Austausch zwischen deutscher und argentinischer Arbeitsverwaltung
Von Marcus Christoph
Buenos Aires (AT) - Eine „partnerschaftliche aktive Zusammenarbeit“ streben die deutsche Bundesagentur für Arbeit (BA) sowie die Sekretariate für Beschäftigung und soziale Sicherheit des argentinischen Arbeitsministeriums an. Beide Seiten unterzeichneten eine Absichtserklärung. Dies gaben vor wenigen Tagen Alexander Wilhelm, der Leiter für Internationale Beziehungen der BA, und sein Berater Sebastian Merle in Buenos Aires bekannt.
Die beiden Funktionäre nahmen an einem Treffen im Argentinischen Rat für internationale Beziehungen (CARI) teil, zu dem die Politikerin Cornelia Schmidt-Liermann (PRO) eingeladen hatte. Bei dem Gespräch waren auch der neue deutsche Gesandte Peter Neven sowie der zukünftige argentinische Botschafter in Deutschland, Fernando Brun, anwesend.
In der Absichtserklärung formulieren die Vertragspartner das Ziel, einen gegenseitigen Informations- und Erfahrungsaustausch einzurichten. Die Beziehungen zwischen den genannten Institutionen sollen dergestalt ausgebaut werden, damit „im Sinne des voneinander Lernens die Leistungsfähigkeit der öffentlichen Arbeitsverwaltungen“ gestärkt werde.
Bei der Gesprächsrunde im CARI informierten Wilhelm und Merle über die Grundzüge der deutschen Arbeitsverwaltung: Dass es – zeitlich begrenzte - Versicherungsleistungen für arbeitslos gewordene Menschen gibt, die zuvor Beiträge gezahlt haben, sowie eine aus Steuermitteln finanzierte Grundsicherung für längerfristig Arbeitslose. Letzteres wurde im allgemeinen Sprachgebrauch als „Hartz IV“ bezeichnet und soll demnächst durch das neue „Bürgergeld“ ersetzt werden.
Die Arbeitsagentur kümmert sich unter anderem um die Vermittlung von Ausbildungs- und Arbeitsstellen und die Förderung der Beschäftigungs- und Erwerbsfähigkeit.
Wie Sebastian Merle darlegte, gibt es in Deutschland derzeit 2,5 Millionen Arbeitslose, denen 1,7 Millionen offene Stellen gegenüber stehen. Letztere erforderten jedoch oftmals einen hohen Grad an Qualifizierung.
Der aus Argentinien stammende Berater attestierte dem deutschen Arbeitsmarkt eine „Titulitis“ - das heißt, dass auf formale Voraussetzungen wie Titel und Zertifikate sehr großer Wert gelegt werde. Dies bringe jedoch die Schwierigkeit mit sich, Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren, die im Ausland nach anderen Standards ausgebildet wurden. Dabei bestehe in Deutschland gerade eine große Nachfrage an qualifizierten Arbeitskräften, so Merle.
Arbeitskräfte aus Argentinien haben auf dem deutschen Arbeitsmarkt zudem noch ein zusätzliches Problem: Zwischen Deutschland und Argentinien gibt es trotz jahrelanger Verhandlungen immer noch kein Sozialversicherungsabkommen.
Den Argentiniern gab Merle zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit im eigenen Land den Rat, mehr denn je auf gute Berufsausbildung zu setzen. Ein wichtiger Schritt nach vorne sei auch eine bessere Erfassung der tatsächlichen Arbeitslosigkeit, um den informellen Sektor des Arbeitsmarkts zu reduzieren. Grundsätzlich gelte, dass es besser sei, Arbeit zu finanzieren als Arbeitslosigkeit.
Komentáre