Argentinische Wirtschaft
Der offizielle Dollarkurs schloss am Mittwoch zu $ 128,93, gegen $ 126,77 eine Woche zuvor. Die Abwertung betrug in diesen Jahr 18,23%, was sich mit einer Zunahme der internen Preise von über 30% vergleicht. Obwohl der Abwertungsrhythmus schon vor Wochen erhöht wurde, bleibt der Wechselkurs weiter hinter der Inflation zurück. Die ZB musste am Mittwoch u$s 140 Mio. verkaufen, um den Kurs zu halten, womit es im Monat Juni insgesamt u$s 150 Mio. waren. Die ZB erwägt jetzt zusammen mit dem Produktionsministerium weitere Hemmungen der Importe, nachdem diese in letzter Zeit stark gestiegen sind. Der Schwarzkurs schloss am Mittwoch zu $ 217, nachdem er in den vorangehenden Tagen schon über $ 230 erreicht hatte. Der Kurs, der sich durch Kauf und Verkauf von Staatstiteln, die auf Dollar lauten, ergibt, schloss zu $ 238 , was auf höhere Käufe von Unternehmen zurückgeführt wird, die diese Devisen auf diese Weise legal und nicht schwarz kaufen können.
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Der Merval-Aktienindex der Börse von Buenos Aires wies in der Woche zum Mittwoch einen Rückgang von 1,65% aus, und liegt jetzt nur noch 5,95% über Dezember 2021. Die Aktien argentinischer Gesellschaften, die in New York kotieren, standen unter starkem Baissedruck. Die Entwicklung war in einer Woche zum Mittwoch im Einzelnen wie folgt: TECO: -5,7%; BBVA Argentina: -6,45%; Grupo Financiero Galicia: -12,78%; Loma Negra: -12,58%: Tenaris: -14,48%; Banco Macro: -12,68%.
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Die argentinischen Staatstitel in Dollar, die an der Börse von New York gehandelt werden, wiesen in der Woche zum Mittwoch starke Baissen auf. Die Entwicklung war im Einzelnen wie folgt: Bono 2029: -14,28%, Bono 2030: -13,90%; Bono 2035: -17,92%; Bono 2038: -14,83%. Die Landesrisikorate (Differenz der Rendite dieser argentinischen Staatstitel mit den US-Schatzscheinen auf 10 Jahre, genannt “Treasuries”) stieg dabei auf über 2.300 Basispunkte, was eine Rendite der argentinischen Titel von fast 30% (in Dollar!) bedeutet.
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Die Regierung will in den nächsten Tagen das neue Projekt über den Staatshaushalt für 2022 bekanntgeben, das durch Notstandsdekret legalisiert wird, so dass es keine neue parlamentarische Diskussion gibt. Der Kongress hat dann eine Frist, um das Projekt zu beanstanden. Gemäß Abkommen mit dem IWF hätte dies schon im April geschehen müssen. Die Inflation wird jetzt auf 60% (Jahresdurchschnitt 2022 gegen 2021) angesetzt. Das ursprüngliche Budget, das in der Deputiertenkammer nicht verabschiedet wurde, wird nicht nur inflationsberichtigt, sondern es gibt auch Änderungen der einzelnen Partien, die noch nicht bekanntgegeben wurden.
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Die Regierung hat beschlossen, den Prozentsatz von Biodieselöl, der dem Dieselöl beigemischt wird, von 5% auf 7,5% zu erhöhen, wobei der Satz bis Ende August sogar auf 9% bis 10,5% steigt. Das erhöht die Kosten des Dieselöls, führt jedoch zu einer Zunahme der verfügbaren Menge von bis zu 10%. Die lokalen Fabriken von Biodieselöl sind in der Lage, sofort mehr zu liefern, besonders jetzt, wo sie über die neue Sojabohnenernte verfügen, weil sie über eine hohe nicht genutzte Kapazität verfügen. Im August soll dann das Dieselöl verfügbar sein, das inzwischen schon bestellt wurde. Die Verzögerung bei den Saat- und Erntearbeiten, sowie beim Transport, den der akute Mangel an Dieselöl landesweit verursacht, wirkt sich auf die Exporte und die Konjunktur sehr stark aus.
