Argentinische Wirtschaft
Der offizielle Dollarkurs schloss am Mittwoch zu $ 106,88, gegen $ 106,55 eine Woche zuvor. Der tägliche Abwertungsrhythmus wurde leicht erhöht. Im Laufe des Jahres 2021 betrug die Abwertung 18,93%. Die freien Kurse, sowohl der schwarze, wie der CCL-Kurs, der sich über Kauf und Verkauf von Staatstiteln in Dollar ergibt, lagen um die $ 200, wobei die Kurse von Fall zu Fall unterschiedlich waren und gelegentlich Dollar zu $ 195 gekauft wurden. Die Dollardepositen bei den Banken gingen weiter zurück, weil eine Einfrierung oder etwas ähnliches befürchtet wird. In 5 Tagen zum Mittwoch fand eine Abnahme von $ 534 Mio. statt. Das wirkt sich auch auf die ZB-Reserven aus, da die nicht geliehenen Dollarbeträge bei der ZB deponiert werden. Die Landesrisikorate ging im Dezember um 10,5% zurück und schloss zu 1698 Basispunkten. Der internationale Finanzmarkt reagierte positiv auf die Aufnahme der Verhandlungen mit dem IWF durch eine Mission von Fachbeamten, die sich in Washington befindet.
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Der Merval-Aktienindex der Börse von Buenos Aires verzeichnet in einer Woche zum Mittwoch eine Besserung von 4,79%, so dass er in diesem Jahr um 74,21% zugenommen hat. Die argentinischen Aktien, die in New York gehandelt werden, standen in der Woche zum Mittwoch im Zeichen einer betonten Hausse. TECO stieg um 8,76%, BBVA Argentina um 5,21%, Grupo Financiero Galicia um 2,97%, Loma Negra um 0,33%, Tenaris um 6,52% und Banco Macro um 2,24%.
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Die Staatstitel in Dollar, die in New York gehandelt werden, verzeichnen in einer Woche zum Mittwoch starke Haussen. Die Entwicklung war im Einzelnen wie folgt: Bono 28 LA: +7,30%; Bono 2030 LA: +9,85%, Bono 2035 LA: +7,14%; Bono 2038 LA: +5,52%; Bonar 2024: unverändert.
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Der ehemalige Wirtschaftsminister Domingo Cavallo (1991/96), erklärte in der Vorwoche, dass erlaubt werden müsse, dass der Dollar als Währung in Argentinien eingesetzt werde. Es müsse einen freien Devisenmarkt geben, so dass der Dollar bei Finanzgeschäften (also vorwiegend internen Krediten) eingesetzt werden könne. Cavallo wies darauf hin, dass die Wirtschaft 2002 “entdollarisiert” wurde, wobei es zu einem Default kam, statt zu einer Umschuldung. Zur Zeit der Konvertibilität wurde der Dollar auch als interne Währung zugelassen, es gab Dollardepositen und Dollarkredite für Hypotheken u.a. lokale Geschäfte, und auch Girokonten in Dollar. Das hat gut funktioniert. Unter Präsident Eduardo Duhalde, mit Jorge Remes Lenicov als Wirtschaftsminister, wurden Dollardepositen zu einem willkürlichen Kurs und Dollarkredite zu eins zu eins in Pesos umgewandelt, und Pesokredite für interne Geschäft verboten. All das müsste laut Cavallo jetzt aufgehoben werden. Er stimmt damit mit der Auffassung überein, die wir in der Wirtschaftsübersicht geäußert haben. Dennoch ist es nicht einfach, den Vertrauensverlust zu überwinden, den die “Pesifizierung” von Duhalde hinterlassen hat.
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In der Vorwoche ist das dritte leichte Kriegsschiff von vier, die unter der Macri-Regierung in Frankreich bestellt wurden, eingetroffen. Es handelt sich um Schiffe für die Kriegsmarine, die eine relativ hohe Geschwindigkeit haben und auch mit Kanonen ausgestattet sind, die für die Kontrolle der illegalen Fischerei im Südatlantik eingesetzt werden. Insgesamt haben sie u$s 320 Mio. gekostet. Ausländische Schiffe, vornehmlich chinesische, fischen an der Grenze der 200 Meilen ab Küste, die unter argentinische Souveränität fallen. Da der Bestand an Fischen, und vor allem an Tintenfisch (calamar) auf der Meeresplattform und nicht in tiefen Meeresgegenden liegt, neigen die ausländischen Schiffe dazu, die Grenze der 200 Meilen zu überqueren. Die Satellitenaufnahmen geben dies den argentinischen Behörden sofort bekannt. Aber es muss auch Schiffe geben, die schnell vor Ort sind, und die Schiffe, die illegal fischen, mitnehmen. Das soll jetzt durch diese neuen Kriegsschiffe erreicht werden. Dadurch wird der Fischbestand in argentinischen Gewässern geschützt.
