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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Worte zum Wochenende: Seltsame Geschichten

Ich muss die werten Leserinnen und Leser warnen: dieser Artikel hat überhaupt keinen tieferen Sinn. Ich möchte nur einmal öffentlich mein nie enden wollendes Staunen darüber ausdrücken, was Menschen sich alles ausdenken. Manchmal fasst man sich an den Kopf - oder schüttelt ihn - und denkt: seltsam! Zuerst hatte ich an „absurd“ als Überschrift gedacht, also „der Vernunft widersprechend“, abwegig, grotesk, verrückt. Ich bin bei „seltsam“ geblieben, das scheint mir offener und meint „vom Üblichen abweichend“, aber auch - ohne Wertung - auffallend oder außergewöhnlich. Es gibt ja seltsame Geschichten, die nicht unbedingt verrückt sind, sondern eben außergewöhnlich. Die geneigten Leser mögen selber entscheiden, ob sie verrückt oder einfach erstaunlich sind. Ein paar Beispiele: Dieser Tage hat der nordkoreanische Despot Hunde in seinem Reich verboten. Seine Begründung war: Der Besitz eines Haustieres ist ein Zeichen dekadenter Moral der kapitalistischen Gesellschaften. Auch dieser Tage hat unsere Regierung es nicht erlaubt, dass ein Flugzeug den argentinischen Hoheitsraum überfliege. Dieses Flugzeug war aus humanitären Gründen von den Malvinas nach Montevideo unterwegs, wo ein paar Kranke ärztliche Betreuung erhofften. Es ist bekannt, dass manche leckeren Dinge eher einem Zufall oder einem kulinarischen Unfall zu verdanken sind: Unser „Dulce de Leche“, die „Sopa Paraguaya“, die Laugenbrezel oder der Rum aus Jamaika. Und auch die Entdeckung des Kaffees. Vor langer Zeit beobachtete ein Ziegenhirte in Äthiopien, wie seine Herde während der ganzen Nacht übermütig herumsprang und keineswegs an Schlaf dachte. Am nächsten Tag sah er, wie sie die Blätter eines Strauches fraßen und daraufhin total überdreht waren. Er kochte und trank einen Tee aus diesen Blättern - und konnte auch nicht einschlafen. Eines Tages tat er die Früchte zum Trocknen in eine Pfanne über dem Feuer. Aus den dunkelbraun gewordenen Früchten kochte er einen Sud und das unentbehrliche Getränk des Morgens war geboren. Persönlich sage ich dem unbekannten Ziegenhirten aus Äthiopien herzlichen Dank. 1928 wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, um festzustellen, wer Charlie Chaplin am besten nachahmen kann, sozusagen ein Doppelgänger-Wettbewerb. Chaplin selbst hatte sich auch gemeldet und schied in der Vorrunde aus.

Eine seltsame Geschichte ist die der Kastrati, jener Sänger, die vor der Pubertät einer Kastration unterzogen wurden, um den Stimmwechsel zu unterbinden und eine schöne Sopran- oder Alt-Stimme auch noch im Erwachsenenalter zu erhalten. Ab dem 16. Jahrhundert hatten Päpste das Auftreten von Frauen auf römischen Bühnen und in den Vatikanischen Staaten aus Gründen der „Sittlichkeit“ verboten. Zweihundert Jahre später erlaubte Clemens XIV, dass Frauen die Sopran-Partien in den Kirchen singen und auch wieder auf den Bühnen der Vatikanischen Staaten auftreten durften. Aber erst Papst Pius X. verbot am 22. November 1903 die Beschäftigung von Kastraten in Kirchenchören. Sehr seltsam, dass Frauen in Kirchenchören als unsittlich empfunden wurden aber nicht die Kastration junger Männer! Früher wurden Tiere manchmal als getarnte Dämonen gefürchtet, und so manches Tier wurde durch den Strang oder auf dem Scheiterhaufen hingerichtet. Das war ein beliebtes Spektakel wie die Verbrennung von sogenannten Hexen. Am 18. April 1499 wurde in der Nähe von Chartres in Frankreich ein drei Meter langes Schwein hingerichtet nach einem formalen Prozess. Das Tier wurde angeklagt, ein kleines Kind verspeist zu haben. Aber es fehlten Beweise und die Indizien reichten nicht aus. Bis dann der Ankläger die Tatsache ans Licht brachte, dass das nicht beweisbare Verbrechen am Karfreitag geschehen sei. Und damit war es um das Schwein geschehen. Das erinnert mich an den Spruch: „Wir wissen nicht, ob Homer gelebt hat. Aber wir wissen, dass er blind war.“ Komisch, dass wir sagen, wenn wir Glück hatten: „Schwein gehabt.“ Am 18. Oktober 1929 hat in Kanada das Gesetz zum ersten Mal anerkannt, dass Frauen Personen sind. Bis dahin wussten Frauen, dass sie Personen sind, aber nicht so das Gesetz. Es hieß: „Der legale Begriff der Person schließt Frauen nicht ein.“ Es war die Verschwörung von 5 Frauen, die beim Nachmittagstee den Umsturz vorbereiteten. Ich bin ihnen zu Dank verpflichtet.

In New York - ich glaube, es war, als die Vereinigten Staaten in den Ersten Weltkrieg einstiegen - wurde Mr. Brown zu sechs Wochen Gefängnis verurteilt, weil er mehreren jungen Männern mit einem Holzhammer auf den Kopf geschlagen hatte. Das Erstaunliche an dieser Geschichte ist, dass er es nicht getan hat, weil er ein gewalttätiger Mensch war, sondern weil diese jungen Leute ihn um die Beule gebeten hatten. Durch die künstlich erworbenen Zentimeter erreichten sie nämlich die notwendige Höhe, um in die Armee aufgenommen zu werden. Tatsächlich wurde Mr. Brown nicht wegen Körperverletzung verurteilt, sondern wegen Täuschung der Militärbehörden. Sind Menschen nicht seltsame Wesen? Ich höre nicht auf, darüber zu staunen. Und trotzdem sind sie von Gott unendlich geliebt. Und das ist überhaupt die erstaunlichste Geschichte.

Pastorin Karin Krug

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