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Wirtschaft in Kürze

  • Foto del escritor: Argentinisches Tageblatt
    Argentinisches Tageblatt
  • 30 sept 2022
  • 15 Min. de lectura

Argentinische Wirtschaft

Der offizielle Dollarkurs schloss am Mittwoch zu $ 153,53, gegen $ 151,56 eine Woche zuvor. Die ZB konnte am Mittwoch um die $ 300 Mio. am Devisenmarkt kaufen, womit es im Monat September insgesamt u$s 4,2 Mrd. waren. In 17 Tagen in Folge kaufte die ZB durchschnittlich u$s 251 Mio. täglich. Der hohe Export von Sojabohne, für den im September der Sonderkurs von $ 200 pro Dollar galt, brachte der ZB Bruttoeinnahmen von ca. u$s 7 Mrd., 40% mehr als erwartet. Doch der größte Teil dieser Summe diente zur Deckung des Fehlbetrages bei der Zahlungsbilanz, die trotz strenger Importkontingentierung und geringeren Importen von Gas und Dieselöl (u$s 520 Mio. im September, gegen u$s 1.336 Mio. im August und u$ 1.956 Mio. im Juli) ein hohes Defizit aufweist. Wie das Gleichgewicht im Oktober hergestellt wird, wenn es keine Sojadollar mehr gibt, weiß man vorerst nicht. Der Schwarzkurs schloss zu $ 290, gegen $ 287 in der Vorwoche, Der Kurs, der sich über Kauf und Verkauf von Staatstiteln in Dollar ergibt, (CCL) schloss zu $ 305, wie in der Vorwoche, mit geringen Schwankungen in den vorangehenden Tagen

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Der Merval-Index der Börse von Buenos Aires schloss am Mittwoch mit einem Verlust von 6,09% gegenüber der Vorwoche, und liegt jetzt 65,30% über Ende Dezember 2021. Die Aktien argentinischer Gesellschaften, die in New York gehandelt werden, standen in der Woche zum Mittwoch unter starkem Baissedruck. Die Entwicklung war im Einzelnen wie folgt: TECO: -4%; BBVA Argentina: -6,50%; Grupo Financiero Galicia: -13,91%; Loma Negra: -5,08%; Tenaris: -0,19%; Banco Macro: -11,94%.

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Die argentinischen Staatstiteln in Dollar, die an der Börse von New York gehandelt werden, standen in der Woche zum Mittwoch unter betontem Baissedruck. Die Entwicklung war im Einzelnen wie folgt: Bono 2029: -13,35%, Bono 2030: -8,67%; Bono 2035: -11,87%; Bono 2038: -9,88%.

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Das Schatzamt hat am Mittwoch Staatstitel für $ 195 Mrd. untergebracht, womit es im September insgesamt 420,48 Mrd. sind, vom Betrag vom Mittwoch entfallen 57% auf Titel mit Verfall nach den Primarwahlen vom nächsten Jahr, wobei ein Teil davon sogar nach dem Regierungswechsel verfällt. $ 102,57 Mrd. des Betrages vom Mittwoch entfällt auf duale Bonds, bei denen der Inhaber zwischen einer Indexierung mit dem CER-Index (der dem Index der Konsumentenpreise entspricht) oder dem offiziellen Wechselkurs wählen kann. Bei diesen Titeln profitiert der Staat nicht von der Verwässerung, die die Inflation sonst herbeiführt, erleidet hingegen einen zusätzlichen Verlust, wenn der offizielle Kurs stärker als die interne Inflation abgewertet wird.

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Cristina Kirchner hat per Twitter die starke Zunahme der Lebensmittelpreise beanstandet und darauf hingewiesen, dass dies klar zeige, dass die Inflation nicht durch eine überhöhte Nachfrage, sondern durch eine Verteuerung des Angebotes verursacht werde. Unterschwellig bedeutet dies, dass die Geldschöpfung nicht so wichtig ist und die direkte Preiskontrolle verschärft werden muss. Das entspricht der Auffassung von Kicillof und widerspricht der Ansicht von Massa und seiner Ökonomen.

