Argentinische Wirtschaft
Der Senat hat am Donnerstag dem Abkommen mit dem IWF zugestimmt, so dass es in Kraft tritt. Der neue Kredit dient zur Deckung schon geleisteter und unmittelbar fälliger Zahlungen, wobei noch ein Überschuss von u$s 5 Mrd. verbleibt. Für die Einzelheiten des Abkommens, die jetzt vorgesehen sind, ist die Regierung und nicht der Kongress verant-wortlich. Die parlamentarische Zustimmung hat einen Default mit dem IWF vermieden, und die Finanzwelt beruhigt.
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Der offizielle Dollarkurs schloss am Mittwoch zu $ 114,88, gegen $ 114,37 eine Woche zuvor. Die Abwertung betrug in diesem Jahr 6,09%, etwas über halb so viel wie die interne Inflation. Die ZB konnte in den letzten Tagen weiter Dollar auf dem Devisenmarkt kaufen, so dass es im Monat März schon ca. u$s 550 Mio. sind. Die Bruttoreserven der ZB stiegen in den letzten Tagen auf leicht über u$s 37 Mrd., von denen jedoch keine u$s 2 Mrd. ver-fügbar sind. Die ZB kontrolliert den Devisenmarkt mit einer straffen Devisenbewirtschaf-tung, bei der die Zahlungen für Importe im Rahmen der jeweils verfügbaren Devisen erteilt werden. Der Schwarzkurs schloss am Mittwoch zu $ 202, leicht unter der Vorwoche, und der Kurs, der sich beim Kauf und Verkauf von Staatstiteln in Dollar ergibt (CCL) schloss bei $ 197, leicht über der Vorwoche.
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Der Merval-Aktienindex der Börse von Buenos Aires stieg in der Woche zum Mittwoch um 0,28% und lag um 4,73% über Ende Dezember 2021. Die Aktien argenti-nischer Gesellschaften, die in New York gehandelt werden, lagen in dieser Periode unter Baissedruck.
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Die argentinischen Staatstitel, die auf Dollar lauten und in der Börse von New York kotieren, wiesen in einer Woche zum Mittwoch eine spürbare Besserung auf. Die Entwicklung war im Einzelnen wie folgt: Bono 2029: +4,27%; Bono 2030: +6,76%; Bono 2035: +7,69%; Bono 2038: +5,64%; Bonar 2024: unverändert.
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Nachdem die Exportschlachthöfe angekündigt hatten, dass sie sich vom Programm der Lieferung von 6.000 Tonnen Rindfleisch täglich zu niedrigen Preisen (die mit der Regierung vereinbart wurden), zurückziehen, haben sie schließlich dem Druck der Regierung nachgegeben, und werden das Programm fortsetzen. Es handelt sich dabei um die Schnitte, die am meisten konsumiert werden. Die verpflichtete Menge umfasst jedoch nur einen Bruchteil des effektiven Konsums.
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Der gesetzliche Mindestlohn wurde um 45% erhöht, statt nur 40%, wie es vorgesehen war. Von gegenwärtig $ 33.000 steigt der Mindestlohn in vier Stufen bis auf $ 47.850 im Dezember. Im April beträgt die Zunahme 18%, im Juni 10%, im August 10%, und im Dezember 7%. Der durchschnittliche Mindestlohn dieses Jahres liegt somit unter 40% gegenüber dem bisherigen. Dieser Mindestlohn hat allgemein eine geringe Bedeutung, weil die Löhne höher sind. Aber er gilt bei den Zahlungen an diejenigen, die im Sozialprogramm eingetragen sind, bei dem sie 4 Stunden arbeiten müssen, und belastet somit die Staatsfinanzen.
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Im Februar wurden 121.553 gebrauchte Kfz verkauft, 2,9% mehr als im gleichen Vorjahresmonat, teilt die Kammer des Kfz-Handels CCA (Cármara de comercio automotor) mit. Im ersten Bimester waren es 239.411 Automobile, Pick-ups und Lastwagen, 7% über dem Vorjahr.
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Die Provinz Buenos Aires nahm im Februar 2022 $ 86,12 Mrd. an eigenen Steuern ein, 48,5% mehr als im gleichen Vorjahresmonat. Davon entfielen $ 59,65 Mrd. auf die Bruttoumsatzsteuer, 59,6% über dem Vorjahr, was eine reale Zunahme von 4,7% darstellt. Der Erlös dieser Steuer macht 69,08% der gesamten provinziellen Einnahmen aus, was den Widerstand gegen die Senkung der Sätze erklärt, die notwendig ist, um die kumulative Wirkung der Steuer zu mildern. Die Stempelsteuer ergab $ 6,85 Mrd., 56,5% über dem Vorjahr. Hingegen stiegen die Einnahmen aus der Immobiliensteuer unter der Inflation.
