Argentinische Wirtschaft
Der offizielle Dollarkurs schloss am Mittwoch zu $ 151,56, gegen $ 149,6 eine Woche zuvor. Im September betrug die Abwertung insgesamt bisher 3,97%, und im ganzen Jahr 39,96%. Bisher wurden schon Sojaexporte für u$s 5,13 Mrd. verrechnet, womit das Ziel erreicht wurde, das sich die Regierung gesetzt hatte, als sie den Wechselkurs für Sojabohne für September auf $ 200 festsetzte. Dennoch verblieb schließlich für die ZB nur etwa die Hälfte dieses Betrages; der Rest musste auf dem Devisenmarkt verkauft werden. Die Nettoreserven der ZB sind immer noch sehr niedrig, mit etwas über u$s 3 Mrd., und zwingen die ZB weiter zu einer strengen Devisenbewirtschaftung. Der Schwarzkurs schloss zu $ 287, gegen $ 277 in der Vorwoche, und der Kurs, der sich aus Kauf und Verkauf von Staatstiteln in Dollar ergibt (“contado con liquidación”) schloss zu $ 305,57, gegen $ 284 in der Vorwoche.
***
Der Merval-Aktienindex der Börse von Buenos Aires schloss in einer Woche zum Mittwoch mit einem Kursgewinn von 0,16%, und lag somit um 76,02% über Ende Dezember 2021. Die Aktien argentinischer Gesellschaften, die in New York gehandelt werden, wiesen in der Woche zum Mittwoch eine starke Baisse auf. Die Entwicklung war im Einzelnen wie folgt: TECO: -11,40%; BBVA Argentina: -0,61%; Grupo Financiero Galicia: -4,23%; Loma Negra: -4,41%; Tenaris: -5,77%; Banco Macro: -2,84%.
***
Die Staatstitel in Dollar, die an der Börse von New York gehandelt werden, standen in der Woche zum Mittwoch unter starkem Baissedruck. Die Entwicklung war im Einzelnen wie folgt: Bono 2029: -5,49%; Bono 2030: -3,45%; Bono 2035: -3,86%; Bono 2038: -3,85%.
***
Die Finanzen des Bundesstaates wiesen im August ein primäres Defizit von $ 224,71Mrd. aus. Die laufenden Einnahmen lagen um 73,7% über dem Vorjahr, und die laufenden Ausgaben waren um 72,9% höher. August ist der erste Monat mit Sergio Massa als Wirtschaftsminister. Er hat schon die für 2022 genehmigten Ausgaben bei einzelnen Staatsstellen verringert, um das mit dem IWF vereinbarte Defizit von 2,5% des BIP einzuhalten. Das finanzielle Defizit, das auch Zinsen auf die Staatsschuld einschließt, lag im August bei $ 370,10 Mrd. In 8 Monaten 2022 erreichte das primäre Defizit $ 1,18 Billionen, und das finanzielle $ 1,8 Bio. Zu konstanten Werten (bei Abzug der Inflation) verzeichnen die primären Ausgaben im August gegenüber dem gleichen Vorjahresmonat einen Rückgang von 5,6%, und die Einnahmen einen von 4,8%. In 8 Monaten 2022 betrug das primäre Defizit 1,1 Bio., und das finanzielle $ 1,88 Bio.
***
Die Handelsbilanz weist im August ein Defizit von u$s 300 Mio. aus. Die Exporte lagen mit u$s 7.537 Mio. um 6,9% unter dem gleichen Vorjahresmonat. Die Importe erreichten u$s 7.837 Mio. 36,3% über dem Vorjahr. Obwohl der Import wegen viel geringerer Gasimporte gegenüber den Vormonaten zurückging, blieb er auf einem hohen Stand. Die durchschnittlichen Importpreise lagen im August um 15,3% über dem gleichen Vorjahresmonat, und die importierten Mengen lagen um 18,2% höher.
***
Die Arbeitslosigkeit lag im 2. Quartal 2022 gemäß der INDEC-Erhebung mit 6,9% der aktiven Bevölkerung leicht unter den 7% des ersten Quartals, und weit unter den 9,6% des 2. Quartals 2021. Die Beschäftigung lag bei 44,6% der Gesamtbevölkerung, gegen 41,5% im Vorjahr. Insgesamt haben jetzt 20,5 Mio. Menschen eine bezahlte Arbeit, gegen 19 Mio. ein Jahr zuvor. Bei den Arbeitnehmern, die im Abhängigkeitsverhältnis arbeiten, stieg der Anteil der Schwarzarbeiter an der Gesamtzahl in einem Jahr von 31,5% auf 37,8%. Insgesamt stellt dies 5,7 Mio. Schwarzarbeiter dar. Die Schwarzwirtschaft hat somit dazu verholfen, das soziale Problem der Arbeitslosigkeit stark zu mildern.