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Der Construya-Index, den die Fabrikanten von Baumaterialien auf Grund ihrer Lieferungen aufstellen, lag im August um 12,1% über dem gleichen Vorjahresmonat. Der Zementkonsum erreichte mit 142.00 Tonnen einen historischen Rekord und lag um 13,2% über dem Vorjahr.

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Die gesamte argentinische Auslandsschuld, sowohl staatlich wie privat, lag Ende Juni 2022 bei u$s 274,84 Mrd., was eine Abnahme von u$s 567 Mio. gegenüber Ende März darstellt. Doch die argentinischen Auslandsaktiven erreichten Ende Juni u$s 419,56 Mrd., ca. u$s 9 Mrd. mehr als vor einem Jahr, aber um u$s 3,53 Mrd. geringer als Ende März 2022. Das INDEC schätzt den Betrag der Auslandskonten von Personen, die in Argentinien wohnhaft sind und sie nicht angegeben haben, auf u$s 258 Mrd. Die Regierung hofft mehr Information über diese Konten zu erhalten, nachdem der Informationsaustausch unter den Mitgliedern der OECD eingeführt wurde. Wenn man zu den Konten noch die Anlagen in finanziellen Aktiven (Titeln, Aktien u.a.) und die Immobilien (auch in Uruguay u.a. Ländern) u.a. Güter in argentinischem Besitz hinzuzählt, gelangt man laut INDEC-Angaben auf u$s 359,26 Mrd., u$s 9,13 Mrd. mehr als vor einem Jahr.

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Handelssekretär Matías Tombolini vereinbarte mit 60 Fabrikanten erster Marken von Bekleidung eine Rückführung der Preise auf die vom 5. September und eine Einfrierung bis zum 1. Dezember. Ab Dezember, und für 180 Tage, sollen die Preise dann im gleichen Ausmaß wie der Wechselkurs steigen können. Gemäß INDEC waren die Preise der Bekleidung in 12 Monaten zum August um 109% gestiegen, etwa 39 Prozentpunkte über der allgemeinen durchschnittlichen Preiszunahme. Auch Wirtschaftsminister Sergio Massa beteiligte sich am Gespräch, und betonte die Bedeutung des Abkommens. Der Präsident der Kammer der Bekleidungsindustrie, Claudio Drescher, äußerte sich positiv über das Abkommen. Diese Industrie erlebt gegenwärtig eine gute Konjunktur, nachdem der Import von Bekleidungsstücken stark gehemmt ist. Bis in die 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts versorgte die lokale Industrie fast den gesamten Bedarf. Danach nahm der lokale Anteil auf schätzungsweise die Hälfte ab, und jetzt steigt er wieder, begleitet von zahlreichen Investitionen für Erweiterung und Erneuerung der bestehenden Fabriken, und Einrichtung von neuen.

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Mehrere Großunternehmen haben Programme zum Kauf ihrer eigenen Aktien auf dem Markt eingeleitet. Sie benutzen dabei die Gelegenheit, diese Aktien relativ billig zu kaufen. Dabei wird das Kapital verringert, und der Wert der weiter bestehenden Aktien erhöht. Das Immobilienunternehmen IRSA, das auch zahlreiche Shopping-Centers betreibt, hat Aktien für u$s 1 Mrd. zurückgekauft, Transportadora de Gas del Sur (TGS), die Ferngasleitungen von Buenos Aires bis Santa Cruz und Neuquén betreibt, hat ein Programm für bis zu 3 Mrd. Pesos eingeleitet, und der Betreiber von Kraftwerken Pampa Energía hat unlängst ein Rückkaufprogramm für u$s 30 Mio. vollzogen. Die Zementfirma Loma Negra hat ein Programm dieser Art schon 2021 eingeleitet, und eigene Aktien für 900 Mio. Pesos gekauft. Argentinische Aktien werden zu einem so niedrigen Kurs gehandelt, dass der Rückkauf sehr vorteilhaft ist. Auch der Staat würde ein gutes Geschäft mit dem Kauf von Staatstiteln an der Börse machen.