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Am Dienstag hat das Schatzamt kurzfristige Staatstitel für $ 21,5 Mrd. untergebracht, zu Zinssätzen von 51% bis 53%. Bei wertberichtigten Papieren (Lecer) lag der Zinssatz zwischen 2% und 3%. In diesen Jahr hat das Schatzamt schon Titel für $ 653 Mrd. untergebracht, 23% über dem Betrag der Titel, die verfielen. Doch Ende Juni und danach verfallen höhere Beträge, die nicht so leicht durch Neuausgaben gedeckt werden können.
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Am Mittwoch genehmigte die Deputiertenkammer einstimmig die Erhöhung des steuerfreien Minimums für Einheitssteuerzahler und Selbstständige, was ca. 5 Mio. Personen umfasst und die die Staatskasse $ 4,56 Mrd. im Jahr kostet. Bei der Einheitssteuer werden die Höchstbeträge des Umsatzes für die vier untersten Kategorien um 60% erhöht, und die Berichtigung der Werte wird auf den 1. Juli vorverlegt. Außerdem wird der Betrag, der für Steuern bestimmt ist, bei den Kategorien A und B gestrichen. Bei selbstständig Tätigen wird das steuerfreie Minimum um 2,4 Mal erhöht.
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Aerolíneas Argentinas weist 2021 einen Verlust von u$s 438 Mio. aus, 34% unter dem von 2019. Der staatliche Zuschuss betrug $ 65,79 Mrd., wobei $ 35,18 Mrd. in Form von Steuern und Gebühren zurückkehrten. Diese Zahlen wurden von der Prüfungsfirma KPMG bestätigt. AA hat 2021 mit u$s 3,5 Mrd. zum Bruttoinlandsprodukt beigetragen. Der Bericht der Firma weist auch darauf hin, dass die Fusion von AA mit Austral, die Ende 2020 vollzogen wurde, eine bedeutende Kostenersparnis erlaubt habe, weil verdoppelte Strukturen vereinheitlicht worden seien. Ebenfalls wurde in den letzten Jahren das Frachtengeschäft ausgebaut, und die Abteilung zur Ausbildung von Piloten verstärkt für andere Airlines eingesetzt.
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Die Industrieproduktion lag im April 2922 saisonbereinigt um 6% über März und 4,7% über dem gleichen Vorjahresmonat, und 9,2% über April 2019, ergibt der Index des INDEC: Die ersten 4 Monate lagen um 4% über dem Vorjahr. Im Vergleich von April 2022 mit April 2021 lagen 11 der 16 erfassten Bereiche über dem Vorjahr, mit bedeutenden Zunahmen bei “anderen” Fahrzeugen (+49,1%), Bekleidung, Lederwaren und Schuhe (+30,4%), Automobilen u.a. Kfz (+25,1%), Maschinen und Anlagen (+21,9%) und Kautschuk und Kunststoffe (+15,5%). Interannuelle Abnahmen gab es bei Grundmetallindustrien (-21,8%), Tabakwaren (-17,5%), Textilien (-5,7%), Apparaten & Instrumenten (-6,8%) und Metallprodukten (-1,7%).
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Der Index der Bautätigkeit des INDEC lag im April um 5,4% über März, nach einem Rückgang von 4,1% im März. Die ersten 4 Monate 2022 lagen um 2,1% über dem Vorjahr.
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Präsident Alberto Fernández hat dem chilenischen Präsidenten Gabriel Boric, in einem Gespräch anlässlich der Gipfelkonferenz in Kalifornien, angeboten, ihm Gas zu liefern, und zwar mit einen Vertrag, der keine Unterbrechungen vorsieht. Die Gasleitung nach Chile wurde unter der Menem-Regierung gebaut, und die notwendige Gasproduktion ist vorhanden. Diese Lieferungen hängen nicht von der Gasleitung “Néstor Kirchner” ab. Doch der Preis für dieses Gas wird auf alle Fälle unter dem liegen, den Argentinien für verflüssigtes Gas zahlt, das per Schiff importiert wird.
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Die Zahl der registrierten Beschäftigten betrug im März 2022 12,51 Mio., 41.301 mehr als im Februar und 543.200 (gleich 4,5%) mehr als im gleichen Vorjahresmonat, berichtet das Arbeitsministerium. Es ist der höchste Stand seit 2012. Von den Beschäftigten entfallen im März 6,12 Mio. auf private Arbeitnehmer und 3,3 Mio. auf Staatsangestellte. Zu den eingetragenen privaten Beschäftigten, kommen noch Einheitssteuerzahler, selbstständig Tätige und Haushaltspersonal hinzu, und dann gibt es noch schätzungsweise fast ebenso viele Schwarzarbeiter wie legale Arbeitnehmer im Abhängigkeitsverhältnis.
