Argentinische Wirtschaft
Der offizielle Dollarkurs schloss am Mittwoch zu $ 73,51, gegen $ 72,88 eine Woche zuvor. Der Kurs für Grossistengeschäfte lag bei $ 70,10, gegen $ 69,68 in der Vorwoche, der Schwarzkurs lag bei $ 128, gegen $ 124 in der Vorwoche, Der Umsatz auf dem Devisenmarkt war gering, und die ZB kaufte weiter Dollar, um den offiziellen Kurs leicht anzuheben, um zu verhindern, dass der Kurs zunehmend hinter der internen Inflation zurückbleibt. Die ZB-Reserven lagen bei u$s 43,21 Mrd., gegen u$s 43,17 Mrd. in der Vorwoche.
***
Der Merval-Aktienindex der Börse von Buenos Aires verzeichnet in einer Woche zum Mittwoch einen Rückgang von 0,09%, und liegt um 2,97% unter Ende 2019.
***
Die argentinischen Staatstitel in Dollar, die in New York gehandelt werden, weisen in einer Woche zum Mittwoch fast alle eine Hausse auf. Die Entwicklung war im Einzelnen wie folgt: Argentina 2022: -0,17%; Argentina 2021: +0,45%; Argentina 2026: +2,58%; Argentina 2046: +3,51%; Bonar 2024: +3,37%.
***
Gold wurde in Buenos Aires (Banco Ciudad) bei 24 Karat am Mittwoch zu $ 3.822,74 pro Gramm gehandelt, und bei 18 Karat zu $ 2.875,92. Der lokale Goldmarkt spiegelt auch die Hausse auf dem Weltmarkt, wo der Preis mit u$s 1.776,21 pro Unze Feingold schloss, knapp unter dem Niveau von Dienstag, dem höchsten Preis seit 2012.
***
Der Internationale Währungsfonds rechnet für Argentinien für dieses Jahr mit einer Abnahme des Bruttoinlandsproduktes von 9,9%, und einer Erholung von 3,9% im Jahr 2021. Für ganz Lateinamerika und die Karibik sieht der Fonds dieses Jahr eine BIP-Abnahme von durchschnittlich 9,4% vor, und für 2021 eine Zunahme von 3,6%, wobei für Brasilien dieses Jahr mit einer Abnahme von 9,4% gerechnet wird, und einer Erholung von 3,6% im Jahr 2021.
***
Der Index der Industrieproduktion, den das Wirtschaftsinstitut FIEL berechnet, lag im Mai 2020 um 19,9% unter dem gleichen Vorjahresmonat, aber 18,9% über April 2020. Bei Saisonbereinigung ergibt sich jedoch eine Abnahme von 3,7% gegenüber dem Vormonat. Die ersten 5 Monate 2020 lagen somit um 10,6% unter dem Vorjahr.
***
Die Supermärkte erreichten im April einen Umsatz von $ 75,03 Mrd., 51,1% über dem gleichen Vorjahresmonat, was real eine Zunahme von 0,2% darstellt. Die Grossistensupermärkte verzeichnen im April einen Umsatz von $ 12,18 Mrd., 50,2% über dem Vorjahr. Hingegen lag der Umsatz bei den Shopping-Centers mit $ 274,6 Mio., um 97,6% unter dem Vorjahr. Es sind alles Zahlen des INDEC. Supermärkte und Grosstenmärkte blieben während der Quarentäne offen und profitierten davon, dass viele Einzelhandelsgeschäfte geschlossen waren, die mit ihnen bei bestimmten Produkten konkurrieren. Die Shopping-Centers wurden hingegen voll von der Schließung erfasst.
***
Richter Fabian Lorenzini, der für das gerichtliche Vergleichsverfahren von Vicentin zuständig ist, hat bestätigt, dass die Leitung des Konzerns in Händen des bestehenden Direktoriums verbleibt. Nachdem er zunächst die Ernennung eines Interventors durch die Bundesregierung abgelehnt hat, und diesem nur die Rolle eines Aufsehers gegeben hat, hat er jetzt einen Antrag von Gouverneur Omar Perotti abgelehnt, der die Leitung des Unternehmens auf drei Interventoren übertragen wollte, einen der Bundesregierung und zwei der Provinzregierung. Der Richter hält sich strikt an die bestehende Rechtsordnung.
