Argentinische Wirtschaft
Der offizielle Dollarkurs schloss am Mittwoch zu $ 129,99, gegen $ 128,01 eine Woche zuvor. Die ZB konnte am Mittwoch allein u$s 583 Mio. kaufen, womit es in drei Tagen dieser Woche ca. u$s 1 Mrd. waren. Diese Käufe sind eine direkte Folge der faktischen Importsperre, nachdem jetzt fast alle Importanträge neu geprüft werden, und viele nicht mehr genehmigt oder auf einen geringeren Betrag beschränkt werden sollen. Doch dies bedeutet viel bürokratische Arbeit, so dass inzwischen die Zahlungen für Importe praktisch stillstehen. Der schwarze Dollar schloss zu $ 239, gegen $ 226 in der Vorwoche, und der Kurs, der sich über Kauf und Verkauf von Staatstiteln in Dollar ergibt, schloss zu $ 254, gegen $ 235 in der Vorwoche. Dies deutet darauf hin, das viele Unternehmen ihre Pesoguthaben in Dollar umgewandelt haben. Die Bruttoreserven der ZB stiegen nach der letzten Überweisung des IWF auf u$s 42,14 Mrd., aber die verfügbaren Reserven, um den Markt zu regulieren, liegen unter u$s 2 Mrd., und wenn wieder die verzögerten Genehmigungen für Importzahlungen erfolgen, verschwinden sie vollständig, was bedeutet, dass dann die Importe noch weiter beschränkt werden. Es wird vorweggenommen, dass es zur Unterbrechung von Produktionsprozessen und Knappheit bei vielen Produkten führen wird, wie sie schon bei Kaffee eingetreten ist. Diese Lage hat auch zur Erhöhung der Preise der betroffenen Produkte geführt. Die Landesrisikorate ist inzwischen auf über 2.400 Basispunkte gestiegen.
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In den letzten Tagen hat eine besonders hohe Geldschöpfung stattgefunden, die mit dem Kauf von Staatstiteln zusammenhängt, der vollzogen wurde, um eine starke Baisse infolge einer Verkaufswelle zu verhindern. Die monetäre Basis (Geldscheine im Umlauf plus Bankdepositen bei der ZB) erreichte 3,4 Bio. Pesos, gegen 1,8 Bio. ein Jahr zuvor, wobei die Zunahme in den letzten Wochen sehr hoch war. Der Betrag der Leliq plus passiver Swaps, die Schulden der ZB darstellen, erreichte diese Woche $ 6,5 Bio. gegen 3,3 Bio. vor einem Jahr. Der Betrag der Leliq steigt wegen der hohen Zinsen, die unlängst weiter erhöht wurden, sehr stark, da die Zinsen zum größten Teil mit neuen Leliq ausgeglichen werden.
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Der Merval-Aktienindex der Börse von Buenos Aires verzeichnet in einer Woche zum Mittwoch eine Zunahme von 2,88%, und liegt jetzt 5,55% über Ende 2021. Doch die Aktien argentinischer Unternehmen, die in New York kotieren, lagen erneut unter starkem Baissedruck. Die Entwicklung war in der Woche zum Mittwoch wie folgt: TECO: -7,20%, BBVA Argentina: -4,23%; Grupo Financiero Galicia: -3,76%; Loma Negra: unverändert; Tenaris: -2,58%; Banco Macro: 2,83%. Im Laufe dieses Jahres liegen die Verluste zwischen 11,57% bei TECO bis zu 24,45% bei Grupo Financiero Galicia.
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Die argentinischen Staatstitel, die auf Dollar lauten und in New York gehandelt werden, wiesen in der Woche zum Mittwoch folgende Baissen auf: Bono 2029: -1,57%; Bono 2030: -2,78%; Bono 2035: -2.33; Bono 2038: -2.79%.
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Am Dienstag brachte das Wirtschaftsministerium Staatstitel für $ 243 Mrd. auf dem lokalen Finanzmarkt unter, womit der Verfall der bestehenden Titel gedeckt wurde und ein Überschuss von $ 16,22 Mrd. verblieb. Dabei wurden höhere Zinsen geboten, bei einem der Papiere von 60%, 6 Punkte über dem Referenzzinssatz, den die ZB bei den Leliq anwendet. Die Titel mit Wertberichtigung gemäß dem CER-Index (der dem Index der Konsumentenpreise entspricht) wurden außerdem zu 2,5% bis 3,3% verzinst. 85% des Gesamtbetrages der untergebrachten Titel verfällt noch in diesen Jahr. 51% des Gesamtbetrages entfiel auf indexierte Titel, 34% auf Titel mit festem Zinssatz und 15% Titel, die an den offiziellen Dollarkurs gebunden sind /”dollar linked”). In der Vorwoche hatte Minister Guzmán die Umschuldung von Titeln in Höhe von $ 350 Mrd. erreicht, die sonst auch diese Woche verfallen wären.