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Die Börse von Rosario rechnet für das Jahr 2022 mit Gesamtexporten von u$s 87,18 Mrd., ca. u$s 3 Mrd. über 2021. Es handelt sich einen Rekord, wobei jedoch 2011 in Mengen mehr exportiert wurde als 2022. Die hohen Preise für Getreide und Ölsaaten haben nicht zu einer spürbaren Erhöhung der Ernten geführt, wie man es erwartet hätte. In einer Welt, die von akuter Lebensmittelknappheit bedroht ist, könnte Argentinien dazu beitragen, diese zu mildern, auch mit Exporten von anderen Lebensmitteln als Getreide, Ölsaat, Rindfleisch und Fisch.
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Im Mai 2022 wurden 138.552 gebrauchte Automobile, Pick-ups und Lastwagen verkauft, 43,5% über dem gleichen Vorjahresmonat, berichtet die Kammer des Kfz-Handels CCA. In 5 Monaten 2022 betrug die Zunahme gegenüber dem Vorjahr nur 1,31%.
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Der Senat hat diese Woche die Diskussion über das Moratoriumsprojekt für Personen aufgenommen, das vor über einem Monat von Senatoren der Regierungsfraktion, mit der Zustimmung von Crstina Kirchner, eingereicht worden war. Es handelt sich darum, Personen, die das Pensionierungsalter erreicht haben (60, bzw. 65 Jahre), aber die geforderten 30 Beitragsjahre nicht erreichen, die Möglichkeit zu geben, die geschuldeten Beiträge in Raten zu zahlen, und zwar jeweils mit “Einheiten zur Tilgung von Beiträgen”, die den monatlichen Beiträgen entsprechen, also nicht von der Inflation verwässert werden. Dies wird dann von der Pension abgezogen. Es ist zu erwarten, dass das Projekt auch in der Deputiertenkammer sofort verabschiedet wird. Dieses Gesetz passt in das Konzept, dass alle alte Menschen eine Rente haben sollen, das auch die Macri-Regierung geteilt und ausgebaut hat, indem 70-Jährige eine Pension von 80% der Mindestpension beantragen können, auch wenn sie nie Beiträge gezahlt haben. Seit Cristina dieses Konzept als Präsidentin eingeführt hat, ist der Anteil der Personen, die das Pensionierungsalter überschritten haben, und eine Rente erhalten, von knapp über 60% auf über 95% gestiegen. Das Pensionierungssystem ist teilweise in eine Altersversicherung umgewandelt worden, und das belastet die Staatsfinanzen.
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Lateinamerikanische Wirtschaft
Die brasilianische Regierung hat in der Vorwoche ein großes Aktienpaket ihres staatlichen Unternehmens Electrobras verkauft und dabei fast u$s 7 Mrd. eingenommen. Vom Kapital von Electrobras befand sich bisher 70% in staatlichen und 30% in privaten Händen, Jetzt hält der Staat nur noch 40% und private Anleger halten 60%. Somit ist die Kontrolle des Unternehmens auf private Aktionäre übergegangen. Electrobras ist das größte Stromunternehmen in ganz Lateinamerika. Diese Privatisierung stellt einen wesentlichen Beitrag zu den Staatsfinanzen dar, aber es wird erwartet, dass sie auch frisches Kapital für neue Investitionen anzieht. Abgesehen davon kann man von einer privaten Unternehmensführung mehr Effizienz erwarten, was eine starke Breitenwirkung hat.
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Der Handelsaustausch der Mercosur-Staaten (Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay), der mit der restlichen Welt besteht, erreichte im Jahr 2021 u$s 598 Mrd. Die Exporte des Mercosur stiegen auf einen Rekordstand von u$s 338 Mrd. 26% über dem vorangehenden Rekord, der 2019 erreicht wurde. Die Importe stiegen 39% gegenüber 2020 und 18% gegenüber 2019. Der Handelsaustausch unter den Mercosur-Staaten erreichte 2021 u$s 41 Mrd., 42% mehr als 2020 und 24% über 2019. Diese Zahlen wurden anlässlich einer von Außenminister Santiago Cafiero mit den Außenministern von Brasilien und Paraguay, bekanntgegeben, die in Asunción stattfand. Trotz der Konflikte, die unter den Mercosur-Staaten bestehen, entwickelt sich der Mercosur kräftig.