***
Die ZB hat den Referenzzinssatz um 5,5 Prozentpunkte auf 75% jährlich erhöht, was bei Erneuerung alle 30 Tage mit Zinseszinsen 107,1% ergibt. Dieser Zinssatz gilt für Leliq und für Fristdepositen der Banken, die zum Teil für die Finanzierung der Leliq der Banken eingesetzt werden. Es handelt sich um die neunte Zinserhöhung in diesem Jahr (eine pro Monat), wobei die zwei vorangehenden Zinssprüngen mit 8 und 9,5 Prozentpunkten höher waren. Die Zinszunahme wirkt auch auf die Zinsen auf Bankkredite und auf Schuldsaldi von Kreditkarten. Hier bestehen hohe Schulden, vor allem von Frauen, deren Abbau mit diesen hohen Zinsen schwieriger wird.
***
Die ZB hat verfügt, dass diejenigen, die weiter Subventionen bei ihrer Stromrechnung erhalten, vom Kauf der u$s 200 monatlich zum offiziellen Kurs ausgeschlossen werden.
***
Der Index der Grossistenpreise des INDEC verzeichnet im August eine Zunahme von 8,2%, in 8 Monaten 2022 eine von 56,2%, und in 12 Monaten zum August eine von 73,9%, 5 Prozentpunkte unter der interannuellen Zunahme der Konsumentenpreise.
***
Der Index der Baukosten des INDEC stieg im August um 7,2% und liegt um 49,5% über Dezember 2021, und 66,7% über dem gleichen Vorjahresmonat. Im August stiegen Baumaterialien um 8,9%, die Arbeitskosten um 5,7% und Gemeinkosten um 5,3%.
***
Die Regierung will die Konzession für die Betreibung der Autobahnen Nord (Acceso Norte) und West (Acceso Oeste) annullieren. Durch Dekret wurden die gerichtlichen Schritte eingeleitet, um diese Nullität zu verfügen. Diese beiden Konzession, die sich beide auf die spanische Albertis beziehen, wurden unter der Menem-Regierung abgeschlossen, dann ab 2002 von der Regierung durch Einfrierung der Tarife nicht erfüllt, und erst 2018 (unter der Macri-Regierung) erneuert, wobei auch der damals bestehende Konflikt wegen der nicht-Erfüllung der ursprünglichen Konzession geregelt wurde. Legal sind diese Konzessionen somit in Ordnung. Die Annullierung hat somit keine legale Grundlage. Es wäre ein offener Rechtsbruch. Außerdem ist dies ein sehr schlechtes Signal für ausländische Unternehmen, die Massa für Investitionen in Argentinien anziehen will.
***
Präsident Alberto Fernández kündigte in Anwesenheit von Wirtschaftsminister Sergio Massa, der Energiesekretärin Flavia Royón, der Gouverneure von Neuquén, Chubut und Río Negro, sowie anderer hoher Beamten, formell an, dass der Gaspreis für Vaca Muerta u.a. Gebiete weiter zwischen u$s 4 und u$s 8 je Million BTU liegen werde. Ursprünglich war vorgesehen, dass dieser Preis nur bis 2024 gilt, und jetzt wird der Termin auf 2028 verschoben. Auf diese Weise soll die hohe Gasförderung gesichert werden, die dann über die Gasleitung “Néstor Kirchner” zu den Konsumzentren geführt wird. Massa wies darauf hin, dass dabei u$s 3 Mrd. jährlich gespart werden, die sonst für importiertes Gas bezahlt werden müssten.
***
Das Schatzamt hat am Freitag der Vorwoche Titel für $ 320 Mrd. untergebracht. Das deckt die Titel, die im September verfielen, wobei noch ein Betrag von $ 190 Mrd. übrig bleibt. Vom Gesamtbetrag der Titel entfallen 62% auf indexierte Titel (die mit dem CER-Index berichtigt werden) und 38% auf Titel mit festem Zinssatz.
***
Im Gesetzesprojekt über den Staatshaushalt des Jahres 2023 wurde ein Artikel eingeschleust, der sich auf einen Zusatz zum Weißwaschungsgesetz 27.613 bezieht. Dabei wird auch die Legalisierung von Mitteln erlaubt, die für gebrauchte Wohnungen eingesetzt werden. Die gebrauchten Wohnungen, die mit weißgewaschenen Dollarbeträgen gekauft werden können, müssen für Eigenwohnung oder für Wohnungen, die während 10 Jahren vermietet werden, bestimmt sein. Bisher war die Legalisierung nur für Gelder zulässig, mit denen neue Immobilien, oder solche, die schon zur Hälfe gebaut wurden, finanziert werden. Außerdem werden Beträge legalisiert, die für Zahlung von Importen eingesetzt werden All dies hat nichts mit dem Staatshaushalt zu tun, und hätte in einem spezifischen Gesetzesprojekt enthalten sein müssen.