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Wirtschaftsminister Guzmán hat Verhandlungen mit dem Pariser Klub aufgenommen, zunächst per Zoom, und am nächstens Mittwoch mit Präsenz des Ministers in Paris. Letzten Mai war schon vereinbart worden, eine Zahlung von u$s 2 Mrd. auf September 2024 zu verschieben. Letztes Jahr wurde von einer Quote von u$s 2,4 Mrd. u$s 430 Mio. gezahlt. Die Regierung will auf alle Fälle guten Willen zeigen, da Argentinien weitere Kredite für Finanzierung von Kapitalgüterimporten benötigt, die von den staatlichen Anstalten gegen politische Risiken versichert werden.
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Wirtschaftsminister Guzmán traf sich am Mittwoch mit dem US-Botschafter Mark Stanley und dem stellvertretenden Staatssekretär Mark Wells. Das Gespräch konzentrierte sich auf die Entwicklung der auswärtigen Staatsschuld und eine eventuelle Umschuldung. Danach sprach Wells mit Staatssekretär Gustavo Beliz, der sich mit Krediten der Weltbank, der BID u.a. befasst. Es wird schon intensiv über mehrere Kredite verhandelt, und die Haltung der USA ist dabei entscheidend.
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Angesichts der akuten Knappheit von Dieselöl hat YFF vier Schiffsladungen mit Dieselöl mit geringem Schwefelgehalt, insgesamt 135.000 Kubikmeter, für ca. u$s 150 Mio. gekauft, die im Juli und August in Argentinien eintreffen sollen. Die interne Nachfrage nach Dieselöl liegt dieses Jahr um ca. 20% über 2019, was in der Regierung und den Erdölunternehmen niemand rechtzeitig bemerkt hat. Warum der Bedarf dieses Jahr höher als normal ist, wurde nicht erklärt. Die lokalen Raffinerien arbeiten bei Dieselöl mit einer Kapazitätsauslastung von 80%. Sie verfügen über mehr Erdöl, aber nicht vom Typ, das für Dieselöl geeignet ist. Das muss importiert werden. Das importierte Dieselöl ist schon in diesen Jahr um 30% teurer geworden. Bei diesem Dieselöl, das jetzt importiert wird, ist ein höherer Preis beim Einzelhandel oder eine Subvention notwendig.
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Im Mai 2022 wurden in der Bundeshauptstadt 2.866 Immobilien verkauft, 50,8% mehr als im Vorjahr, und 11% über April 2022, berichtet der Verband der Notare. In Werten waren es dieses Jahr $ 135,95 Mrd., 130,2% über dem Vorjahr.
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Die Zahlungen über Internet, mit Belastung eines Bankkontos y Gutschrift auf ein anderes, lagen im Mai 2022 um 6,8% über April und 81,7% über Mai des Vorjahres, teilt die Firma Red Link mit. De Zunahme liegt weit über der Inflation, die in einem Jahr zum Mai 60,7% betrug, und deutet auf eine stark zunehmende Verwendung dieser Zahlungsform. Dies spart bei den Banken Arbeit der Kassierer und der Buchhaltung.
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Im Mai 2022 haben natürliche Personen insgesamt u$s 492 Mio. bei der ZB zum offiziellen Kurs abgehoben. Davon entfallen u$s 320 Mio. auf Käufe im Ausland, die mit Kreditkarten gezahlt wurden, und u$s 130 Mio. auf Abhebung von Dollar für Sparzecke oder sonst was, die bis u$s 200 pro Monat erlaubt sind, aber mit 30% als Vorschuss auf die Gewinnsteuer belastet werden. Das ergibt einen Kurs von ca. $ 160, der stark unter dem freien Kurs liegt. In den ersten 5 Monaten 2022 betrug der Betrag, der auf Kreditkartensaldi und Abhebung von Bardollar besteht, insgesamt u$s 1,516 Mio. fast doppelt so viel wie die u$s 799 Mio. der gleichen Vorjahresperiode. Die ZB-Leitung überlegt sich, wie sie auch diese Zahlungen verringern kann. Die einfachste Lösung besteht in der Legalisierung des freien Marktes, also vornehmlich des Schwarzmarktes, wobei dann Abhebungen von Dollar und Zahlungen von Kreditkartensaldi über diesen Markt abgewickelt würden.