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Deutsche Wirtschaft
Im vergangenen Jahr wurde noch in jedes dritte neue Wohngebäude in Deutschland eine Gasheizung eingebaut. Der fossile Energieträger hat aber seit 2015 seine Vorrangrolle verloren, wie aus einer Auswertung des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Danach wurden 70,7% der Neubauten mit Heizungen ausgestattet, die erneuerbare Energiequellen nutzen. In 55,1% aller Fälle waren Holz, Umluft- oder Erdwärme sowie Biomasse sogar die primäre Energiequelle. Herausragende Bedeutung hatten dabei Wärmepumpen. (dpa)
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Der Fahrgastverband Pro Bahn sieht sich nach dem ersten Härtetest für das 9-Euro-Ticket am Pfingstwochenende in seiner Kritik bestätigt. „In den Hauptreisezeiten war die Nachfrage auf den Hauptstrecken so stark, dass Züge nicht abfahren konnten. Und einige Bahngesellschaften - etwa die Metronom in Norddeutschland - haben die Fahrradbeförderung ausgeschlossen, weil sie dem Ansturm nicht Herr wurden“, sagte Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Das Chaos sei vorhersehbar gewesen und Folge eines politischen Angebots, ohne dafür über die nötigen Kapazitäten im Bahnverkehr zu verfügen. (dpa)
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In der Ampelkoalition gibt es Meinungsverschiedenheiten über eine zusätzliche Abgabe auf die Extraprofite von Mineralölkonzernen durch den Ukraine-Krieg. Führende FDP-Politiker warnten am Dienstag vor einer sogenannten Übergewinnsteuer. „Die ständigen Forderungen nach neuen Steuern bei SPD und Grünen sind schockierend und bewegen sich auf dem Niveau der Linkspartei“, sagte Generalsekretär Bijan Djir-Sarai der Deutschen Presse-Agentur. Es sei „nicht die Zeit für Umverteilungsdebatten“.
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Deutschland exportiert deutlich weniger Plastikmüll ins Ausland als noch vor wenigen Jahren. Die Ausfuhr lag 2021 bei gut 766.200 Tonnen, ein Viertel (25,2%) weniger als im Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Im Zehn-Jahres-Vergleich habe sich die Menge fast halbiert. Deutschland bleibe aber größter Exporteur von Plastikabfällen in der EU. (dpa)
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Die Deutsche Bank holt Hunderte Programmierer aus ihrem Technologiezentrum in Russland nach Berlin. Deutschlands größtes Geldhaus habe allen etwa 1500 Beschäftigten ihres russischen IT-Zentrums, das sich auf die Standorte St. Petersburg und Moskau verteilt, eine Stelle in Deutschland angeboten, berichtete das „Handelsblatt“ (Dienstag) unter Berufung auf Insider. Eine mittlere dreistellige Zahl der Mitarbeiter sei bereits in das im Aufbau befindliche Technologiezentrum der Bank in Berlin gewechselt. (dpa)
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Unter Ökonomen und in der Koalition wird über den Nutzen einer Übergewinnsteuer für Mineralölkonzerne gestritten. Damit könnten Extraprofite als Folge der Preiserhöhungen nach Beginn des Ukraine-Krieges abgeschöpft werden. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) plädierte wie Politiker von SPD und Grünen für eine solche Steuer, die Steuersenkung auf Benzin und Diesel zum 1. Juni sei hingegen ein Fehler gewesen. „Denn der größte Teil der E 3 Mrd. an Steuergeldern wird in den Taschen der Mineralölkonzerne landen“, sagte DIW-Präsident Marcel Fratzscher der Deutschen Presse-Agentur. (dpa)
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Der gesetzliche Mindestlohn in Deutschland steigt am 1. Oktober auf E 12. Das beschloss der Bundestag am Freitag in Berlin. Das Mindestlohngesetz wurde mit den Stimmen der Koalition und der Linken verabschiedet. Die Unionsabgeordneten und die AfD enthielten sich. Derzeit liegt der Mindestlohn bei E 9,82 brutto. Zum 1. Juli steigt er turnusmäßig auf E 10,45. Zugleich steigt die Grenze für Minijobs im Oktober von E 450 auf E 520. Der Gesetzentwurf geht von heute etwa 6,2 Mio. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mit einem Stundenlohn unter E 12 aus. (dpa)
