Argentinische Wirtschaft
Der offizielle Dollarkurs schloss am Mittwoch zu $ 120,13, gegen $ 119,16 eine Woche zuvor. Im April betrug die Abwertung (bis zum Mittwoch) 3,6%, so dass es mit Donnerstag und Freitag bis zu 4% sein dürften. In 4 Monaten 2022 lag die Abwertung weit unter der internen Inflation. Die ZB musste am Mittwoch u$s 65 Mio. verkaufen, um den Kurs zu halten. Die Nachfrage nach Devisen wird weiter durch eine strenge Devisenbewirtschaftung gebremst. Die Verzögerung der Zahlungen für Importe hat zunehmend Probleme bei der Industrie geschaffen, mit Unterbrechung von Fabrikationsprozessen wegen Fehlen importierter Teile. In vielen Fällen sind den Unternehmen die Lagerbestände an importierten Teilen ausgegangen. Es bereitet Sorgen, dass dies in einer Periode geschieht, in der der Export von Getreide und Ölsaat aus saisonalen Gründen sehr hoch ist, mit einem entsprechend hohen Dollarangebot. Der freie Kurs stieg diese Woche zunächst sehr stark, und brach am Mittwoch zusammen. Der Schwarzkurs hatte $ 212 und gelegentlich sogar mehr erreicht, sank dann am Mittwoch bis auf $ 206,5. Der Kurs, der sich über Kauf und Verkauf von Staatstiteln in Dollar ergibt (CCL) schloss bei $ 210,50, nachdem er in den vorangehenden Tagen auf über $ 220 gestiegen war.
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Der Merval-Aktienindex der Börse von Buenos Aires verzeichnet in einer Woche zum Mittwoch einen Rückgang von 2,73%, und liegt damit um 7,82% über Ende 2021. Die Aktien argentinischer Gesellschaften, die in New York kotieren, wiesen in der Woche zum Mittwoch eine starke Baisse aus. Die Entwicklung war im Einzelnen wie folgt: TECO: -10,32%; BBVA Argentina: -12,39%; Grupo Financiero Galicia: -8,96%; Loma Negra: -12,09%; Tenaris: -8,93%; Banco Macro: -13,41%.
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Die argentinischen Staatstitel, die auf Dollar lauten und in New York gehandelt werden, standen letzte Woche im Zeichen der Baisse. Die Entwicklung war im Einzelnen wir folgt: Bono 2028: -3,65%; Bono 2030: - 5,83%; Bono 2035: -3,45%; Bono 2038: -2,94%.
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Das Schatzamt brachte am Mittwoch Staatstitel für $ 372 Mrd. unter, womit der Betrag der Titel, die diese Woche verfiel, nicht ganz gedeckt wurde. 43% der untergebrachten Titel entfiel auf indexierte (mit der CER-Koeffizienten, der dem Index der Konsumentenpreise entspricht), 38% auf Titel mit festem Zinssatz, 17% auf Titel, die mit dem Dollarkurs berichtigt werden., und 2% auf Titel mit veränderlichem Zinssatz. Vom Gesamtbetrag verfallen 40% noch in diesem Jahr, 23% im Jahr 2023, 33% im Jahr 2023 und 4% erst 2026. Das Schatzamt hat mehr Offerten erhalten, bei denen jedoch ein höhere Zinssatz gefordert wurde, so dass die Angebote nicht angenommen wurden.
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Der EMAE-Index des INDEC, der eine Schätzung des Bruttoinlandsproduktes auf Grund kurzfristig verfügbarer Daten ist, weist im Februar 2022 eine Zunahme von 1,8% gegenüber dem Vormonat und eine interannuelle von 9,1% aus. Im Januar war der Index gegenüber Dezember 2021 um 9,5% zurückgegangen, und lag nur um 5,1% über Januar 2021. Die Wirtschaft ist im Februar in Schwung gekommen. Es ist der 9. Monat in Folge, in dem der EMAE über Februar 2020 liegt, bevor die Pandemie eingetreten ist. Februar 2022 liegt um 6,2% über Februar 2020, aber um 2.2% unter Februar 2017.
