Argentinische Wirtschaft
Der offizielle Dollarkurs schloss am Mittwoch zu $ 98,92, gegen $ 98,61 in der Vorwoche, womit die Abwertung ab Ende Dezember 2020 10,06% betrug, was sich mit einer Inflation (gemessen im Index der Konsumentenpreise) von ca. 16% vergleicht. Der Schwarzkurs schloss zu $ 162, gegen $ 147 in der Vorwoche. Die Hausse der letzten Woche, die einer langandauernden ruhigen Entwicklung folgt, bringt die pessimistische Stimmung zum Ausdruck, die am Finanzmarkt besteht, ist aber konkret auch auf Käufe ausländischer Fonds zurückzuführen, die aus Argentinien aussteigen. Der Kurs, der sich aus Kauf und Verkauf von Staatstiteln in Dollar ergibt (“contado con liquidación”) lag bei $ 157, gegen $ 153 in der Vorwoche, blieb demnach hinter dem Schwarzkurs zurück.
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Der Merval-Aktienindex der Börse von Buenos Aires verzeichnet in einer Woche zum Mittwoch eine Zunahme von 5,10%, liegt aber immer noch unter Ende 2020, jetzt noch um 2,31%.
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Die Staatstitel, die auf Dollar lauten und in New York gehandelt werden, standen in der Woche zum Mittwoch im Zeichen der Hausse. De Entwicklung war im Einzelnen wie folgt: Bono 2029LA: +3,73%; Bono 2030LA: +4,15%; Bono 2035LA: +4,24%; Bono 2038LA: +2,88%; Bonar 2024: -1,12%.
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Das Schatzamt konnte in der dritten Ausschreibung von Schatzscheinen vom April $ 107,67 Mrd. unterbringen, was die Amortisationsquoten bestehender Staatspapiere, die diese Woche verfallen und $ 121 Mrd. ausmachen, nicht voll deckt. Doch im ganzen Monat April verfielen Staatsschulden von $ 210,42 Mrd., wobei neue Titel für einen höheren Betrag untergebracht wurden, so dass ein Überschuss von $ 58,25 Mrd. verblieb. 41% des Betrages, der diese Woche untergebracht wurde, entfällt auf Titel, die mit dem CER Index berichtigt werden, der sich an den Index der Konsumentenpreise hält. Der Rest entfällt auf Titel, die einen festen Zinssatz erhalten, der sich aus dem Diskont auf den Nennwert ergibt.
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Der Erdölkonzern Pan American Energy (PAE), der sich aus der lokalen Bridas (kontrolliert von der Familie Bulgheroni), der chinesischen CNOOC und der britischen BP zusammensetzt, hat angekündigt, dass die Schuld von u$s 166,47 Mio. die am 7. Mai verfällt, voll gezahlt und nicht umgeschuldet wird. Dadurch differenziert sich die Firma von YPF, die unlängst eine Schuld bei Verfall umschulden musste. Außerdem hat PAE am Mittwoch einen neuen Bond für u$s 300 Mio. ausgegeben, der zu 9,12% verzinst wird und auf 6 Jahre läuft. Die jetzt gezahlte Schuld hatte einen Zinssatz von 7,87%. PAE erhielt dabei Offerten für fast u$s 500 Mio. PAE hat die Empfehlung der Zentralbank nicht eingehalten, nur 40% der Schulden, die verfallen, zu zahlen und den Rest umzuschulden.
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15 Deputierte der Regierungspartei, unter Führung des Vorsitzenden der Energie- und Brennstoffkommission, Omar Felix, haben ein Reformprojekt über das Gesetz über Biobrennstoffe eingebracht, das im Mai verfällt, nachdem es 15 Jahre in Kraft war. Im Projekt wird die obligatorische Beimischung von Biodieselöl von 10% auf 5% verringert, und beim Bioethanol wird der Anteil von 12% beibehalten. Der Unterschied besteht darin, dass Biodieselöl mit Sojaöl erzeugt wird, dessen Preis stark gestiegen ist, nachdem die Sojabohne auf dem Weltmarkt die Marke von u$s 550 pro Tonne überschritten hat, während bei Bioethanol vorwiegend Alkohol aus Zuckerrohr eingesetzt wird, für den es sonst keinen Absatz gibt. Die Biokraftstoffe sind teurer als das Benzin und Dieselöl, das aus Erdöl erzeugt wird. Außerdem zahlen sie keine Brennstoffsteuer. Sie wirken somit verteuernd und negativ für die Staatsfinanzen. Die Befürworter weisen darauf hin, dass sie bei der Verbrennung umweltfreundlicher sind, weil sie weniger CO2 erzeugen.