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Viele Unternehmen der Textilindustrie und der Sportschuhindustrie haben Fabriken in der Provinz La Rioja errichtet, oder beabsichtigen, es in nächster Zeit zu tun. In der Vorwoche wurden die Fabriken von Puma, Ritex und Colortex eingeweiht, die insgesamt eine Investition von u$s 40 Mio. darstellen und 760 Arbeitnehmer beschäftigen. Bis Mitte 2023 wird die Niederlassung von weiteren 9 Unternehmen dieser Branchen erwartet. All diese Unternehmen profitieren von den Vorteilen, die das Regime für Textil- und Sportschuhfabriken vorsieht, u.a. die Rückvergütung der Unternehmerbeiträge zur ANSES. Ebenfalls erhalten sie günstige Kredite von der Banco Nación. Doch was sie am meisten dazu treibt, die Produktion von Textilien und Sportschuhen stark auszubauen, ist das faktische Importverbot für Bekleidung und Schuhe, das die Devisenknappheit erzwungen hat.

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Die Regierung hat in der Vorwoche mit zwei Zahlungen insgesamt u$s 2,6 Mrd. an den IWF gezahlt, die auf Kapitalamortisationen vom September entfallen. Die Zahlung erfolgte mit den Mitteln der Sonderzuwendungen des Fonds. Unmittelbar wird eine Zahlung des IWF von u$s 3,8 Mrd. erwartet, die mit der zweiten Revision des Programmes zusammenhängen, die von den Fachleuten des Fonds schon abgeschlossen ist, und vom Direktorium genehmigt werde muss.

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Die ZB hat durch Beschluss 5260/22 bestimmt, dass der verfügbare Dollarbetrag für Zahlung von sogenannten Onlinesendungen von bisher u$s 3.000 auf $ 1.000 verringert wird. Ebenfalls wird die Zahl der jährlichen Paketsendungen beschränkt. Dieser sogenannte “Online-Handel” hat sich in letzter Zeit stark ausgeweitet, über Unternehmen wie “Mercado libre” und “Amazon”.

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Das Tourismusministerium hat bekanntgegeben, dass während der Wintersaison rund eine Million Auslandstouristen gekommen seien, die insgesamt u$s 850 Mio. Dollar ausgegeben haben. In den Skigegenden hat es dieses Jahr üppig geschneit, was viele Skifahrer angezogen hat. Es ist anzunehmen, dass der genannte Betrag sich auf Dollar u.a. Währung bezieht, die zum offiziellen Kurs umgerechnet wurden. Doch das ergibt nur u$s 850 pro Kopf, was weit unter den normalen Ausgaben der Auslandstouristen liegt. Man kann davon ausgehen, dass mindestens weitere u$s 2 Mrd. zum Schwarzkurs verrechnet wurden. Ohne dies wäre der Schwarzkurs viel höher. Außerdem sind viele dieser Touristen mit Aerolíneas Argentinas gekommen, was diesen Staatsunternehmen mehr Einnahmen beschert hat.

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Das nationale Fernverbindungsamt ENACOM hat durch Beschluss 1754/22 (Amtsblatt vom 23.9.22) eine Tariferhöhung von insgesamt 29,6% für Telefonie, Internet und Kabelfernsehen verfügt. Ab 1. Oktober sind es 19,8%, und ab 1. Dezember kommen 9,8% hinzu. In diesen Jahr wurden schon zwei Erhöhungen von je 9,5% verfügt, eine ab 1.5.22 und die andere ab 1.7.22.

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Der EMAE-Index des INDEC, der eine Schätzung des BIP auf Grund kurzfristig verfügbarer Daten ist, lag im Juli 2022 auf dem gleichen Niveau vom Juni, aber um 5,8% über dem gleichen Vorjahresmonat. Die ersten 7 Monate 2022 lagen um 6,4% über dem Vorjahr. Von den einzelnen Bereichen der Wirtschaft verzeichnet die Industrie im Juli eine internannuelle Zunahme von 5,6%, der Handel eine von 5,7%, Transport und Fernverbindungen eine von 8,8%. Hingegen nahm die Landwirtschaft um 2,7% ab, die Fischerei um 4,1% und Strom, Gas und Wasser um 2,1%.

