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Zur Klimakonferenz in Glasgow

Neuer Bericht des Weltklimarats erwartet

Klima
Die Hitzetage haben in Deutschland über die vergangenen Jahre deutlich zugenommen. (Foto: dpa)

Genf (dpa) - Jahrelang hat die Politik sich wenig geschert um die Berichte des Weltklimarats, der seit den 90er Jahren vor verheerenden Folgen der Erderwärmung warnt. Frustrierend sei das gewesen, sagte am Montag der heutige Chef der Weltwetterorganisation (WMO), Petteri Taalas. Ein Grund: Nach den Prognosen mit starkem Temperaturanstieg kam eine lange Pause: von 1998 bis 2014 veränderte sich die globale Mitteltemperatur kaum.

Kaum war der 5. IPCC-Sachstandsbericht 2013/2014 raus, stieg die globale Mitteltemperatur dramatisch an. Die vergangenen sechs Jahre - 2015 bis 2020 - waren die wärmsten seit Messbeginn. 2016, 2019 und 2020 waren mit minimalen Unterschieden die drei heißesten Jahre.

Am 9. August erscheint nun der mit Spannung erwartete erste Band des neuen Sachstandsberichts über die naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels. Am Montag begann die zweiwöchige Sitzung der Regierungsvertreter, die die Arbeit der Wissenschaftler absegnen und zur Veröffentlichung freigeben. Der Bericht ist Handlungsgrundlage für Politiker bei der Weltklimakonferenz im November in Glasgow.

„Der Fokus hat sich verschoben“, sagt Douglas Maraun, ein deutscher Mitautor und Experte für statistische Modellierung an der Universität Graz in Österreich der dpa. „Früher war die Hauptfrage: Was ist der Anteil des Menschen am Klimawandel? - Diese Frage ist beantwortet. Jetzt geht es mehr in Richtung Klimarisiken. Jetzt braucht man einen Bericht als Grundlage für Anpassungen.“ Dazu gehören zum Beispiel möglichst gute Vorhersagen für den regionalen Klimawandel.

Deshalb enthält der neue Bericht erstmals einen interaktiven regionalen Atlas. Dort kann man schauen, welche regionalen Auswirkungen bestimmte Klimaindikatoren voraussichtlich zu bestimmten Jahreszeiten haben, wie Maraun sagt. Das lasse sich zwar nicht auf Länderebene herunterbrechen, aber auf Regionen, Mittel-West-Europa etwa, wozu Deutschland zählt.

In Deutschland ist der Klimawandel aus verschiedenen Gründen stärker zu spüren als im Durchschnitt auf der Erde. Weltweit stieg die Temperatur um durchschnittlich rund 1,1 Grad über das vorindustrielle Niveau, in Deutschland um rund 1,6 Grad seit 1881, wie Mitautorin Astrid Kiendler-Scharr vom Forschungszentrum Jülich sagt.

Weitere Kennzahlen für Deutschland: Sonnenscheindauer: plus 17 Prozent seit 1981, Anzahl heiße Tage: plus 196 Prozent seit 1951, Anzahl Tage mit Starkregen: plus fünf Prozent seit 1951, Meeresspiegelpegel: plus 42 Zentimeter in Cuxhaven seit 1843.

Was hat sich getan seit dem letzten Bericht? „Mir fällt spontan nichts ein, wo Dinge weniger dramatisch waren, als es die Modelle vorausgesagt haben“, sagt Maraun. Er sei aber „milde optimistisch“: „Die Klimaschutzpolitik bewirkt etwas, wir sind noch lange nicht auf dem grünen Zweig, aber das ganz Dystopische wird unwahrscheinlicher.“ Das Ziel des Klimaabkommens von Paris, möglichst unter 1,5 Grad Erwärmung zu bleiben, sei aber „sportlich“. Maraun bezeichnet diejenigen als Optimisten, die von drei Grad Erwärmung ausgehen.

Eine Herausforderung, so Maraun, sei es, den Klimaschutz im Einklang mit der Biosphäre zu gestalten. „Wenn man überall Raps und Energiewälder anbaut, hat man das Klima vielleicht geschützt, aber zerstört die Artenvielfalt“, sagt er.

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