***
Die Dürre dauert an, und umfasst schon drei Viertel der Fläche, die für Aussaat von Getreide und Ölsaaten bestimmt ist. Dies ergibt die periodische Erhebung, die die zuständigen Staatsstellen zusammen mit den landwirtschaftlichen Verbänden durchführen. Im August ist die von Dürre betroffene Fläche um 10 Mio. ha gestiegen. Bei Weizen ist die bebaute Fläche um 1 Mio. Hektar gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen, und es wird jetzt mit einer Ernte von 17,7 Mio. Tonnen gerechnet, die sich mit 23 Mio. im Vorjahr vergleicht. Beim Mais, der jetzt gesät wird, sollen es um die 400.000 ha weniger sein. Auch die Erträge werden unter dem Vorjahr liegen. In vielen Fällen rechnet man mit der Hälfte. Auch die Viehweiden werden stark von der Dürre betroffen. Ohne die direkte Aussaat, die jetzt überall angewendet wird, wäre die Wirkung der Dürre noch viel schlimmer.
***
Das Budgetbüro des Kongresses hat bekanntgegeben, dass die Staatsausgaben im ersten Halbjahr 2022 real (also in konstanten Pesos) um 12,3% über dem Vorjahr lagen, aber im Bimester Juli-August um 15,8% unter der gleichen Vorjahresperiode lagen. Juli lag real 11,5% unter dem Vorjahr und August 19,6%. Im Bimester Juli-August sanken die Energiesubventionen interannuell real um 53,3%, die realen Staatsinvestitionen um 31,31%, und die Kapitalüberweisungen an Provinzen um 17,6%. Das primäre Defizit lag in den ersten 8 Monaten 2022 bei $ 1,6 Bio., nominell 32% über dem Vorjahr, was einen realen Rückgang zum Ausdruck bringt. Die Politik von Wirtschaftsminister Massa kommt hier deutlich zum Ausdruck.
***
Durch Dekret 650/22 vom letzten Samstag wurde ZB-Präsident Miguel Angel Pesce in seinem Amt bestätigt. Seine bisherige Ernennung verfiel am 23. September 2022. Als Vizepräsident wurde Sergio Woyecheszen bestätigt. Luis Cleri, einer der engsten Berater von Massa, wird jetzt zweiter Vizepräsident, und nicht erster, wie es Massa wollte. Drei weitere Direktoren bleiben im ZB-Direktorium, aber nicht Claudia Berger, die durch den ehemaligen Präsident der Banco Nación, Eduardo Hecker, ersetzt wird, der von Silvina Batakis ersetzt wurde, als Massa das Wirtschaftsministerium übernahm. Pesce ist ein sehr fachkundiger und konservativer ZB-Präsident, der tiefere Reformen scheut, die Massa eventuell befürwortet. Es geht jetzt um die Entscheidung, ob das bestehende System, mit fallweisen Lösungen, beibehalten wird, oder ein gespaltener Markt geschaffen wird, mit einem verwalteten Kurs für den Außenhandel mit Waren, und einem freien für den Rest.
***
Die Regierung hat im Haushaltsprojekt für 2022 im Artikel 90 bestimmt, dass die Bundesregierung befugt ist, von den Mitteln, die an die Provinzen überwiesen werden (wegen Beteiligung an Bundessteuern und Zuschüssen) die von den provinziellen Stromverteilern bei der Stromlieferung durch CAMMESA einbehaltenen Beträge abzuziehen. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass sich die Provinzen indirekt gegenüber CAMMESA verschulden und der Bundesstaat schließlich zahlen muss.
***
Das Gesetz, das der Fahrzeugindustrie bestimmte steuerliche Vorteile gewährt, wurde am Montag im Amtsblatt veröffentlicht. Das Gesetz sieht vor, dass die Mehrwertsteuer auf Kapitalgüter, die bei Investitionen eingesetzt werden, in drei Jahren statt bisher sechs zurück erstattet wird. Gegenwärtig schuldet die AFIP den Unternehmen um die $ 32 Mrd. Diese neue Norm gilt auch für die Fabrikanten von Zubehörteilen (“autopartistas”). Das Problem entsteht vor allem bei Exporten, bei denen die MWSt. zurückerstattet wird. Ein weiterer steuerlicher Vorteil, den das neue Gesetz vorsieht, besteht in der Verkürzung der Amortisationsfrist von Kapitalgütern von 5 auf 3 Jahre. Das verringert den versteuerbaren Gewinn, so dass weniger an Gewinnsteuer gezahlt wird. Das neue Gesetz fördert Investitionen und verbessert die Konkurrenzfähigkeit dieser Industrie, in der gegenwärtig sehr viel investiert wird.
