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Wirtschaft in Kürze

Argentinische Wirtschaft

Der offizielle Dollarkurs schloss am Mittwoch zu $ 75,21, gegen $ 73,51 in der Vorwoche. In diesem Jahr betrug die Abwertung schon 19,40%, während der Index der Konsumentenpreise bis Juni um 13,6% zunahm, und mit Juli ca. 15% über Dezember 2019 liegen dürfte. Der Wechselkurs ist somit nicht hinter der Inflation zurückgeblieben, und das ist eine wichtige Definition bei der Wirtschaftspolitik. Der Kurs auf dem freien (schwarzen) Devisenmarkt blieb etwa auf dem Niveau der Vorwoche ($ 127), bei Unterschieden für einzelne Geschäfte. Die ZB verhindert, so weit sie kann, die Bekanntgabe des Schwarzkurses. Die Devisenreserven der ZB lagen bei $ 43,35 Mrd., gegen u$s 43,22 Mrd. in der Vorwoche.

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Der Merval-Aktienindex der Börse von Buenos Aires weist in einer Woche zum Mittwoch eine Zunahme von 5,55% aus, und liegt somit um 8,26% über Ende 2019.

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Die argentinischen Staatstitel in Dollar, die auch in New York gehandelt werden, verzeichnen in einer Woche zum Mittwoch eine allgemeine Baisse. Die Entwicklung war im Einzelnen wie folgt: Argentina 2022: -2,23%; Argentina 2021: -2,63%; Argentina 2026: -2,75%; Argentina 2046: -2,93%.

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Gold wurde in Buenos Aires (Banco Ciudad) bei 24 Karat zu $ 4.031,18 pro Gramm gehandelt, und bei 18 Karat zu $ 2.821,82.

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Der Index der Konsumentenpreise des INDEC weist im Juni eine Zunahme von 2,2% aus, und liegt somit um 42,8% über Juni 2019 und um 13,6% über Dezember 2019. Bei den einzelnen Zunahmen vom Juni sticht die von Bekleidung und Nahrungsmitteln mit 6,6% hervor, wobei jedoch die Einzelhandelsgeschäfte für diese Produkte im Juni zum größten Teil geschlossen waren, so das die Preiserhebung nicht repräsentativ ist. Am anderen Extrem stiegen Nahrungsmittel und nicht alkoholische Getränke nur um 1%, was bedeutet, dass die durchschnittliche Preiserhöhung für Familien mit niedrigem Einkommen weit unter 2,2% lag. Auch die Ausgaben für Wohnung, Wasser, Strom und Gas lagen wegen der Einfrierung der Tarife nur um 0,9% höher.

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Die Regierung hat eine Erhöhung von 2% bis 4,8% bei den Höchstpreisen für Produkte des täglichen Haushaltskonsums, und von durchschnittlich 5% bei den Produkten mit “gepflegten Preisen” zugelassen.

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Die Förderung von Erdöl lag im Mai 2020 um 12,2% unter dem gleichen Vorjahresmonat. Beim Erdöl aus konventionellen Lagern, die 80% der gesamten Förderung darstellen, betrug der Rückgang sogar 16,2%, während bei Vaca Muerta die Abnahme nur 5,9% ausmachte. Mai 2020 war der schlechteste Monat in 20 Jahren. Die Gasförderung lag im Mai um 9,2% unter der von Aprl 2020, weist aber gegenüber dem gleichen Vorjahresmonat eine Zunahme von 0,6% aus. Der Verkauf von Benzin und Dieselöl lag im Mai um 27% unter dem gleichen Vorjahresmonat, mit einer Abnahme von 43% bei Benzin und 14,6% bei Dieselöl.

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Die Kommission der UNO für Lateinamerika, benannt CEPAL, schätzt die Abnahme des Bruttoinlandsproduktes von 2020 gegen 2019 für Argentinien auf 10,5%, 5 Prozentpunkte mehr als sie im April vorgesehen hatte. Die CEPAL weist auch darauf hin, dass der Preis für Sojabohne dieses Jahr um 9,3% unter dem Vorjahr liegt, und der von Erdöl um 40,2%, was für Argentinien von großer Bedeutung ist. Der BIP-Rückgang liegt dieses Jahr in Argentinien über dem Durchschnitt von ganz Lateinamerika und der Karibik, wo mit minus 9,1% gerechnet wird, wobei Venezuela mit minus 26% und Peru mit minus 13% weit darunter und auch unter Argentinien liegen.

