Argentinische Wirtschaft
Der offizielle Dollarkurs schloss am Mittwoch zu $ 119,16, gegen $ 118,10 eine Woche zuvor. Der Abwertungsrhythmus liegt jetzt bei 4% monatlich, fast doppelt so viel wie noch vor zwei Monaten, aber weniger als die interne Inflation. Nach zwei Tagen, in denen die ZB Dollar am Markt kaufen konnte, musste die ZB am Mittwoch u$s 35 Mio. verkaufen, um den Kurs zu halten, so dass im April Käufe für netto u$s 130 Mio. verblieben. Der Schwarzkurs holte am Mittwoch den vorangehenden Verlust auf, und schloss zu $ 200. Der Kurs, der sich über Kauf und Verkauf von Staatstiteln in Dollar ergibt, schloss zu $ 195, leicht über der Vorwoche.
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Der Merval-Index der Börse von Buenos Aires stieg in einer Woche zum Mittwoch um 1,67%, und liegt um 10,85% über Ende Dezember 2021. Die Aktien argentinischer Gesellschaften, die in New York kotieren, wiesen unterschiedliche Entwicklungen auf.
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Die Staatstitel in Dollar, die in New York gehandelt werden, wiesen in der Woche zum Mittwoch Besserungen auf. Die Entwicklung war im Einzelnen wie folgt: Bono 2029: +0,81%; Bono 2030: +0,84%; Bono 2035: +2,11%; Bono 2038: +1,48%.
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Die Handelsbilanz schloss im März mit einem Überschuss von u$s 279 Mio., 30% unter dem gleichen Vorjahresmonat, berichtet das INDEC. Im ersten Quartal lag der Überschuss bei u$s 1.394 Mio., gegen u$s 2.53l Mio. im Vorjahr. Die Exporte lagen im März mit u$s 7.352 Mio. um 28,5% und die Importe mit u$s 7.073 Mio. um 33% über dem Vorjahr. Bei der strengen Kontingentierung der Importe fällt dieser Sprung auf. Bei den Exporten entfallen 28,5% der Zunahme auf höhere Preise und nur 4,9% auf höhere Mengen. Bei den Importen hingegen entfallen 15,7% auf höhere Preise und 13,7% auf gestiegene Mengen. Die Brennstoffimporte stiegen interannuell auf 195,7%, was auf Preiszunahmen bei Dieselöl und Gas zurückzuführen ist. Im März waren die Hauptexportprodukte Weizen, Schmieröl, Gold und Biodieselöl. Die Energiebilanz (Erdöl und Erdölprodukte, Gas und Strom) schloss mit einem Defizit von u$s 285 Mio. Bei den Exporten stand Brasilien an erster Stelle, gefolgt von den USA, China, Chile, Indien, Vietnam, den Niederlanden, Peru, Indonesien und Südkorea.
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Der Index der Grossistenpreise des INDEC verzeichnet im März eine Zunahme von 6,3%, womit es im ersten Quartal +15,5% und in 12 Monaten zum März +50,3% waren.
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Der Bundesstaat wies im März ein primäres Defizit von $ 99,75 Mrd. aus, so dass es im 1. Quartal $ 192,73 Mrd. waren. Damit wurde das mit dem IWF verpflichtete Ziel erfüllt, und es blieb noch ein Überschuss. Doch bei den Einnahmen wurden auch $ 116 Mrd. als Renten auf Staatsbesitz gebucht, ohne zu erklären, um was es sich handelt. Der schwache Aspekt der Staatsfinanzen liegt bei den Subventionen für öffentliche Dienste und Staatsunternehmen, die interannuell um 234% stiegen.