***
Die Frist, um Kredite zu Nullzins zu beantragen, wurde um einen Monat bis Ende Juli verlängert. Bis Ende Juni wurden $ 47 Mrd. an 385.956 Kreditnehmer vergeben.
***
Das Wirtschaftsministerium hat am Donnerstag der Vorwoche Staatsbonds für $ 135 Mrd. untergebracht, was ihm erlaubt hat, den Betrag von $ 130 Mrd. zu decken, der auf den Bopomo-Bond (TJ20) entfällt, der diese Woche verfiel, von dem die Hälfte sich in Händen des Pimco-Fonds befand. Bei den Discont-Bonds, die am 31.7.20, bzw.11.9.20 verfallen, ergaben sich Zinsen von 29% und 30,25%. Zwei weitere Titel wurden zu Badlar-Satz (Zinsen, die Privatbanken auf Fristdepositen von über $ 1 Mio. zahlen) untergebracht. Und dann kommt noch ein Boncer-Bond hinzu, der mit dem CER-Index berichtigt wird. In der Vorwoche hat Wirtschaftsminister Guzmán eine Ausschreibung angekündigt, die sich auf Staatstitel in Dollar für u$s 1,5 Mrd. bezieht, bei denen die argentinische Gerichtsbarkeit gilt. Die Ausschreibung findet in drei Teilen statt, am 7.8.20, am 25.9.20 und am 27.11.20. Die lokale Staatsschuld wird weiter sehr sorgfältig verwaltet. Was diese Titel interessant macht, ist die Tatsache, dass sie in Dollar gezeichnet werden können, die zum offiziellen Kurs in Pesos umgewandelt werden.
***
Der Dachverband der Industrie, die Union Industrial Argentina, hat eine Umfrage unter Industrieunternehmen durchgeführt, die ergeben hat, dass 21% stillgelegt wurden, 17% normal arbeitet, und 43% unter 50% ihrer Kapazität tätig ist. 33% der Unternehmen haben einen Umsatzrückgang von über 60%, und 29% einen von 29% bis 60%. 41% schulden Steuern, 29% schulden Kreditamortisationen und/oder Zinsen, 27% haben anormal hohe Schulden mit ihren Lieferanten und 18% schulden Tarife von öffentlichen Diensten. Die Schwierigkeiten der Zahlung von Löhnen und Gehältern wurden von 63% der Unternehmen durch die staatliche ATP-Subvention überwunden, und bei anderen Unternehmen durch zeitlich befristete Entlassungen und Lohnverringerungen. Es verblieben nur 3% der Unternehmen, die die Löhne nicht zahlen konnten. Etwa die Hälfte der Unternehmen hat Schwierigkeiten, um den halben Zusatzlohn (medio aguinaldo) zu zahlen. 52% der Unternehmen hatte Zugang zu den neuen Förderungskrediten. Doch es bestehen weiterhin Probleme bei Kreditanträgen bei Banken. 24% der Unternehmen konnten 30% der Schecks, die sie erhielten, nicht deponieren. 54% haben Schwierigkeiten beim Bezug von Rohstoffen und Produkten für die Weiterverarbeitung, 28% weisen auf Probleme bei Importen von Rohstoffen und Teilen für ihre Produktion hin, und 39% haben Schwierigkeiten, um das Personal zur Fabrik zu bringen.
***
Die ZB hat verfügt, dass die Banken für Geschäfte, die ihre Kunden über Bankautomaten durchführen, keine Provisionen fordern dürfen. Außerdem dürfen die Banken für nicht termingemäß gezahlte Kredite bis zum 30.9.20 keine Strafzinsen verhängen. Schließlich hat die ZB bestimmt, dass geschuldete Amortisationsquoten bei Krediten ab Ende des Kredittermins kassiert werden, bei normaler Verzinsung dieser Beträge.
