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Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Wenn das noch weiter geht...

Die Behörden verlängern immer wieder die Ausgangssperre und haben sie jetzt für Groß-Buenos Aires sogar nummeriert: Phase 1, 2, usw. Das geht nun schon seit März so und immer wieder kommen zwei Wochen mehr dazu. Es soll unser aller von der Pandemie schützen. Aber so langsam werden die Menschen von dieser ständigen Verlängerung überdrüssig; sie wollen einen festen Termin vor sich haben. Und das ist verständlich, um sich dementsprechend einrichten zu können. Die am meist Betroffenen, bzw. mit einem großen Fragezeichen versehenen, sind alle die, die mit Aufführungen, Konzerten, Shows, usw. zu tun haben. Die Theaterleute wünschen sich endlich mal wieder die vierte Seite = das Publikum „live“ zu haben. Und die Ferienorte? Es deutet alles darauf hin, dass dieses Jahr die Sommerfrische ganz anders ausfallen wird. Diese Ungewissheit ist schlimm. Für‘s Gemüt und in der Tasche.

Aber diese nun schon über fünf Monate dauernde verfügte Quarantäne hat auch seine positiven Aspekte. Nehmen wir mal an, man hat in den ersten zwei Wochen ein paar Themen erledigt, die schon lange darauf warteten und auch schön aufgeräumt, was so lange fällig war. Und da tauchten einige Dinge auf, die aus den Zeiten stammen, wo man nicht unbedingt mit „angeklebtem“ Mobiltelefon durch die Welt sausen musste.

Zum Beispiel, die Lachplatte. Ja, früher setzte man sich zusammen, legte die Platte (33 Upm) auf und hörte sich den vorgetragenen Humor an. Nicht nur einmal. Man wusste am Ende schon welches der nächste Witz war . . . und amüsierte sich. Man war zusammen. Für heutige Begriffe einfach zu statisch. Eine Platte für Alle, gemeinsam sitzend?

Und die Schachtel mit den verschiedenen Brettspielen? Da war alles Mögliche dabei. Aber am meisten gefragt war Halma. Man spielt es zu zweit, zu dritt (Brett umdrehen!) oder zu viert. Und wenn die farbigen Figuren alle im Mittelfeld zusammenkamen, fing die Grübelei an, ob man besser schieben oder springen sollte (soweit der Andere uns nicht den geplanten Weg schon verbaut hatte). Bei diesen Erinnerungen denkt man unwillkürlich an Hans Kerst und seine Tischspiele (Marke „El Farolito“), die in jedem Haus vorhanden waren.

Was aber besonders an damalige Zusammenkünfte erinnert, ist und bleibt der Knobelbecher mit seinen elfenbeingelben Knobeln. Da ist er, immer noch. Aus dickem Leder hergestellt, damit man das Schütteln der Knobel auch richtig hört (als ob man einem Cocktailmann hinter der Theke zuhören würde). Und alle warten auf den Moment, wo der Becher mit Wucht auf den Tisch geschlagen wird. Abheben und sehen, was die Göttin Fortuna einem beschert hat, unter der wachsamen Aufsicht aller anderen Teilnehmer. Das sind gesellschaftliche Höhepunkte! Heute noch.

Man hole deswegen die Jugend aus den Ecken heraus, wo sie sich eventuell mit ihrem Mobiltelefon verkrochen haben und integriere sie zur Gruppe. Das ist auch oder besonders für Geist und Seele wichtig. Auch wenn man heutzutage alles Mögliche online spielen kann, das menschliche Beieinander kann auch der beste Computer nicht nachahmen.

Sollte man im Moment keinen Spielpartner haben, dann packt man eben einen Satz Karten heraus und versucht es mit einer Patience.

Nichts von den Vintage-Spielen wegpacken! Immer daran denken: Wenn das noch weiter geht.

Rudolf Hepe



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