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Die ZB hat Ende der Vorwoche den Referenzzinssatz erhöht. Bei Leliq liegt er jetzt um leicht über 250 Referenzpunkte höher, bei 47%, und bei Fristdepositen liegt der Mindestzinssatz bei 46%. Doch der effektive Zinssatz lag in der Vorwoche bei Fristdepositen bei 57,1%. Für andere private Bankdepositen gilt ein Mindestzinssatz von 44%, was auf Jahresbasis, bei monatlicher Kumulierung der Zinsen, 54,1% ergibt. Die Zinsen, sowohl für Leliq wie für Bankdepositen, liegt unter der erwarteten Inflation, die gemäß Schätzung von Ökonomen dieses Jahr nicht unter 60% liegen wird. Das erklärt den starken Übergang auf indexierte Depositen und Staatstitel.
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Die Staatsschuld, die sich im Portefeuille der Banken befindet, stieg von Ende März 2019 bis Ende März 2022 von $ 1,47 Bio. auf $ 7,71 Bio., während die gesamten Bankkredite an den privaten Bereich nur von $ 1,51 Bio. auf $ 4,37 Bio. zunahmen. Die Banken sind unter dieser Regierung zunehmend zum Instrument der Staatsfinanzierung geworden, und haben dabei ihre Funktion als Kreditgeber an Unternehmen und natürliche Personen vernachlässigt, was wirtschaftlich rezessiv gewirkt hat.
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Die Provinzregierung von San Juan hat bestätigt, dass das Bergbauprojekt der kanadischen Firma Josémaría Ressources die Umweltauflagen erfüllt. Das bedeutet grünes Licht für dieses Projekt zur Ausbeutung von Kupfer, Gold und Silber im Nordwesten den Provinz, auf 4.295 Metern Höhe, das eine Investition von u$s 4,1 Mrd. darstellt. Es handelt sich um ein Lager von geschätzten 6,7 Mio. Pfund Kupfer, 7 Mio. Unzen Gold und 30,7 Mio. Unzen Silber.
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Der Tourismus der Osterwoche (mit Donnerstag und Freitag als Feiertage) wies dieses Jahr mit ca. 3 Mio. Menschen (die das Tourismus- und Sportministerium geschätzt hat) einen absoluten Rekord auf. Es waren 60% mehr als 2021 und 30% mehr als 2018. Dieses Phänomen, das die allgemeine Krisenstimmung widerspricht, auch weil dieser Tourismus die Beteiligten viel Geld kostet, ist zum Teil auch darauf zurückzuführen, dass Argentinien für Ausländer (zum Schwarzkurs) billig ist. Ebenfalls hat sich die Finanzierung des Tourismus durch weiche Kredite ausgewirkt. Das bezog sich laut Minister Lammens jedoch nur auf ca. 10% der Touristen. Die Hotels waren überall ausgebucht, auch in der Bundeshauptstadt, die von Touristen aus dem Landesinneren und Nachbarländern profitiert.
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In der Bundeshauptstadt sind ca. 20% der Büroräume nicht besetzt, etwa doppelt so viel wie vor der Pandemie. Dies gab die Consulting-Firma Colliers bekannt, die ermittelt hat, dass bei 1.855.490 qm Fläche der Büroräume, ganze 364.065 qm leer stehen. Viele Unternehmen sind teilweise auf Heimarbeit übergegangen, und sparen dabei Büroplatz, so dass gemietete Büros aufgegeben wurden. Abgesehen davon findet seit Langem ein Übergang von Büros vom Stadtzentrum in andere Bezirke und in die Umgebung der Stadt statt, das ist auch eine Folge vom guten Telefonsystem und dem Internet.
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Die Staatsschuld stieg im März 2022 um u$s 9,73 Mrd. auf u$s 376.28 Mrd. Das ist eine Folge des neuen Kredites des IWF (der bei der Umschuldung gewährt wurde) und auch der indexierten Pesotitel, die das Schatzamt ausgegeben hat, die den Betrag auch in Dollar leicht erhöht haben, weil die Inflation (gemessen mit dem Index der Konsumentenpreise, der dem CER-Index zu Grunde liegt) über der Abwertung des Peso gegenüber dem Dollar lag.
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Die Subventionen für Energie (Strom und Gas) erreichten im ersten Quartal 2022 $ 305,43 Mrd., was in konstanter Währung eine interannuelle Zunahme von 90% darstellt. Das hat das Budgetbüro des Kongresses bekanntgegeben.