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Durch Beschluss des Handelssekretariates wurde bestimmt, dass die Schlachthöfe ab 1. Januar 2022 das Fleisch an die Metzger nicht mehr in halben Rinderleiben liefern, wie bisher, sondern es in einzelne Schnitte aufteilen müssen, die nicht über 32 kg wiegen. Den Metzgern wird dabei die Arbeit der Aufteilung des Rinderleibes erspart, und außerdem erhalten sie dann genau die Teile, die sie verkaufen. In wohlhabenden Gegenden wird mehr Lende (“lomo”) verkauft, in ärmeren mehr Fleisch mit Rippen (“asado”). Die Schlachthöfe werden die Kostern der Aufteilung auf den Preis abwälzen, und theoretisch müssten die Metzger dann ihre Marge verringern. Für die Schlachthöfe erfordert dies Investitionen in Anlagen für diesen Zweck, und auf mehr Personal, da diese Aufteilung viel Arbeit erfordert. Beiläufig handelt es sich um einen Schritt, um den Schlachthöfen, die für den Export tätig sind, direkten Zugang zum Binnenmarkt ermöglichen. Denn beim Export werden bestimmte Teile des Rinderleibes bevorzugt, und beim internen Konsum andere. Das System, dass jetzt in Argentinien eingeführt werden soll, ist das weltweit übliche.
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Der EMAE-Index des Indec, der eine grobe Schätzung des Bruttoinlandsproduktes auf Grund kurzfristig verfügbarer Daten ist, weist im Februar 2021 einen Rückgang von 2,6% gegenüber dem gleichen Vorjahresmonat und einen saisonbereinigten von 1% gegenüber Januar 2021 aus.
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Die Rohstahlproduktion betrug im März 2021 423.400 Tonnen, 47,9% über dem gleichen Vorjahresmonat und 28% über Februar 2021. Die Produktion von gewalzten Stahlprodukten (Rundeisen, Stahlbänder, Bleche) betrug 394.700 Tonnen, 49,6% über dem Vorjahr und 9,5% über dem Vormonat. Die hohe Nachfrage, die im März auftrat, beruht vornehmlich auf der Belebung der Bauwirtschaft, die u.a. durch die für diesen Bereich gezielte Weißwaschung eine neuen Impuls erhalten hat.
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Die Gewerkschaft der Arbeiter der Reifenindustrie (die seit einigen Jahren von einer trotzkistischen Gruppe beherrscht wird, die der Arbeiterpartei “Partido Obrero” angehört), hat bei ihrer Verhandlung mit den Unternehmen FATE, Bridgestone (ehemals Firestone) und Pirelli vereinbart, dass zur Lohnerhöhung von 37%, die letztes Jahr für 9 Monate vereinbart wurde, 17% hinzugefügt werden, so dass es für die Periode von 1.7.20 bis zum 30.6.21 insgesamt 54% sind. Am 1. Juli 2021 soll dann eine neue Verhandlungsrunde stattfinden, erklärte der Generalsekretär der Gewerkschaft. Die Richtlinie von 29%, die die Regierung informell aufgestellt hatte, wird immer häufiger bei Seite gelassen. Die Arbeitsabkommen mit viel höheren Lohnzunahmen haben dann einen starken Demonstrationseffekt und treiben die Lohnzulagen allgemein in die Höhe.