***
Das Handelssekretariat teilt mit, dass es regelmäßig eine Liste von 30 Produkten veröffentlichen wird, deren Preise in den Supermärkten von Groß-Buenos Aires (AMBA-Gegend) in den letzten zwei Wochen am meisten gestiegen seien. Das soll die Konsumenten verleiten, auf relativ billigere Produkte überzugehen.
***
Der Internationale Währungsfonds hat diese Woche die zweite technische Revision des Abkommens mit Argentinien genehmigt. Dies muss jetzt noch vom exekutiven Direktorium des Fonds bestätigt werden. Wenn dies abgeschlossen ist, kann der IWF u$s 3,9 Mrd. an Argentinien auszahlen, wie es im Abkommen vorgesehen ist. Luis Cubbedu, der im Fonds für den Fall Argentinien verantwortlich ist, wies darauf hin, dass die im Abkommen festgesetzten Ziele eingehalten worden seien, außer dem Reservenziel, das wegen hoher Importe nicht erfüllt werden konnte. Cubeddu betonte die Begrenzung der monetären Finanzierung des Staatsdefizites, die dieses Jahr auf 0,8% des BIP und 2023 auf 0,6% des BIP begrenzt worden sei.
***
Das Handelssekretariat hat die Unternehmerverbände der Industrie beauftragt, eine erste Revision der Importanträge der einzelnen Unternehmen durchzuführen, bevor der Antrag dann vom Sekretariat behandelt wird. Es handelt sich darum, den Gesamtbetrag der Importe von Zubehörteilen für Fabrikationsprozesse zu begrenzen, so dass die verfügbaren Devisen ausreichen, ohne dabei die Fabrikationsprozesse zu beeinträchtigen.
***
Über 2.500 lokale Steuerzahler wurden von der AFIP aufgefordert, bisher nicht angegebene Auslandskonten bei ihrer eidesstattlichen Steuererklärung anzugeben. Dies bezieht sich auf Konten, die auf Grund des Informationsaustausches über Bankdepositen, der mit über hundert Ländern vereinbart wurde, der AFIP jetzt mitgeteilt wurden. Dies umfasst Konten in der Schweiz, Luxemburg, Uruguay, Großbritannien, Deutschland, Frankreich u.a. Ländern. Die Vereinigten Staaten hatten sich dem Abkommen nicht angeschlossen, sind jetzt aber angeblich bereit über Konten in ihrem Land zu berichten, die argentinischen Steuerzahlern gehören, und insgesamt angeblich um die u$s 100 Mio. ausmachen. Da die Beträge, die im Ausland deponiert sind, meistens nicht durch eines der vielen Weißwaschungsgesetze legalisiert wurden, wird der jetzt aufgedeckte Betrag als Einkommen des letzten Steuerjahres betrachtet und dementsprechend versteuert werden, sofern es keine neue Weißwaschung oder eine Ausnahmeregelung gibt. Hinzu kommt dann noch die Vermögenssteuer, die auf die Jahre des Bestehens dieser Konten berechnet wird. Eventuell kommen dann noch Bussen hinzu.
***
Die ZB hat verfügt, dass diejenigen, die Soja zum Kurs von $ 200 je Dollar exportiert haben, den Erlös in Pesos nicht in Dollar anlegen dürfen, weder zum offiziellen Kurs (was ohnehin nicht möglich) ist, noch zum Kurs, der sich über Kauf und Verkauf von Staatstiteln in Dollar ergibt (CCL). Danach hat die ZB aufgeklärt, dass dies nur Gesellschaften, aber nicht auf natürliche Personen betrifft. Dabei werden gemäß privaten Schätzungen ca. 20.000 Unternehmen erfasst. Die ZB-Bestimmung ist legal fragwürdig. Aber außerdem empfinden die Landwirte dies als ein Betrugsmanöver. Die Regierung kann jedoch nicht verhindern, dass die betroffenen Firmen die Dollar auf dem Schwarzmarkt kaufen. In der Tat ist der Schwarzkurs sofort gestiegen.