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AYSA, das staatliche Wasserversorgungs- und Entsorgungsunternehmen, das die Bundeshauptstadt und Umgebung bedient, hat für den 19. Mai zu einer öffentlichen Audienz einberufen, um über die vorgesehene Tariferhöhung von 32% zu diskutieren, von der 20% im Juli und 12% im Oktober erfolgen sollen. AYSA deckt gegenwärtig mit dem Tarif nur 49,5% der Kosten des Dienstes, so dass der Tarif eigentlich verdoppelt werden müsste. Außerdem hat das Unternehmen im Jahr 2021 $ 2,45 Mrd. für Investitionen vom Schatzamt erhalten. Als das Unternehmen privat war (ab 1994, als die staatliche Obras Sanitarias de la Nación privatisiert wurde),bis 2004, als es Néstor Kirchner ohne konkreten Grund rückverstaatlichte, Aguas Argentinas hieß und von der französischen Suez und der spanischen Aguas de Barcelona kontrolliert wurde, deckten die laufenden Einnahmen die Kosten und einen Teil der Investitionen. Doch für deren Finanzierung hatte das Unternehmen einen Kredit von u$s 700 Mio. aufgenommen, den die Regierung bei der Verstaatlichung nicht übernahm, was zu einem langen Prozess vor dem Weltbankschiedsgericht ICSID führte, den die Regierung schließlich verlor. Als das Unternehmen rückverstaatlicht wurde, wurden sofort an die tausend zusätzliche Angestellte aufgenommen, die nicht notwendig waren. Die Belegschaft wurde dann weiter aufgebläht. Die zehnjährige private Verwaltung hinterließ ein saniertes Unternehmen, das die großen Mängel von OSN überwunden hat. AYSA funktioniert daher unverhältnismäßig besser als Obras Sanitarias.
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Die Auslastung der Kapazität der Industrie lag im Februar leicht über 60%, dem höchsten Koeffizienten in 4 Jahren, berichtet das INDEC. Nur zwei Bereiche verzeichnen Rückgänge gegenüber Februar 2021: Erdölraffinerien und Grundmetallindustrien (Stahl und Aluminium). Bei den interannuellen Zunahmen stechen die Kfz-Industrie (+15,2%), die Chemie (+15,4%) und Verlage und Druckereien (+10,1%) hervor. Die Messung der Kapazitätsauslastung ist jedoch fragwürdig, weil oft Maschinen und Anlagen hinzugerechnet werden, die veraltet sind und normalerweise nicht eingesetzt werden. Ebenfalls schafft die Automatisierung und die Einführung von Computertechnologien, die die Leistung der Maschinen erhöhen, ein Messungsproblem. Doch auf alle Fälle kann die lokale Industrie, so wie sie ist, mehr produzieren und eine viel höhere Nachfrage befriedigen.
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Die Senatskommissionen, die für allgemeine Gesetzgebung und für Haushalt und Steuern zuständig sind, haben begonnen, zusammen das Weißwaschungsprojekt zu behandeln, dass Cristina Kirchner im Senat eingebracht hat. Es handelt sich darum, dass schwarzes Auslandsvermögen bei Zahlung einer Steuer von 20% des Betrages legalisiert werden kann. Nach 6 Monaten steigt der Satz auf 35%. Oppositionsvertreter wiesen darauf hin, dass die AFIP gegenwärtig Information der OECD-Staaten über diese Vermögen erhalte, und somit gegen diese Steuerhinterzieher vorgehen könne. Indessen sind diese Vermögen meistens in noch bestehenden Steuerparadiesen versteckt, oder so angelegt, dass sie nicht entdeckt werden können. Senator Parrilli wies darauf hin, dass die weißgewaschenen Beträge nach Argentinien überwiesen werden müssen. Das würde sich in der Tat günstig auf die Zahlungsbilanz und die Wirtschaft auswirken. Der Erlös der Steuer soll für Amortisierung der Schuld gegenüber dem IWF eingesetzt werden. Parrilli stelle eine vollständige Zahlung der Schuld in Aussicht, was jedoch eine totale Phantasie ist. Die grundsätzliche Beanstandung des Projektes bezieht sich auf die Tatsache, dass Gelder, die aus den Korruptionsmanövern der Kirchners stammen, weißgewaschen werden und von Cristina, ihrer Familie und vielen anderen nicht mehr versteckt werden müssen. Die Bedenken, die bei diesem Projekt bestehen, sind ethischer Natur. Abgesehen davon ist das Projekt für die argentinische Wirtschaft vorteilhaft.