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Im Juni wurden vordatierte Schecks im Umfang von $ 18,62 Mrd. an der Börse gehandelt, 115% über dem gleichen Vorjahresmonat und 29% über Mai 2020, berichtet die nationale Wertpapierkommission. Kleine und mittlere Unternehmen (Pymes) greifen zunehmend zu dieser Finanzierungsform, bei der die Zinsen weit unter den Bankzinsen liegen, und sie das Geld viel schneller als bei einem Bankkredit erhalten. Zum großen Teil handelt es sich um Schecks, die sie von ihren (guten) Kunden erhalten, und in anderen, um eigene Schecks, die von einer Gesellschaft für gegenseitige Risikoversicherung (SGR) garantiert werden.

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Die französische Firma Saint Gobain Sekurit hat die Schließung ihrer Fabrik im Vorort Campana angekündigt, in der sie Windschutzscheiben für Kfz erzeugt. Mit den 150 Arbeitnehmern wurde eine Entschädigung vereinbart. Die Produktion wird jetzt auf das brasilianische Werk verlagert. Die Fabrik in Argentinien war erst 2016 errichtet worden, mit einer Investition von u$s 200 Mio. Es war vorgesehen 200.000 Windschutzscheiben pro Jahr zu erzeugen, aber es wurden nie mehr als 50.000. Diese Schließung kommt zu der von zwei Fabriken hinzu, die Farben für Kfz erzeugten, eine von BASF und die andere von einer US-Firma.

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Die Hilton-Rindfleischquote der EU, die argentinische Lieferungen mit einem Zollsatz von 20% erlaubt (statt dem beweglichen Zollsatz, der bis zu 100% steigt), wurde in der Jahresperiode von 1.7.19 bis zum 30.6.20 zu 94,2% erfüllt. Es waren 27.787 Tonnen, gegen 29.500 Tonnen in der vorangehenden 12-Monatsperiode, als die Quote zu 100% erfüllt wurde. Der Nettopreis liegt bei diesen Exporten mehr als doppelt so hoch wie bei normalen Rindfleischexporten. Der Fehlbetrag bei der Erfüllung der Exportquote bedeutet einen Devisenverlust für das Land. Die Quote wird nach einem sehr komplizierten Schlüssel verteilt, der auf Vorjahresexporten u.a. Kriterien beruht, die im Grunde recht willkürlich sind. Die einzig korrekte Zuteilung besteht in sukzessiven Auktionen oder Ausschreibungen für bestimmte Mengen, in denen die Gesamtquote aufgeteilt wird. Wer für ein Exportrecht gezahlt hat, wird bestimmt nicht auf den Export verzichten. Das bestehende System führt zu Korruption, weil es von wenigen Beamten abhängt, wie viel sie jedem Exporteur genau zuteilen, und diese bereit sind, für eine höhere Quote zu zahlen. Das erklärt auch den Widerstand der Beamten gegen ein Auktions- oder Ausschreibungssystem. Bei einem System dieser Art würde der Staat Einnahmen erhalten, die er für Förderung der Rinderwirtschaft im allgemeinen einsetzen könnte.

