Vor 20 Jahren starb Hildegard Knef
Berlin (dpa) - Hildegard Knef hat mal etwas gesagt, das einen lange beschäftigen kann, wenn man anfängt, darüber nachzudenken. „Vielleicht fragt dich eines Tages jemand, der noch unbestechlich: Wie viel Menschen waren glücklich, dass du gelebt?“ So lautet eine Textzeile in ihren Liedern. Bei der Berliner Künstlerin dürfte die Antwort einfach ausgefallen sein, als vor 20 Jahren eine Eilmeldung durch die Nachrichtenredaktionen ging. „Die Schauspielerin Hildegard Knef ist im Alter von 76 Jahren gestorben“, berichtete auch die Deutsche Presse-Agentur am 1. Februar 2002. „Diese Frau ist eine Legende“, hieß es zum Beispiel in der „Frankfurter Rundschau“. Das ist natürlich ein großes Wort. Aber was macht Hildegard Knef bis heute so faszinierend?
Fragt man jüngere Menschen nach ihrem Namen, dann fragen manche schon mal zurück: „Who?“ Spätestens wenn man ihre Liedtitel nennt, nicken dann manche. „Für mich soll's rote Rosen regnen“ ist das wohl bekannteste Beispiel. Gerade erst hat sich Angela Merkel das Lied zu ihrem Abschied als Kanzlerin gewünscht.
Noch heute ist der Liedtext ziemlich erstaunlich. Vielleicht liegt das auch an der Selbstverständlichkeit, mit der eine Frau damals aussprach, wie ihr Leben aussehen soll. „Mit 16 sagte ich still: Ich will. Will alles - oder nichts.“ Das Lied habe sie mal in einem Moment absoluten Größenwahns geschrieben, erzählte Knef in einem Interview aus den 1990ern, das man beim SWR nachhören kann. „Das ist ja ein wirklich hochaggressives Lied, nicht?“ Damals habe sie mit dem Komponisten besprochen, dass es - wenn man dazu Wiener Schmalz raushole und einen Dreivierteltakt - vielleicht doch ganz lustig sein könnte.
Geboren wurde Knef 1925 in Ulm, aufgewachsen ist sie in Berlin. Die Stationen von Knefs Karriere klingen abenteuerlich. Sie drehte mit „Die Mörder sind unter uns“ den ersten deutschen Nachkriegsspielfilm. Nach einem erfolglosen Versuch in Hollywood übernahm sie in Deutschland die Titelrolle im Film „Die Sünderin“. Der zeigte eine Nacktszene und löste wegen seines Themas einen Skandal aus.
Neben der Schauspielerei begann Knef weitere Weltkarrieren. Am Broadway spielte sie Hunderte Vorstellungen von „Silk Stockings“. Ella Fitzgerald soll mal über sie gesagt haben, sie sei die größte Sängerin ohne Stimme. Sie schrieb eigene Liedtexte für ihre Chansons und hatte auch als Buchautorin ziemlichen Erfolg („Der geschenkte Gaul“). Gemalt hat sie auch noch. Sie erlebte auch Krankheiten. Hatte drei Ehemänner. Und in der queeren Community hat sie bis heute eine besondere Position.
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