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Wirtschaftsminister Sergio Massa erklärte, dass kleine und mittlere Unternehmen bei ihren Importanträgen für Rohstoffe und Teile für einen Fabrikationsprozess Priorität haben werden, so dass sie über diese importierte Ware weiter verfügen. Außerdem wird diesen Unternehmen erlaubt, sofort an ihre ausländischen Lieferanten zu zahlen. Auf diese Weise sollen diese Unternehmen ihre Produktion planen können. Wo die Grenze zwischen diesen Unternehmen und den größeren liegt, die keine Importpriorität genießen, wurde nicht gesagt. Und wie es bei größeren Unternehmen weitergeht, die zunehmend Probleme wegen Mangel an importierten Rohstoffen und Zubehörteilen haben, auch nicht.

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Die vom INDEC erfassten Supermärkte erreichten im Juli einen Umsatz von $ 338,21 Mrd., 81,6% über dem gleichen Vorjahresmonat. Zu konstanten Preisen betrug die interannuelle Zunahme 5,2%. Der Umsatz der Shopping-Centers lag im Juli mit $ 69,91 Mrd. um 157,6% über dem Vorjahr. Zu konstanten Preisen ergab sich eine Zunahme von 46,6%.

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Die US-Regierung hat sich gegenüber Wirtschaftsminister Massa verpflichtet, den argentinischen Behörden die Information über Bankkonten von über u$s 50.000 von natürlichen Personen zu übertragen, die in Argentinien wohnhaft sind. Konten von Unternehmen sind ausgeschlossen. Ebenfalls umfasst die Information weder andere Vermögensanlagen, noch Immobilien.

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Der Rindfleischexport erreichte in 8 Monaten 2022 596.000 Tonnen, 11% über dem Vorjahr. China war mit Abstand der größte Käufer, mit über 70% der Exporte. China kaufte an erster Stelle Rindfleisch aus Kühen, das einen geringeren Wert hat.

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Lateinamerikanische Wirtschaft

In Uruguay wird schon die dritte große Zellstofffabrik errichtet, in Paso de los Toros, am Río Negro, im Zentrum des Landes. Die Fabrik soll größer als die zwei bestehenden sein, und eine Investition von u$s 2,7 Mrd. beanspruchen und Ende 2023 in Betrieb genommen werden. Das Projekt schließt auch eine Eisenbahn bis Montevideo ein. Die erste Zellstofffabrik wurde in Fray Bentos, am Uruguay-Fluss, errichtet, von einem Unternehmen von Finnland. Die zweite wurde bei Colonia von Arauco (Chile) und Stora-Enso (schwedisch-finnländisch) errichtet. Mit den Fabriken wurde auch viel aufgeforstet. Die zwei bestehenden Fabriken exportieren schon für über u$s 2 Mrd. pro Jahr, und mit der dritten werden es über u$s 3 Mrd. sein.

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Deutsche Wirtschaft

Im September kennen die Spritpreise bislang fast nur eine Richtung: Binnen einer Woche haben sich Benzin und insbesondere Diesel erneut deutlich verbilligt, wie der ADAC am Mittwoch mitteilte. So kostete ein Liter Diesel im bundesweiten Durchschnitt des Dienstags E 2,021. Das waren 9,6 Cent weniger als eine Woche zuvor. Sollte der Trend anhalten, könnte der Sprit bald wieder unter E 2 kosten. Superbenzin der Sorte E10 verbilligte sich binnen Wochenfrist um 3,5 Cent auf E 1,910. (dpa)

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Trotz der Ende August eingestellten Gaslieferungen aus Russland sind die deutschen Gasspeicher mittlerweile zu mehr als 90% gefüllt. Das geht aus Daten der europäischen Speicherbetreiber hervor. Demnach erreichten die Speicher am vergangenen Sonntag einen Füllstand von 90,07% - 0,32 Prozentpunkte mehr als am Vortag. (dpa)

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Die Porsche AG soll am 29. September an die Börse gehen. Ab dann wird die Volkswagen-Tochter aus Stuttgart aller Voraussicht nach einen Teil ihrer Vorzugsaktien frei am Finanzmarkt handeln lassen. Bei der Marktkapitalisierung für Porsche wird nun ein Wert zwischen E 70 und E 75 Mrd. anvisiert. (dpa)