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Die Gewerkschaft der Handelsangestellten hat mit den Unternehmerverbänden (Argentinische Handelskammer, CAME und UDECA) eine Gehaltserhöhung von 32% für die Periode 1.4.21 bis 31.3.22 vereinbart, die in vier Raten von je 8% erfolgt, die im Mai, September, Januar 2022 und Februar 2022 gezahlt werden. Außerdem soll im Januar über eine weitere Zulage verhandelt werden, wenn die Inflation davonspringt. Das Mindestgehalt steigt dabei auf $ 74.733. Das Abkommen sieht auch eine Zulage im Zusammenhang mit den Kosten vor, die anlässlich des Covid-19 entstehen.
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An die 500 Importeure haben schon Klage vor Gericht eingereicht, weil ihre Importanträge nicht abgefertigt werden, und sie die Importgenehmigungen (LNA, licencias no automáticas) nicht erhalten, gab die Kammer der Importeure bekannt. Vor einem Monat waren es 400. Diese Importlizenzen werden vom Produktionsministerium erteilt, das sie faktisch bei Importprodukten, die mit lokal erzeugten konkurrieren, sie die hinausschiebt. Hinzu kommt dann noch, dass die ZB auch die Zahlungsgenehmigung verzögert. Da es keine gesetzliche Norm über dies gibt, und diese Diskriminierung den Bestimmungen der Welthandelsorganisation (WTO) widerspricht, werden sich die Richter schließlich gezwungen sehen, den durch die faktische Importsperre geschädigten Unternehmen recht zu geben. Inzwischen begünstigt dies lokale Unternehmen, die mit importierten Produkten konkurrieren. Aber in bestimmten Fällen betrifft dies auch Teile, die bei einem Produktionsprozess eingesetzt werden, so dass dieser faktisch stillgelegt wird. Diese Devisenbewirtschaftung ist prinzipiell schwer zu verwalten, sollte aber auf alle Fälle einen rechtlichen Rahmen haben, damit die Importeure von vornherein wissen, was erlaubt und was verboten ist.
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Die Subventionen für den Personentransport wurden im Haushaltsgesetz für das Jahr 2021 auf $ 182 Mrd. angesetzt. Davon entfallen $ 80 Mrd. auf Omnibusse und über $ 100 Mrd. auf die Eisenbahn. Die U-Bahnsubvention trägt die Stadt Buenos Aires. Der Subventionsbetrag wurde inzwischen schon auf über $ 200 Mrd. erhöht, und es wird damit gerechnet, dass es schließlich $ 240 Mrd. sein werden. Diese Subventionen begünstigen fast ausschließlich die Bevölkerung der Bundeshauptstadt und Umgebung (was als AMBA bezeichnet wird). Zur allgemeinen Tarifsubvention kommt noch die hinzu, die denjenigen gewährt werden, die mehr als ein öffentliches Transportmittel verwenden, um zu ihrem Arbeitsplatz zu gelangen. In Dollar, zum offiziellen Kurs, werden diese Subventionen dieses Jahr um die u$s 1 Mrd. ausmachen. Die städtischen Omnibusunternehmen weisen darauf hin, dass die Subvention nicht ausreicht, um ihre Kosten zu decken.
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Die vom INDEC erfassten Supermärkte erreichten im Februar einen Umsatz von $ 92,96 Mrd., 28,2% über dem gleichen Vorjahresmonat, was wertberichtigt eine Abnahme von 5,8% ergibt. Das beruht auf geringeren verkauften Mengen und Übergang auf billigere Produkte und Marken. Der Umsatz der Grossistensupermärkte lag bei $ 15,93 Mrd. 31,5% über dem Vorjahr, was eine reale Zunahme von 2,4% ergibt. Das beruht darauf, dass immer mehr Konsumenten auf den Grossistensupermarkt übergehen. Die Shopping-Centers wiesen einen Umsatz von $ 16,73 Mrd. aus, 6% über dem Vorjahr, was zu konstanten Preisen einen Rückgang von 33,3% ergibt. In den Supermärkten nahmen die Online-Verkäufe interannuell um 244% zu, machen jedoch nur 3,6% des Gesamtumsatzes aus.
