gefühl, dass dies eine Veranstaltung ist, die Japan mit Blick auf das Prestige und die kommerziellen Interessen des Internationalen Olympischen Komitees aufgezwungen wurde. (...) Es ist zu hoffen, dass die japanische Öffentlichkeit jetzt, wo die Wettkämpfe im Gange sind, zumindest ein wenig Freude und Befriedigung daran findet, die außergewöhnlichen Leistungen ihrer Athleten und anderer zu sehen - wenn auch von zu Hause aus. Die Begeisterung, die sich oft mit dem Beginn der Olympischen Spiele einstellt, könnte die Stimmung heben, und die Auswirkungen auf die Corona-Zahlen könnten am Ende gering sein, wenn sich die Menschen verantwortungsbewusst verhalten. Aber es steht außer Frage, dass die Veranstaltung ein großes Wagnis war und ist."

The Guardian (London)


"Es sind Spiele ohne den olympischen Gedanken. Der Kontakt zwischen den Sportlern aller Kontinente, der herzliche Empfang durch die einheimische Bevölkerung und das Selbstvertrauen, dass das Land gewinnt, weil es zwei Wochen lang im Brennpunkt des Interesses steht. Alles, was die Spiele über ein gewöhnliches Sportereignis erhebt, fehlt diesmal. Japan wollte die Spiele gern organisieren, um zu zeigen, dass das Land sich von dem katastrophalen Tsunami im Jahr 2011 erholt hat. Anfang des Jahres gab es die Hoffnung, dass die Spiele zum Symbol der Überwindung der weltweiten Pandemie und dem damit verbundenen Gefühl der Befreiung werden. Nun drohen sie vor allem das Symbol der Unbesiegbarkeit des Coronavirus und des erstickenden Lockdowns zu werden, der die Welt schon mehr als ein Jahr lang im Griff hat. Es wäre deshalb besser gewesen, sie um ein weiteres Jahr zu verschieben."

de Volkskrant (Amsterdam)


"Japans Klüngel sieht aus wie ein Auslaufmodell. Gut möglich, dass diese Spiele der Anfang vom Ende der Japan Inc. werden. Dass sie zumindest eine Wende einleiten. Es wäre ein gutes Vermächtnis. Japans Gesellschaft braucht mehr Vielfalt und mehr Wettbewerb. Aber jetzt ist erst mal Olympia. Japans Regierung muss hoffen, dass sie die Kontrolle behält über das Virus. Ihre Spiele dürfen nicht als die tödlichsten in die Geschichte eingehen. Und die Fernsehzuschauer im Rest der Welt sollten nicht vergessen: Für ihr zweiwöchiges Sportamüsement geht der Inselstaat Japan an seine Grenzen. Vielleicht sogar darüber hinaus."

Süddeutsche Zeitung (München)


"Vor sechs Wochen ahnten wir nicht, was für bewegende, berauschende und national begeisternde Erlebnisse uns mit Jonas Vingegaard bei der Tour de France und besonders dem Nationalteam bei der Fußball-EM erwartet haben. Die Sportveranstaltungen wurden trotz verschiedener Beschränkungen durchgeführt und stehen nun nicht bloß für unvergessliche dänische Sommererinnerungen, sondern auch für einen erfreulichen europäischen Schritt in Richtung Normalität, die wir in der Corona-Krise schmerzlich vermisst haben. Lasst uns die Olympischen Spiele deshalb als eine weitere Manifestation des globalen Willens betrachten, die Pandemie zu überwinden. Olympia bringt die Welt am Rande von Corona in sportlicher Begeisterung zusammen. Der olympische Geist kann deshalb als Inspiration für die Zeit nach den Spielen dienen."

Politiken (Kopenhagen)

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