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Nach der ersten Streikwelle gibt es vorerst keine neuen Verhandlungen zwischen der Lufthansa und ihren Piloten. Es seien bislang weder konkrete Gesprächstermine noch ein verbessertes Angebot eingegangen, sagte am Montag ein Sprecher der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit in Frankfurt. Eine Unternehmenssprecherin betonte zwar die grundsätzliche Gesprächsbereitschaft der Lufthansa, nannte aber ebenfalls keine konkreten Termine. Wohl nur mit erneuten Gesprächen könnte eine zweite Streikwelle verhindert werden. Am Freitag vergangener Woche waren wegen des ganztägigen Pilotenstreiks mehr als 800 Flüge mit 130.000 betroffenen Passagieren ausgefallen. (dpa)

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Als Ersatz für ausbleibende Energielieferungen aus Russland erhält Deutschland Flüssiggas (LNG) aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Während des Besuchs von Bundeskanzler Olaf Scholz in dem Golfstaat schloss der Essener Energiekonzern RWE am Sonntag einen Vertrag über eine erste Lieferung von 137 000 Kubikmetern LNG ab. Es soll die erste Lieferung sein, die im Dezember 2022 am neuen LNG-Terminal in Brunsbüttel bei Hamburg eintreffen soll. Laut RWE wurde ein Memorandum über mehrjährige Lieferungen ab 2023 unterzeichnet. Zum Vergleich: Vor dem Angriffskrieg auf die Ukraine floss allein am 1. Februar nach Angaben des Betreibers Gas mit einer Energiemenge von circa 1,76 Mrd. KWSt. durch die Pipeline Nord Stream 1. Die jetzt vereinbarte erste Lieferung von 137 000 Kbm. Flüssiggas für RWE per Schiff aus den Vereinigten Arabischen Emiraten entspricht etwa 0,95 Mrd. KWSt.

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Die Bundesregierung arbeitet wegen der Explosion der Energiepreise an einem neuen milliardenschweren Hilfsprogramm für Unternehmen. Das sagte ein Sprecher von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Freitag in Berlin. Der Stadtwerkeverband VKU forderte Staatshilfen. Die Union warnte vor einer Insolvenzwelle bei Firmen. Die Debatte über eine Abschaffung der umstrittenen Gasumlage, die für Millionen von Kunden höhere Preise bedeutet, hält an. (dpa)

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Von der Erhöhung des Mindestlohns in Deutschland am 1. Oktober profitieren nach einer Studie rechnerisch 6,64 Mio. Menschen in Deutschland. So viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verdienen demnach derzeit weniger als E 12 brutto pro Stunde, wie das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung auf Basis eigener Berechnungen mitteilte. Unter denjenigen, die von der Erhöhung profitieren, sind laut WSI 2,55 Millionen vollzeitbeschäftigt. (dpa)

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Die Bundesregierung darf den Ausbau von Solaranlagen und anderen erneuerbaren Energien zusätzlich fördern. Die Europäische Kommission genehmigte am Dienstag entsprechende Maßnahmen. Konkret sollen Förderungen für Solaranlagen auf privaten Dächern ausgebaut werden. Die für Wettbewerbsregeln in der EU zuständige Kommission genehmigte auch zusätzliche staatliche Ausschreibungen für Photovoltaikanlagen auf Frei- und Dachflächen sowie eine Anpassung einer Marktprämie für Stromproduzenten im Bereich Innovation. (dpa)

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Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat wegen der Energiepreiskrise vor Dauerschäden für die deutsche Wirtschaft gewarnt. Er sprach sich für umfangreiche Hilfen der Bundesregierung aus. “Teils ist es erst ein Schwelbrand, teils brennt schon die Hütte. In jedem Fall ist die Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschaft in Gefahr, es drohen Dauerschäden”, sagte Habeck. “Wir müssen jetzt alle Finanzkraft aufbringen, um die gute Substanz unserer Wirtschaft über die Krise zu bringen, Arbeitsplätze zu sichern und die Investitions- und Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschaft zu schützen.” (dpa)