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Präsident Alberto Fernández erklärte anlässlich der Konferenz mit den Gouverneuren, die er am Mittwoch der Vorwoche von seiner Residenz aus hielt, dass die Notsubvention für Familien (IFE, ingreso familiar de emergencia) jetzt zum dritten Mal im ganzen Land gezahlt werde. Vorher hatte er gesagt, diese Subvention werde ab jetzt nur in Gegenden gezahlt, die die Quarantäne beibehalten haben, was bedeutet, dass etwa die Hälfte der 9 Mio. Bezieher der Subvention sie dieses Mal nicht erhalten würden. Es handelt sich hier um $ 10.000, die an Schwarzarbeiter, Arbeitslose, Bezieher des Kindergeldes, sowie Haushaltspersonal und Einheitssteuerzahler mit niedrigem Einkommen gezahlt werden. Bisher hat dies die ANSeS schon $ 270 Mrd. gekostet, und jetzt kommen noch etwa $ 90 Mrd. hinzu. Kabinettschef Santiago Cafiero erklärte, diese Subvention habe verhindert, dass 2,2 bis 2,8 Mio. Familien bei ihrem Einkommen unter die Armutsgrenze fallen.

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Cristian Girard, Direktor des Steueramtes der Provinz Buenos Aires (ARBA) erklärte, die Provinz habe Maßnahmen getroffen, die kleine und mittlere Unternehmen (Pymes) begünstigen. Die Bruttoumsatzsteuer sei für die von der Pandemie betroffenen Bereiche um 15% verringert worden, und bei kleinen und mittleren Unternehmen um 50%. Außerdem hätten sich über 200.000 Unternehmen den Plänen zur Zahlung von Steuerschulden in Raten angeschlossen. Und schließlich sei die Grenze, ab der eine Einbehaltungspflicht von Steuern eines Käufers besteht, um 175% erhöht worden, was dazu geführt habe, dass ca. 6.000 Unternehmen keine Einbehaltungen mehr vollziehen müssen. Diese Einbehaltungen führten in vielen Fällen dazu, dass es zu überschüssigen Steuerzahlungen komme, was Rückzahlungsprobleme schaffe.

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Das Gesetzesprojekt über ein großzügiges Moratorium für geschuldete Steuern und Sozialbeiträge enthält zwei wesentliche Unterschiede zu den bisherigen Moratorien: einmal sind die Brennstoffsteuer und die Steuern auf Glücksspiele eingeschlossen, und dann könnten auch Unternehmen, bei denen schon der Konkurs (“quiebra”) erklärt wurde, ihre Schulden dieser Art in Raten zahlen. Bei der Brennstoffsteuer ergibt sich dabei ein legales Problem, weil diese Steuer von den Unternehmen, die Benzin, Dieselöl und Schmierstoffe verkaufen, für Rechnung der AFIP eingenommen wird, und kurzfristig an diese gezahlt werden muss. Der Betrag ist in keinem Moment Teil des Vermögens des Unternehmens. Im Fall von Firmen, bei denen der Konkurszustand schon feststeht, kann der Staat keine Entscheidung über die Schulden treffen. Bei der Brennstoffsteuer betrifft dies konkret die Firma Oil Combustibles, von Cristóbal López, der $ 8 Mrd. schuldig geblieben ist, die damals ca. u$s 1 Mrd. entsprachen.

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Der Oberste Gerichtshof muss über die Klage der zwei großen Zigarettenfabrikanten Massalin Particulares und British American Tobacco (ehemals Nobleza Piccardo) gegen Tabacalera Sarandí entscheiden. Während die zwei führenden Firmen die Zigarettensteuer zahlen, die 55% des Endpreises ausmacht, zahlt Tabacalera Sarandí diese Steuer nicht. Somit kostet ein Zigarettenpaket bei den großen Firmen zwischen $ 130 und $ 150, und bei Sarandí etwa die Hälfte. Auf diese Weise hat diese Firma einen Marktanteil von 15% bis 20% erreicht. Sarandí rechtfertigt dies mit Hinweis auf Maßnahmen, die kleine und mittlere Unternehmen (Pymes) bevorzugen. Doch im Wesen handelt es sich hier um unlauteren Wettbewerb, der keine echte legale Grundlage hat.

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Die Regierung hat $ 500 Mio. für Sportklubs (einschließlich der großen Fussballklubs) bereitgestellt, die für verschiedene kleinere Investitionen bestimmt sind, jedoch zunächst für allgemeine Ausgaben eingesetzt werden, die wegen Einnahmenausfall nicht gedeckt werden konnten. Bei 300 Klubs wurden die Anträge schon genehmigt, und 200 davon haben die Mittel schon erhalten. Zusätzlich haben viele Klubs Mittel für Lohnzahlungen im Rahmen des ATP-Programms erhalten.