***
Das Bruttoinlandsprodukt lag gemäß ersten Daten des INDEC im 2. Quartal 2022 saisonbereinigt um 1% über dem 1. Quartal und um 6,9% über dem 2. Quartal 2021. Das BIP lag somit im ersten Halbjahr 2022 um 5,5% über der gleichen Vorjahresperiode. Die Bildung von Anlagekapital lag im 1. Halbjahr um 18,8% über dem Vorjahr. Von den einzelnen Bereichen der Wirtschaft lagen Hotels und Restaurants um 53,9% über dem Vorjahr, Fischerei um 24,1%, und Bergbau um 15,5%. Die anderen Bereiche stiegen viel weniger.
***
Die Industrieproduktion ist im August gegenüber Juli um 1,6% gesunken, hat das Studienzentrum für die Produktion ermittelt, das vom Wirtschaftsministerium abhängt, aber unabhängig vom INDEC tätig ist. Dies ergibt sich aus dem Stromkonsum der Industrie. Indessen liegt die Industrieproduktion vom August 2022 um 4,8% über dem gleichen Vorjahresmonat und um 11,1% über August 2019. Der INDEC-Index der Industrieproduktion für August wurde noch nicht veröffentlicht.
***
Durch Beschluss 655/22 des Energiesekretariates wurde die Firma CHNC (Compañía de hidrocarburos no convencional), die sich zu gleichen Teilen im Besitz von YPF und Chevron befindet, in das Programm der Förderung für nicht konventionelle Erdöl- und Gasausbeutung eingeschlossen, das in den Artikeln 6 und 7 des Dekretes 929/2015 enthalten ist. In diesen Fall bezieht sich dies auf die Förderung des Unternehmens in Loma Campana, in Vaca Muerta, die 66.000 Barrel täglich beträgt. Mit dem neuen Beschluss wurde eines der Versprechen von Massa in Houston erfüllt. YPF und Chevron haben seit 2013 Investitionen von ca. u$s 8 Mrd. in Bohrungen und Infrastruktur in Vaca Muerta durchgeführt. Das Dekret von 2013 erlaubt den Unternehmen u.a. freie Verfügung über Devisen aus dem Export.
***
Deutsche Wirtschaft
Nach der ersten Streikwelle gibt es vorerst keine neuen Verhandlungen zwischen der Lufthansa und ihren Piloten. Es seien bislang weder konkrete Gesprächstermine noch ein verbessertes Angebot eingegangen, sagte am Montag ein Sprecher der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit in Frankfurt. Eine Unternehmenssprecherin betonte zwar die grundsätzliche Gesprächsbereitschaft der Lufthansa, nannte aber ebenfalls keine konkreten Termine. Wohl nur mit erneuten Gesprächen könnte eine zweite Streikwelle verhindert werden. Am Freitag vergangener Woche waren wegen des ganztägigen Pilotenstreiks mehr als 800 Flüge mit 130.000 betroffenen Passagieren ausgefallen. (dpa)
***
Die deutsche Wirtschaft steuert nach Einschätzung der Bundesbank auf einen längeren Konjunktureinbruch zu - bis ins kommende Jahr hinein. "Es mehren sich die Anzeichen für eine Rezession der deutschen Wirtschaft im Sinne eines deutlichen, breit angelegten und länger anhaltenden Rückgangs der Wirtschaftsleistung", hieß es aktuellen Monatsbericht der Notenbank. Grund sei in erster Linie die gestörte Energieversorgung als Folge des Ukraine-Krieges. Der Industrieverband BDI sieht die Industrie auf dem Weg in eine schwere Rezession in den kommenden Monaten, "mit Ausstrahleffekten auf die gesamte Wirtschaft". (dpa)
***
Die Porsche AG soll am 29. September an die Börse gehen. Ab dann wird die Volkswagen-Tochter aus Stuttgart aller Voraussicht nach einen Teil ihrer Vorzugsaktien frei am Finanzmarkt handeln lassen. Bei der Marktkapitalisierung für Porsche wird nun ein Wert zwischen E 70 und E 75 Mrd. anvisiert. (dpa)
***
Zur Sicherung der Produktion von Sprit, Heizöl und anderen Produkten übernimmt der Bund die Kontrolle über die deutschen Töchter des russischen Staatskonzerns Rosneft. Das betrifft in erster Linie die für Ostdeutschland sehr wichtige PCK-Raffinerie im brandenburgischen Schwedt, aber auch zwei weitere Raffinerien in Baden-Württemberg und Bayern. Diese weitreichende Entscheidung gab das Bundeswirtschaftsministerium am Freitag vergangener Woche bekannt. Hintergrund ist das Öl-Embargo gegen Russland wegen des Ukraine-Kriegs, das am 1. Januar 2023 greift. Die Bundesregierung hat sich auf EU-Ebene verpflichtet, auch auf russisches Pipelineöl zu verzichten. PCK ist darauf aber bisher angewiesen. (dpa)