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Weltwirtschaft

Hoffnungsschimmer für die zuletzt schwache chinesische Wirtschaft: Im August haben sich der Einzelhandel und die Industrie besser entwickelt als zuletzt. Die Erwartungen der Experten wurden auch übertroffen. Der Einzelhandelsumsatz sei im August im Vergleich zum Vorjahreswert um 5,4% gestiegen, teilte das Statistikamt mit. Im Juli hatte das interannuelle Plus nur 2,7% betragen. Die Sachinvestitionen zogen bis Ende August um 5,8% an. Die Daten zeigen nach Aussagen eines Sprechers des Statistikamts zum einen, dass die Wirtschaft den zahlreichen Problemen trotzen kann. Auf der anderen Seite bleibt die Lage wegen der Schwierigkeiten, die Corona-Pandemie zu kontrollieren, und des Abschwungs der Weltwirtschaft angespannt. In China leidet die Konjunktur darunter, dass Peking nicht von seiner „Null-Covid-Politik“ abrückt. Diese hat zum Ziel, jeden Ausbruch im Keim zu ersticken. (dpa)

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Die Zahl der britischen Unternehmen, die Waren in die EU exportieren, ist nach dem Brexit einem Bericht zufolge um ein Drittel gesunken. Wie das Londoner Wirtschaftsblatt „City A.M.“ unter Berufung auf Zahlen des Finanzamts HMRC am Freitag schrieb, sank die Zahl der Exporteure in die EU zwischen 2020 und 2021 von etwa 27.300 auf rund 18.350. (dpa)

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Der Bayer-Konzern hat wegen angeblicher illegaler Provisionen und Falschangaben bei der Vermarktung bestimmter Medikamente einem millionenschweren Vergleich in den USA zugestimmt. Bayer zahle zur Beilegung der Verfahren rund u$s 40 Mio., teilte das Justizministerium mit. Ein Schuldgeständnis gab das Unternehmen nicht ab. Konkret geht es laut der Mitteilung um Whistleblower-Klagen einer ehemaligen Marketing-Mitarbeiterin. Sie beschuldigte Bayer, den Absatz von zwei Arzneimitteln durch verdeckte Provisionszahlungen („Kickbacks“) an Krankenhäuser und Ärzte angetrieben zu haben. Außerdem habe Bayer beim Verkauf falsche Angaben gemacht und bei einem dritten Medikament Sicherheitsrisiken heruntergespielt. (dpa)

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Die von asiatischer Billigkonkurrenz bedrängte maritime Industrie in Europa sieht große Chancen in der klimaneutralen Nachrüstung Zehntausender Schiffe. „Die bestehende Ausrüstung zu modifizieren, das ist die Herausforderung, und hier kommt Europa ins Spiel“, sagte der Chef des Motorenherstellers MAN Energy Solutions, Uwe Lauber. (dpa)

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Die Finanzminister der G7 wirtschaftsstarker Demokratien wollen einen Preisdeckel auf russisches Öl durchsetzen. In einer gemeinsamen Erklärung, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, forderten sie am Freitag vergangener Woche zudem alle Länder, die russisches Öl importieren, auf, sich dieser Maßnahme anzuschließen. „Wir streben eine breite Koalition an, um die Effektivität zu maximieren“, heißt es in dem Papier. (dpa)

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Die Einnahmen von Unternehmen, die Strom aus anderen Quellen als Gas produzieren, sollen nach dem Willen der EU-Kommission künftig ab E 180 je Megawattstunde eingezogen und an belastete Verbraucher umverteilt werden. Einen entsprechenden Gesetzesentwurf präsentierten EU-Vizekommissionspräsident Frans Timmermans und die EU-Energiekommissarin Kadri Simson am Mittwoch in Straßburg. Zuvor hatte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen den Vorschlag bereits grob umrissen. (dpa)

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Produkte, die nachweislich unter Zwangsarbeit hergestellt wurden, sollen nach einem Vorschlag der Europäischen Kommission nicht mehr in der EU verkauft werden dürfen. Die Brüsseler Behörde legte am Mittwoch einen Gesetzesentwurf vor, der es den EU-Staaten ermöglichen soll, entsprechende Produkte vom Markt zu nehmen. (dpa)