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Der Betreiber des städtischen U-Bahnnetzes, die private Firma SBASE (vom Roggio-Baukonzern) hat ihr Investitionsprogramm für 2022 veröffentlicht. Abgesehen von Instandhaltungsarbeiten und Verbesserung der elektrischen Anlagen, soll der Kauf von 25 neuen Zügen für die Linien B und E durchgeführt werden, so dass gesamthaft mehr Passagiere befördert werden. Die U-Bahn befördert gegenwärtig 580.000 Passagiere pro Tag, was nur 54% der Zahl vor der Pandemie darstellt. Zum Vergleich: das U-Bahnnetz umfasst 56,7 km, und der Metrobus 62,5 km. Der Metrobus erfordert einen kleinen Bruchteilen der Investitionen der U-Bahn-Tunnels, was die geringe Expansion der U-Bahn in den letzten Jahren erklärt.
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Die landwirtschaftliche Ausstellung Expoagro, die auf einem Gelände von 57 ha in San Nicolás (Provinz Buenos Aires) in der Vorwoche zu Ende ging, war ein großer Erfolg, mit einem Rekordumsatz von insgesamt u$s 1,5 Mrd. der 600 beteiligten Unternehmen, die landwirtschaftliche Maschinen, Geräte, Düngemittel, Chemikalien für Unkraut- und Insektenvertilgung u.a. Produkte anboten. Die Maschinenfabrikanten zeigten viel Erneuerung bei ihren Produkten. Die Stimmung der Landwirte war sehr positiv, und es gab auch Dialog mit Landwirtschaftsminister Julian Dominguez, der die Ausstellung auch besuchte. Die Landwirte zeigten sich bereit, ihre Produktion weiter zu erhöhen. Die Ausstellung wurde von ca. 100.000 Menschen besucht.
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Die Milchproduktion lag 2021 mit 11,53 Mio. Liter um 4% über 2020. Aber der Konsum lag in 11 Monaten 2021 um 7,2% unter dem Vorjahr. Der Konsum von frischer Milch ging um 8,7% zurück, und der von Trockenmilch um 12,3%, aber der von Käse stieg um 4,3%.
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YPF hat am Montag den Preis für Superbenzin um 9,5% und für Premiumbenzin um 11,5% erhöht. Es ist die zweite Erhöhung im Jahr, und sie hängt mit dem Preissprung des Erdöls auf dem Weltmarkt zusammen. Erdöl stieg von u$s 90 pro Barrel im Februar auf über u$s 130.
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Eine offizielle Mission, geleitet von Außenminister Santiago Cafiero, befindet sich in den arabischen Emiraten, um Investoren für Argentinien anzuziehen. Der Mission haben sich auch Produktionsminister Matías Kulfas und die Gouverneure Zamora (Santiago del Estero), Quintela, Capitanich (Chaco), Jalil (Tucumán) und Morales (Jujuy) angeschlossen. Außerdem haben sich 35 Unternehmer angeschlossen, die Geschäfte mit den Emiraten suchen. Ursprünglich sollte der Präsident Alberto Fernández dabei sein, aber er verzichtete angesichts der lokalen Probleme darauf. Cafiero erklärte, mit arabischen Fonds, an denen auch Saudi-Arabien und Kuwait beteiligt sind, verhandle man über eine Finanzierung von u$s 1 Mrd. für verschiedene Projekte. Zunächst geht es um Projekte von u$s 550 Mio. für 2022, und dann um weitere u$s 450 Mio. für 2023.
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Die Gewerkschaft der Metallarbeiter UOM schloss mit den Unternehmerverbänden der Metallindustrie ein neues Arbeitsabkommen ab, das eine Lohnerhöhung von 45% ab April (für 12 Monate) vorsieht, die in drei Stufen erfolgt. Im April sind es 18%, im Juli 15% und im Oktober 12%. Es ist vorgesehen, bei hoher Inflation gelegentlich eine neue Verhandlung einzuleiten. Bei 45%, die im Durchschnitt der Zwölfmonatsperiode prozentual weniger sind, und einer Inflation, die jetzt auf mindestens 60% veranschlagt wird, erleiden die Metallarbeiter einen realen Einkommensverlust. Der Grundlohn steigt im April auf $ 77.984, im Juli auf 87.897 und im Oktober auf $ 95.828. Es gibt insgesamt rund 200.000 Metallarbeiter. Für die Stahlwerke gelten andere Bedingungen, mit höheren Löhnen.