***
Trotz der Ende August eingestellten Gaslieferungen aus Russland sind die deutschen Gasspeicher mittlerweile zu mehr als 90% gefüllt. Das geht aus Daten der europäischen Speicherbetreiber hervor. Demnach erreichten die Speicher am vergangenen Sonntag einen Füllstand von 90,07% - 0,32 Prozentpunkte mehr als am Vortag. (dpa)
***
Fahrgäste der Deutschen Bahn können in den nächsten Jahren in zahlreichen neuen Zügen Platz nehmen. Der Konzern investiere bis 2030 mehr als E 19 Mrd. in neue Züge, sagte Vorstandschef Richard Lutz am Mittwoch auf der Bahntechnikmesse Innotrans in Berlin. Das seien einige Milliarden Euro mehr als noch 2019 geplant. Damit mehr Menschen vom Auto auf die Bahn umsteigen, sollen 2030 nach Unternehmensangaben rund 450 ICE durch Deutschland fahren, etwa 100 mehr als bis Ende dieses Jahres angepeilt sind. Nächstes Jahr kommen jeden Monat drei neue ICE aufs Gleis. (dpa)
***
Im September kennen die Spritpreise bislang fast nur eine Richtung: Binnen einer Woche haben sich Benzin und insbesondere Diesel erneut deutlich verbilligt, wie der ADAC am Mittwoch mitteilte. So kostete ein Liter Diesel im bundesweiten Durchschnitt des Dienstags E 2,021. Das waren 9,6 Cent weniger als eine Woche zuvor. Sollte der Trend anhalten, könnte der Sprit bald wieder unter E 2 kosten. Superbenzin der Sorte E10 verbilligte sich binnen Wochenfrist um 3,5 Cent auf E 1,910. (dpa)
***
Weltwirtschaft
Die Einnahmen von Unternehmen, die Strom aus anderen Quellen als Gas produzieren, sollen nach dem Willen der EU-Kommission künftig ab E 180 je Megawattstunde eingezogen und an belastete Verbraucher umverteilt werden. Einen entsprechenden Gesetzesentwurf präsentierten EU-Vizekommissionspräsident Frans Timmermans und die EU-Energiekommissarin Kadri Simson am Mittwoch in Straßburg. Zuvor hatte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen den Vorschlag bereits grob umrissen. (dpa)
***
Produkte, die nachweislich unter Zwangsarbeit hergestellt wurden, sollen nach einem Vorschlag der Europäischen Kommission nicht mehr in der EU verkauft werden dürfen. Die Brüsseler Behörde legte am Mittwoch einen Gesetzesentwurf vor, der es den EU-Staaten ermöglichen soll, entsprechende Produkte vom Markt zu nehmen. (dpa)
***
Hitzewellen bremsen einer Studie zufolge weltweit den Außenhandel. Grund dafür sei, dass extreme Hitze die Arbeitsproduktivität mindere - was zu Angebotsausfällen führe und sich in Exportrückgängen niederschlage. Das geht aus einer am Montag vorgelegten Studie vom ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung und von der Frankfurt School of Finance & Management hervor. Liegt demnach die durchschnittliche Temperatur eines Landes innerhalb eines Monats bei 30 Grad oder mehr, sinke das Exportvolumen im Schnitt um mehr als 3% im Vergleich zu kühleren Monaten. Wegen des Klimawandels erwarten die Autoren der Studie, dass hitzebedingte Handelsverluste künftig zunehmen. Zwischen 2020 und 2039 werde der jährliche Welthandel ihren Berechnungen zufolge im Vergleich zu 2015 um rund u$s 735 Mio. schrumpfen. (dpa)
***
Die Wirtschaftsstimmung im Euroraum hat sich im September wieder eingetrübt. Der vom Beratungsunternehmen Sentix erhobene Konjunkturindikator fiel gegenüber dem Vormonat um 6,6 Punkte auf minus 31,8 Zähler. Das ist der tiefste Stand seit Mai 2020. Sowohl die Konjunkturerwartungen als auch die Lagebewertung trübten sich deutlich ein. „Anfang September stellt sich die konjunkturelle Lage in der Eurozone wieder deutlich schlechter dar“, kommentierte Sentix das Ergebnis. „Auch in Deutschland werden die Konjunktur-Wolken immer dunkler.“ Während sich dort die Lagebeurteilung zum dritten Mal in Folge abgeschwächt habe, seien die Erwartungen sogar auf ein Rekordtief gefallen. Auch global neige die Waage in Richtung Rezession. Die Konjunktur in den USA stehe „auf der Kippe“, in der asiatischen Region (ohne Japan) sei die Entwicklung besorgniserregend. China drohe in eine Stagnation abzurutschen. (dpa)