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Das Ministerium für soziale Entwicklung und das Arbeitsministerium haben ein Abkommen mit der Gemeinde Avellaneda abgeschlossen, das dieser erlaubt, Personen, die im Plan “Arbeit fördern” (Potenciar trabajo) eingeschlossen sind, als Angestellte der Gemeindeverwaltung aufzunehmen und die Subvention, die der Betreffende erhält, auf das Gehalt anzurechnen. Während 12 Monaten wird die Subvention beibehalten. Das Abkommen wurde vom interimistischen Bürgermeister Alejo Chornobroff unterzeichnet, der Jorge Ferraresi ersetzt, solange dieser Minister für städtische Entwicklung und Habitat bleibt. Dieses Abkommen soll als Vorbild für andere Gemeinden gelten. Wenn dieses Abkommen erfolgreich ist, dürften weitere Gemeinden dieses System auch einführen, so das zumindest ein Teil der 1,2 Mio. Personen, die in diesen Sozialplänen eingeschlossen sind, auf normale Arbeit übergehen. Die Belegschaft der Gemeinden wird dadurch erhöht, und das müsste dazu führen, dass sie die wegen Pensionierung, Tod oder Rücktritt freiwerdenden Stellen nicht mit neuen Angestellten besetzt werden.
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Von den Importen vom Monat Mai 2022, die insgesamt u$s 7.869 Mio. betrugen, entfielen u$s 2.874 Mio. (+36% gegenüber Vorjahr) auf Güter für die Weiterverarbeitung, u$s 1.601 Mio. (+227%) auf Brenn- und Schmierstoffe, u$s 1.392 Mio. (+37%) auf Zubehörteile von Kapitalgütern, u$s 1.043 Mio. (+40%) auf Kapitalgüter, u$s 725 Mio.(+23%) auf Konsumgüter und u$s 171 Mio. auf Automobile und Pick-ups. Die größten Importeure waren das staatliche Energieunternehmen Enarsa (u$s 2.570 Mio.), das staatliche Stromverteilungsunternehmen CAMMESA (u$s 1.758 Mio.), das Feuerlandunternehmen Newsan (u$s 1.667 Mio.), das Feuerlandunternehmen IATEC (Mirgor, mit u$s 1.468 Mio.) und YPF (u$s 1.326 Mio.). Abgesehen von den Energieimporten sind die Feuerlandunternehmen, die Computer, Luftkühlgeräte u.a. Produkte montieren, die größten Importeure. Das stellt das Sondersystem in Frage. Newsan gibt an, auch Fisch zu exportieren, womit ein Ausgleich geschaffen wird. Doch dabei exportieren andere Firmen entsprechend weniger Fisch, so dass das Argument nicht stichhaltig ist.
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Für das ganze Jahr 2022 rechnen private Wirtschaftler mit Energieimporten von bis zu u$s 10 Mrd., was zu einem Handelsbilanzdefizit von ca. u$s 5 Mrd. führen würde. In den ersten 5 Monaten 2022 waren es laut Angaben des Wirtschaftsministeriums u$s 4.641 Mio., was sich mit u$s 1.520 Mio. in der gleichen Vorjahresperiode vergleicht. Davon entfielen u$s 1.951 Mio. auf Dieselöl, u$s 1.297 Mio. auf Gas, u$s 390 Mio. auf Benzin, und u$s 325 Mio. auf Heizöl Doch ab Mai steigt der Gasimport sehr stark, weil die kalte Jahreszeit einsetzt, und der Import von Dieselöl nimmt auch stark zu, um den bestehenden Mangel zu decken.