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Gabriel Katopodis, Minister für öffentliche Bauten, erklärte, dass sich insgesamt 270 Infrastrukturprojekte (Straßen, Wasserleitungen u.a.), die sich auf das ganze Land verteilen, in Gang befänden. Ein großer Teil der öffentlichen Bauten schreite normal voran. Dennoch sind die Mittel, die das Schatzamt für diesen Zweck bereitstellt, stark gesunken.

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Wie bekannt wurde, befürwortet Präsident Alberto Fernández eine Weißwaschung, die sich jedoch auf finanzielle Mittel beschränkt, die für Bauten und bestimmte andere konkrete Zwecke bestimmt sind. In sehr vielen Fällen können Mittel nicht für Investitionen eingesetzt werden, weil sie schwarz sind. Das soll jetzt gelöst werden, wobei im Wesen nur eine Tatsache anerkannt wird. Da diese Gelder fast alle in Dollar angelegt sind, ergibt sich dabei ein Druck auf den schwarzen Dollarkurs, weil Dollar verkauft werden, und dann der entsprechende Pesobetrag legalisiert wird.

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In der Vorwoche wurde die neue Verschiffungsanlage am Paraná-Fluss, in Timbúes (in der Nähe vor Rosario) eingeweiht, die vom Genossenschaftsverband ACA (Asociación de Cooperativas Argentinas) mit einer Investition von u$s 143 Mio. errichtet wurde. Die Anlage ist besonders für Maisexporte bestimmt, wird aber auch für andere Getreidearten, sowie Sojabohne u.a. Ölsaaten verwendet. Sie kommt zu den 22 schon bestehenden Häfen hinzu, über die Getreide und Ölsaat exportiert wird. Der Genossenschaft ACA gehören 60 einzelne Agrargenossenschaften an, die ca. 50.000 Landwirte vertreten.

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Letzten Montag hat die Regierung begonnen, die Subvention von bis zu 50% der Löhne von Juni 2020 von Unternehmen, die für das ATP-Programm qualifizieren, auf das Konto der einzelnen Arbeitnehmer zu deponieren. Diese Subvention wurde schon für die Löhne von April und Mai 2020 gezahlt. Dieses Mal sind es 188.000 Unternehmen, gegen 240.000 im Vormonat. Die Subvention ist in der Bundeshauptstadt und den 24 Bezirken der Umgebung auf zwei Mindestlöhne (gleich $ 33.750) begrenzt, im Rest des Landes auf einen ($ 16.875), und für alle auf höchstens 50% des Lohnes. Die Unternehmen müssen einen real geringeren Umsatz als im Vorjahr ausweisen und sich verpflichten, keine Gewinne zu verteilen und keine Dollar zu überweisen.

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Im Juni 2020 lagen die gesamten Käufe, die mit Kreditkarten bezahlt wurden, bei $ 640,93 Mrd., 8,3% über Mai und 59,6% über Juni 2019, berichtet First Capital Group. Die mit Karten gezahlten Dollarausgaben lagen im Juni 2020 um 42,7% über Mai, aber um 62,4% unter Juni 2019.

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Deutsche Wirtschaft

Das Homeoffice dürfte in vielen Firmen die Corona-Krise überdauern. 54% der Betriebe erwarten, dass diese Arbeitsform dauerhaft zunimmt, wie eine am Montag veröffentlichte Befragung des Münchner Ifo-Instituts bei rund 7300 Unternehmen ergab. Für viele Unternehmen ging die Umstellung mit beträchtlichen Investitionen in digitale Infrastruktur und neue Kommunikationstechnologie einher. Diese Neuorganisation der Arbeit wird aller Wahrscheinlichkeit nach nicht vollständig rückgängig gemacht werden. (dpa)