***
Die Aufhebung der Schließung von Girokonten bei Banken (wegen ungedeckter Schecks) wurde bis Ende Jahr verlängert. Ebenfalls wurde die Forderung, dass Unternehmen den Banken einen Ausweis vorlegen müssen, dass sie keine Beiträge zum Pensionierungssystem schulden, bis Ende 2020 aufgehoben. Dies wurde vorher bei Kreditanträgen gefordert, die somit in diesem Jahr diese Bedingung nicht erfüllen müssen.
***
Kabinettschef Santiago Cafiero hat bei seiner Rede vor dem Senat vom Donnerstag der Vorwoche neue Einzelheiten bei der Anwendung des ATP-Programms (“Asistencia al Trabajo y la Producción”) bekanntgegeben. Die Subvention von 50% des Lohnes soll im Juni nur an Unternehmen gezahlt werden, die keine Tätigkeit aufweisen oder stark durch die Pandemie betroffen sind. In seiner neuen Fassung umfasst das Programm jetzt nur Tourismusunternehmen, Bars und Restaurants, Theater, Kinos u.dgl. Außer diesen “kritischen” Bereichen werde die Subvention nur an Unternehmen mit einer Belegschaft von bis zu 800 Personen, gewährt, aber mit regional differenzierten Beträgen. Die Subvention wird nur an Unternehmen gezahlt, deren Umsatz im Juni interannuell nominell nur um 5% gestiegen ist, was eine reale Abnahme von über 25% beinhaltet.
***
Wie bekannt wurde, arbeitet die Regierung an einem neuen Moratorium für Steuerschulden und auch Schulden von sozialen Beiträgen. Dieses Moratorium soll, zum Unterschied von den noch geltenden, für alle Unternehmen und physische Personen gelten, und Schulden bis zum 30. Mai 2020 umfassen. Die Eintragungen sind für Juli und August vorgesehen, und die Zahlungen erfolgen erst ab November. Beim Moratorium, das noch gilt und Schulden bis zum 30.11.19 umfasst, war ein Zinssatz von 3% für das erste Jahr und ein variabler Satz danach vorgesehen. Für das neue Moratorium ist dies noch unbestimmt.
***
Der Präsident der staatlichen “Aerolíneas Argentinas”, Pablo Ceriani, hat der Belegschaft mitgeteilt, dass es trotz der Krise, die durch den massiven Ausfall von Flügen eingetreten ist, keine Entlassungen und keine Gehaltsverringerungen geben werde. Dieses Jahr benötige AA u$s 900 Mio. vom Schatzamt, um den Verlust zu decken. 2019 hatte AA mit einem Verlust von u$s 570 Mio. geschlossen. Latam verlor im gleichen Jahr u$s 133 Mio.
***
Die Regierung hat Ende der Vorwoche verfügt, dass die Tarife für elektrischen Strom und Gas bis Ende Jahr unverändert bleiben. Ebenfalls verbleibt die Bestimmung, dass der Dienst bei Versorgung von Strom, Gas, Wasser, Telefonie, Internet und Kabelfernsehen, bei Verbrauchern, die den sozialen Tarif zahlen, erst nach sechs Monaten unterbrochen werden darf, in denen nicht gezahlt wurde. Bisher waren es drei Monate. Die Tarife für Strom, Gas und Wasser wurden schon unter der Macri-Regierung eingefroren. Das hat zu zunehmenden Subventionen geführt, aber außerdem die Unternehmen, die die Dienste leisten, gezwungen, Investitionen und auch Instandhaltungsausgaben auf ein Minimum zu verringern.