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Die Produktion der lokalen Kfz-Fabriken erreichte im November 46.490 Einheiten, 42,7% über dem gleichen Vorjahresmonat, berichtet der Verband Adefa. Die Lieferungen an die Agenturen betrugen 27.811 Kfz., 11,5 % über dem Vorjahr, und die Exporte 32.513 Einheiten, 98,6 % über dem Vorjahr. Somit betrugen die Importe (ohne Änderung der Lagerbestände zu berücksichtigen) 13.158 Einheiten, nur 40% der Exporte. Die Importe wurden von der ZB stark gebremst, obwohl dies eine Verletzung des Abkommens über kompensierten Kfz-Austausch mit Brasilien darstellt. In 11 Monaten 2021 wurden 397.904 Einheiten erzeugt, 74% über dem Vorjahr, 301,666 Kfz an die Agenturen geliefert (+10,2%) und 239.672 exportiert (+98,6%). Die Importe betrugen demnach in 11 Monaten 146.434 Einheiten, 61% der Exporte. Die Importrestriktion hatte zur Folge, dass viele Modelle, die aus Brasilien stammen, von den Agenturen nicht geliefert werden konnten.
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Das Amt für öffentliche Einnahmen, die AFIP, der das Steueramt und das Zollamt unterstehen, hat 40 hohe Beamte, die Inspektionen der Kirchner-Familie und deren Strohmänner und Geschäftspartner durchführten, auf andere Bereiche versetzt, wo sie meistens belanglose Tätigkeiten vollziehen. Die Inspektionen werden jetzt nicht weitergeführt. Die “Zeitung “La Nación” berichtet ausführlich, mit vielen Einzelheiten, über dies in ihrer letzten Sonntagsausgabe. In den meisten Fällen hatten diese Beamten schwere Steuerhinterziehungen der Kirchner-Bande festgestellt, die zu Verurteilungen, Zahlung hinterzogener Beträge, plus Zinsen und Bußen, geführt hätten. Die Aufdeckung dieses Skandals dürfte Folgen haben. Zunächst müssen die Leiterin der AFIP, Mercedes Marcó del Pont, und die ihr unterstellte Direktorin des Steueramtes, Virginia García, eine Erklärung geben. Voraussichtlich werden sie diese auch vor Gericht abgeben müssen.
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Der Oberste Gerichtshof gab am Dienstag das Urteil bekannt, in dem er bestätigte, dass die Bundesregierung der Provinzverwaltung von Santa Fe unmittelbar $ 86 Mrd. zahlen muss. Es handelt sich um eine Klage der Provinz, die sich darauf bezieht, dass die Macri-Regierung bestimmt hatte, dass den Provinzen Córdoba, San Luis und Santa Fe nicht mehr 15% der Beteiligung an den Bundessteuern für die ANSeS und 1,9% für die AFIP abgezogen werden, und der ab 2009 schon abgezogene Betrag zurückgegeben werde. Der Abzug stand im Zusammenhang mit der Einführung des privaten Pensionierungssystems, das unter Nestor Kirchner abgeschafft wurde. Die Provinzen Córdoba und San Luis hatten die Rückzahlung schon erhalten. Für die Staatsfinanzen kommt diese Zahlung an Santa Fe zu einem schlechten Zeitpunkt. Das Urteil des Bundesgerichtshofes wurde bekanntgegeben, kurz nachdem Justizminister Martín Soria eine Unterredung mit den vier Mitgliedern des Gerichtshofes hatte, bei der er sich aggressiv verhielt und ihre Haltung kritisierte.
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Die Entwicklungsbank für Lateinamerika (ehemals Andenkörperschaft benannt) hat einen Kredit von u$s 100 Mio. für Argentinien genehmigt, der für die Verbesserung der Überlandstraßen 3 und 5 bestimmt ist.