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Die ZB hat der Firma Vicentin die Genehmigung als Exporteur entzogen, nachdem sie festgestellt hat, dass die Firma einen Betrag von u$s 140 Mio. nicht verrechnet hat, und der Verdacht besteht, dass sie ihn zum freien Kurs (“contado con liquidación”) überwiesen hat. Das wird jetzt untersucht.
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Der Rat des Mindestlohnes hat sich auf eine Erhöhung von 35% geeinigt, die in 7 monatlichen Quoten erfolgt. Somit steigt der Mindestlohn von $ 21.600 auf $ 29.160 pro Monat, und bei denen, die pro Stunde arbeiten, von $ 108 auf $ 145,80 pro Stunde. Im September soll der Rat wieder einberufen werden, um eventuell eine weitere Erhöhung zu verfügen, wenn die Inflation bis dahin höher als erwartet ist. Im Allgemeinen liegen die Löhne weit über dem Mindestlohn. Dennoch hat dieser Bedeutung für die Schwarzarbeiter, und auch für bestimmte Fälle von unterbezahlten Arbeitern, die in armen Provinzen auftreten. Ebenfalls gilt die Erhöhung für die 750.000 Empfänger von Sozialplänen (wie “Potenciar trabajo”), die die Hälfte des Mindestlohnes erhalten. Außerdem gilt die Zulage für die Arbeitslosensubvention, die etwa 150.000 Personen beziehen. Auch mit der jetzt verfügten Erhöhung ist der Mindestlohn real, bei Berücksichtigung der Inflation, seit 2015 um 17% zurückgegangen.
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Mexiko hat die Kriterien für die Zulassung des Importes argentinischer schwarzer Bohnen (“poroto negro”) gelockert, so dass Argentinien 70.000 Jato liefern kann, die auf einen Wert von u$s 45 Mio. geschätzt werden.
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Die Europäische Union hat den Import von Zitrusfrüchten aus Argentinien ab 1. Mai 2021 wieder zugelassen, nachdem er während 9 Jahren verboten war, weil angeblich die Obstbäume zum Teil in Argentinien Kankrose aufweisen, und befürchtet wurde, dass diese Pflanzenkrankheit sich über das Obst überträgt. Das gleiche Problem bestand mit den USA, und wurde unter der Trump-Regierung gelöst, nachdem nachgewiesen wurde, dass die Kankrose effektiv kaum besteht, und außerdem nicht durch das Obst übertragen wird. Argentinien ist ein großer Exporteur von Zitrone, wobei die in Tucumán erzeugte Art qualitativ die beste der Welt ist. Ebenfalls können Grapefruit und Orangen exportiert werden, die eine sehr gute Qualität aufweisen und in großen Mengen erzeugt werden, vor allem in Entre Rios, Tucumán, Salta und Jujuy. Bei Zitrusfrüchten besteht die effektive Möglichkeit, den Export bedeutend zu erhöhen.
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Die AFIP wird Einheitssteuerzahlern, die 2020 ihre monatliche Quote von Steuern und Sozialabgaben pünktlich bezahlt haben, mit automatischer Gutschrift oder mit Zahl- oder Kreditkarte, den Teil, der für Steuern bestimmt ist, in Höhe von einem Monatsbetrag zurückzahlen. Insgesamt sollen es $ 973 Mio. sein. Der Betrag soll auf das Konto der Betroffenen ausgezahlt werden. Angeblich soll dies für 484.000 Einheitssteuerzahler gelten. Der Rest von den insgesamt über 2 Mio., die in dieses System eingetragen sind, hat somit verspätet oder gar nicht gezahlt.
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Lateinamerikanische Wirtschaft
Die Mercosur-Staaten haben vereinbart, bei der Zusammenkunft, die in Buenos Aires in der zweiten Maihälfte stattfinden soll, die Senkung des gemeinsamen Zollsatzes gegenüber Drittländern zu behandeln, und auch über die Möglichkeit zu sprechen, dass die Mitgliedstaaten Freihandelsabkommen abschließen, die nur für sie gelten. Bisher bestimmt die Mercosur-Ordnung, dass Freihandelsabkommen nur vom Mercosur und nicht von den einzelnen Mitgliedstaaten abgeschlossen werden können. Uruguay hatte schon vor einiger Zeit die Initiative aufgebracht, den Mitgliedstaaten in dieser Beziehung mehr Handlungsfreiheit zu geben.