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Deutsche Wirtschaft
Die Bundesregierung plant Hilfen für Unternehmen, die von den westlichen Sanktionen gegen Russland betroffen sind. Aktuell werde an einem Kredit-Hilfsprogramm gearbeitet, um diejenigen Unternehmen, die von den EU-Sanktionen gegen Russland hart getroffen sind, zu unterstützen, hieß es am Freitag aus dem Bundeswirtschaftsministerium. (dpa)
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Angeheizt von teurer Energie legten die Verbraucherpreise im Februar nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gegenüber dem Vorjahresmonat um 5,1% zu. Da der russische Angriff auf die Ukraine die Rohstoffpreise weltweit nach oben treibt, wird die Inflation Ökonomen zufolge vorerst weiter hoch bleiben. (dpa)
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Nach dem besten Jahresergebnis seit 2011 schüttet die Deutsche Bank wieder mehr Boni an ihre Vorstände und Mitarbeiter aus. Der Topf für die variable Vergütung der Mitarbeiter für das Geschäftsjahr 2021 enthält mit E 2,1 Mrd. 14% mehr als ein Jahr zuvor. Der Vorstand um Konzernchef Christian Sewing bekommt deutlich mehr: Die Manager und Managerinnen kommen zusammen auf eine Gesamtvergütung - also Grundgehalt plus variable Vergütung - von rund E 66,5 Mio. (dpa)
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Als Reaktion auf gestiegene Energiepreisen geht die Bundesregierung Entlastungen an. Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) kündigte ein neues Maßnahmenpaket an. “Extrem hohe Heizkosten, extrem hohe Strompreise, extrem hohe Spritpreise belasten Haushalte, und je geringer die Einkommen, desto stärker. Die Bundesregierung wird daher ein weiteres Entlastungspaket auf den Weg bringen.” (dpa)
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Großer Prestige-Erfolg für den High-Tech-Standort Deutschland: Magdeburg erhält den Zuschlag für eine große Chipfabrik des US-Konzerns Intel. Es sind Milliardeninvestitionen geplant. Das gab der weltgrößte Chiphersteller am Dienstag bekannt. Die Hauptstadt von Sachsen-Anhalt setzte sich damit gegen eine Reihe anderer deutscher Bewerber durch. “In der ersten Phase planen wir Investitionen in Höhe von E 17 Mrd. für die Errichtung von zwei brandneuen, einzigartigen Halbleiterfabriken in Magdeburg”, sagte Intel-Chef Pat Gelsinger in einem Videostream. Spätestens im Frühjahr 2023 sollen die Bauarbeiten beginnen. 2027 soll die Produktion starten. (dpa)
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Die Kernmarke von Volkswagen hat 2021 trotz erheblicher Probleme wegen der Chipkrise ein stark verbessertes Ergebnis einfahren können. Obwohl der Autoabsatz durch den Chipmangel abrutschte, konnten die Wolfsburger ihren Gewinn im laufenden Geschäft auf rund E 2,5 Mrd. mehr als verfünffachen. Der Umsatz der Hauptsparte VW Pkw legte von E 71,1 Mrd. auf E 76,1 Mrd. zu. (dpa)
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Der deutsche Handel mit Russland ist vor Beginn des Ukraine-Krieges noch einmal gestiegen. Die deutschen Exporte legten im Januar 2022 gegenüber dem Vorjahresmonat um 30,7% auf E 2,1 Mrd. zu, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Die Importe kletterten um 57,8% auf E 4,0 Mrd., angeschoben vor allem von den gestiegenen Rohöl- und Gaspreisen. (dpa)
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Weltwirtschaft
Die EU-Staaten und das Europaparlament haben sich auf ein neues handelspolitisches Sanktionswerkzeug geeinigt. Mit dem sogenannten Instrument für das internationale Beschaffungswesen sollen Staaten bestraft werden können, die europäische Unternehmen bei öffentlichen Ausschreibungen diskriminieren. Es soll nach Hoffnung der EU dafür sorgen, dass andere Länder ihre Märkte für europäische Unternehmen öffnen. “Zukünftig können Angebote aus Drittstaaten bei öffentlichen Vergabeverfahren in der EU entweder mit einem Preisaufschlag versehen oder gänzlich von einem Vergabeverfahren ausgeschlossen werden”, teilte der an den Verhandlungen beteiligte Europaabgeordnete Daniel Caspary mit. Der CDU-Politiker betonte, dass dies nur gelte, wenn sich der entsprechende Drittstaat weigere, seinen öffentlichen Beschaffungsmarkt für EU-Anbieter so weit zu öffnen, wie es in der EU der Fall sei. (dpa)