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Deutsche Wirtschaft
Die deutsche Industrie stellt sich nach einem deutlichen Rückgang der Auftragseingänge auf ungemütliche Zeiten ein. Im Oktober sanken die Bestellungen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes verglichen mit September um 6,9%. Vor allem bei Großaufträgen aus dem Ausland gab es eine Flaute. Im Vergleich zum Vorjahresmonat verringerten sich die Ordereingänge um 1,0%. (dpa)
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In der deutschen Industrie bleibt Erdgas der mit Abstand wichtigste Energieträger. Wie das Statistische Bundesamt berichtete, hatte Erdgas im vergangenen Jahr einen Anteil von 31% am Gesamt-Energieverbrauch der Industrie. Auf Strom entfielen 21%. Mineralöle und Mineralölprodukte sowie Kohle kamen auf jeweils 16%. Insgesamt verbrauchte die Industrie 2020 in Deutschland 1,9 Prozent weniger Energie als im Vorjahr. (dpa)
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Die Allianz Leben hält trotz der anhaltenden Zinsflaute die Verzinsung von Lebensversicherungen im kommenden Jahr stabil. Bei klassischen Lebens- und Rentenversicherungen liegt die laufende Verzinsung 2022 im Schnitt - wie auch in diesem Jahr - bei 2,3%, wie der Branchenprimus am Montag in Stuttgart mitteilte.
(dpa)
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Der Autobauer BMW hat nach eigenen Angaben sein einmillionstes elektrifiziertes Auto verkauft. Damit habe der Konzern einen Meilenstein beim Umbau hin zu mehr Elektroantrieben erreicht, sagte Vertriebsvorstand Pieter Nota am Dienstag. Bis Dezember 2023 wollen die Münchener die Zahl auf zwei Millionen verkaufte Batterie- und Plugin-Autos steigern. BMW setzte relativ früh auf E-Autos, seit 2013 etwa gibt es den batteriebetriebenen i3 zu kaufen. (dpa)
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Die Zahl der Pleiten in Deutschland zieht weiter leicht an, die befürchtete Insolvenzwelle zeigt sich nach Angaben von IWH-Ökonomen bisher aber nicht. Wie das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) am Dienstag mitteilte, lag die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften im November bei 655. Damit stieg sie um 15% im Vergleich zum Allzeittief im August 2021 und befand sich auf dem Niveau des Vormonats. (dpa)
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Deutschlands Privatbanken schränken als Konsequenz aus dem Milliardenschaden nach dem Zusammenbruch der Bremer Greensill Bank ihren Schutz für Kundeneinlagen schrittweise ein. Von 2023 an gelten erstmals Obergrenzen, wie der Bundesverband deutscher Banken (BdB) am Mittwoch mitteilte. (dpa)
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Weltwirtschaft
Sorgen um die Zahlungsfähigkeit von Evergrande haben den Aktienkurs des chinesischen Immobilienriesen an Hongkongs Börse am Montag um rund 20% auf ein Rekordtief fallen lassen. Nach einem Bericht der Finanzagentur Bloomberg unter Berufung auf informierte Personen steht eine Umstrukturierung der Kreditlasten des Unternehmens bevor. Demnach will Evergrande dabei auch all seine US-Dollar-Anleihen einbeziehen. (dpa)
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Um die Folgen des Brexits abzufedern, bekommt Irland mehr als E 920 Mio. aus einem Fonds der Europäischen Union. Die Mittel sollen der irischen Wirtschaft dabei helfen, die Auswirkungen des britischen EU-Austritts zu kompensieren, teilte die Europäische Kommission am Montag mit. "Der Brexit hat sich negativ auf das Leben vieler Menschen ausgewirkt. Innerhalb der EU sind es die Menschen in Irland, die dies am stärksten spüren", sagte die zuständige EU-Kommissarin Elisa Ferreira. Das Geld stammt aus einer gut fünf Milliarden Euro schweren Reserve für EU-Staaten, die vom britischen EU-Austritt besonders betroffen sind. (dpa)
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Die chinesische Zentralbank kündigte am Montag an, sie werde die Sätze für Reserven senken, die die Geldhäuser zu Sicherheitszwecken vorhalten müssen. Der Mindestreservesatz soll per 15. Dezember um 0,5 Punkte auf 11,5% sinken. Damit würde Liquidität von etwa 1,2 Bio. Yuan (E 170 Mrd.) freigegeben. Experten sehen darin eine Reaktion auf den konjunkturellen Gegenwind, dem die Wirtschaft ausgesetzt ist. Neben der Pandemie gelten die Zahlungsschwierigkeiten großer Immobilienunternehmen wie Evergrande als konjunkturelles Risiko. (dpa)