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Das INDEC gibt an, dass das private Vermögen von Personen, die in Argentinien wohnhaft sind, dass in Dollarscheinen, Dollardepositen in Banken im Ausland oder verschiedenen Anlagen besteht, und nicht in ihrer Vermögenserklärung eingeschlossen ist, in einem Jahr zum 31.3.22 um u$s 14,8 Mrd. auf u$s 360,26 Mrd. gestiegen ist. Diese Zahl ergibt sich nicht aus direkten Angaben, sondern als Differenz bei der Ermittlung der Zahlungsbilanz. Dabei wird nicht berücksichtigt, dass diese Dollarbeträge zum großen Teil ausgegeben werden. Sie werden für Zahlungen von geschmuggelten Importen und Überpreisen bei Importen, von Zahlungen von allerlei Dienstleistungen und von Schulden eingesetzt, die die ZB nicht zulässt. Bei der Weißwaschung von 2016 wurden etwa u$s 100 Mrd. dieser Dollarguthaben legalisiert, die von der Gesamtsumme abgezogen werden müssten. Sollte das Gesetzesprojekt über Weißwaschung von Dollarvermögen im Ausland (dessen Erlös für Zahlung an den IWF bestimmt ist) vom Kongress genehmigt werden, wird das schwarze Auslandsvermögen noch mehr schrumpfen.
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Das Berufungsgericht hat der Klage der AFIP gegen das Urteil eines Gerichtes recht gegeben, dass sich auf die Verschiebung der Frist für Einreichung der eidesstattlichen Erklärung und Zahlung der Saldi bei der Gewinnsteuer natürlicher Personen bezieht, so dass die Termine, die am 23., bzw. 27. Juni abgelaufen sind, weiter in Kraft bleiben.
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Deutsche Wirtschaft
Das Schienennetz in Deutschland soll angesichts großer Probleme mit Verspätungen und Baustellen mit einer "Generalsanierung" grundlegend zuverlässiger gemacht werden. "So wie es ist, kann es nicht bleiben", sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) am Mittwoch in Berlin. Das Netz sei jahrelang vernachlässigt und an die absolute Grenze gebracht worden - viele Weichen und Stellwerke seien überaltert und stark störanfällig. Mit der bundeseigenen Deutschen Bahn als Netzbetreiberin sollen ab 2024 besonders hoch belastete Korridore modernisiert und Bauarbeiten viel stärker gebündelt werden. (dpa)
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Bei einem Investitionspaket in die Elektromobilität hat sich der US-Autobauer Ford gegen sein Werk in Saarlouis entschieden. Stattdessen soll eine Elektroauto-Plattform in dem Werk im spanischen Valencia entstehen, wie der Konzern am Mittwoch bekanntgab. Am saarländischen Standort mit 4600 Beschäftigten läuft die Fertigung des Verbrennermotor-Modells Focus im Jahr 2025 aus. (dpa)
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Zur Bewältigung des Abfertigungschaos im Luftverkehr wollen die deutschen Flughäfen und ihre Bodendienstleister tausende ausländische Aushilfen direkt anstellen. Die Arbeitskräfte sollen befristet für bis zu drei Monate unter anderem aus der Türkei und einigen Balkanstaaten kommen, sagte der Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbandes ADV, Ralph Beisel, am Montag der dpa. Sie würden voraussichtlich direkt bei Bodenverkehrsdienstleistern angestellt. Modelle zur Arbeitnehmerüberlassung wären damit vom Tisch. (dpa)
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Auf einen Handwerker müssen Kunden zurzeit durchschnittlich elf Wochen warten, auf Bauhandwerker sogar rund vier Monate. "Das sind Rekordwerte", sagte Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, am Montag in München. "Die Kunden müssen lange warten." Die Wartezeiten dürften auch kaum sinken: Die Branche kämpft mit Lieferengpässen, enormen Preissteigerungen und Fachkräftemangel - alles auf einmal. (dpa)
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Daimler Truck plant die Herstellung von Wasserstoff-Lkw mit einer Reichweite von rund 1000 km. Dabei solle flüssiger Wasserstoff in die Tanks kommen, der eine höhere Energiedichte habe als gasförmiger Wasserstoff und deshalb größere Reichweiten ermögliche. Erste Erprobungsfahrzeuge mit Brennstoffzelle sind bereits unterwegs. Testflotten mit Wasserstoff-Lkw sollen Mitte des Jahrzehnts auf den Markt kommen. In der zweiten Hälfte des Jahrzehnts soll der Brennstoffzellen-Lkw dann in Serie gehen, wie der Hersteller berichtete. Die Lastwagenbranche steht unter dem Druck der EU, verbindliche Klimaschutzziele einzuhalten. Neue Modelle sollen bis 2025 im Durchschnitt 15% und bis 2030 mindestens 30% weniger Kohlendioxid ausstoßen. Der Bezugszeitraum dafür sind die Jahre 2019/20. (dpa)