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Lateinamerikanische Wirtschaft
Lithium darf in Mexiko künftig nur noch von staatlichen Stellen gefördert und verkauft werden. Der Senat billigte am Dienstag mit großer Mehrheit eine entsprechende Reform des Bergbaugesetzes. Die Initiative des linksnationalistischen Staatschefs Andrés Manuel López Obrador sieht die Gründung einer Behörde vor, die Erforschung, Förderung und Vermarktung des sogenannten weißen Goldes übernimmt. Noch wird in Mexiko kein Lithium gefördert. Allerdings wurden bereits eine Reihe von Konzessionen vergeben, die bislang aber größtenteils nicht genutzt werden. Die Regierung will alle Verträge überprüfen und gegebenenfalls kündigen. Das am weitesten vorangeschrittene Projekt wird von dem chinesischen Unternehmen Ganfeng Lithium im Bundesstaat Sonora im Norden des Landes betrieben. (dpa)
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Deutsche Wirtschaft
Erstmals seit Jahren hat Deutschland die USA wieder als erster Investor in Frankreich abgelöst. Dabei stieg im vergangenen Jahr auch die Zahl der Investitionsvorhaben deutscher Firmen im Nachbarland, wie die Deutsch-Französische Industrie- und Handelskammer am Dienstag in Paris mitteilte. 2021 gab es demnach 1607 Projekte zur Neuansiedlung oder Erweiterung von Standorten deutscher Firmen in Frankreich, ein Zuwachs von 32% im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl der somit in Frankreich geschaffenen Arbeitsplätze stieg um 30%. Rund 4500 deutsche Unternehmen beschäftigen in Frankreich etwa 320.000 Menschen. Gründe für die steigende Attraktivität Frankreichs seien die von Präsident Emmanuel Macron in den vergangenen fünf Jahren verbesserten Bedingungen für die Wirtschaft sowie der von ihm reformierte Ausbildungsmarkt, sagte der Hauptgeschäftsführer der Kammer, Patrick Brandmaier. Die Verfügbarkeit gut qualifizierter und ausgebildeter Fachkräfte sei ein Pluspunkt. Viel intensiver als früher würden investitionswillige Firmen willkommen geheißen und in den Regionen Frankreichs betreut. Deutsche Unternehmen investierten in Produktion, Forschung und Service in Sektoren wie Mobilität, Gesundheit, ökologischer Wandel und Recycling sowie Großhandel, sagte die Generaldirektorin der staatlichen Wirtschaftsförderung Business France, Marie-Cécile Tardieu. (dpa)
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Mercedes-Benz will Emissionen des Treibhausgases CO2 pro Pkw bis zum Ende des Jahrzehnts um die Hälfte verringern. Wichtig dafür sind das Elektrifizieren von Autos, eine verbesserte Batterietechnik und Recyclingmaterialien, wie der Hersteller am Montag in Stuttgart bei einer Konferenz zum Thema Nachhaltigkeit mitteilte. „Ziel des Unternehmens ist es, im Vergleich zu 2020 die CO2-Emissionen pro Pkw über den gesamten Lebenszyklus hinweg bis zum Ende dieses Jahrzehnts mindestens zu halbieren.“ Vorstandschef Ola Källenius bekräftigte bei dem Treffen die bereits bekannte Ausrichtung des Herstellers auf E-Autos. Demnach wollen die Schwaben bis Mitte des Jahrzehnts einen Anteil von bis zu 50% an Plug-in-Hybriden und vollelektrischen Autos erreichen. Bis zum Ende des Jahrzehnts will Mercedes dann überall dort vollelektrisch werden, „wo die Marktbedingungen es zulassen“. (dpa)
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Nur wenige Stunden nach dem Start einer neuen staatlichen Förderung energiesparender Neubauten durch die KfW wurde bereits ein Antragsstopp verhängt. Auf der Homepage der staatlichen Förderbank war am Mittwoch zu lesen, die Fördermittel für energieeffiziente Neubauten seien wegen der enorm hohen Nachfrage erschöpft. Hausbauer konnten ab dem 20. April neue Anträge für eine Förderung stellen - konkret geht es um das "Effizienzhaus 40". Es stand eine Milliarde Euro für die Neubauförderung zur Verfügung. (dpa)
