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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Wenn Leser in Büchern schreiben

Von Marion Kaufmann

Das kleine Wörtchen machts. Kleiner als “in” gibt es kaum. Bücher schreiben kann jeder, manche gut, andere mittelmäβig bis schlecht; für viele ist Schreiben ein Vergnügen, ein Relax, andere quälen sich bei jedem Wort, und trotz allem gelingt es ihnen.

Manch ein Leser begnügt sich einfach nur ein Wort oder einen Satz zu unterstreichen, andere verfassen eine ausführliche Erklärung und wollen beweisen, dass sie nicht nur das Buch gelesen, sondern auch verstanden haben, und finden es unerlässlich, dem nachfolgenden Lektor die Ideen des Autors zu vertiefen. Womöglich auch noch in einer anderen Sprache. Man kann daran erkennen, dass der schreibende Leser an einer enormen Überheblichkeit und Wichtigtuerei leidet. Ein echter Narzisst, besonders wenn er nicht nur Wörter von sich gibt, sondern auch längere Äuβerungen wie: „Irrtum! Muss das Buch demnächst der Tante Frida geben, denn wir haben neulich darüber diskutiert.“

Es gibt aber auch noch einen anderen Aspekt dieses Problems.

Heather Jackson, Expertin in angelsächsischer Literatur in Kanada, hat festgestellt, dass bei verschiedenen englischen Schriftstellern, die zwischen 1700 und 2000 lebten -u.a. Graham Greene- die Gewohnheit Randglossen zu hinterlassen, nicht immer verurteilt wurde. Die Marginalie des englischen romantischen Dichters Samuel Cooleridge waren so berühmt, dass seine Freunde ihn baten, seine Bücher zu markieren, bevor sie sie lasen. Andere Verfasser folgten seinem Beispiel und diese Gewohnheit dauerte bis zum XIX. Jahrhunert.



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