***
In den letzten Wochen haben Angriffe verschiedener Art auf landwirtschaftliche Betriebe in hohem Umfang eingesetzt, was darauf schließen lässt, dass es sich nicht um vereinzelte Taten von Verbrechern handelt, die ohnehin kein Interesse an einer reinen Zerstörung haben, die ihnen nichts bringt, sondern um eine bewusste Strategie des Kirchnerismus, um die Landwirte wegen ihrer Haltung gegen die Enteignung von Vicentin zu bestrafen und sie einzuschüchtern. Es wurden ganze Weizen- und Sojafelder in Brand gesetzt, Kunststoffschläuche, in denen Getreide und Ölsaat gelagert wird (“silobolsas”), wurden in großen Mengen aufgeschnitten, es wurde auch Getreide und Ölsaat sowie Rinder gestohlen. Schließlich wurden auch Landwirte ermordet. Die Regierung hat bisher dazu nicht Stellung bezogen, obwohl die landwirtschaftlichen Verbände dies angezeigt haben. Der Kirchnerismus hat die Rebellion der Landwirte im Jahr 2008, anlässlich des Beschlusses 125 des Wirtschaftsministeriums, der einen beweglichen Exportzoll für Sojabohne festsetzte, immer noch nicht überwunden. Gewalt gehört zum Wesen dieser politischen Gruppierung.
***
Die Schuld von Vicentin gegenüber der Banco Nación von $ 18 Mrd. wird von der Regierung als Beweis dargestellt, dass die Macri-Regierung die Firma begünstigt hat. Doch bei näherer Analyse sieht der Fall anders aus. Einmal genießt dieser Kredit beim Konkurs ein sogenanntes “Privileg”, was bedeutet, dass er vor anderen Forderungen gezahlt werden muss. Dann macht der Kredit nur 7% des Umsatzes von Vicentin aus. Ferner sei bemerkt, dass der Kreditbetrag sich ab 2002 (in Dollar berechnet) verzehnfacht hat, aber der Umsatz ist in dieser Periode von u$s 567 Mio. auf u$s 4.225 Mio. gestiegen. 2002 machte der Kredit der Banco Nación 13% der gesamten Schulden der Firma aus, 2019 20,69%.
***
Die Industrieproduktion lag im April um 30,6% unter dem gleichen Vorjahresmonat, und 17,1% unter März 2020, ein Minimum in 17 Jahren, ergibt der Index der Industrieproduktion, den das Studienzentrum des Verbandes “Unión Industrial Argentina” berechnet. Die Kfz-Fabrikation lag im April vollständig still, was einen interannuellen Rückgang von 100% zum Ausdruck bringt. Die Abnahme betrug bei Zement, Kalk u.a. nicht metallischen Erzen 67%, bei Textilien 57,8%, bei Grundmetallen (Stahl und Aluminium) 65,4%, bei Erdölraffinerien 40%, und bei Metallmechanik 38,7%. Nur Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke verzeichnen eine interannuelle Zunahme, von 0,9%, was vor allem auf die erhöhte Produktion von Rindfleisch und Milch zurückzuführen ist. Doch bei Zucker, Schokolade und vielen anderen Nahrungsmitteln gab es Abnahmen.
***
Im 1. Quartal 2020 war 10,4% der aktiven Bevölkerung arbeitslos, gegen 10,1% im gleichen Vorjahresquartal und 8,9% in 4. Quartal 2019, berichtet das INDEC. Die aktive Bevölkerung umfasst diejenigen, die eine bezahlte Arbeit verrichten, plus diejenigen, die sich um eine Arbeit bemühen, und macht 47,3% der Gesamtbevölkerung (45 Mio.) aus, gegen 47% im gleichen Vorjahresquartal und 47,1% in 4. Quartal 2019. Die effektiv beschäftigte Bevölkerung macht 42,2% der Gesamtbevölkerung aus, gegen 42,3% im Vorjahr und 43% im 4. Quartal 2019. Es gab im 1. Quartal 2020 somit 2,1 Mio. Arbeitslose, 17,2 Mio. Beschäftigte, von denen 12,6 Mio. im Abhängigkeitsverhältnis arbeiten. Von diesen sind 4,6 Mio. Schwarzarbeiter. Die Arbeitslosigkeit ist jedoch regional unterschiedlich, und erreicht 12,3% in den Bezirken der Umgebung der Bundeshauptstadt. Ebenfalls ist sie bei Jugendlichen viel höher: 22,3% bei Männern unter 29 Jahren und 26,4% bei Frauen.