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Auf der Luftfahrtmesse ILA in Schönefeld bei Berlin haben sich bis zum Sonntag 72.000 Menschen Neuheiten aus der Luft- und Raumfahrt angesehen. Die Veranstalter zogen zum Abschluss eine positive Bilanz. Die Messe hatte am Mittwoch erstmals seit Beginn der Corona-Krise wieder geöffnet. Die Zahl der Aussteller war in diesem Jahr mit 550 halb so groß wie bei der vorigen Ausgabe 2018. Damals kamen 180.000 Menschen zur Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA). Dieses Mal war die Besucherzahl auf 15.000 pro Tag begrenzt. Im Blickpunkt der ILA standen Wege zu weniger Schadstoffausstoß durch das Fliegen. Wegen des Ukraine-Kriegs erfuhren außerdem Kampfjets, Militärtransporter und -hubschrauber besondere Aufmerksamkeit. Größter Einzelaussteller war die Bundeswehr. (dpa)
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Bundeskanzler Olaf Scholz sieht Deutschland und die EU auf einen möglichen Stopp der Gaslieferungen aus Russland gut vorbereitet. Die Regierung und die Netzagentur rufen aber Verbraucher und Firmen zum Energiesparen auf. Es seien alles unternommen worden, um Energie aus anderen Ländern zu importieren, sagte Scholz am Freitag vergangener Woche am Rande des EU-Gipfels in Brüssel. "Das ist eine Anstrengung, die jetzt noch mal weiter beschleunigt werden muss." (dpa)
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Den Bauern steht in diesen Sommer eine unterdurchschnittliche Ernte bevor - mit regionalen Unterschieden. "In Summe ist es in vielen Teilen Deutschlands zu trocken. Das heißt letztendlich auch, dass wir im zweiten Jahr in Folge eine kleinere Ernte einfahren werden", sagte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied. zum Erntestart. Seinen Angaben zufolge erwartet der Deutsche Bauernverband (DBV) eine Getreideernte in Höhe von rund 41,2 Mio. Tonnen. Damit liegen die Prognosen mit 3% unter dem Vorjahresergebnis. (dpa)
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Deutschlands Gasspeicher sind inzwischen zu mehr als 60% gefüllt und mindern aus Sicht von Ökonomen so die Gefahr einer Versorgungslücke im Falle eines russischen Lieferstopps. Wie am Montagabend aus der Webseite von Europas Gasinfrastruktur-Betreiber (GIE) hervorging, waren die Speicher zu 60,26 Prozent voll. Nach Berechnungen führender Wirtschaftsforscher ist die Wahrscheinlichkeit einer Versorgungslücke im Fall eines Stopps russischer Lieferungen gegenüber April deutlich gesunken. (dpa)
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Das Konsumklima in Deutschland ist wegen der Folgen des Ukraine-Kriegs auf ein Rekordtief gefallen. Das Konsumforschungsunternehmen GfK ermittelte für Juli einen Wert von minus 27,4, was im Vergleich zum Vormonat ein Rückgang um 1,2 Punkte ist. "Der anhaltende Krieg in der Ukraine sowie unterbrochene Lieferketten lassen vor allem die Energie- und Lebensmittelpreise explodieren und führen dazu, dass sich das Konsumklima so trüb wie noch nie zeigt", erklärte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl am Dienstag. Vor allem die um knapp 8% erhöhten Lebenshaltungskosten drückten auf die Stimmung, sagte er. (dpa)
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Die Lufthansa nimmt angesichts einer stark gestiegenen Ticketnachfrage ihre Riesenjets vom Typ Airbus A380 wieder in Betrieb. Das weltgrößte Passagierflugzeug werde voraussichtlich ab Sommer 2023 wieder eingesetzt. Die Lufthansa hatte ihre A380-Flotte wegen der Corona-Krise außer Betrieb genommen und eine Reaktivierung lange Zeit so gut wie ausgeschlossen. Der Konzern erklärte seine Kehrtwende nun auch mit Verzögerungen bei der Auslieferung anderer Flugzeugtypen. Die Lufthansa besitzt noch vierzehn A380, hat aber sechs davon bereits verkauft. Die übrigen acht Maschinen sollen bis auf Weiteres in der Flotte bleiben, sind aber derzeit geparkt. Sie wieder in Betrieb zu nehmen, braucht Zeit. (dpa)
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Weltwirtschaft