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Die Tätigkeiten, die sich auf Computertechnologie u. dgl. beziehen, haben in den letzten Jahren eine besonders starke Expansion erlebt. Sie beschäftigen 454.000 Menschen und schaffen einen Jahresexport von u$s 6,4 Mrd. Hinzu kommen Exporte von geschätzten u$s 2 Mrd., eventuell auch mehr, die nicht von der ZB erfasst werden weil sie über Internet erfolgen und zum Schwarzkurs verrechnet werden. Das führt auch dazu, dass immer mehr Fachleute die organisierten Unternehmen der Branche verlassen, und als selbstständig Tätige dann in Pesos viel mehr verdienen. Viele Fachleute wandern auch aus, weil diese Spezialität weltweit knapp ist und gut bezahlt wird. In Argentinien besteht viel Talent für Computertechnologie, und immer mehr junge Menschen gehen auf Ausbildung in dieser Branche über, die ihnen,im Gegensatz zu anderen Karrieren, nach vollendetem Studium einen guten Arbeitsplatz bietet.
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Der landesweite Rinderbestand lag Mitte 2021 bei 53,41 Mio. Tieren, was 191.099 weniger als Mitte 2020 sind, berichtet das Landwirtschaftsministerium. Es handelt sich um das dritte Jahr in Folge mit Abnahme. Der Bestand von 2021 weist jedoch eine interannuelle Zunahme der Zahl der Kälber um 1,25 auf 7,20 Mio. aus. Die Geburtenrate (Kälbergeburten im Verhältnis zu den Kühen) ist auf 68,1% gestiegen, was einen Fortschritt darstellt. Dennoch ist die Geburtenrate sehr unterschiedlich, und reicht je nach Fall von 40% bis 80%.
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Beim Rindfleischkonsum pro Kopf der Bevölkerung lag Argentinien 2021 mit 48 kg, weltweit an erster Stelle, gefolgt von Uruguay (46 kg), den Vereinigten Staaten (39 kg), Australien (28,1 kg) und Brasilien (26 kg). Vor 30 Jahren, als der Konsum pro Kopf in Argentinien noch über 80 kg lag, war die Differenz viel höher. Inzwischen hat sich Argentinien beim Konsum von tierischem Protein anderen Ländern angeglichen, und konsumiert viel mehr Geflügel und Schweinefleisch (auch Schaffleisch), und gelangt dabei auf ca. 130 kg pro Kopf.
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Energiesekretär Dario Martínez erklärte in Neuquén, in Anwesenheit von Präsident Alberto Fernández, dass die neue Gasleitung (benannt Néstor Kirchner), deren erste Etappe von Tratayén (in Vaca Muerta) bis Saliqueló (Provinz Buenos Aires) führt, unmittelbar ausgeschrieben wird. Es sei vorgesehen, die Arbeiten im August zu beginnen. Wenn alles gut geht, und die Finanzierung immer bereit steht, soll die Leitung Mitte 2023 in Betrieb genommen werden. Die Kosten werden auf insgesamt u$s 1,5 Mrd. veranschlagt, was auch kleinere zusätzliche Gasleitungen einschließt, die das Gas zu den Konsumenten bringen. Die Notwendigkeit dieser Gasleitung wurde schon 2017 festgestellt. Doch die Finanzkrise und der bevorstehende Regierungswechsel haben die Entscheidung damals verzögert. Und die gegenwärtige Regierung hat die Entscheidung aus reiner Schlamperei bis jetzt hinausgeschoben, obwohl die Unternehmen, die Gas in Vaca Muerta fördern, hohe Investitionen verpflichtet hatten und eine wesentlich höhere Förderung in Aussicht stellten. Dass jetzt ausreichend Gas produziert werden kann, um den gesamten Bedarf zu decken und den Import nicht notwendig zu machen (der dieses Jahr über u$s 5 Mrd. kosten wird), ist schwer zu verstehen. Doch diese Regierung hat eben keine Planung, auch auf anderen Gebieten nicht, wo sie notwendig ist. Sie wirtschaftet in den Tag hinein.
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Die Gewerkschaft der Handelsangestellten hat mit der argentinischen Handelskammer u.a. Unternehmerverbänden den Arbeitsvertrag für die im April beginnende 12-Monatsperiode abgeschlossen, mit einer Gehaltserhöhung von insgesamt 59,5%. Dabei steigt der Grundlohn von $ 90.000 auf $ 139.000. Von der Zulage werden je 6% im April, Mai und Juni, je 10% im August und September, 11% im November und 10,5% im Januar 2023 gezahlt Die durchschnittliche Erhöhung für die genannte Jahresperiode liegt unter 40%, also unter der Inflation. Die Gewerkschaft der Handelsangestellten ist mit ca. 1,2 Mio. Mitgliedern die größte von allen.