***
Das Bruttoinlandsprodukt lag im 1. Quartal 2020 um 5,4% unter dem gleichen Vorjahresquartal und um 4,8% unter dem 4. Quartal 2019 berichtet das INDEC. Das 1. Quartal dieses Jahres war nur während 10 Tagen von der Quarantäne betroffen, so dass die Rezession zum Ausdruck kommt, die vorher schon bestand. Im 1. Quartal 2020 ist die Investition interannuell um 18,2% zurückgegangen, der Import um 16%, der Export um 4,4%, der private Konsum um 6,6% und der öffentliche Verbrauch um 0,2%. Aufgeteilt nach wirtschaftlichen Bereichen ergeben sich folgende Veränderungen: Fischerei: -30,4%; Bauwirtschaft; -20,8%; Hotels und Restaurants: -10,4%; Industrie: -6,5%; Landwirtschaft:-6,2%, Erziehung: +1,2%; Strom, Gas und Wasser: +3,8%; Bergbau: +0,3%; Staatsverwaltung: +0,2%. Von den letzten 8 Quartalen weisen 7 einen Rückgang auf. Ausnahme war das 2. Quartal 2019 mit einer Nullveränderung gegenüber dem Vorjahr.
***
Deutsche Wirtschaft
Die Bundesbank rechnet mit einem drastischen Einbruch der deutschen Wirtschaftsleistung im 2. Quartal. Das Anfang Juni vorgelegte Konjunkturpaket sollte der konjunkturellen Erholung einen zusätzlichen Schub geben, doch im 2. Quartal dürfte es noch kaum Wirkung entfalten. Insgesamt könnte die Wirtschaftsleistung im Durchschnitt des laufenden Vierteljahres um fast 10% um zurückgehen. In den ersten drei Monaten 2020 war das BIP nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes zum Vorquartal um 2,2% geschrumpft. (dpa)
***
Das Leben in Deutschland bleibt teurer als im EU-Schnitt. Das Preisniveau der privaten Konsumausgaben lag 2019 um 6,8% über dem Mittel der - ohne Großbritannien berechnet - 27 Mitgliedstaaten der EU. Mit Abstand teuerstes Land für Verbraucher innerhalb der EU ist seit Jahren Dänemark: Dort lag das Preisniveau im vergangenen Jahr um 41,3% über dem EU-Durchschnitt. Mit einigem Abstand folgen Irland (33,7% über dem Schnitt), Luxemburg (31,1%), Finnland (26,7%) und Schweden (20,6%). Am günstigsten innerhalb der EU war es erneut in Bulgarien mit 47,2% unter dem Durchschnitt: Auch in Rumänien lag das Preisniveau um 45,1% unter dem EU-Schnitt. Allerdings ist auch der Wohlstand innerhalb Europas extrem ungleich verteilt. (dpa)
***
Deutschland strebt nach dem Ausstieg der USA aus Gesprächen über eine Digitalsteuer weiterhin eine globale Lösung an. "Nach wie vor haben die steuerlichen Herausforderungen der Digitalisierung internationale Ursachen und können daher am besten auf internationaler Ebene gelöst werden", sagte ein Sprecher des Finanzministeriums am Freitag. Zugleich gelte aber weiterhin, dass man in Europa handeln werde, wenn der Durchbruch auf OECD-Ebene nicht gelinge. Die Digitalsteuern sollen vor allem große US-Technologie-Konzerne wie Amazon oder Google ins Visier nehmen, die mit ihrem Geschäftsmodell nach Ansicht von Kritikern zu wenig Steuern in einzelnen Märkten bezahlen. Die USA waren am Donnerstag zumindest vorläufig aus den Verhandlungen auf OECD-Ebene ausgestiegen. Sie fordern, dass die internationale Besteuerung insgesamt neu geordnet wird - und drohten mit Vergeltung bei einseitigen Maßnahmen. (dpa)