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Hitzewellen bremsen einer Studie zufolge weltweit den Außenhandel. Grund dafür sei, dass extreme Hitze die Arbeitsproduktivität mindere - was zu Angebotsausfällen führe und sich in Exportrückgängen niederschlage. Das geht aus einer am Montag vorgelegten Studie vom ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung und von der Frankfurt School of Finance & Management hervor. Liegt demnach die durchschnittliche Temperatur eines Landes innerhalb eines Monats bei 30 Grad oder mehr, sinke das Exportvolumen im Schnitt um mehr als 3% im Vergleich zu kühleren Monaten. Wegen des Klimawandels erwarten die Autoren der Studie, dass hitzebedingte Handelsverluste künftig zunehmen. Zwischen 2020 und 2039 werde der jährliche Welthandel ihren Berechnungen zufolge im Vergleich zu 2015 um rund u$s 735 Mio. schrumpfen. (dpa)

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Die neue britische Regierung hebt wegen der rasant steigenden Energiepreise ein Fracking-Moratorium auf. “Angesichts der illegalen Invasion von (Kremlchef Wladimir) Putin in der Ukraine und des Missbrauchs von Energie als Waffe hat die Stärkung unserer Energiesicherheit absolute Priorität”, sagte Wirtschaftsminister Jacob Rees-Mogg am Donnerstag. Beim Fracking wird Gas oder Öl mit Hilfe von Druck und Chemikalien aus Gesteinsschichten herausgeholt, was Gefahren für die Umwelt birgt. (dpa)

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Die USA werden in Zukunft laut einer Studie voraussichtlich der wichtigste Lieferant für verflüssigtes Erdgas (LNG) in Deutschland und Europa. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Donnerstag vorgestellte Untersuchung des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln (EWI) im Auftrag des Branchenverbandes Zukunft Gas. Die Studie untersucht in verschiedenen Szenarien den künftigen Gashandel zwischen der Europäischen Union (EU) und Russland und deren Auswirkungen auf die globalen Handelsbeziehungen. (dpa)

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Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christin Lagarde, hat erneut weitere Leitzinserhöhungen in Aussicht gestellt. “Derzeit gehen wir davon aus, dass die Zinssätze in den nächsten Sitzungen weiter angehoben werden, um die Nachfrage zu dämpfen und dem Risiko einer anhaltenden Verschiebung der Inflationserwartungen nach oben vorzubeugen”, sagte Lagarde am Montag vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europäischen Parlaments. “Die Inflation ist nach wie vor viel zu hoch und wird wahrscheinlich für längere Zeit über unserem Zielwert liegen.” Im August war die Jahresinflationsrate auf einen Rekordstand von 9,1% gestiegen. Der wirtschaftliche Ausblick verdunkle sich, sagte Lagarde. Die Aktivität dürfte sich in den kommenden Quartalen “substanziell” abschwächen. (dpa)

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Regierungsvertreter aus Polen, Dänemark und Norwegen haben die neue Ostsee-Pipeline Baltic Pipe eröffnet. Durch sie soll Erdgas aus Norwegen über Dänemark nach Polen fließen. Parallel dazu wurde in Deutschland und Dänemark weiter nach der Ursache dreier Lecks in den Nord-Stream-Pipelines unter der Ostsee gesucht. “Die Ära der russischen Vorherrschaft beim Thema Gas geht zu Ende - eine Ära, die von Erpressung, Drohungen und Zwang geprägt war”, sagte Ministerpräsident Mateusz Morawiecki am Dienstag bei der symbolischen Einweihung der Kompressorstation von Baltic Pipe in Goleniow nahe der polnischen Hafenstadt Stettin. Die Baltic Pipe ist ein rund 900 km langer Abzweig von der bereits bestehenden Trasse Europipe II, die von Norwegen durch die Nordsee nach Niedersachsen führt. Durch die Baltic Pipe kann künftig norwegisches Erdgas auch nach Osten transportiert werden. Die Leitung schließt westlich von Dänemark in der Nordsee an die bestehende Pipeline an, sie führt dann zum dänischen Festland und weiter durch die Ostsee nach Polen. Die Baukosten für das Projekt belaufen sich auf E 1,6 Mrd. Den größten Teil davon haben der polnische Netzwerkbetreiber Gaz-System sowie das staatliche dänische Unternehmen Energinet beigetragen. Energinet ist in Dänemark für den Gesamtbetrieb des Strom- und Gassystems verantwortlich. Aus EU-Mitteln wurde Baltic Pipe mit E 250 Mio. gefördert. Ab dem 1. Oktober soll Gas durch die Leitung fließen. Der polnische Gasbetreiber PGNiG rechnet damit, dass im kommenden Jahr mindestens 6,5 Mrd. Kubikmeter Erdgas nach Polen fließen werden. Im darauffolgenden Jahr sollen es 7,5 Mrd. Kubikmeter sein. (dpa)