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Der US-Flugzeugbauer Boeing hat eine Order für 30 weitere Maschinen des krisengeplagten Modells 737 Max erhalten. Der Flugzeugfinanzierer 777 Partners habe seine Bestellung um 30 auf 68 Jets des Typs aufgestockt, teilte Boeing mit. Die neu bestellten Maschinen haben einen Listenpreis von u$s 3,7 Mrd., aber bei Großaufträgen sind aber üppige Rabatte üblich. Die 737 Max ist Boeings meistverkauftes Modell und ein wichtiger Gewinnbringer. Die Baureihe war nach zwei Abstürzen seit März 2019 weltweit mit Startverboten belegt und auch im Heimatmarkt USA erst im November 2020 wieder freigegeben worden. Als Grund für die Unglücke galt eine defekte Steuerungssoftware, deren Mängel mit Software-Updates behoben werden sollten. China war das erste Land, das der 737 Max nach den Abstürzen die Flugerlaubnis entzog und nimmt sich bei der Wiederzulassung besonders viel Zeit. Laut Boeing haben mehr als 180 von 195 Ländern das Modell freigegeben. (dpa)
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Die Investitionen in europäische Technologie-Firmen überschreiten in diesem Jahr nach Berechnungen von Branchenexperten erstmals die Marke von u$s 100 Mrd. "Es ist das Jahr, in dem das europäische Tech-Ökosystem sein wahres Potenzial offenbart hat", sagte Tom Wehmeier vom Risikokapitalgeber Atomico zur Vorstellung des jährlichen Branchenreports am Dienstag. Im Jahr 2020 stagnierten die Investitionen bei rund u$s 40 Mrd. (dpa)
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Das Außenhandelsdefizit der USA ist im Oktober deutlich gefallen. Das Defizit sei von u$s 81,4 Mrd. auf u$s 67,1 Mrd. gesunken, teilte das Handelsministerium mit. Die deutlich gestiegen Ausfuhren führten zu einer Verringerung des Defizits. Die Exporte legten zum Vormonat um 8,1% zu. Die Importe stiegen mit 0,9% deutlich schwächer. Das Handelsbilanzdefizit der USA ist chronisch. Die Importe sind anhaltend höher als die Exporte. Die Vereinigten Staaten sind ein typisches Nettoimportland. Sie finanzieren das Defizit durch Auslandskredite. Die Kapitalmärkte der USA sind attraktiv, auch weil die Vereinigten Staaten mit dem Dollar über die Weltleitwährung verfügen. Die größten ausländischen Kreditgeber der USA sind China und Japan. Sie halten die größten Bestände an US-Staatsanleihen - abgesehen von der US-Notenbank Fed. (dpa)
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Die EU-Länder dürfen künftig für bestimmte Dienstleistungen und umweltfreundliche Produkte niedrigere Mehrwertsteuersätze anwenden. Die Finanz- und Wirtschaftsminister der EU einigten sich bei einem Treffen am Dienstag einstimmig auf flexiblere Vorgaben für die Mehrwertsteuer. Laut einer Mitteilung können etwa digitale Dienstleistungen wie ein Internetzugang oder Waren, die zum Klimaschutz beitragen - zum Beispiel Solaranlagen oder Fahrräder - niedriger besteuert werden. Auch Güter zum Schutz der Gesundheit wie Gesichtsmasken fallen unter die neuen Regeln. EU-Länder nutzen bereits niedrigere Mehrwertsteuersätze als den Standardsatz für eine Reihe von Produkten. Diese Liste wurde nun überarbeitet. Güter wie Medikamente oder bestimmte Lebensmittel, können künftig ganz von der Mehrwertsteuer ausgenommen werden. Ziel sei vor allem, den Gesundheitssektor, die Digitalisierung und den Wandel zu einer umweltfreundlicheren Wirtschaft voranzubringen, hieß es in der Pressemitteilung. Bestehende Mehrwertsteuerausnahmen für Waren, die den EU-Klimazielen schaden, müssen bis 2030 ausgesetzt werden. Die jetzigen Mehrwertsteuerregeln der EU sind fast 30 Jahre alt und bedurften schon länger einer Überarbeitung. Die neuen Regeln werden nun formell dem Europaparlament vorgelegt, bevor sie voraussichtlich Ende März 2022 offiziell in Kraft treten. (dpa)
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