***
Verbraucher sollen nach dem Willen der EU-Kommission mit Einnahmen aus übermäßigen Gewinnen von Energiefirmen entlastet werden. Unternehmen, die CO2-arm Energie produzierten, machten derzeit Zufallsgewinne, die nicht ansatzweise ihre Produktionskosten widerspiegelten, sagte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. (dpa)
***
Die von asiatischer Billigkonkurrenz bedrängte maritime Industrie in Europa sieht große Chancen in der klimaneutralen Nachrüstung Zehntausender Schiffe. „Die bestehende Ausrüstung zu modifizieren, das ist die Herausforderung, und hier kommt Europa ins Spiel“, sagte der Chef des Motorenherstellers MAN Energy Solutions, Uwe Lauber. (dpa)
***
Die Finanzminister der G7 wirtschaftsstarker Demokratien wollen einen Preisdeckel auf russisches Öl durchsetzen. In einer gemeinsamen Erklärung, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, forderten sie am Freitag vergangener Woche zudem alle Länder, die russisches Öl importieren, auf, sich dieser Maßnahme anzuschließen. „Wir streben eine breite Koalition an, um die Effektivität zu maximieren“, heißt es in dem Papier. (dpa)
***
Der Bayer-Konzern hat wegen angeblicher illegaler Provisionen und Falschangaben bei der Vermarktung bestimmter Medikamente einem millionenschweren Vergleich in den USA zugestimmt. Bayer zahle zur Beilegung der Verfahren rund u$s 40 Mio., teilte das Justizministerium mit. Ein Schuldgeständnis gab das Unternehmen nicht ab. Konkret geht es laut der Mitteilung um Whistleblower-Klagen einer ehemaligen Marketing-Mitarbeiterin. Sie beschuldigte Bayer, den Absatz von zwei Arzneimitteln durch verdeckte Provisionszahlungen („Kickbacks“) an Krankenhäuser und Ärzte angetrieben zu haben. Außerdem habe Bayer beim Verkauf falsche Angaben gemacht und bei einem dritten Medikament Sicherheitsrisiken heruntergespielt. (dpa)
***
In den USA hat sich die Inflationsrate im August auf 8,3% in 12 Monaten abgeschwächt. Im Juli hatte die Teuerungsrate noch bei 8,5% gelegen. Die Kerninflation, die die volatilen Energie- und Lebensmittelpreise außen vor lässt, lag 0,6% über dem Vormonat und 6,3% über dem Vorjahr. Besonders stark stiegen dabei die Preise für medizinische Versorgung und Wohnen. (dpa)
***
Zum Schutz des gemeinsamen Binnenmarkts will die Europäische Kommission Unternehmen und EU-Staaten in Krisenfällen wie der Corona-Pandemie weniger Spielraum für Alleingänge lassen. Konkret sollen etwa Staaten Maßnahmen verboten werden können, die die Reisefreiheit einschränken. Firmen sollen im Extremfall verbindliche Vorgaben erhalten können - etwa bestimmte Aufträge bevorzugt zu behandeln, wie die Brüsseler Behörde am Montag mitteilte. "Die Covid-19-Krise hat es deutlich gemacht: Wir müssen unseren Binnenmarkt jederzeit funktionsfähig machen, auch in Krisenzeiten", teilte EU-Kommissionsvizepräsidentin Margrethe Vestager mit. (dpa)
***
Maßnahmen wie strengere Tempolimits, mehr Homeoffice und mehr Fahrgemeinschaften könnten in der EU laut Greenpeace zu Einsparungen in Milliardenhöhe führen. Durch solche kurzfristigen Schritte würden 50 Millionen Tonnen weniger Öl verbraucht, teilte die Umweltschutzorganisation am Samstag mit. Dies entspreche den Treibhausgasemissionen von 120 Millionen mit fossilen Brennstoffen betriebenen Autos. Verbraucherinnen und Verbraucher könnten dadurch mehr als 60 Milliarden Euro sparen. Nach Angaben des EU-Statistikamts Eurostat war alleine der Straßenverkehr in der EU für knapp die Hälfte des Ölverbrauchs in der EU verantwortlich. Initiativen in Deutschland und anderen EU-Ländern, mit denen der öffentliche Nahverkehr kostenlos oder erschwinglicher gemacht worden sei, hätten nachweislich die Energie- und Lebenshaltungskosten gesenkt. Zudem habe es weniger Autoverkehr und weniger Staus in den Städten gegeben sowie einkommensschwachen Haushalten den Zugang zu mehr Mobilität ermöglicht. (dpa)