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Die ukrainische Wirtschaft wird laut einer Prognose des Internationalen Währungsfonds infolge von Russlands Krieg dramatisch einbrechen. In diesem Jahr wird das Bruttoinlandsprodukt demnach um 10% zurückgehen - und selbst diese Prognose beruht auf der Voraussetzung “einer baldigen Lösung des Kriegs und bedeutender Hilfe von Gebern”. (dpa)
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Der österreichische Finanzminister Magnus Brunner fordert eine vorübergehende Änderung der EU-Steuerregeln, um die hohen Energiepreise zu kompensieren. Es gebe auf EU-Ebene die Herausforderung der Mindeststeuersätze, sagte Brunner am Rande eine Treffens der Finanz- und Wirtschaftsminister des Euroraums am Montag in Brüssel. Er werde mit seinen Kollegen besprechen, ob man temporär unter diese Steuersätze gehen könne. Es gehe insbesondere um die Mineralölsteuer für Treibstoffe sowie Energieabgaben. (dpa)
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Angesichts befürchteter Engpässe bei der Versorgung mit Getreide wegen des Ukraine-Kriegs hat Präsident Wolodymyr Selenskyj die Agrarunternehmen seines Landes zur Aussaat aufgerufen. “Im ganzen Land (..) müssen wir in diesem Frühling, wie jeden Frühling, eine vollwertige Aussaat machen - soweit das möglich ist”, sagte das Staatsoberhaupt am Freitag in einer Videoansprache. Er schränkte aber mit Blick auf die Kämpfe gegen die russische Armee ein: “Alles hängt von den Menschen und der Situation ab. Denn dabei geht es um das Leben.” Die Ukraine gilt als eine “Kornkammer Europas”. Das Land ist weltweit der fünftgrößte Weizenlieferant. (dpa)
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Internationale Unternehmen, die wegen des Angriffs auf die Ukraine ihr Geschäft in Russland aussetzen, geraten ins Visier der russischen Generalstaatsanwaltschaft. Unter anderem solle die Einhaltung der Verpflichtungen gegenüber russischen Arbeitnehmern und deren Rechten geprüft werden, teilte die Behörde am Freitag mit. Jede Einstellung des Betriebs solle zudem auf Anzeichen einer absichtlichen oder Schein-Insolvenz geprüft werden. Die russische Regierung droht bereits offen mit der Enteignung von internationalen Unternehmen, die ihre Geschäfte in dem Land aussetzen. (dpa)
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Trotz des Kriegs gegen die Ukraine liefert Russland nach eigenen Angaben weiter in hohem Umfang Gas durch das Nachbarland nach Europa. Am Dienstag sollten 109,6 Kubikmeter Richtung Westen gepumpt werden, wie der russische Staatskonzern Gazprom mitteilte. Das sei die gleiche Menge wie am Montag. Zuletzt hatten die Gaskäufe aus Europa deutlich zugenommen. Die Preise stiegen an den Spotmärkten wegen Kälte, Windmangels und der verschärften Situation in der Ukraine. Das deutet darauf hin, dass Kunden weitere Preissteigerungen erwarten und sich nun mit Vorräten eindecken wollen. (dpa)
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Russland liefert trotz seines Kriegs gegen die Ukraine weiter Gas durch das Nachbarland nach Europa. In Richtung Westen sollten an diesem Mittwoch 95 Mio. Kubikmeter geliefert werden, wie der Staatskonzern Gazprom der Agentur Tass zufolge mitteilte. Gazprom hatte zuletzt von einer steigenden Nachfrage berichtet. Das Unternehmen betonte, alle Verträge würden erfüllt. (dpa)
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Die hohe Inflation hat in den USA die Zinswende eingeläutet: Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) erhöht erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie ihren Leitzins wieder. Der wichtige Zinssatz steigt um 0,25 Prozentpunkte und liegt damit nun in der Spanne von 0,25% bis 0,5%. Die Notenbank gehe davon aus, dass «anhaltende Erhöhungen des Leitzinses angemessen sein werden», hieß es. Die Kehrtwende der Geldpolitik war wegen der seit Monaten anhaltend sehr hohen Inflationsrate erwartet worden. (dpa)
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Statistiken
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