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Deutsche Wirtschaft
Nach dem Aus für den Berliner Mietendeckel vor dem Bundesverfassungsgericht mahnt der Deutsche Mieterbund (DMB) rasches Handeln des Bundes an. Nach Einschätzung des Verbandes ließe sich eine bundesweite Mietenregulierung innerhalb kurzer Zeit umsetzen. Nun sei glasklar der Bund gefordert, sagte der Präsident des Verbandes, Lukas Siebenkotten, der Deutschen Presse-Agentur. Seine Forderung: “Mietenstopp für den Bestand, scharfe Bremse für die Wiedervermietung.” (dpa)
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Die Deutsche Post DHL will deutlich mehr Pakete als bisher per Bahn transportieren lassen und so den Kohlendioxid-Ausstoß verringern. Bisher werden 2% der DHL-Pakete in Deutschland den Großteil ihrer Strecke in Güterzügen befördert, mittelfristig soll dieser Wert auf 6% und langfristig auf 20% steigen. Post-Vorstand Tobias Meyer sagte am Donnerstag aber, das Angebot an Güterzug-Verbindungen müsste besser werden. Nach seiner Schätzung ersetzt ein Güterzug mit rund 100 000 Paketen 35 Lastwagen. Wettbewerber wie DPD nutzen keine Güterzüge, weil die Beförderung aus ihrer Sicht zu kompliziert ist und länger dauert als mit Lkw. (dpa)
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Europas größter Softwarehersteller SAP macht bei der Umstellung seiner Kernprogramme auf den Zugriff über das Internet Fortschritte. Die Erlöse des Softwarepakets S4 Hana in der Version zur Nutzung über das Netz kletterten im ersten Quartal im Jahresvergleich um 36% auf E 227 Mio. Der Auftragsbestand - also die zu erwartenden Einnahmen über zwölf Monate aus abgeschlossenen Verträgen - wuchsen um 39% auf E 1,04 Mrd. Dabei bremste der starke Euro den Anstieg noch etwas ab. (dpa)
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Die Unternehmensstimmung in Deutschland hat sich im April nur leicht verbessert. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg gegenüber dem Vormonat um 0,2 Punkte auf 96,8 Zähler, wie das Münchner Ifo-Institut am Montag in München mitteilte. Analysten hatten mit einem stärkeren Zuwachs gerechnet. Dennoch ist es der dritte Anstieg des Indikators in Folge, was unter Ökonomen normalerweise als konjunktureller Wendepunkt interpretiert wird. Die Bundesregierung ist inzwischen optimistischer und hebt ihre Wachstumsprognose für die deutsche Wirtschaft für das laufende Jahr von 3% auf 3,5% an. (dpa)
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Bargeld-Transportunternehmen haben im vergangenen Jahr ein Viertel ihres Umsatzes verloren, weil die Menschen in der Corona-Pandemie häufiger digital bezahlen. Die Erlöse gingen um E 150 Mio. auf rund E 450 Mio. zurück, wie die Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste (BDGW) mitteilte. (dpa)
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Verbraucher bekommen beim Abschluss einer neuen Lebensversicherung künftig einen deutlich geringeren Garantiezins. Ab dem 1. Januar 2022 dürfen Versicherer bei Neuverträgen maximal noch eine jährliche Verzinsung von 0,25% versprechen. Bisher lag der Garantiezins bei 0,9%. (dpa)
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Wegen der fortschreitenden Digitalisierung werden in Deutschland immer mehr Bank-Filialen geschlossen. Im vergangenen Jahr sank die Zahl der Bankstellen um 11,5% auf noch 23 588. Insgesamt wurden in dem Jahr 3079 Zweigstellen geschlossen, nach 1220 im Jahr 2019. Nach Einschätzung der Bundesbank hat die Corona-Pandemie die seit Jahren anhaltende Entwicklung beschleunigt. Die Zahl der eigenständigen Kreditinstitute ging 2020 um 2,2% auf 1679 zurück. (dpa)