Künftige Handelsabkommen der Europäischen Union werden von Partnerländern stärker als bislang die Einhaltung von Klimaschutzstandards und internationalen Arbeitsnormen verlangen. Wie der zuständige EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis am Mittwoch ankündigte, sollen neue Verträge bei Verstößen gegen Kernprinzipien Sanktionen ermöglichen. Konkret könnten demnach Zollvorteile wieder gestrichen werden. Die für die EU-Handelspolitik zuständige Europäische Kommission verhandelte zuletzt unter anderem mit Indonesien, Neuseeland und Australien über Freihandelsabkommen. Unterbrochene Gespräche mit Indien sollen wieder aufgenommen werden. Umweltschützer und Gewerkschaften hatten in der Vergangenheit wiederholt kritisiert, dass EU-Zollvorteile nicht ausreichend stark an die Einhaltung von grundlegenden Umweltschutzstandards und Arbeitnehmerrechten geknüpft seien. (dpa)
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Knapp sechs Jahre nach dem Votum in Großbritannien zum EU-Austritt zeichnet sich ab, dass die Entscheidung Arbeitnehmer in dem Land teuer zu stehen kommen dürfte. Bis zum Jahr 2030 werde der jährliche Einkommensverlust durch den Brexit für durchschnittliche Arbeitnehmer 470 Pfund (umgerechnet rund 550 Euro) betragen, hieß es in einer Studie der Londoner Denkfabrik Resolution Foundation und der London School of Economics am Mittwoch. Grund dafür seien ein geschwächtes Pfund sowie gesunkene Investitionen und weniger Handel. Zwar seien die britischen Exporte in die EU nicht wie erwartet eingebrochen, doch habe der Brexit "breite negative Auswirkungen auf die britische Wettbewerbsfähigkeit und Offenheit für den Handel mit einer ganzen Reihe von Ländern", sagte Chef-Ökonomin Sophie Hale von der Resolution Foundation. Die Wähler in Großbritannien stimmten am 23. Juni 2016 mit knapper Mehrheit (52 Prozent) für einen Austritt aus der Europäischen Union. Der Austritt fand nach jahrelangem Hin und Her am 31. Januar 2020 statt. Dank einer im Austrittsabkommen vereinbarten Übergangsphase nahm das Land jedoch noch bis Ende 2020 an EU-Binnenmarkt und Europäischer Zollunion teil. (dpa)
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Die Inflation in Großbritannien zieht weiter an. Im Mai erhöhten sich die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 9,1%, wie das Statistikamt ONS mitteilte. Das ist die höchste Rate seit Beginn der Erfassung 1997. Den stärksten Anteil an der Inflation haben die steigenden Preise für Lebensmittel und alkoholfreie Getränke. Dagegen habe sich der Preisauftrieb im Freizeit- und Erholungsbereich ebenso etwas abgeschwächt wie für Bekleidung und Schuhe. (dpa)
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Die Ratingagentur Moody's hat wegen nicht fristgemäß beglichener Schulden bei internationalen Investoren einen Zahlungsausfall Russlands festgestellt. Konkret gehe es um Zinszahlungen zweier Staatsanleihen, die auch nach Ablauf einer Verzugsfrist von 30 Tagen nicht bei Gläubigern angekommen seien, teilte das US-Unternehmen am Montag mit. (dpa)
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Der Halbleitermangel dürfte die Autoindustrie einer Studie zufolge bis mindestens 2024 bremsen. Elektroautos bräuchten zehnmal so viele Chips wie Benziner oder Dieselautos, so dass auch steigende Kapazitäten nicht für den gesamten Bedarf ausreichten, heißt es in der am Dienstag veröffentlichten Untersuchung der Unternehmensberatung Alix Partners. "Erst frühestens 2024 wird die Fahrzeugproduktion das Niveau vor Beginn der Pandemie erreichen." (dpa)
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Siemens steigt in das nordamerikanische Schnellladenetz-Projekt Electrify America des Volkswagen-Konzerns ein. Zusammen wollen die Partner u$s 450 Mio. in den Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Autos in den USA und in Kanada stecken. Der Münchner Elektroriese soll in diesem Zusammenhang auch eine Kapitalbeteiligung an der Tochterfirma des US-Ablegers von VW sowie einen Sitz in deren Verwaltungsrat bekommen. "Ziel ist es, die Ladeinfrastruktur von Electrify America bis 2026 mehr als zu verdoppeln und auf 1800 Standorte und 10.000 Schnelllader zu erweitern", erklärte VW-Technikvorstand Thomas Schmall. Dann sollen auch fast alle US-Bundesstaaten abgedeckt sein. (dpa)
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