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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Wort zum Wochenende: Brot

Von Pastorin Karin Krug

Wem läuft nicht das Wasser im Mund zusammen, wenn er an ein frischgebackenes Brot denkt, mit Butter und Honig oder einer Scheibe Käse oder Wurst! Brot ist für viele Völker Grundnahrungsmittel Nummer eins. Es ist faszinierend, einmal der Geschichte des Brotes nachzugehen. Wie mögen Menschen darauf gekommen sein, Körner zu verarbeiten? Anfangs wird man wohl weit in der Landschaft herumgewandert sein, um Körner einzusammeln. Nachdem unsere Ahnen die Körner einfach nur roh kauten, kam man irgendwann - vielleicht weil die Zähne sehr früh kaputt gingen - auf die Idee das Getreide zu zerstampfen und mit Wasser zu einem Brei anzurühren. Bis zu dem Tag, als vielleicht jemand seinen Brei auf einem heißen Stein vergoss - und schwups - sich dieser Brei zu einer Art Fladenbrot verwandelte.

Ein Durchbruch war es bestimmt, als der Mensch beschloss, das Getreide näher an seine Wohnstätten heranzuholen und es gezielt anzupflanzen. Und die Landwirtschaft begann. Das liegt etwa 13.000 Jahre zurück. Zwei Erfindungen haben das Brotbacken entscheidend verändert: Die eine war der Bau von Backöfen, denn auf den Steinen lassen sich nur flache und harte Brote backen. Die zweite wichtige Entdeckung war die Wirkung von Hefen. Wie mag das wohl gewesen sein? Vielleicht eher zufällig. Hefe kannte man schon seit Urzeiten zur Herstellung von Bier. Vielleicht ist da ein Hefepilz vom Bier in den Teig gehüpft und der wurde locker und fluffig... Das erste Brot, das dem von heute gleicht, backten die alten Ägypter am Nil. Deren Spitzname war „Brotesser“. Sie kannten schon mehr als 30 Brotsorten. Vollkorn galt lange Zeit als das Nahrungsmittel für Arme, da das reichhaltige Brot länger satt hielt. Die obere Schicht bevorzugte Weißbrot, das sie als besonders wertvoll empfanden. Heute sind Vollkornbrote teurer als Weißbrot; warum, habe ich nie verstanden.

Die Bezeichnung „Brot“ steht nicht alleine für das Lebensmittel Nummer 1, sondern auch als Synonym für Nahrung, Speise, Beschäftigung oder Unterhalt. Es hat eine große symbolische bzw. spirituelle Bedeutung. Es verkörpert die Güte der Schöpfung und des Schöpfers. Und die gilt allen Menschen. Brot soll nicht ein Privileg einiger Menschen, sondern allen zugänglich sein.

Eine Geschichte aus den Evangelien erzählt, dass Jesus in der Wüste von Satan versucht wird: „Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl, dass aus diesen Steinen Brot wird.“

Brot, Gesundheit, Wohlbefinden, ein unbeschwertes Leben, aus Steinen Brot machen... Für den Sohn Gottes ein Leichtes. Sollte es nicht eine Priorität des Heilands sein, allen Brot zu geben und den Hunger zu beenden? Wenn er weiß, wie weh Hunger tut, wie kann er sich weigern? Was ist falsch an Satans Vorschlag? Da schau her, wie solidarisch Satan ist, der sich um den Welthunger sorgt! Ich hätte Satan geantwortet: „Der Hunger in der Welt ist genau dein Werk, nicht der Wille Gottes. An Nahrungsmitteln mangelt es nicht, aber sie sind schlecht verteilt. Das ist Sünde.“

Jesus antwortet: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.“ Er spielt das Thema „Brot“ nicht herunter. Wie könnte er, da er selbst von sich sagt, dass er das Brot des Lebens ist. In dem Gebet, das er uns als Zusammenfassung aller Gebete lehrte, steht die Bitte: „Unser tägliches Brot gib uns heute.“

Jesus antwortet Satan nicht, dass Brot nebensächlich und das Wort Gottes allein wichtig sei. Er lehnt die teuflische Versuchung ab, Menschen mit ihren Grundbedürfnissen zu manipulieren oder sie mit materiellen Geschenken zu bestechen. Er erkannte, dass Satan nicht beabsichtigt, den Hunger ein für alle Mal zu beenden, sondern die Menschen vielmehr in den Teufelskreis der Abhängigkeit zu bringen. Denn wer mit Hunger „fertig wird“, kann tun und lassen, was er will. Das haben schon die alten Römer erkannt, die mit Brot und Spielen (panem et circenses) das Volk ruhig hielten.

Satan ist nicht daran interessiert, Menschen zufrieden und glücklich zu sehen. Es interessiert ihn die Verwaltung von Armut und Hunger, damit Menschen sich anderen so verpflichten wissen, dass sie sich weder an Gott erinnern, noch dem Nächsten dienen können.

Der Hunger IST ein Skandal. Und da denke ich an das andere Wort des Meisters aus Nazareth, der seinen Jüngern auferlegte: „Gebt ihr ihnen zu essen.“

Durch die Jahrhunderte hallt dieses Wort. Es ist wie ein Stein im Schuh, wie ein Stachel im Hemd. Aber: „Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht und das Wort, das wir sprechen, als Lied erklingt, dann hat Gott unter uns schon sein Haus gebaut, dann wohnt er schon in unserer Welt. Ja, dann schauen wir heut' schon sein Angesicht in der Liebe die alles umfängt.“

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