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Das Studienzentrum des Spitzenverbandes der Industrie, die “Unión Industrial Argentina”, hat ermittelt, dass die Industrieproduktion im Februar 2022 um 5,4% über Januar und 10,8% über Februar 2021 lag. 12 Bereiche, die beim Index erfasst werden, verzeichnen Zunahmen gegenüber dem Vorjahr, und zwei Abnahmen. Der Index wurde durch die Kfz-Industrie in die Höhe geschoben, die im Februar eine interannuelle Zunahme von 72,7% ausweist. Das ist zum größten Teil eine Folge der Hemmung von Kfz-Importen, aber auch von höheren Exporten. Die interne Nachfrage wird auch dadurch angespornt, dass viele Käufer Dollar für den Kauf einsetzen, über die sie schon verfügen, und die sie zum freien Kurs wechseln, so dass sich ein sehr niedriger Dollarpreis der Kfz ergibt.
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Die AFIP hat die Frist für Übertragung von Guthaben im Ausland nach Argentinien vom 31. März auf den 31. Mai 2022 verschoben. Das Gesetz 27.557 vom Dezember 2021 sieht vor, dass der Satz der Steuer auf persönliche Güter 2,25% beträgt, was sich mit 1,25% bei Inlandsvermögen vergleicht. Wer jedoch mindestens 5% des Betrages nach Argentinien überweist, zahlt den lokalen Satz. Das Problem besteht jedoch darin, dass niemand seine Dollarguthaben im Ausland zum offiziellen Kurs nach Argentinien überweisen will. Der Verlust gegenüber dem freien Kurs ist dabei unverhältnismäßig höher als der steuerliche Zusatz.
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Der Beimischungskoeffizient von Biodieselöl wurde letztes Jahr von 10% auf 5% verringert. Nachdem Dieselöl jetzt knapp geworden ist und Störungen beim Frachtentransport und der Landwirtschaft herbeiführt, weisen die Fabrikanten von Biodieselöl darauf hin, dass bei einer Rückkehr zum früheren Koeffizienten sofort 5% mehr Dieselöl zur Verfügung stehen würde. Das Problem dabei besteht darin, dass die Brennstoffsteuer auf das Biodieselöl entfällt, so dass der Fiskus weniger einnimmt. Doch die Störungen wegen des Dieselölmangels verursachen bestimmt einen höheren Schaden.
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Im März wurden 140.288 gebrauchte Kfz verkauft, 38% über Februar, aber 10,55% unter März 2021, berichtet die Kammer des Kfz-Handels CCA. Im ersten Quartal waren es 370.659 Einheiten, 8,41% unter dem Vorjahr.
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Während sich die Geldmenge, definiert als monetäre Basis (Banknoten im Umlauf plus Bankdepositen bei der ZB) in letzter Zeit konstant zwischen $ 3,5 und $ 3,6 Bio. hält, nimmt die ZB-Verschuldung über Leliq und passive Swaps ständig zu. Ende Dezember 2021 waren es noch $ 4,75 Bio., und jetzt sind es an die $ 5,5 Bio. Jeden Monat muss die ZB ca. $ 150 Mrd. aufbringen ($ 1,8 Bio. jährlich) um die Zinsen zu zahlen, die sie entweder durch Geldschöpfung oder durch Ausgabe zusätzlicher Leliq deckt. Das Problem, das sich zunehmend stellt, besteht darin, dass die Banken nicht viel mehr Leliq aufnehmen können, so dass die ZB stärker zur Geldschöpfung greifen muss, die jedoch gemäß Abkommen mit dem IWF nur beschränkt möglich ist.
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Der Rindfleischexport erreichte im 1. Quartal 2022 195.000 Tonnen, 7% unter der gleichen Vorjahresperiode. Aber in Werten waren es u$s 779 Mio., 26% über dem Vorjahr.
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Die Zinsen auf die Staatsschuld betrugen im 1. Quartal 2022 $ 206,8 Mrd., 131,5% über der gleichen Vorjahresperiode, als es $ 115,2 Mrd. waren. Die Zunahme zeigt, dass der Betrag der Zinsen auch real und in Dollar umgerechnet stark gestiegen ist. Die Zinslast des Staates ist in Wirklichkeit viel höher, da hier die Zinsen nicht berechnet werden, die die ZB auf Leliq und passive Swaps zahlt.