***
Die Deutsche Bank zahlt in den USA wegen angeblicher Marktmanipulationen und anderer Regelverstöße rund u$s 10 Mio. an Bußgeldern. Dem Geldhaus war vorgeworfen worden, Berichtspflichten bei bestimmten Börsengeschäften nicht eingehalten zu haben. Zudem wurde das Institut wegen verbotener Praktiken zweier Händler bestraft, die versucht haben sollen, Scheingebote an einer Terminbörse zu platzieren. Diese illegale Manipulationstechnik wird im Fachjargon "Spoofing" genannt. (dpa)
***
Nach dem Absturz der deutschen Wirtschaft im Corona-Jahr 2020 sehen die "Wirtschaftsweisen" gute Chancen für einen Aufschwung im nächsten Jahr. "Die Corona-Pandemie wird voraussichtlich den stärksten Einbruch der deutschen Wirtschaft seit Bestehen der Bundesrepublik verursachen. Wir erwarten, dass jedoch ab dem Sommer eine Erholung einsetzt", erklärte der Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Lars P. Feld, am Dienstag. Die Prognose für das laufende Jahr schraubten die Experten, die die Bundesregierung beraten, nach einer Reihe historisch schlechter Konjunkturwerte deutlich nach unten. Der Sachverständigenrat geht nun davon aus, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2020 um 6,5% schrumpfen wird. Damit reihte sich das Gremium ein in eine Reihe düsterer Vorhersagen. In der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 war das deutsche BIP um 5,7% zurückgegangen. (dpa)
***
Die Lufthansa-Beteiligung SunExpress schließt ihren deutschen Flugbetrieb mit rund 1200 Mitarbeitern. Die verbleibenden Flüge sollen von der türkischen Schwestergesellschaft, Eurowings und anderen Airlines abgewickelt werden. Kunden würden automatisch umgebucht. SunExpress ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Lufthansa mit Turkish Airlines mit zwei getrennten Flugbetrieben. Die in Frankfurt beheimatete SunExpress Deutschland ist mit 20 Flugzeugen eine Gesellschaft der türkischen SunExpress, die insgesamt 69 Flieger betreibt. (dpa)
***
Die Nachfrage nach Batterien etwa für Elektro-Autos steigt weiter kräftig. Der deutsche Batteriemarkt wuchs 2019 um 17% auf E 4,2 Mrd., teilte der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) mit. Lithium-Ionen-Batterien hatten mit E 1,6 Mrd. und einem Plus von 21% den größten Anteil daran. Der Markt für sonstige Batteriesysteme, darunter Zink-Luft-Batterien, Lithium-Knopfzellen und Nickel-Cadmium-Batterien, legte gar um 40% auf E 1,7 Mrd. zu. Lithium-Ionen-Batterien sind die Schlüsseltechnologie für E-Autos und werden auch in Mobiltelefonen, Hörgeräten oder Elektrowerkzeugen eingesetzt. Zwischen 2013 und 2019 hat sich das Marktvolumen bei Lithium-Ionen-Batterien mehr als verachtfacht. Bei den Batteriezellen ist die deutsche Industrie allerdings von asiatischen Herstellern abhängig. Nach dem Import werden sie in Deutschland lediglich zu fertigen Batterien konfektioniert. Da Batteriezellen von strategischem Interesse für die Autoindustrie sind, soll in deutsch-französischer Kooperation ein Batteriezellenwerk in Kaiserslautern entstehen. (dpa)
***
Das Aus für Plastikbesteck, Plastik-Wattestäbchen und Einwegbecher aus Styropor rückt näher. Die Bundesregierung brachte am Mittwoch die Umsetzung des EU-Verbots auf den Weg. "Viele Einwegprodukte aus Kunststoff sind überflüssig und kein nachhaltiger Umgang mit Ressourcen", teilte Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) mit. Viel zu oft endeten Kunststoffe zudem in der Umwelt oder den Meeren. Das Verbot werde zu besseren und umweltfreundlichen Produkten führen. Ende 2018 war in Brüssel der Beschluss gefallen, ab Sommer 2021 in der EU Einwegprodukte aus Kunststoff, für die es gute Alternativen gibt, zu verbieten. Das betrifft etwa Wattestäbchen, Plastikbesteck und -teller, Strohhalme, Rührstäbchen oder Styroporbecher und -behälter für Essen. (dpa)