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Der starke Preisauftrieb bei Produzenten in Deutschland hat sich im März beschleunigt. Die Erzeugerpreise stiegen gegenüber dem Vorjahresmonat um 30,9%, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das ist ein Rekord seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949. Im Vergleich zum Februar stiegen die Preise, die Hersteller für ihre Waren erhalten, um 4,9%. (dpa)
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Die Einführung des elektronischen Rezepts kommt nach Verzögerungen und auf niedrigem Niveau etwas voran. Nach Angaben der zuständigen Firma Gematik wurden seit Oktober 2021 mehr als 10.000 E-Rezepte eingelöst. Die Kurve zeigt nach oben: Vor einem Monat waren es etwa halb so viele und vor zwei Monaten rund 1950. Der Anteil der E-Rezepte bleibt aber sehr klein. Das E-Rezept gilt nur für die gesetzlich Versicherten, die in Deutschland bisher pro Jahr etwa 500 Millionen Papierverschreibungen bekommen. (dpa)
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Die Bundesregierung will angesichts der angespannten weltwirtschaftlichen Lage die Hilfe für hoch verschuldete Schwellen- und Entwicklungsländer vorantreiben. Alle Mitglieder der G20-Gruppe seien jetzt gefordert, bevor es zu einer kritischen, weltweiten Schuldenkrise kommen könne, sagte Finanzminister Christian Lindner (FDP) am Mittwoch am Rande der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington. Er appellierte besonders an China, das als einer der größten Gläubiger eine besondere Verantwortung trage. Deutschland werde den IWF-Treuhandfonds für Zinssubventionen für die ärmsten Länder mit zusätzlichen E 100 Mio. unterstützen. Außerdem sollten Darlehen in Höhe von E 6,3 Mrd. zur Verfügung gestellt werden, um Volkswirtschaften zu unterstützen, die von den Auswirkungen des russischen Krieges in der Ukraine besonders betroffen seien. (dpa)
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Das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut hat vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine seine Konjunkturerwartungen gesenkt und vor der Gefahr einer tiefen Rezession in Deutschland gewarnt. Zum einen belaste die Omikron-Variante des Corona-Virus durch hohe Krankenstände weiter Teile der Produktion und der Logistik, Zudem werde der noch Anfang des Jahres erwartete Erholungskurs durch den Ukraine-Krieg noch stärker unterbrochen. "Wir müssen konstatieren, dass voraussichtlich auch im ersten Quartal 2022 das deutsche Bruttoinlandsprodukt gesunken sein wird." Da auch im Schlussquartal 2021 das BIP gesunken sei, befinden wir uns definitionsgemäß bereits in einer Rezession, aller Voraussicht nach. Zusätzliche Unsicherheit schafften drohende Embargos gegen russisches Öl oder Gas. Bei anhaltendem Krieg in der Ukraine und zunehmendem Umfang gegenseitiger Sanktionen droht die Gefahr einer tiefen Rezession. (dpaAuch werde der inflationäre Druck, der durch den Preisanstieg bei Energie und Rohstoffen entstehe, nicht schnell abebben. In Bezug auf die Endverbraucherpreise gebe es eine Wirkungsverzögerung von circa drei Monaten, sagte Berlemann. "Wir werden in den nächsten Monaten weiterhin kräftige Preissteigerungen bei Endprodukten sehen." Vor diesem Hintergrund wäre es "sehr wünschenswert", dass die Europäische Zentralbank ihre ultralockere Geldpolitik überdenkt, um eine drohende Lohn-Preis-Spirale zu verhindern. (dpa)