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Mit dem besten Quartal seit sieben Jahren hat die Deutsche Bank den Grundstein für den angestrebten Gewinn im Gesamtjahr 2021 gelegt. «Wir können nicht nur auf ein hervorragendes Quartal zurückschauen, auch der Ausblick stimmt optimistisch», bilanzierte Konzernchef Christian Sewing. (dpa)
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Vielen Arbeitnehmern in Deutschland ist laut einer Studie die von der Digitalisierung ausgehende Bedrohung der eigenen Arbeitsplätze nur mangelhaft bewusst. Entsprechend niedrig ist auch die Bereitschaft zu Umschulung und Weiterbildung. Das hat eine internationale Umfrage unter weltweit knapp 210.000 Arbeitnehmern in 190 Ländern ergeben. (dpa)
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Fast drei Jahre sind seit dem ersten Urteil im US-Rechtsstreit um angebliche Krebsrisiken glyphosathaltiger Düngemittel vergangen - abgehakt ist das Thema für Bayer noch immer nicht. Wegen Milliarden-Rückstellungen für die Streitigkeiten und hoher Abschreibungen im Agrargeschäft fiel 2020 ein Verlust von mehr als E 10 Mrd. an. Entsprechend harsch fiel die Kritik der Aktionäre des Agrarchemie- und Pharmakonzerns auf der Online-Hauptversammlung am Dienstag aus. Die Übernahme des US-Agrarchemiekonzerns Monsanto war für Bayer eine Katastrophe, weil nicht mit den Megaprozessen wegen Glyphosphat gerechnet wurde, die keine solide Grundlage haben und auch nicht erwartet wurden. (dpa/AT)
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Weltwirtschaft
US-Präsident Biden kündigte vor dem Kongress, anlässlich des Berichtes über seine ersten 100 Regierungstage, ein Programm von u$s 1,8 Bio. an, (1.800.000.000.000) das für Programme für Kinder, Familien und Erziehung bestimmt sei, und mit einer Steuer auf die Reichen finanziert werde. Arme Familien sollen u$s 250 monatlich pro Kind bis 2025 erhalten. u$s 200 Mrd. sollen für die Finanzierung von unentgeltlichen Kindergärten für Kínder von 3 bis 4 Jahren bestimmt werden, und weitere u$s 225 Mrd. für Kinderfplege. Schliesslich kommen noch u$s 109 Mrd. für Stipendein für Studien in Hochschulen und Universitäten hinzu. Die Steuer auf die Wohlhabenden soll u$s 1,5 Bio. in einem Jahrzehnt einbringen. Betroffen sind Personen mit einem Jahreseinkommen über u$s 400.000, bei denen der Satz der Einkommenssteuer bei der progressiven Skala bis auf 39,6% steigen werde,
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Die beiden ostafrikanischen Länder Uganda und Tansania haben gemeinsam mit dem französischen Energiekonzern Total ein Projekt zur Förderung von Erdöl von u$s 3,5 Mrd. auf den Weg gebracht. Total hält dabei einen Anteil von 57%. Außerdem beteiligen sich die China National Offshore Oil Corporation (CNOOC) mit einem Anteil von rund 28%, und die Uganda National Oil Company (UNOC). Das Öl soll über eine neue, 1445 km langen Pipeline von Ölfeldern in der Nähe des Albertsees im Westen Ugandas durch Tansania bis zum Indischen Ozean gebracht, und von dem tansanischen Hafen Tanga aus verschifft werden. (dpa)