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Überraschende Wende im Überlebenskampf des Küchenherstellers Poggenpohl: Die Edelmarke, die im Zuge der Corona-Pandemie einen Insolvenzantrag gestellt hat, kommt in chinesische Hände. Der Sanitär- und Küchenarmaturenhersteller Jomoo aus Xiamen werde neuer Eigentümer des deutschen Traditionsunternehmens, berichtete Poggenpohl-Insolvenzverwalter Manuel Sack am Montag. (dpa)

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Deutschland und Europa haben eine Spitzenposition bei der Entwicklung des 3D-Drucks. Hinter den USA kommt Deutschland in einer am Montag veröffentlichten Studie des Europäischen Patentamts (EPA) auf den zweiten Platz. Betrachtet man Europa insgesamt, liegt es mit fast der Hälfte aller Patentanmeldungen sogar auf dem ersten Platz. Hier geht es um den Umbau traditioneller Industrien, und wenn die etablierten europäischen Champions in Feldern wie Luftfahrt, Chemie oder Autobau flexibel genug sind, könnten sie hier ihre Chancen nutzen. (dpa)

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Die deutsche Industrie hat vor massiven Folgen bei einem Scheitern der Verhandlungen über ein Brexit-Anschlussabkommen zwischen der EU und Großbritannien gewarnt. "Ohne klare Vorgaben für den Warenverkehr wird der Brexit für Unternehmen zu einem wirtschaftlichen Desaster", sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Joachim Lang. Die Verhandlungspartner auf beiden Seiten des Ärmelkanals müssten dringend die Zeit bis Jahresende nutzen, um sich auf ein umfassendes Freihandelsabkommen zu einigen. Lang sagte, das künftige Abkommen müsse tiefer greifen als traditionelle Freihandelsabkommen der EU mit anderen Ländern. Wichtig sei es, die ohnehin großen Handelshemmnisse mit einfachen und harmonisierten Ursprungsregeln so gering wie möglich zu halten. (dpa)

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Der deutsche Export ist im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat um 29,7% auf E 80,3 Mrd. eingebrochen, stieg jedoch um 0,9% gegenüber April 2020. Ökonomen sehen mittlerweile die Talsohle durchschritten. Man sei aber noch "meilenweit entfernt von einer Normalisierung im Außenhandel", mahnte der Außenhandelsverband BGA. (dpa)

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Im April sind weniger Firmen in Deutschland in die Pleite gerutscht als ein Jahr zuvor. Insgesamt 1465 Fälle, 13.3% unter dem gleichen Vorjahresmonat, meldeten die Amtsgerichte nach Angaben des Statistischen Bundesamtes. Ein wichtiger Grund für den Rückgang ist aber, dass die Insolvenzantragspflicht für Unternehmen seit dem 1. März 2020 ausgesetzt ist. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten durch die Pandemie spiegeln sich somit bislang nicht in den Daten wider. (dpa)

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Industriepräsident Dieter Kempf hat vor einer zu großen Staatswirtschaft infolge der Coronakrise gewarnt. Kempf sagte am Dienstag bei der Eröffnung der "Digital Days" der Hannover Messe, die Politik habe nach Ausbruch der Krise schnell reagiert, um Firmen zu helfen. Im Zuge des Wiederhochfahrens der Wirtschaft müsse es aber nun einen "geordneten Rückgang" des Staates aus dem Wirtschaftsleben geben. Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie betonte dabei das Modell der Sozialen Marktwirtschaft. Hintergrund der Aussagen ist auch, dass sich der Staat neben der Lufthansa an etlichen weiteren angeschlagenen Unternehmen beteiligen könnte. Zentral sei, einen staatlichen Einstieg in einzelne Unternehmen stets an einen klaren "Exit-Plan" zu koppeln, so Kempf. "Die wachsende Tendenz zum Staatsdirigismus verfolgt die deutsche Wirtschaft mit großer Sorge." (dpa)