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Dreijährige Gebrauchtwagen sind binnen eines Jahres um fast ein Drittel teurer geworden. Diesel verteuerten sich sogar um 31,8%. Treiber ist vor allem ein niedriges Angebot an Fahrzeugen infolge von Corona, Chipkrise und Teilemangel. Zudem waren die Listenneupreise vor drei Jahren um etwa 7% gestiegen. (dpa)
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Vor Beginn des Deutschen Bauerntags in Lübeck hat sich Bauernpräsident Joachim Rukwied für einen europäischen Mindestlohn ausgesprochen. "Die Höhe ist für uns zweitrangig, wichtig ist, dass er in allen EU-Ländern einheitlich ist", sagte er am Montag. Ohne eine europäische Regelung werde der Selbstversorgungsgrad bei Obst, Gemüse und Wein weiter sinken. Der gesetzliche Mindestlohn in Deutschland steigt zum 1. Oktober auf 12 Euro pro Stunde. Angesichts von Getreideknappheit in einigen Ländern infolge des russischen Krieges gegen die Ukraine seien die Bauern bereit, vorübergehend mehr Flächen zum Lebensmittelanbau zu nutzen, bekräftigte der Verband. (dpa)
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Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will den erleichterten Zugang zur Kurzarbeit noch einmal um drei Monate verlängern. Bis Ende September soll Kurzarbeitergeld somit bereits dann gezahlt werden können, wenn mindestens 10% der Beschäftigten im Betrieb vom Arbeitsausfall betroffen sind.. Der Vorschlag solle nun regierungsintern abgestimmt werden. (dpa)
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Bundesagrarminister Cem Özdemir hat der Ukraine deutsche Unterstützung zugesichert, um ihre Landwirtschaft und Getreideexporte im andauernden russischen Krieg aufrechtzuerhalten. "Der Erfolg der ukrainischen Landwirtschaft ist nicht nur für die Ukraine wichtig, er ist für uns alle wichtig", sagte der Grünen-Politiker. Bei der Reise ging es angesichts blockierter Häfen auch um alternative Wege für Ausfuhren des Landes zur weltweiten Ernährungssicherung. Konkret will Deutschland unter anderem mit Geld für Tierarzneimittel helfen. (dpa)
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Der Materialmangel am Bau ist so schlimm wie seit mehr als 30 Jahren nicht mehr. Im Hochbau nahm der Anteil der Unternehmen, die bei einer Umfrage des Ifo-Instituts Engpässe meldeten, um 2,4 Punkte auf 56,6% zu, wie das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut mitteilte. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Erhebung 1991. Im Tiefbau sank der Anteil minimal auf 44,8% - der zweithöchste hier je ermittelte Wert. Experten der Strategieberatung EY-Parthenon sind aber dennoch zuversichtlich für das mittelfristige Wachstum im Hochbau. "Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine haben sich die Lieferprobleme bei Baustoffen drastisch verschärft", sagte Ifo-Forscher Felix Leiss. "Besonders knapp ist derzeit Baustahl, der oft aus Russland oder der Ukraine importiert wurde." Auch beim Bitumen komme es zu Problemen, Ziegelsteine und Dämmstoffe seien rar. (dpa)
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Die Bundesregierung will das Gasunternehmen Gazprom Germania mit einem Milliardenbetrag stützen, um eine Pleite zu verhindern. Damit solle die Versorgungssicherheit in Deutschland gewährleistet werden. Nach Angaben aus Regierungskreisen geht es um eine Summe zwischen E 9 und E 10 Mrd. Geplant sind demnach Hilfen über die staatliche Förderbank KfW. Die Gazprom Germania GmbH sei ein Schlüsselunternehmen für die Gasversorgung in Deutschland, erklärte die Bundesregierung. Das durch Sanktionen von russischer Seite ins Straucheln geratene Unternehmen solle über ein Darlehen vor der Insolvenz bewahrt werden: "Mit diesem Vorgehen behält die Bundesregierung den Einfluss auf diesen Teil der kritischen Energieinfrastruktur und verhindert eine Gefährdung der Energiesicherheit." Anfang April hatte der Bund über die Bundesnetzagentur die Kontrolle über die deutsche Tochter des russischen Staatskonzerns Gazprom übernommen. Die Bundesnetzagentur wurde Treuhänderin. Russland hatte aber Mitte Mai Sanktionen gegen die Gazprom Germania und nahezu alle Töchter der Gazprom Germania verhängt und so eine "finanzielle Schieflage" des Unternehmens verursacht, wie es seitens der Bundesregierung hieß. (dpa)
