Was Lungensport bewirken kann
Von Sabine Meuter
Körperliche Betätigung ist nicht nur für COPD-Patienten ein echter Gewinn. Auch Menschen mit Asthma, Mukoviszidose oder Lungenkrebs profitieren von speziellen Übungen. Worauf kommt es dabei an?
Fürth/Reutlingen - Sport treiben tut gut. Das gilt auch für Patientinnen und Patienten mit der Lungenkrankheit COPD. Doch manche meiden aus Angst vor Atemnot körperliche Aktivitäten. Schonung ist aber der falsche Ansatz.
Zumal die Atemnot von COPD-Patienten nicht allein auf die eingeschränkte Funktion der chronisch verengten Lunge zurückzuführen ist, sondern auch darauf, dass der Körper nicht trainiert genug ist. Damit können alltägliche Aktivitäten wie das Einkaufen oder der Weg ins Café schon eine Atemnot auslösen. Damit es nicht soweit kommt, gibt es den sogenannten Lungensport.
Atmung an die Belastung anpassen
Der hat viele Facetten. "Wichtig ist, sich zunächst von Profis individuell anleiten zu lassen", sagt der Fürther Lungenfacharzt Prof. Heinrich Worth. Er ist Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Lungensport. Ziel des speziellen Trainings ist es, die Koordination von Muskeln, Bändern und Gelenken zu verbessern.
Dabei übt man unter anderem, die Atmung an die körperliche Belastung anzupassen. "Man lernt zum Beispiel, wie man beim Treppensteigen oder Tragen von Lasten atmen muss", sagt Worth. Zudem gehe es darum, Kraft und Beweglichkeit des Brustkorbs zu erhalten - so könne der Patient oder die Patientin besser abhusten.
"Die körperliche Ertüchtigung steht im Mittelpunkt", sagt Prof. Adrian Gillissen, Direktor der Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie an der Ermstalklinik Bad Urach bei Reutlingen.
Es sind übrigens nicht nur COPD-Patienten, die vom Lungensport profitieren. Auch für Patienten mit Asthma bronchiale, Lungenfibrose, Mukoviszidose oder Lungenkrebs ist das Training von Vorteil.
Auch Training von daheim aus ist möglich
Lungensportgruppen treffen sich meist einmal pro Woche. "Patienten können auch daheim üben, wenn es ihr Gesundheitszustand erlaubt und sie Lust dazu haben", sagt Gillissen, der stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Lungenstiftung ist.
Die AG Lungensport zum Beispiel bietet einmal pro Woche übers Internet eine Einheit Lungensport an, für die Patienten sich anmelden können. Das virtuelle Training erfolgt in Eigenverantwortung. Die AG stellt online auch Übungsvideos bereit, die man sich jederzeit anschauen kann (lungensport.org/videos).
Wichtig ist die Kontinuität. "Es kommt nicht darauf an, immer neue Höchstleistungen zu erbringen, sondern sich regelmäßig körperlich zu betätigen", sagt Worth. Häufig ist das in einer Gruppe motivierender als alleine. Zudem hilft, wenn plötzlich Probleme auftreten, der Trainingsleiter. Zu Hause ist das nicht möglich.
Für den Notfall gewappnet sein
Asthma- oder COPD-Patienten, die alleine trainieren, sollten immer ein Bedarfsspray griffbereit haben. Hilfreich ist außerdem, wenn sie einen aktuellen Arztbrief oder zumindest eine Medikamentenliste mit sich führen, damit sich im Ernstfall ein Notarzt schnell einen Überblick über die Krankheitsvorgeschichte machen kann.
Gillissen rät Patienten, die weniger als 50 Prozent ihrer allgemeinen Sollleistung - dieser Wert wird ärztlich ermittelt - erreichen, davon ab, alleine zu trainieren. Sie seien in ambulanten Rehasportgruppen mit speziell ausgebildeten Übungsleitern besser aufgehoben.
Doch finden solche Trainings angesichts der Corona-Pandemie statt? Worth zufolge Ja: Unter Einhaltung von Hygiene- und Abstandsregeln könnten sich Lungensportgruppen derzeit zumeist wieder treffen.
Vor einer Teilnahme am Lungensport muss ein Arzt oder eine Ärztin attestieren, dass man dafür fit genug ist. Wenn es von ärztlicher Seite grünes Licht gibt, gilt laut Worth: "Das Training führt in jedem Fall zu einem Plus an Lebensqualität für die Patienten." (dpa/tmn)
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