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Die Deutsche Bahn hat 30 Hochgeschwindigkeitszüge beim Technikkonzern Siemens bestellt. Der Auftrag von E 1 Mrd. umfasst Züge der ICE-3-Reihe, von denen die ersten Ende 2022 auf die Schiene kommen sollen. 13.000 zusätzliche Sitze sollen dann zur Verfügung stehen. Zudem sichert sich die Bahn eine Option auf 60 weitere Fahrzeuge. Die neuen Züge sollen zunächst auf Strecken zwischen Nordrhein-Westfalen und München eingesetzt werden. "In den nächsten Jahren wächst die gesamte DB-Flotte im Fernverkehr um 20%", teilte Bahn-Chef Richard Lutz mit. (dpa)

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Der Einzelhandel in Deutschland rechnet angesichts der Corona-Krise mit einer langen Durststrecke. Voraussichtlich werde erst 2022 wieder das Umsatzniveau des Vorkrisenjahres 2019 erreicht, sagte am Mittwoch der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stefan Genth. Die Verbraucher seien im Krisenmodus: Die Sparquote steige, der private Konsum breche weg. Viele Verbraucher hätten angesichts der drohenden Rezession ihr Einkaufsverhalten grundlegend verändert. (dpa)

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Weltwirtschaft

Der Genfer Autosalon fällt auch 2021 dem Coronavirus zum Opfer. Das hätten das Komitee und der Stiftungsrat der Automesse beschlossen. Eine Umfrage habe ergeben, dass eine Mehrheit der Aussteller „wahrscheinlich“ an einer Neuauflage der Messe 2021 nicht teilnehmen werde und einen Autosalon 2022 bevorzuge. Der Genfer Autosalon gilt als größte öffentliche Veranstaltung in der Schweiz und war bereits in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt worden. Im Jahr 2021 hätte der Autosalon vom 4. bis 14. März stattfinden sollen. (dpa)

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Boeings Hoffnung auf eine Wiederzulassung des nach zwei Abstürzen mit Startverboten belegten Krisenfliegers 737 Max steigt. Die US-Luftfahrtaufsicht FAA und der Flugzeugbauer wollen bereits an diesem Montag mit einer Reihe entscheidender Testflüge beginnen, hieß es aus Kreisen der Behörde. Die FAA habe bereits grünes Licht gegeben. Nach mehr als einjähriger Zwangspause würde Boeing damit einen wichtigen Meilenstein erreichen, was an der Börse bereits zu kräftigen Kursgewinnen führte. Allerdings sind für eine erneute Zertifizierung noch einige weitere Hürden zu nehmen. Für Boeings meistverkauften Flugzeugtyp 737 Max waren im März 2019 im Zuge von zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten weltweit Flugverbote verhängt worden. (dpa)

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Von Februar bis April gingen in den Vereinigten Staaten 22,2 Mio. Arbeitsplätze verloren. Doch in den Monaten Mai und Juni erhielten 7,8 Mio. Personen wieder eine bezahlte Beschäftigung. Außerdem besteht in den USA eine Nachfrage nach 7 Mio. sogenannten “high tech” Arbeitsplätzen, die aus Mangel an in diesem Bereich qualifizierten Personen nicht besetzt werden können. Die Beschäftigungsrate liegt in den USA jetzt bei 61,5% der Bevölkerung, während es in Argentinien knapp 43% sind.

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Am europäischen Himmel sind nach dem Corona-Schock wieder mehr Passagierflugzeuge unterwegs. In der abgelaufenen Kalenderwoche bis einschließlich Sonntag (12. Juli) zählte Eurocontrol 90.549 Flüge und damit 36,6% des Vorjahreswertes. Im Schnitt waren das täglich knapp 13.000 Flüge und damit 1383 mehr als in der Woche zuvor. Zu dem Höchststand seit dem nahezu vollständigen Lockdown trug besonders die irische Ryanair bei, die durchschnittlich 1045 Flüge pro Tag anbot. (dpa)