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Nach nur gut zwei Jahren im Amt ist Mauricio Claver-Carone von seinem Posten als Präsident der Interamerikanischen Entwicklungsbank (BID) enthoben worden. Demnach soll Vize-Präsidentin Reina Mejía Chacón die Präsidentschaft übergangsweise übernehmen. Der Exilkubaner Claver-Carone war Kandidat des damaligen US-Präsidenten Donald Trump und wurde im September 2020 mitten in der Corona-Pandemie zum IDB-Präsidenten gewählt. (dpa)

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EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat die Entschlossenheit der Notenbank im Kampf gegen die extrem hohe Inflation bekräftigt. “Wir werden tun, was wir tun müssen. Das heißt, die Zinsen in den nächsten Sitzungen erhöhen”, sagte die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) am Mittwoch zum Auftakt einer Veranstaltung von Atlantik-Brücke und Atlantic Council in Frankfurt. Wenn die EZB ihren Auftrag zur Gewährleistung von Preisstabilität nicht erfülle, “würde das der Wirtschaft viel mehr schaden”. Die Notenbank strebt für den Euroraum mittelfristig stabile Preise bei einer Inflationsrate von 2% an. Im August lagen die Verbraucherpreise im Währungsraum um 9,1% über dem Niveau des Vorjahresmonats. Vor allem stark gestiegene Energiepreise und Lieferengpässe heizen seit Monaten die Teuerung an. (dpa)

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Ungeregelte Kommunikation über Messenger-Dienste wie WhatsApp kommt eine Reihe großer Banken und Finanzfirmen in den USA teuer zu stehen. Die insgesamt 16 Unternehmen werden gut u$s 1,1 Mrd. Strafe zahlen, wie die US-Börsenaufsicht SEC am Dienstag mitteilte. Unter anderem zahlen Barclays Capital, Goldman Sachs, Morgan Stanley und Deutsche Bank Securities jeweils u$s 125 Mio. Mitarbeiter der Finanzinstitute hatten sich über Messenger-Apps zu geschäftlichen Angelegenheiten ausgetauscht. Die US-Behörden sahen darin einen schwerwiegenden Regelverstoß, da die Unternehmen die Kommunikation in den verschlüsselten Diensten nicht wie vorgeschrieben archivieren konnten. SEC-Chef Gary Gensler kritisierte, dass die Finanzfirmen dadurch das Vertrauen des Marktes beschädigt hätten. Bereits Ende vergangenen Jahres wurden gegen die Großbank JPMorgan nach den Ermittlungen Strafen von insgesamt u$s 200 Mio. verhängt. (dpa)

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Der Euro steht an den Finanzmärkten weiter unter hohem Druck. Am Mittwoch fiel die Gemeinschaftswährung mit 0,9544 US-Dollar erneut auf einen 20-jährigen Tiefstand. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Dienstagnachmittag noch deutlich höher auf 0,9644 Dollar festgelegt. Nach wie vor setzt der starke Dollar viele andere Währungen unter erheblichen Druck. Die US-Währung erhält Auftrieb von der allgemein unsicheren Lage, da sie als weltweite Reservewährung gilt. Hinzu kommt der straffe geldpolitische Kurs der US-Notenbank Fed, die sich mit kräftigen Zinsanhebungen gegen die hohe Inflation stemmt. Der Euro wird seinerseits durch die Energiekrise in Europa und die schwachen Konjunkturaussichten belastet. (dpa)

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Statistiken

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