***
Die Inflation in der Eurozone hat sich im August auf hohem Niveau weiter beschleunigt und einen Rekordwert erreicht. Gegenüber dem Vorjahresmonat erhöhten sich die Verbraucherpreise um 9,1%, wie das Statistikamt Eurostat laut einer zweiten Schätzung mitteilte. Die August-Rate ist die höchste seit Einführung des Euro als Buchgeld 1999. Im Vormonat waren die Verbraucherpreise interannuell um 8,9% gestiegen. (dpa)
***
Die Zahl der britischen Unternehmen, die Waren in die EU exportieren, ist nach dem Brexit einem Bericht zufolge um ein Drittel gesunken. Wie das Londoner Wirtschaftsblatt "City A.M." unter Berufung auf Zahlen des Finanzamts HMRC am Freitag schrieb, sank die Zahl der Exporteure in die EU zwischen 2020 und 2021 von etwa 27.300 auf rund 18.350. (dpa)
***
Die russische Notenbank hat ihre Geldpolitik erneut gelockert. Der Leitzins sinkt um 0,5 Prozentpunkte auf 7,5%, wie die Zentralbank mitteilte. Es ist die sechste Zinssenkung in Folge. Zu Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine hatte die Notenbank ihren Leitzins drastisch auf 20% angehoben, um damit den Sinkflug des russischen Rubels zu stoppen. Mittlerweile ist der Rubel sogar stärker als vor dem Angriff auf die Ukraine, auch aufgrund erheblicher Beschränkungen im Kapitalverkehr. Die russische Notenbank begründete ihre Entscheidung mit dem Nachlassen des Inflationsdrucks. Die Inflationsrate liegt mit gut 14,3% im August zwar hoch, ging aber zuletzt etwas zurück. (dpa)
***
Hoffnungsschimmer für die zuletzt schwache chinesische Wirtschaft: Im August haben sich der Einzelhandel und die Industrie besser entwickelt als zuletzt. Die Erwartungen der Experten wurden auch übertroffen. Der Einzelhandelsumsatz sei im August im Vergleich zum Vorjahreswert um 5,4% gestiegen, teilte das Statistikamt mit. Im Juli hatte das interannuelle Plus nur 2,7% betragen. Die Sachinvestitionen zogen bis Ende August um 5,8% an. Die Daten zeigen nach Aussagen eines Sprechers des Statistikamts zum einen, dass die Wirtschaft den zahlreichen Problemen trotzen kann. Auf der anderen Seite bleibt die Lage wegen der Schwierigkeiten, die Corona-Pandemie zu kontrollieren, und des Abschwungs der Weltwirtschaft angespannt. In China leidet die Konjunktur darunter, dass Peking nicht von seiner "Null-Covid-Politik" abrückt. Diese hat zum Ziel, jeden Ausbruch im Keim zu ersticken. (dpa)
***
Mit Hilfe der EU-Kommission sind bislang insgesamt 14 Millionen Tonnen an landwirtschaftlichen Produkten aus der Ukraine exportiert worden. Über sogenannte Solidaritätsspuren und die Schwarzmeerhäfen wurden seit Beginn des russischen Angriffskrieges vor allem Getreide und Ölsaaten aus der Ukraine in die EU geliefert, wie ein EU-Beamter am Dienstag sagte. 61% der Güter wurden den Angaben zufolge über die speziell errichteten Korridore transportiert, die restlichen 39% über das Schwarze Meer. (dpa)
***
Die größte Nutzfahrzeug- und Logistikmesse IAA Transportation hat am Dienstag in Hannover für das Publikum geöffnet. Mehr als 1400 Aussteller aus 42 Ländern zeigen in der niedersächsischen Landeshauptstadt bis zum Sonntag ihre Neuheiten. An vielen Ständen diskutieren Unternehmen und Besucher aber auch über die enorme Verteuerung von Energie und weitere Folgen des Krieges in der Ukraine. Die Transport-IAA wechselt jährlich mit der Pkw-IAA, der letzte Termin im Herbst 2020 war jedoch coronabedingt ausgefallen. (dpa)
***
Der Euro ist am Mittwoch angesichts der Verschärfung des russischen Vorgehens im Krieg gegen die Ukraine unter Druck geraten. Die europäische Gemeinschaftswährung kostete zuletzt 0,9895 US-Dollar. Vor der Teilmobilmachung in Russland hatte der Euro noch bei 0,9970 Dollar notiert. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 0,9906 (Dienstag: 0,9986) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 1,0095 (1,0014) Euro. (dpa)
***
Statistiken
***
Comments