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Im Streit um die Besteuerung von Digitalkonzernen erhöht die Trump-Regierung den Druck auf Frankreich. Das Büro des US-Handelsbeauftragten Robert Lighthizer verkündete am Freitag neue Strafzölle von 25% auf eine Reihe von Produkten aus Frankreich - unter anderem Kosmetik und Handtaschen - mit einem Handelsvolumen von etwa u$s 1,3 Mrd. Gleichzeitig wurde die Anwendung der Zölle aber für eine Zeit von 180 Tagen ausgesetzt. Die USA hatten Frankreich wiederholt mit Strafzöllen gedroht, nachdem Paris 2019 eine nationale Digitalsteuer eingeführt hatte, die hauptsächlich große US-Konzerne wie Google oder Facebook trifft. Ende Januar erklärte sich Frankreich bereit, fällige Vorauszahlungen auf die nationale Digitalsteuer bis Ende des Jahres auszusetzen, dafür verzichteten die USA auf Sanktionen. Die in mehreren europäischen Ländern geplanten Digitalsteuern sollen vor allem große amerikanische Technologie-Konzerne wie Amazon oder Google ins Visier nehmen, die mit ihrem Geschäftsmodell nach Ansicht von Kritikern zu wenig Abgaben in einzelnen Märkten bezahlen. Frankreich hatte die Steuer dann im Alleingang für Internetkonzerne eingeführt, weil international keine Einigung in Sicht war. (dpa)

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Die ersten Hilfen aus Brüssel zur Finanzierung von Kurzarbeit in der Corona-Krise sollen in wenigen Wochen fließen. Eine erhebliche Zahl von EU-Staaten habe Interesse an den insgesamt E 100 Mrd., die dafür bereitstehen. Das Kurzarbeiterprogramm Sure gehört zum ersten Corona-Hilfspaket im Umfang von insgesamt E 540 Mrd., das die EU-Staaten im April vereinbart hatten. Die beiden anderen Elemente sind ein Unterstützungsfonds für den Mittelstand bei der Europäischen Investitionsbank, der E 200 Mrd. mobilisieren soll, sowie spezielle Pandemie-Kredite aus dem Eurorettungsschirm ESM im Umfang von bis zu E 240 Mrd. (dpa)

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Der irische Finanzminister Paschal Donohoe wird neuer Chef der Eurogruppe. Dies entschieden die 19 Staaten der Gemeinschaftswährung am Donnerstag in einer Videokonferenz, wie der scheidende Gruppenchef Mario Centeno auf Twitter mitteilte. Donohoe setzte sich gegen zwei Mitbewerber durch: die Spanierin Nadia Calviño und den Luxemburger Pierre Gramegna. Centeno gibt das Amt nach zweieinhalb Jahren ab. Die Eurogruppe ist ein informelles Gremium der Wirtschafts- und Finanzminister aus den 19 Staaten der Währungszone. Sie beraten normalerweise einmal im Monat und koordinieren sich in Fragen der Wirtschafts- und Finanzpolitik. Donohoe gehört der bürgerlichen Partei Fine Gael an und ist seit Juni 2017 Finanzminister seines Landes.

(dpa)

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Die Business-Version des Chatdienstes WhatsApp wird von immer mehr Kleinunternehmen eingesetzt, um mit ihren Kunden zu kommunizieren. Weltweit verzeichne WhatsApp Business mittlerweile mehr als 50 Millionen aktive Nutzer monatlich, teilte der Dienst aus dem Facebook-Konzern am Donnerstag in Menlo Park mit. WhatsApp Business ist eine eigenständige App, mit der Unternehmen beispielsweise Waren oder Dienstleistungen anbieten oder mit Kunden chatten können. Die WhatsApp-Plattform wird von mehr als 2 Mrd. Menschen weltweit genutzt. Innerhalb des Facebook-Konzerns steht WhatsApp damit hinter der der "blauen" Facebook-App (2,5 Mrd. Nutzer) auf Platz zwei, noch vor Instagram und dem Facebook Messenger. (dpa)

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Das Defizit der US-Staatsfinanzen erreichte im Juni 2020 u$s 864 Mrd., gegen nur u$s 8 Mrd. im gleichen Vorjahresmonat. In 9 Monaten des laufenden Fiskaljahres, das am 30. September 2020 abläuft, lag das Defizit bei u$s 2,74 Bio. (Millionen von Millionen), 267% über der gleichen Vorjahresperiode. Der größte Teil der Zunahme entfällt auf Ausgaben im Rahmen des sogenannten CARES-Programms, das sich auf Subventionen an Unternehmen, physische Personen und Arbeitslose bezieht und u$s 2,2 Bio. umfasst. Die hohe monetäre Expansion, die als Folge des Defizites eintritt, hatte bisher eine mäßige Wirkung auf die Inflation: der Index der Konsumentenpreise nahm im Juni um 0,6% zu, was jedoch auf eine Zunahme von 12,3% des Benzinpreises zurückzuführen ist, der vorher stark gefallen war.

