Forscher finden Shackletons Expeditionsschiff im Weddellmeer
London (dpa) - Der Name der „Endurance“, der auf Deutsch „Ausdauer“ bedeutet, hätte nicht besser gewählt sein können: Mehr als 100 Jahre nach dem Schiffbruch des britischen Expeditionsschiffs „Endurance“ haben Forscher im antarktischen Weddellmeer dessen hölzernes Wrack gefunden. „Mit der Entdeckung der ‚Endurance‘ haben wir Polargeschichte geschrieben“, sagte John Shears, der Leiter der vom britischen Falklands Maritime Heritage Trust angeführten Expedition, am Mittwoch einer Mitteilung zufolge.
Die „Endurance“, deren Name sogar noch auf dem hölzernen Wrack zu lesen ist, wurde vor einigen Tagen in 3008 Meter Tiefe in einem Gebiet gesichtet, das die Experten zuvor eingegrenzt hatten. Das Expeditionsschiff des einstigen britischen Polarforschers Ernest Shackleton, der 1922 und damit vor 100 Jahren starb, war während des Ersten Weltkriegs 1915 verunglückt und gesunken, nachdem massives Packeis seine Mission scheitern ließ. Nachdem Shackleton und seine Crew erst rund zehn Monate im Eis feststeckten, verließen sie das Schiff unter anderem mithilfe von Rettungsbooten.
Das aktuelle Expeditionsteam, das seine Suche auf einem südafrikanischen Forschungsschiff am 5. Februar von Kapstadt aus begann, hatte mehr Glück: Etwa vier Meilen südlich von dem Ort, den der einstige Kapitän der „Endurance“, Frank Worsley, zuletzt angab, wurde man fündig.
„Das ist mit Abstand das feinste Schiffswrack, das ich je gesehen habe“, sagte der Forschungsdirektor der Expedition, Mensun Bound, über den Fund. „Es steht aufrecht, sehr stolz auf dem Meeresboden und ist intakt und in brillantem Zustand.“
Zu dem wissenschaftlichen Team der „Endurance22“-Expedition an Bord des Schiffes S.A. Agulhas II gehört auch die deutsche Meeresphysikerin Stefanie Arndt vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven. Sie hat an Modellierungen mitgearbeitet, um die richtige Position des Forschungsschiffs zu berechnen. „Dies war deswegen relevant, da der Suchbereich quasi ganzjährig mit Meereis bedeckt ist“, schrieb die Forscherin noch vom offenen Ozean aus der Deutschen Presse-Agentur. Um den Ozeanboden so effizient wie möglich abscannen zu können, seien zuvor Satellitenbilder und Drittvorhersagen analysiert worden.
Die Spannung sei bis zum Ende groß gewesen, berichtete Arndt per E-Mail. Der Aufbruch während der Pandemie, schwierige Eisbedingungen und viele Fragezeichen hätten den Erfolg an viele Randbedingungen geknüpft. „Wir können daraus vor allem lernen, was alles möglich ist, wenn ein internationales und interdisziplinäres Team zusammenkommt und an einer solchen Mammutaufgabe arbeitet“, meint die Wissenschaftlerin - das sollte ihrer Meinung nach Vorbild für andere wissenschaftliche, gesellschaftliche oder politische Herausforderungen sein.
Geborgen werden soll die „Endurance“ nicht, das Wrack ist im Antarktis-Vertrag als historische Stätte geschützt. Die Forscher wollen ihren spektakulären Fund mit Foto- und Videoaufnahmen dokumentieren, ohne das Wrack zu beschädigen, und heutigen und kommenden Generationen von seiner Geschichte berichten.
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