Ja, der Minimalismus ist in. Neulich war ich bei einem jungen Paar, das gerade in die neue Wohnung eingezogen ist. Große Räume, riesige Fenster, wunderbar. An den Wänden sah ich ein Landschaftsbild (Geschenk vom Opa, glaub‘ ich) und sonst nichts. Kein Schrank mit Glasfenstern, nur ein kleines Möbel auf dessen fast leeren Regalen sich ein paar Krimis räkeln.
„Wir sind Minimalisten“, erklären sie stolz. „Besitz belastet, weißt du?“, versichern sie.
Ha, dachte ich, jetzt seid ihr jung, aber ich möcht euch mal sehen, wenn ihr 60 seid... Das ist natürlich mathematisch unmöglich, aber ich hab‘s mir so vorgestellt. Was macht ihr dann mit der Kristallvase meiner Großmutter, die ich euch zum Einzug geschenkt habe? Wo verwahrt ihr die schönen Figuren, die ihr später mal auf einer Reise nach Jujuy kaufen werdet? Ja, heute gilt es als schick, so gut wie nichts zu haben. Es zählen nur die Gebrauchsgegenstände.
Viele betrachten den Minimalismus als Garantie für ein aufgeräumtes, gesundes Leben. „Der Minimalist trennt sich von allem Überflüssigen. Seine Räume sind leer, nichts lenkt ihn ab“, sagen sie. Der Besitzer hingegen pflegt seinen Besitz, kümmert sich, repariert ihn; jeder Gegenstand erinnert ihn an einen Menschen, an eine schöne Stunde seines Lebens.
Dauerhafte und enge Beziehungen sind gut für ein glückliches Leben. Ich glaube, das gilt auch für Gegenstände, die sich mit der Zeit anhäufen.
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