Warum Mütter mehrmals feiern dürfen
Von Catharina Luisa Deege
Buenos Aires (AT) - Argentinische und deutsche Mütter müsste eine Menge verbinden. Sie teilen die Erfahrung der höllischen Wehen, des berührenden ersten Blickkontakts mit ihren Neugeborenen, des gewöhnungsbedürftigen Windelwechselns ihrer Racker; und mit Sicherheit auch die Erfahrung, dass Blumen gegen die Strapazen des Mutterseins nur bedingt helfen.
Trotz alledem wurde der Muttertag in Deutschland zunächst „Tag der Blumenwünsche“ getauft. Anfang der 1920-er machte sich der Verband Deutscher Blumengeschäftsinhaber den in den USA längst etablierten Muttertag eigen. Die Nordamerikanerin Ann Maria Reeves Jarvis startete 1865 eine Bewegung namens „Mothers Friendships Day“, um sich mit anderen Frauen genüsslich über ihre kleinen Teufel auszutauschen. Die Tocher von Ann Reeves Jarvis, mit dem verdächtig ähnlichen Namen Anna Reeves Jarvis, setzte jedoch den eigentlichen Meilenstein für den in vielen Ländern weit verbreiteten Muttertag im Mai. Zum Gedenken an ihre verstorbene Mutter veranstaltete sie am 12. Mai 1907 ein „Mothers Day Meeting“. Im darauffolgenden Jahr verschenkte Anna vor ihrer Dorfkirche ganze fünfhundert weiße Nelken an Familienfrauen. In der Aktion sahen Blumengeschäfte schnell eine große Gelegenheit zur Kommerzialisierung ihrer Ware.
Die Geschichte des Muttertags in Argentinien lässt sich auf einen ganz anderen Teil der Weltgeschichte zurückverfolgen, somit auch die zwei unterschiedlichen Feiertagsdaten. Er ist - wie so viele besondere Tage des Jahres - christlichen Ursprungs. Vor dem zweiten vatikanischen Konzil, welches im Jahre 1962 begann, wurde am elften Oktober das Hochfest der Gottesmutter Maria gefeiert. Es wurde sich jährlich auf einen Sonntag um dieses Datum festgelegt, damit auch bloß jedes Kindlein den Tag mit seiner Mama verbringen konnte.
Ob im Mai oder Oktober - aufgrund der unterschiedlichen Kontinentalklimata ist in Deutschland sowie in Argentinien zu Muttertag Frühling. Und im Frühling gibt es nun einmal die schönste Auswahl in den Blumengeschäften.