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Corona-Krise und das Debakel um den Unglücksflieger 737 Max machen Boeing weiter schwer zu schaffen. Im ersten Halbjahr 2020 wurden demnach insgesamt 355 Bestellungen für die 737 Max storniert, 60 kamen im vergangenen Monat hinzu. Die Auslieferungen in der Verkehrsflugzeugsparte brachen im zweiten Quartal um fast 80% gegenüber dem Vorjahr auf lediglich 20 Maschinen ein. (dpa)

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Trotz der globalen Corona-Krise hat sich Chinas Außenhandel überraschend gut erholt. Exporte und Importe der größten Handelsnation lagen im Juni erstmals wieder im Plus, wie Chinas Zollverwaltung berichtete. Die Ausfuhren in US-Dollar berechnet stiegen um 0,5% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Einfuhren wuchsen unerwartet stark um 2,7%. Der Außenhandel legte im Juni um 1,5% zu, wies aber in der ersten Jahreshälfte insgesamt noch ein Minus von 6,6% aus. Nach dem starken Einbruch des Wachstums im ersten Quartal um 6,8% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist Chinas Wirtschaft auf gutem Wege, im zweiten Quartal wieder zu wachsen. (dpa)

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Im Streit um eine Rekord-Steuernachzahlung von E 13 Mrd. für Apple in Irland hat die EU-Kommission eine Schlappe vor Gericht erlitten. Das EU-Gericht in Luxemburg annullierte die Nachforderung der Kommission aus dem Jahr 2016. Die Kommission habe nicht nachweisen können, dass Steuervereinbarungen von Apple in Irland aus den Jahren 1991 und 2007 eine ungerechtfertigte staatliche Beihilfe darstellten, wie die Richter am Mittwoch erläuterten. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass der Streit in nächster Instanz vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) weitergeht. (dpa)

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Die EU-Kommission will Steuerschlupflöcher bei Geschäften auf Amazon und anderen Digitalplattformen stopfen. Dazu schlug die Brüsseler Behörde am Mittwoch einen automatischen Datenabgleich der EU-Staaten vor. Dies ist Teil eines Pakets gegen Steuervermeidung, das auch einige Erleichterungen für Steuerzahler bringen soll. "Wir müssen ehrlichen Bürgern und Unternehmen beim Steuerzahlen das Leben leichter machen und schwieriger für Betrüger und Steuerhinterzieher", erklärte EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni. Jährlich gingen in der EU rund E 130 Mrd. an Einnahmen verloren - durch Steuerhinterziehung, Steuervermeidung und Umsatzsteuerbetrug über Grenzen hinweg. Zwischen den EU-Staaten gibt es zudem immer wieder Konflikte, weil einige Regierungen Unternehmen extrem günstige Konditionen bieten, um sie ins Land zu locken oder dort zu halten. (dpa)

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Japans Wirtschaft wird nach Einschätzung der japanischen Zentralbank in diesem Fiskaljahr schrumpfen. Wie die Bank von Japan (BoJ) bekanntgab, dürfte die wirtschaftliche Leistung in dem noch bis zum 31. März 2021 laufenden Fiskaljahr um 4,7% rückläufig sein. Angesichts dieser ernsten Situation entschied die Zentralbank, an ihrem Kurs einer extrem gelockerten Geldpolitik unverändert festzuhalten. Japanische Geschäftsbanken können sich mit der Entscheidung der BoJ weiter so gut wie kostenlos Geld bei der Notenbank besorgen. Kredite für Investitionen der Wirtschaft und für Verbraucher sollen weiterhin billig bleiben. (dpa)

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