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Weltwirtschaft
Die russische Notenbank hat ihre Geldpolitik trotz der anhaltenden Sanktionen des Westens gelockert. Der Leitzins werde um 3,0 Prozentpunkte auf 17,0% reduziert, teilte die Zentralbank am Freitag vergangener Woche in Moskau mit. Die Zinsentscheidung kam überraschend. Noch Ende Februar hatte sie den Zins drastisch um 10,5 Prozentpunkte auf 20% angehoben. Sie reagierte damit auf die Sanktionen des Westens, die nach dem Beginn des Krieges gegen die Ukraine beschlossen wurden. Mit ihrer Zinserhöhung wollte die Notenbank damals der Abwertung der Landeswährung Rubel und Inflationsgefahren entgegenwirken. Zuletzt hat sich der Rubel aber deutlich erholt. (dpa)
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Der russische Staat will angesichts der Wirtschaftssanktionen wegen des Ukraine-Kriegs vorerst keine Staatsanleihen mehr begeben. In einem in der Nacht zum Montag veröffentlichten Interview mit der Tageszeitung „Iswestija“ kündigte der russische Wirtschaftsminister Anton Siluanow an, dass im weiteren Verlauf des Jahres keine Anleihen platziert werden. Nach Einschätzung des Ministers reichen die Einnahmen unter anderem aus dem Verkauf von Öl und Gas aus, um die laufenden Ausgaben des Staates zu decken. (dpa)
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China hat im ersten Quartal ein unerwartet starkes Wachstum von 4,8% erreicht. Die Angaben des Statistikamtes vom Montag in Peking liegen über den Vorhersagen der Experten. Chinas Regierung hatte 5,5% Wachstum für das ganze Jahr vorgegeben. Die Planung hatte aber das Ausmaß der jüngsten Corona-Welle in China und der folgenden Lockdowns sowie die Auswirkungen des Ukraine-Krieges nicht berücksichtigt. So äußerten Experten Zweifel, ob das Ziel auch erreicht werden kann. China hatte im Vorjahr ein starkes Wachstum von 8,1% hingelegt, auch wenn der Schwung im vierten Quartal deutlich nachgelassen hatte. Der starke Zuwachs 2021 erklärte sich aber auch durch die niedrige Vergleichsbasis 2020, als die Pandemie die Wirtschaft in China stark abgebremst hatte. (dpa)
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Twitter greift zu Gegenmaßnahmen, um sich gegen eine Übernahme durch Tech-Milliardär Elon Musk zu wehren. Der Plan sieht vor, dass andere Aktionäre zusätzlich Anteile günstig kaufen können, wenn ein Aufkäufer die Marke von 15% überschreitet. Der Schritt ist eine klassische "Giftpille", zu der von Übernahmen bedrohte Firmen oft greifen. Die Maßnahme solle für ein Jahr gelten, teilte der Verwaltungsrat mit. Musk hatte am Donnerstag vergangener Woche ein Angebot an alle Twitter-Aktionäre bekanntgegeben, Anteile zum Preis von u$s 54,20 zu übernehmen. Er kaufte sich in den vergangenen Wochen bereits eine Beteiligung von 9,2 % zusammen.
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Trotz Rekordinflation bleiben die Zinsen im Euroraum vorerst unverändert. Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) beließ den Leitzins auf dem Rekordtief von null Prozent, wie die Notenbank im Anschluss an die Ratssitzung am Donnerstag vergangener Woche mitteilte. Europas Währungshüter bekräftigten zugleich aber, auf ein Ende ihrer ultralockeren Geldpolitik zuzusteuern. Ökonomen halten einen ersten Zinsschritt noch in diesem Jahr für möglich. (dpa)
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Statistiken
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