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Das Handelssekretariat hat die Zinsen auf Kredite erhöht, die im Rahmen des Programmes Ahora 12, für die Finanzierung von Käufen dauerhafter Konsumgüter gewährt werden. Bei 3 Quoten steigt der Satz von 3,82% auf 4,06% , bei 5 Quoten von 7,36% auf 7,81%, bei 12 Quoten von 13,04% auf 14,73%, bei 18 Quoten von 22,54% auf 23,56%, und bei 24 Quoten von 28,45% auf 29,68%. Dieser Zinssatz wird auf den Gesamtbetrag des Kredites aufgeschlagen. Da der Kredit jedoch monatlich zurückgezahlt wird, ist der effektive Zinssatz, bezogen auf den durchschnittlichen Kreditbetrag der Periode, etwa doppelt so hoch.
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Von 12 Mio. Arbeitnehmern sind 41,4% nicht eingetragen. Sie arbeiten schwarz und auf ihre Löhne werden keine Sozialabgaben gezahlt. Doch in 4 Bereichen übertrafen die Schwarzarbeiter die legal eingetragenen: Haushaltspersonal (66,6%), Landwirtschaft (55,2%), Bauwirtschaft (55,9%) und Hotels & Restaurants (50,4%). Es sind Daten des INDEC. Von 2016 bis Ende 2021 sind die registrierten privaten Arbeitsplätze von 7,29 auf 7,15 Mio. gefallen, während die Zahl der Schwarzarbeiter von 4,75 Mio. auf 4,97 Mio., und die der selbstständig Tätigen von 4,95 Mio. auf 5,28 Mio. gestiegen sind.
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Deutsche Wirtschaft
Erstmals seit Jahren hat Deutschland die USA wieder als erster Investor in Frankreich abgelöst. Dabei stieg im vergangenen Jahr auch die Zahl der Investitionsvorhaben deutscher Firmen im Nachbarland, wie die Deutsch-Französische Industrie- und Handelskammer am Dienstag in Paris mitteilte. 2021 gab es demnach 1607 Projekte zur Neuansiedlung oder Erweiterung von Standorten deutscher Firmen in Frankreich, ein Zuwachs von 32% im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl der somit in Frankreich geschaffenen Arbeitsplätze stieg um 30%. Rund 4500 deutsche Unternehmen beschäftigen in Frankreich etwa 320.000 Menschen. Gründe für die steigende Attraktivität Frankreichs seien die von Präsident Emmanuel Macron in den vergangenen fünf Jahren verbesserten Bedingungen für die Wirtschaft sowie der von ihm reformierte Ausbildungsmarkt, sagte der Hauptgeschäftsführer der Kammer, Patrick Brandmaier. Die Verfügbarkeit gut qualifizierter und ausgebildeter Fachkräfte sei ein Pluspunkt. Viel intensiver als früher würden investitionswillige Firmen willkommen geheißen und in den Regionen Frankreichs betreut. Deutsche Unternehmen investierten in Produktion, Forschung und Service in Sektoren wie Mobilität, Gesundheit, ökologischer Wandel und Recycling sowie Großhandel, sagte die Generaldirektorin der staatlichen Wirtschaftsförderung Business France, Marie-Cécile Tardieu. (dpa)
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Die Deutsche Bank hat wie angekündigt eigene Aktien im Volumen von mehr als E 300 Mio. zurückgekauft. Zwischen 14. März und 22. April wurden nach Angaben des Konzerns gut 26,5 Mio. Aktien zum Durchschnittspreis von knapp E 11,31je Aktie erworben. Das entspreche 1,28% des gesamten Grundkapitals. (dpa)
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Für gut 135 000 Beschäftigte deutscher Genossenschaftsbanken geht es seit Dienstag ums Geld: In den Tarifverhandlungen für die Volks- und Raiffeisenbanken will die Gewerkschaft DBV 6,1% mehr Lohn sowie eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit um eine Stunde auf 38 Stunden durchsetzen. Die Arbeitgeber hatten vor Beginn der Verhandlungen am Dienstag im hessischen Sulzbach die Erwartungen gedämpft. (dpa)
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Fast 40% aller Ausbildungsplätze in Deutschland bleiben nach einer Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) unbesetzt. Stark betroffen seien auch Berufe, in denen schon heute ein ausgeprägter Fachkräftemangel herrsche, berichteten die Wirtschaftsforscher am Dienstag. (dpa)