***
Kleine und mittelständische Firmen, die trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten in Corona-Zeiten ihre Ausbildungsplätze erhalten oder sogar ausbauen, sollen staatliche Prämien bekommen, hat das Bundeskabinett beschlossen. Die Prämie soll helfen, Ausbildungsplätze in der Krise zu erhalten. Die Kosten werden auf E 500 Mio. geschätzt.(dpa)
***
Weltwirtschaft
Der Windenergie-Experte Siemens Gamesa hat einen Großauftrag unter Vorbehalt vom Energiekonzern Innogy erhalten. Insgesamt soll das an der spanischen Börse notierte Unternehmen, das mehrheitlich Siemens gehört, 100 Offshore-Turbinen für einen britischen Windpark liefern. Auch die Wartung ist Teil der Vereinbarung. Genaue Zahlen zum Auftragsvolumen wurden nicht bekannt. Laut einer Innogy-Sprecherin ist der Vertrag mit Siemens allerdings der größte in dem Projekt mit einem Gesamtvolumen von 3 Mrd. Pfund (rund E 3,3 Mrd.). Die eingesetzten 14-Megawatt-Turbinen sind das Flaggschiff von Siemens Gamesa. Der Bau des Windparks namens Sofia in der Nordsee soll 2024 beginnen. Nach der Fertigstellung soll er genügend Strom liefern, um mehr als 1,2 Mio. Haushalte zu versorgen. Siemens Gamesa gehört zu rund zwei Dritteln Siemens. Die Beteiligung fließt in die in der Abspaltung befindliche Siemens Energy ein, die im Herbst an die Börse gehen soll. (dpa)
***
Die Ratingagentur Moody's hat dem von einem Bilanzskandal erschütterten Zahlungsabwickler Wirecard die Einstufung der Kreditwürdigkeit komplett entzogen. Moody's begründete den Schritt damit, dass die vorliegenden Informationen unzureichend seien, um die bisherigen Einstufungen aufrecht zu erhalten und eine Bewertung der Bonität abzugeben. Am Freitag hatte Moody's die Kreditwürdigkeit von Wirecard bereits auf "Ramsch" herabgestuft. Der Dax-Konzern hatte in der Nacht zu Montag mitgeteilt, dass Bankguthaben auf Treuhandkonten in Höhe von insgesamt E 1,9 Mrd. "mit überwiegender Wahrscheinlichkeit nicht bestehen". Die Gesellschaft war bisher von der Existenz dieser Konten ausgegangen und hatte sie als Aktivposten ausgewiesen. (dpa)
***
Der Überschuss in der Leistungsbilanz der Eurozone ist im April deutlich geschrumpft. Er sei um E 27,4 Mrd. im März auf E 14,4 Mrd. gefallen, teilte die Europäische Zentralbank (EZB) mit. Der Überschuss in der Warenbilanz ging zurück, während er in der Dienstleistungsbilanz etwas stieg. Der Saldo bei den Erwerbs- und Vermögenseinkommen legte etwas zu. Das Defizit bei den laufenden Übertragungen weitete sich hingegen aus. Laufende Übertragungen sind Zahlungen ohne Gegenleistungen, wie beispielsweise die Entwicklungshilfe. (dpa)
***
Die drastischen Maßnahmen der britischen Regierung zur Dämpfung der wirtschaftlichen Corona-Folgen haben die Staatsverschuldung des Landes über dessen Wirtschaftsleistung nach oben schnellen lassen. Im Mai stieg die Verschuldung nach Angaben des Statistikamts ONS vom Freitag im Jahresvergleich um 173,2 Mrd. Pfund, gleich 20,5%, auf 1,95 Bio. Pfund (rund E 2,2 Bio.). Das ist der stärkste prozentuale Zuwachs gegenüber einem Vorjahresmonat seit Beginn der monatlichen Aufzeichnungen im Jahr 1993. Die öffentliche Gesamtverschuldung stieg infolgedessen erstmals seit 1963 über die Schwelle von 100% des Bruttoinlandproduktes. Die Neuverschuldung der öffentlichen Hand betrug im Mai 55,2 Mrd. Pfund, was etwa neunmal so viel war wie die Schuldenaufnahme im Vorjahresmonat. Auch dies ist ein Rekordwert. (dpa)
