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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Zum Tag des Arztes: Von Prof. Dr. Hugo N. Catalano


„Die Berufung ist ein Bedürfnis, das ständig unbefriedigt bleibt“, lehrte mich mein geschätzter Professor. Das mag banal klingen an einem fast schon routinemäßigen Gedenktag wie dem „Tag des Arztes“, am 3. Dezember 2020. Doch dieses Jahr warf eine Menge Fragen auf: Wurde unsere ärztliche Berufung nicht auf eine schwere Probe gestellt? Hat man nicht Angst vor der Krankheit, wenn diese unsere tägliche Herausforderung ist? Sicher, einige hatten Angst. Angst vor dem Tod? Klar, einige sind gestorben. Wegschauen und anderen den Kampf gegen die Pandemie überlassen? Sich hinter einem „das ist nicht mein Spezialgebiet“ verschanzen“? Es gab viele, die das getan haben, aber andere kümmerten sich mit all ihrer Kraft unter schwierigsten Bedingungen um die Erkrankten. Sie merken, dass ich von dem spreche, was wir dieses Jahr erlitten haben.

In diesem besonderen Jahr kann man nicht über den Tag des Arztes schreiben, ohne sich auf die Pandemie zu beziehen. Ohne an die Ärztinnen und Ärzte zu erinnern, die ihr Leben gelassen haben, weil sie Infizierten geholfen haben. Ohne die zu erwähnen, die die Schwierigkeiten unserer täglichen Arbeit betonen. Meinem Verständnis nach liegen sie falsch. Vielleicht haben sie vergessen, dass unser Beruf ein riskanter Beruf ist. Wir sollten nicht öffentlich darüber klagen, sondern uns um den kranken Nächsten kümmern.

Dieses Jahr ist uns klar geworden, dass wir Menschen sind. Wir haben keinen Krieg angefangen, in dem das Virus der „Feind“ ist. Wir sind keine Soldaten eines Heeres, das das Übel „Corona“ jagt. Wegen dieser falschen Überlegung haben wir die Sünde der Unterlassung begangen. Unser Ziel hätte sein müssen, sich primär auf den Menschen zu richten, nicht auf das Virus. Viele Infizierte haben ihre Krankheit in Einsamkeit durchlebt, viele von ihnen sind ohne die nahe Hand ihrer Liebsten gestorben. Die von uns, die anders dachten als die „globale Meute“, wurden als Irrationale bekämpft - von denen, die meinten, man müsse „irgendwas tun“, auch wenn es schadet. Von denen, die ohne Anhaltspunkte „im Zweifelsfall“ gehandelt haben.

Ich wünsche mir, dass dieser 3. Dezember im Jahr der Pandemie unsere Berufung „neu auflädt“: Trösten, begleiten, einfach da sein, auf der Seite der Patienten stehen und nie ohne klare Befunde handeln. Und nie vergessen, was der Neurologe und frühere Gesundheitsminister Ramón Carrillo gesagt hat: „Gegenüber den Krankheiten, die die Armut schafft, gegenüber der Traurigkeit, der Beklemmung und der unglücklichen sozialen Lage der Völker sind die Mikroben als Verursacher von Krankheiten armselige Ursachen.“

Prof. Dr. Hugo N. Catalano ist Leiter der Abteilung für Klinische Medizin des Deutschen Hospitals.


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