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Deutschland hat seine Abhängigkeit von russischem Erdgas weiter verringert. Lag der Anteil russischer Lieferungen in im vergangenen Jahr bei 55%, ist er laut Wirtschaftsminister Robert Habeck auf mittlerweile 35% gesunken. Im März lag dieser Wert noch bei 40% Prozent. Habeck sprach am Mittwoch von “erfolgreichen Schritten”. Nach früheren Angaben soll der Anteil bis zum Jahresende auf etwa 30% gesenkt werden, vor allem durch den Ankauf von verflüssigtem Erdgas (LNG). Man arbeite mit Hochdruck daran, LNG-Terminals zu errichten, sagte Habeck. Bis Sommer 2024 soll der Anteil auf 10% zurückgehen. (dpa)
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Der Autobauer Mercedes-Benz hat im ersten Quartal des Jahres deutlich weniger Autos verkauft als im Vorjahr, konnte aber Umsatz sowie Ergebnis kräftig steigern. Wie das Unternehmen mitteilte, legte der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6% auf E 34,9 Mrd. zu. Der Rückgang beim Absatz sei ausschließlich dem anhaltenden Mangel an Halbleitern zuzuschreiben, hieß es. (dpa)
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Weltwirtschaft
In der Eurozone hat sich der Preisschub fortgesetzt und die Inflation auf ein Rekordhoch getrieben. Stärkster Treiber bleiben die Energiepreise. Im März stiegen die Verbraucherpreise im Jahresvergleich um 7,4%, wie das Statistikamt Eurostat mitteilte. Die Inflationsrate im Euroraum war noch nie so hoch seit Einführung der Gemeinschaftswährung im Jahr 1999. Im Monatsvergleich stiegen die Verbraucherpreise im März um 2,4%. Getrieben wurde die Teuerung ein weiteres Mal vom einem extrem starken Anstieg der Preise für Energie, die sich zum Vorjahresmonat um 44,4% verteuerte. Lebens- und Genussmittel waren im März 5,0% teurer als vor einem Jahr. (dpa)
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Zur Bekämpfung der hohen Inflationsrate in den USA prüft die Regierung nach eigenen Angaben auch die Abschaffung der unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump eingeführten Strafzölle auf Importe aus China. “Das ist etwas, was wir uns angucken”, sagte Finanzministerin Janet Yellen am Freitag in einem Gespräch mit dem Sender Bloomberg TV. Die Regierung tue, was in ihrer Macht stehe, um die Teuerungsrate zu senken. Dazu gehöre auch eine “sorgfältige” Überprüfung der Handelsstrategie gegenüber China. Dabei sei es auch angebracht, die Zölle zu überprüfen, weil dies mit Blick auf die Inflation “einige wünschenswerte Effekte” hätte, sagte Yellen. Trump verhängte 2018 erste Strafzölle auf chinesische Importe und begann damit einen Handelskrieg. Er wollte das hohe US-Handelsdefizit gegenüber China senken und warf Peking unfaire Handelsmethoden vor. Schon ein Jahr später galten auf fast alle Importe aus China im Wert von damals mehr als u$s 500 Mrd. Strafzölle. Peking reagierte ebenfalls mit neuen Abgaben auf US-Importe. (dpa)
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Der Rückzug aus dem Geschäft in Russland belastet das Ergebnis des weltgrößten Bierbrauers AB Inbev mit etwas mehr als einer Milliarde Dollar. Das belgische Unternehmen will seinen Anteil an dem Gemeinschaftsunternehmen AB Inbev Efes an den türkischen Kooperationspartner Anadolu Efes verkaufen. Die Verhandlungen dazu liefen, teilte AB Inbev am Freitag in Leuven mit. Das im EuroStoxx 50 notierte Unternehmen hatte bereits im März angekündigt, sich aus Russland zurückziehen zu wollen und auf die Einnahmen aus dem Gemeinschaftsunternehmen zu verzichten. Der anstehende Verkauf und der Verzicht auf die Einnahmen werde zu einer Abschreibung von u$s 1,1 Mrd. führen. (dpa)
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Der Stau von Frachtschiffen wegen des andauernden Corona-Lockdowns in Shanghai stört globale Lieferketten enorm und wird für höhere Preise sorgen. Das Exportvolumen des größten Hafens der Welt ist Schätzungen zufolge schon um rund 40% zurückgegangen. (dpa)
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Trotz globaler Lieferketten-Probleme und pandemiebedingter Produktionsstörungen in China hat der US-Elektroautobauer Tesla zu Jahresbeginn neue Rekorde bei Gewinn und Erlösen erreicht. In den drei Monaten bis Ende März legte der Umsatz im Jahresvergleich um 81% auf u$s 18,8 Mrd. zu. Tesla verdiente unterm Strich u$s 3,3 Mrd. - das waren 658% mehr als vor einem Jahr. (dpa)