***
Gold wird in der Corona-Krise unter risikoscheuen Anlegern immer beliebter. Am Dienstag wurde der höchste Stand seit etwa siebeneinhalb Jahren erreicht. In der Spitze kostete eine Feinunze (31,1 Gramm) u$s 1767. Das ist der höchste Stand seit 2012. Das Rekordhoch von u$s 1921 wurde 2011 erreicht. (dpa)
***
Die Welthandelsorganisation (WTO) blickt angesichts der ersten wirtschaftlichen Erholungszeichen wieder etwas optimistischer in die Zukunft. Der noch im April von der WTO als schlimmstes Szenario für möglich gehaltene Absturz des Welthandels um 32% in diesem Jahr sei in diesem Ausmaß nun unwahrscheinlicher geworden, teilte die WTO am Dienstag in Genf mit. Zwar sei der Rückgang immer noch historisch, "aber es gibt einen Silberstreifen: Es hätte viel schlimmer kommen können", sagte WTO-Chef Roberto Azevedo. (dpa)
***
Bayer hat sich im Rechtskonflikt mit US-Klägern wegen angeblicher Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter auf einen milliardenschweren Vergleich geeinigt. Das teilte der Agrarchemie- und Pharmakonzern am Mittwoch in Leverkusen mit. Durch den Kompromiss sollen laut Bayer etwa 75% der aktuellen Verfahren zum Abschluss gebracht werden - mit insgesamt etwa 125.000 eingereichten und nicht eingereichten Klagen. Bayer ist nach eigenen Angaben bereit, bei dem Kompromiss insgesamt E 9,1 bis E 9,8 Mrd. zu zahlen, um fast alle der zahlreichen Glyphosat-Verfahren in den USA aus der Welt zu schaffen und drohenden Rechtsrisiken in der Zukunft vorzubeugen. Darüber hinaus erzielte der Konzern auch Einigungen bei weiteren Klagen, die den umstrittenen Unkrautvernichter Dicamba betreffen. Die Glyphosat-Klagewelle hatte Bayer an der Börse massiv unter Druck und die Konzernführung um Vorstandschef Werner Baumann stark in die Kritik gebracht. Finanziell ist Bayer gerüstet für einen Vergleich. Allein der Verkauf der Tiermedizin soll Bayer u$s 7,6 Mrd. einbringen - den Großteil davon in bar, einen kleineren Teil in Aktien des Käufers Elanco. (dpa)
***
Die USA erwägen neue Strafzölle auf Produkte aus Deutschland, Frankreich, Spanien und Großbritannien. Wie aus einer Mitteilung des US-Handelsbeauftragten vom späten Dienstagabend hervorgeht, könnten unter anderem Bier, Schokolade, Oliven und Gin betroffen sein. Die ausgewählten Waren hätten im Jahr 2018 einen Importwert von u$s 3,1 Mrd. gehabt. Grundlage der neuen Strafzoll-Überlegungen der USA ist ein WTO-Urteil wegen jahrelanger rechtswidriger Subventionen für den Flugzeugbauer Airbus. Es ermöglicht es Washington, Zusatzabgaben von bis zu 100% auf Waren im Wert von u$s 7,5 Mrd. zu erheben. Bereits im vergangenen Oktober waren von den USA deswegen Strafzölle in Höhe von 25% auf zahlreiche Produkte aus Europa erlassen worden. Betroffen sind zum Beispiel Wein aus Deutschland und Frankreich, Parmesan aus Italien und Olivenöl aus Spanien. Auf Flugzeugimporte gibt es eine Sonderabgabe in Höhe von 15%. (dpa)
***
Statistiken
***
Comentarios