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Der russische Energieriese Gazprom reduziert die maximalen Gasliefermengen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 nach Deutschland um 40%. Grund seien Verzögerungen bei Reparaturarbeiten durch die Firma Siemens, teilte der Staatskonzern am Dienstag mit. Ein Gasverdichteraggregat sei nicht rechtzeitig aus der Reparatur zurückgekommen. Deshalb könnten nun nur noch täglich bis zu 100 Mio. Cbm. Gas durch die Pipeline gepumpt werden - oder rund 60% des bisher geplanten Tagesvolumens. (dpa)
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Kräftige Preissteigerungen für Energie und Lebensmittel haben die Teuerungsrate in Deutschland auf den höchsten Stand seit fast 50 Jahren getrieben. Im Mai lagen die Verbraucherpreise um 7,9% über dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt errechnet hat. Von April auf Mai 2022 zogen die Preise um 0,9% an. (dpa)
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Die entspanntere Corona-Lage und der Ukraine-Krieg sorgen für viel Bewegung am Himmel. Nach Angaben der Deutschen Flugsicherung (DFS) ist der Verkehrsanstieg im Luftraum nach zwei Jahren Corona-Flaute enorm. "Wir befinden uns aktuell bei rund 90% des 2019er Verkehrs. In Spitzenzeiten lenken unsere Lotsinnen und Lotsen sogar schon mehr Flüge als vor der Krise", sagte eine Sprecherin. Dies gelte besonders für die DFS-Zentrale in Karlsruhe, die den oberen Luftraum über Deutschland überwacht. (dpa)
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IG Metall und Arbeitgeber haben sich auf einen neuen Tarifvertrag für den Großteil der deutschen Stahlbranche geeinigt. Am 1. August sollen die Löhne und Gehälter um 6,5% steigen. Der Vertrag läuft 18 Monate und beginnt im Juni. Für die ersten zwei Monate bekommen die Beschäftigten insgesamt E 500 als Einmalzahlung, Auszubildende E 200. Der Tarifvertrag gilt für Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen, wo 68 000 Menschen in der Branche tätig sind. (dpa)
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Fluggäste müssen sich auch in den kommenden Wochen und Monaten auf lange Wartezeiten und gestrichene Flüge einstellen. Flughäfen und Airlines haben weiter mit Personalengpässen zu kämpfen. "Derzeit fehlen nach Angaben der Luftverkehrswirtschaft in allen Bereichen rund 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", teilte das Bundesverkehrsministerium am Mittwoch mit. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) traf sich an dem Tag mit Vertretern der Branche, um zu besprechen, wie kurzfristig neue Beschäftigte gewonnen werden können. (dpa)
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Das Ifo-Institut hat seine Konjunkturprognose für die deutsche Wirtschaft wegen des Ukraine-Kriegs erneut gesenkt. Das Bruttoinlandsprodukt wird nach Einschätzung der Münchner Ökonomen in diesem Jahr um 2,5% zulegen, schwächer als die noch im März erwarteten 3,1 Prozent. Kräftig steigen wird laut Ifo stattdessen die Inflation auf eine Rate von 6,8% - im Frühjahr war das Institut in seinem Basisszenario noch von 5,1% ausgegangen. Nach zwei Corona-Jahren steht Deutschland immer noch schwächer da als vor Beginn der Pandemie: "Die Wirtschaftsleistung liegt derzeit noch immer ein Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau von Ende 2019." (dpa)
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Weltwirtschaft
Die Federal Reserve hat die monetäre Politik angesichts der für US-Verhältnisse zu hohen Inflation verhärtet. Der Referenzzinssatz wurde um 0,75 Prozentpunkte erhöht, was die Rendite der Staatsbonds auf das höchste Niveau seit 2007 trieb. Außerdem soll die Fed keine weiteren Titel kaufen, sondern den Bestand verringern, was “quantiative tigtening” benannt wird. Diese Politik der Fed hat sich auf die Börse von New York ausgewirkt, was in Baissen zum Ausdruck kam.