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Die Beschäftigten am österreichischen Standort des Lastwagenbauers MAN stellen sich gegen den Verkauf des Werks in Steyr. In einer Abstimmung lehnten fast 64 Prozent der Belegschaft das Übernahmeangebot des Automobilmanagers Siegfried Wolf ab, gab der Betriebsrat am Donnerstag bekannt. Der Münchner Konzern MAN Truck & Bus SE hatte zuvor klargestellt, dass als Alternative zum Verkauf nur die Schließung des Werks mit rund 2300 Mitarbeitern in Frage kommt. Wolf, ehemaliger Vorstandschef des Autozulieferers Magna, will die Nutzfahrzeug-Marke Steyr wiederbeleben. Das Werk in Oberösterreich soll unter anderem kleine und mittlere Lastwagen bauen und Fahrerkabinen an den russischen Konzern GAZ liefern. Wolf plant, rund 1250 Mitarbeiter zu niedrigeren Löhnen zu übernehmen. In Deutschland will MAN bis Ende nächsten Jahres 3500 Stellen abbauen. Der zur Volkswagen-Gruppe gehörende Konzern schwächelt seit Jahren. Die EU-Klimavorgaben bei Lastwagen bis 2030 mindestens 30% weniger Kohlendioxid auszustoßen, erhöhen den Druck. (dpa)
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Wegen der Auseinandersetzung um Schadenersatz könnte sich die Weiterfahrt der “Ever Given” am Suezkanal noch längere Zeit hinziehen. Die Kanalbehörde fordert wegen der tagelangen Blockade Schadenersatz in Höhe von einer Milliarde Dollar und will die Weiterfahrt erst bei einer Einigung erlauben. “Wir haben viel Mühe und Arbeit in die Rettung des Schiffs gesteckt. Wir haben täglich Einnahmen verloren. Uns steht eine Entschädigung zu”, sagte Usama Rabi, Vorsitzender der Kanalbehörde. Derzeit liegt die “Ever Given” im Großen Bittersee zwischen dem nördlichen und südlichen Teil des Suezkanals. Bei ihrer Forderung bezieht sich die Behörde unter anderem auf Verlusten in Höhe von u$s 14 bis u$s 15 Mio. pro Tag, sowie die tagelangen Arbeiten mit Baggern und Schleppern zur Freilegung des 400 Meter langen Schiffs. An dessen Bord sei Fracht im Wert von u$s 3,5 Mrd., sagte Rabi. “Wir haben das Schiff und ihre Fracht gerettet.” Für verspätet ankommende Fracht trage die taiwanesische Reederei Evergreen Marine, die das Schiff gechartert hat, nach Worten ihres Präsidenten Eric Hsieh keine Verantwortung. Mögliche Schäden würden durch Versicherungen gedeckt, sagte Hsieh. Sie könnte aber haften für Verspätungen anderer Schiffe, die zu Hunderten tagelang auf Durchfahrt am Kanal warten mussten. Mehrere Ermittlungen sollen klären, wie es zu dem Unfall kam. (dpa)
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Der britische Rückversicherer Lloyd´s hat den weltweiten Schaden, der auf die Rückversicherer wegen der Pandemie zukommt, von u$s 7 Mrd., die er im September 2020 veranschlagt hatte, auf u$s 8,5 Mrd. erhöht. Die Pandemie gehört zu den fünf schlimmsten Fällen für die Rückversicherer, und steht über dem der Zwillingstürme von New York (u$s 4,7 Mrd.), und dem Hurrikan von 2017 in Puerto Rico (u$s 4,8 Mrd.). Für die Rückversicherungsgesellschaften sind diese unvorhersehbaren Katastrophen (benannt “schwarze Schwäne”) besonders schlimm, weil sie die ganze Risikoberechnung über den Haufen werfen.
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Die US-Regierung hat ein neues Steuermodell für multinationale Unternehmen vorgelegt, das mit dem Vorschlag über einen Mindeststeuersatz für die Gewinne dieser Unternehmen zusammenreimt, der unlängst von den USA und der EU befürwortet wurde. Grundsätzlich besteht der US-Vorschlag darin, dass die Multis die Gewinnsteuer an die einzelnen Länder im Ausmaß des Umsatzes zahlen, den sie in jedem Land erreichen. Diese Initiative kommt zur Erhöhung des Satzes der Steuer auf Unternehmensgewinne hinzu. Die Vereinigten Staaten befürworten eine weltweite Mindestgewinnsteuer von 21%.