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Die EU wird mit Indien wieder über ein Freihandelsabkommen sprechen. Das kündigte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen am Montag bei einem Besuch in Indien an. Erste Gespräche sollen im Juni stattfinden. Die Beziehung zwischen der EU und Indien sei eine der wichtigsten des kommenden Jahrzehnts und eine stärkere Partnerschaft eine Priorität der EU. Bereits jetzt sei die EU Indiens drittwichtigster Handelspartner. Seit Jahren versuchen die Union und Indien auch ein Freihandelsabkommen zu vereinbaren. Bereits vor einem Jahr hieß es, dass die Verhandlungen wieder aufgenommen würden. Diese Ankündigung wird nun in die Tat umgesetzt. Seit 2007 laufen Gespräche zwischen Indien und der EU. Sie lagen seit 2013 mehr oder weniger auf Eis. Hürden waren aus deutscher Sicht etwa Schutzmaßnahmen für den indischen Autosektor oder die Pharmabranche. (dpa)
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Verbraucher in Österreich sollen mit einem EU-finanzierten “Reparaturbonus” zur längeren Verwendung ihrer Elektro- und Elektronikgeräte bewegt werden. Subventioniert werden 50% der Reparaturkosten bis zu einer Höhe von 200 Euro. “Das gibt es in keinem anderen Land”, sagte Martin Selmayr, der Vertreter der EU-Kommission in Wien, anlässlich des Projektstarts am Dienstag. Österreich sei der erste EU-Staat mit flächendeckendem Reparatur-Zuschuss. Ähnliche regionale Projekte gibt es bereits unter anderem in Thüringen und in mehreren österreichischen Bundesländern. Für den Reparaturbonus stehen bis März 2026 insgesamt E 130 Mio. aus dem EU-Wiederaufbaufonds zur Verfügung, mit dem die Wirtschaft nach der Corona-Krise gestärkt werden soll. Menschen, die ihre Mobiltelefone, Waschmaschinen oder E-Gitarren noch nicht wegwerfen wollen, müssen online Rabattcodes herunterladen, die sie dann bei Reparaturbetrieben einlösen können. (dpa)
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Die Schweizer Großbank Credit Suisse hat im ersten Quartal 2022 erneut einen Verlust verbucht. Wie in der vergangenen Woche bereits angekündigt, lasten insbesondere hohe Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten auf dem Ergebnis der zweitgrößten Schweizer Bank. Unter dem Strich steht für das erste Quartal 2022 ein Verlust von 273 Mio. Franken (E 266 Mio.). Auch die Erträge schrumpften deutlich: Die Bank erwirtschaftete in den ersten drei Monaten des Jahres noch einen Nettoertrag von 4,41 Mrd. Franken, was einem Rückgang um 42% gegenüber dem Vorjahresquartal entspricht.Bereits im ersten Quartal 2021 war die Bank in die roten Zahlen gerutscht. Wegen des Zusammenbruchs des US-Hedgefonds Archegos hatte damals ein Verlust von 252 Mio. Franken in den Büchern gestanden. Auch das Gesamtjahr 2021 hatte die Credit Suisse mit tiefroten Zahlen abgeschlossen. Die Bank stellte im ersten Quartal 2022 insgesamt 703 Mio. Franken für Rechtsstreitigkeiten zurück. Dazu kamen Belastungen wegen der wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs, die auf 206 Mio. Franken beziffert wurden. (dpa)
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Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, hat eine Anhebung der Zinsen im Euro-Raum im Sommer in Aussicht gestellt. “Der Auftrag der Europäischen Zentralbank ist die Preisstabilität”, sagte Lagarde am Mittwoch nach einem Treffen mit Bürgermeister Peter Tschentscher im Hamburger Rathaus. Um dies zu garantieren, habe die EZB unter anderem beschlossen, die milliardenschweren Anleihenkäufe schneller auslaufen zu lassen - “mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem frühen Zeitpunkt im dritten Quartal, wahrscheinlich im Juli”, sagte sie. Das sei dann der Zeitpunkt, “eine Erhöhung dieser Zinsen zu erwägen”. (dpa)
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Statistiken
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