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Der US-Arbeitsmarkt zeigt sich weiter in robuster Verfassung. Die US-Wirtschaft hat im Mai außerhalb der Landwirtschaft 390.000 Stellen geschaffen. Der Beschäftigungsaufbau In der Corona-Krise war der US-Arbeitsmarkt zeitweise dramatisch eingebrochen. Mittlerweile hat er sich deutlich erholt. Das zeigt auch die Arbeitslosigkeit, die auf niedrigem Niveau stagnierte: Die Arbeitslosenquote lag auf dem Vormonatswert von 3,6%. Nach Angaben des Ministeriums sind aktuell etwa 6 Mio. Menschen ohne Job. Vor der Pandemie im Februar 2020 waren es 5,7 Mio. gewesen. (dpa)
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US-Präsident Joe Biden sprach von „enormen Fortschritten“ in der Wirtschaft. Das ermögliche es, die Inflation „von einer Position der Stärke heraus“ zu bekämpfen. Die Stundenlöhne stiegen laut Ministerium interannuell um 5,2%, nach 5,5% im April. Die deutlich steigenden Löhne sind neben der bereits hohen Inflation ein Grund für die geldpolitische Wende der US-Notenbank Fed. Denn von stark steigenden Löhnen gehen zusätzliche Inflationsrisiken aus. Die Federal Reserve hat bereits die Zinswende eingeleitet und mit dem Abbau ihres erheblichen Wertpapierbestandes begonnen. Im Jahresverlauf werden weitere und deutliche Zinsanhebungen erwartet, sodass der Leitzins bis Jahresende in der Nähe des als neutral geltenden Niveaus von etwa 2,5% liegen dürfte. (dpa)
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Der fränkische Autozulieferer Schaeffler und die französische Michelin-Tochter Symbio haben ein Joint-Venture gegründet, um eine Schlüsselkomponente zur Herstellung von Wasserstoff-Antrieben für Autos zu fertigen. Von 2024 an sollen im elsässischen Hagenau zunächst vier Millionen Bipolarplatten für Brennstoffzellen hergestellt werden. Die beiden Unternehmen investieren in das Joint-Venture gemeinsam bis 2024 rund E 100 Mio. Bis 2030 soll die Produktion des neuen Unternehmens Innoplate auf 50 Mio. Bipolarplatten jährlich wachsen. Dann sollen in dem neuen Unternehmen 120 Menschen arbeiten. Mit der Anfangsproduktion von vier Millionen Platten könnten 15 000 Wasserstoff-Fahrzeuge ausgestattet werden, sagte Symbio-Vorstandschef Philippe Rosier. (dpa)
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Handys und zahlreiche andere Elektrogeräte müssen in der EU ab Mitte 2024 eine einheitliche Ladebuchse haben. Unterhändler der EU-Staaten und des Europaparlaments einigten sich auf USB-C als Standard-Ladebuchse, wie die Leiterin der Verhandlungen, Anna Cavazzini (Grüne), am Dienstag in Straßburg sagte. Ihren Angaben zufolge gilt die Regelung etwa für Smartphones, Tablets, Kameras, Kopfhörer und tragbare Lautsprecher. Auch die französische Ratspräsidentschaft bestätigte eine Einigung. (dpa)
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Die Bank Credit Suisse kommt nicht aus den roten Zahlen. Wegen der Entwicklung im Investmentbanking warnt das Zürcher Institut bereits vor einem erneuten Verlust in diesem Quartal. Die Marktbedingungen seien weiter schwierig, teilte die Credit Suisse am Mittwoch mit. Russlands Invasion in der Ukraine, die Straffung der Geldpolitik und das Auslaufen der Corona-Hilfsmaßnahmen hätten zu einer erhöhten Marktvolatilität und schwachen Kundenbewegungen geführt, insbesondere in Asien. (dpa)
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Im ostafrikanischen Uganda sind nach Angaben eines Regierungssprechers große Goldvorkommen entdeckt worden. In verschiedenen Regionen des Landes seien Golderzvorkommen mit einem geschätzten Gesamtumfang von mehr als 31 Millionen Tonnen gefunden worden, sagte Solomon Muita vom Ministerium für Rohstofferschließung und Energie der Deutschen Presse-Agentur am Montag. Es werde geschätzt, dass aus diesen Vorkommen mehr als 320.000 Tonnen reines Gold gefördert werden können. (dpa)
