IRAN
Angespannte Lage
Teheran - Zahlreiche Ladenbesitzer im Iran haben am dritten Tag in Folge ihre Geschäfte aus Protest nicht geöffnet. Der Staat hat in der Region schon ein massives Aufgebot von Sicherheitskräften zusammengezogen. Präsident Ebrahim Raisi zeigte sich bei einem Treffen mit systemtreuen Studenten kämpferisch. Er erneuerte seine Behauptung, dass die USA die Proteste anheizten und den Iran zerstören wollten. Beobachter sehen darin jedoch ein Manöver, um von den eigentlichen Ursachen der Proteste abzulenken. Bei dem Treffen mit Raisi, Parlamentspräsident Bagher Ghalibaf und Justizchef Gholam-Hussein Mohseni-Edschehi soll es Berichten zufolge um eine mögliche Entscheidung über die Zukunft der Sittenpolizei gegangen sein. Nach Einschätzung von Experten könnte der Kopftuchzwang auch bei einer Abschaffung der berüchtigten Einheit weiter verfolgt werden, etwa durch Videoüberwachung.
OECD/EU
Lebenserwartung gesunken
Paris - Durch die Corona-Pandemie ist die Lebenserwartung im EU-Raum 2021 laut der Industriestaaten-Organisation OECD um mehr als ein Jahr im Vergleich zum Stand vor der Krise gesunken. Das sei für die meisten Länder der höchste Rückgang seit dem Zweiten Weltkrieg, teilte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) mit. Die Lebenserwartung lag im Jahr 2021 demnach bei etwas mehr als 80 Jahren. Corona habe die Gesundheitsausgaben 2020 und 2021 in fast allen EU-Ländern in die Höhe getrieben. Die Pandemie hatte unter anderem auch erhebliche Auswirkungen auf die psychische Gesundheit vieler, vor allem junger Menschen. Die psychosozialen Dienste seien an ihre Grenzen gestoßen, weil die Nachfrage nach Unterstützung so groß gewesen sei, so die OECD.
NAHOST
US-Außenminister gegen Siedlungsbau
Washington - US-Außenminister Antony Blinken hat die Siedlungspolitik im besetzten Westjordanland mit deutlichen Worten kritisiert - und damit auch indirekt eine Warnung an den israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu ausgesprochen. „Wir werden uns auch weiterhin unmissverständlich allen Handlungen entgegenstellen, die die Aussichten auf eine Zweistaatenlösung untergraben”, sagte er am Sonntag. Dazu zählten „Ausweitung von Siedlungen, Bestrebungen zur Annexion des Westjordanlandes, die Beeinträchtigung des historischen Status quo der heiligen Stätten, Abrisse (von Häusern) und Zwangsräumungen sowie die Anstachelung zur Gewalt”. Derzeit arbeitet Ex-Ministerpräsident Netanjahu nach den jüngsten Parlamentswahlen an der Bildung einer rechts-religiösen Koalition.
CHINA
Ende der Null-Politik
Peking - Nach der größten Protestwelle seit Jahrzehnten in China hat die Regierung in Peking eine Kehrtwende bei ihrer drakonischen Pandemie-Bekämpfung eingeläutet. Ein Zehn-Punkte-Plan sieht Erleichterungen bei Lockdowns, Quarantäne, Testpflicht und Reisen im Land für die 1,4 Milliarden Chinesen vor. Statt die Zahl der Infektionen mit Gewalt auf Null bringen zu wollen, wird China damit wie der Rest der Welt also auch versuchen, mit dem Virus zu leben. Die strikten Beschränkungen nach fast drei Jahren Pandemie hatten die Belastung für das Volk und Wirtschaft an ihre Grenzen stoßen lassen. Vor knapp zwei Wochen rollte die größte Protestwelle seit Jahrzehnten durch mehrere chinesische Städte.
ALBANIEN
EU-Westbalkan-Gipfel
Tirana - Die Staats- und Regierungschefs der EU-Länder haben ihre Kollegen aus den sechs Ländern des westlichen Balkans eindringlich zu weiteren Reformen aufgerufen. Bei einem Gipfeltreffen in der albanischen Hauptstadt Tirana bekräftigen sie am Dienstag mit einer Erklärung ihr „uneingeschränktes und eindeutiges Bekenntnis zur EU-Beitrittsperspektive” der Länder Albanien, Serbien, Nordmazedonien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro und Kosovo. Als eine Grundvoraussetzung für eine weitere Annäherung wird in der Erklärung die Unterstützung der europäischen Außen- und Sicherheitspolitik inklusive der Sanktionen gegen Russland genannt. Im Gegenzug für Reformen will die EU die Westbalkanstaaten weiterhin großzügig finanziell unterstützen.
AFGHANISTAN
Abschlussprüfung für Mädchen
Kabul - Die Taliban haben Mädchen in Afghanistan den Besuch weiterführender Schulen bereits verboten, nun haben die Machthaber die Schülerinnen örtlichen Medien zufolge aber kurzfristig zum Ablegen der Abschlussprüfungen eingeladen. Die kurzfristige Ankündigung sorgte bei vielen Mädchen für Frust. „Erst konnten wir nicht am Unterricht teilnehmen und jetzt sollen wir ein Examen ablegen.” Trotzdem gab es auch Freude über die „kleine Chance”, wie andere Teilnehmerinnen sagten. Immer wieder gehen Frauen in Afghanistan für ihr Recht auf Bildung und Arbeit auf die Straße. Im März dieses Jahres hatten die Taliban die Öffnung der höheren Mädchenschulen angekündigt - nur um sie am selben Tag wieder zu schließen. (dpa)
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