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Airbus hat im März 72 Flugzeuge ausgeliefert, mehr als doppelt so viele als im Februar. Auch die Zahl der Aufträge ist weiter gewachsen auf 28 Bestellungen nach 21 einen Monat zuvor. Die Zahl der Stornierungen ist dagegen deutlich zurückgegangen. (dpa)
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Im vergangenen Jahr haben die Investitionen in eine nachhaltigere Energieversorgung trotz der Pandemie erstmals die Marke von u$s 500 Mrd. überschritten. 92 von 115 untersuchten Ländern hätten seit 2010 Fortschritte gemacht, berichtete die Stiftung des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Cologny bei Genf. Deutschland rückte im Energy Transition Index des WEF im Jahresvergleich von Platz 20 auf Platz 18 vor. (dpa)
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Europas Währungshüter weiten trotz der dritten Corona-Welle ihre Anti-Krisenmaßnahmen zunächst nicht aus. Sowohl das milliardenschwere Notkaufprogramm für Anleihen als auch die Zinsen bleiben unverändert, wie der Rat der EZB entschied. Zugleich bekräftigte die Notenbank ihre Bereitschaft, alle ihre Instrumente gegebenenfalls anzupassen. (dpa)
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Der US-Elektroautobauer Tesla hat im 1. Quartal 2021 seinen bisher höchsten Quartalsgewinn eingefahren: u$s 438 Mio. Tesla hat allerdings weiter keine Klarheit darüber, wann es grünes Licht der Behörden für den Produktionsstart im neuen Werk in Grünheide bei Berlin gibt. Tesla hatte einen Produktionsstart für Juli 2021 beantragt. (dpa)
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Der US-Luftfahrtriese Boeing ächzt nach seinem Rekordverlust im vergangenen Jahr weiter unter der Corona-Krise und hat Anfang 2021 erneut tiefrote Zahlen geschrieben. Im ersten Quartal stand unter dem Strich ein Verlust von u$s 561 Mio. Es war bereits das sechste Vierteljahr mit einem Minus in Folge. (dpa)
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Zur Abfederung der Folgen der Corona-Pandemie hat die Schweiz bislang Ausgaben beschlossen, die einem halben Jahresbudget der Staatskasse entsprechen. Bislang sind rund 38 Mrd. Franken (E 34,4 Mrd.) zugesprochen worden. Davon entfielen 15 Mrd. Franken auf das vergangene und 23 Mrd. Franken auf dieses Jahr. Der Großteil wurde zur Unterstützung von Unternehmen, für Kurzarbeitsentschädigung und anderem Erwerbsersatz ausgegeben. Wegen der Corona-Pandemie verzeichnete die Schweiz nach einem Überschuss 2019 im vergangenen Jahr ein Rekorddefizit von 15,8 Mrd. Franken. Anstatt eines erwarteten Wirtschaftswachstums von 2,3% schrumpfte das Bruttoinlandprodukt um 3,4%. (dpa)
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Die Familie des verstorbenen Ex-Chefs des Samsung-Konzerns und reichsten Mannes Südkoreas, Lee Kun Hee, hat die Zahlung einer Erbschaftsteuer von umgerechnet über E 8,9 Mrd. angekündigt. Die Steuerzahlung sei eine der größten, die weltweit jemals geleistet worden sei. Sie entspricht dem Drei- bis Vierfachen der Gesamteinnahmen des südkoreanischen Staates durch Nachlasssteuern im vergangenen Jahr. Die Zahlung soll in sechs Raten in einem Zeitraum von fünf Jahren erfolgen. (dpa)
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Eine deutliche Erholung im US-Geschäft, geringere Kosten und eine niedrigere Vorsorge für Kreditausfälle haben der spanischen Großbank Santander das beste Quartal seit 2010 beschert. Der um Kosten für den Konzernumbau bereinigte Gewinn ist auf E 2,1 Mrd. gestiegen. (dpa)
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