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Der Club der Dollar-Millionäre ist im zweiten Coronajahr weltweit kräftig gewachsen. Dank der Konjunkturerholung und gestiegener Börsenkurse häuften die Reichen zudem mehr Vermögen an. Nach Daten des Beratungsunternehmens Capgemini stieg die Zahl der Menschen, die über ein anlagefähiges Vermögen von mindestens u$s 1 Mio. verfügen, im vergangenen Jahr um 7,8% auf 22,5 Mio. Ihr Vermögen wuchs 2021 gegenüber dem Vorjahr um 8% auf den Rekordwert von u$s 86 Bio. Auch in Deutschland wurden die Reichen im vergangenen Jahr reicher. Der Club der Dollar-Millionäre wuchs den Angaben zufolge um knapp 100.000 Personen oder 6,4% auf 1,63 Mio. Mitglieder. Ihr Gesamtvermögen stieg um 7,4% auf rund u$s 6,3 Bio. Dazu trugen neben steigenden Aktienkursen auch eine höhere Sparquote und der Immobilienboom bei. Deutschland zählt damit weiterhin zu den Ländern mit den meisten Dollar-Millionären. An der Spitze stehen die USA (7,46 Mio.), gefolgt von Japan (3,65 Mio.). China folgt hinter Deutschland auf Rang vier mit 1,54 Mio. vermögenden Privatleuten. Insgesamt konzentrieren sich 63,6% aller Dollar-Millionäre weltweit in diesen vier Ländern. (dpa)
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Die Inflationsrate in den USA ist im Mai auf den höchsten Stand seit mehr als 40 Jahren geklettert. Die Verbraucherpreise stiegen gegenüber dem Vorjahresmonat um 8,6%. Dies ist der höchste Stand seit Dezember 1981. (dpa)
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In Tschechien kletterte die jährliche Inflationsrate im Mai auf 16%. Das war der höchste Wert seit Dezember 1993, als die Teuerungsrate bei 18,2% lag. Getrieben wurde der jüngste Anstieg vor allem von steigenden Wohnkosten und den Preisen für Lebensmittel sowie Brenn- und Kraftstoffen. Besonders stark war die Entwicklung bei Mehl, das 64,6% mehr kostete als vor einem Jahr, sowie bei Butter mit einer Zunahme um 51,9%. (dpa)
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Die Talfahrt von Bitcoin und vielen anderen Kryptowerten geht weiter. Am Dienstag fiel der Kurs der nach Marktwert größten Digitalwährung in Richtung der Marke von u$s 20.000. Im Tief wurden auf der Handelsplattform Bitfinex rund u$s 20.860 markiert. Das ist der tiefste Stand seit eineinhalb Jahren. Im Vergleich zum Vortag brach der Kurs um gut 10% ein. Das Rekordhoch wurde mit etwa u$s 69.000 im November 2021 erreicht. (dpa)
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Israel soll über Ägypten künftig verflüssigtes Gas nach Europa liefern. Während eines Besuchs von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Kairo am Mittwoch wurde eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet. Ziel seien fossile Brennstoffe von "vertrauenswürdigen Lieferanten", sagte von der Leyen. Der Erklärung zufolge soll Israel Gas ins benachbarte Ägypten liefern, das dort verflüssigt und nach Europa exportiert werden soll. Mit der Einigung will sich die EU unabhängiger machen vom Gas aus Russland. (dpa)
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Als Reaktion auf die Unruhe an den Finanzmärkten will die Europäische Zentralbank (EZB) Gelder aus dem Ende März ausgelaufenen Corona-Notkaufprogramm PEPP besonders flexibel einsetzen. Das teilte die Notenbank am Mittwoch nach einer Sondersitzung des EZB-Rates mit. Zugleich beauftragte der Rat die Ausschüsse des Eurosystems zusammen mit der EZB, die Fertigstellung eines neuen Kriseninstruments zu beschleunigen. Zuletzt waren die Zinsen an den Kapitalmärkten stark gestiegen, während sich die Stimmung an den Aktienmärkten verschlechterte. Besonders deutlich stiegen die Kapitalmarktzinsen in südeuropäischen Ländern. (dpa)
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Das Handelsbilanzdefizit der Eurozone hat sich im April stark ausgeweitet. Gegenüber dem Vormonat sei das saisonbereinigte Defizit um E 13,9 Mrd. auf E 31,7 Mrd. gestiegen, teilte das Statistikamt Eurostat mit. Das ist das mit Abstand höchste Defizit im Außenhandel seit Bestehen des Währungsraums. Schon im Vormonat hatte die Handelsbilanz ein rekordhohes Defizit ausgewiesen. Im April stiegen zwar die Ausfuhren um bereinigt 1,5% an. Die Einfuhren erhöhten sich aber um 7,1% Eurostat verweist auf einen starken Anstieg der Energieimporte - eine Folge der wegen des Ukraine-Kriegs stark gestiegenen Energiepreise. (dpa)
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Statistiken
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