BOSNIEN
Späte Entschuldigung
Potocari/Den Haag - 27 Jahre nach dem Völkermord von Srebrenica haben die Niederlande erstmals bei den Angehörigen der Opfer um Entschuldigung für ihr Versagen gebeten. „Die internationale Gemeinschaft hat beim Schutz der Menschen von Srebrenica versagt“, sagte Verteidigungsministerin Kasja Ollongren am Montag bei der Gedenkfeier in Potocari in Bosnien-Herzegowina. „Als Teil dieser Gemeinschaft trägt auch die niederländische Regierung einen Teil der politischen Verantwortung für die Situation, in der dieses Versagen geschehen konnte. Dafür entschuldigen wir uns zutiefst.“ Srebrenica war eine UN-Schutzzone im Balkankrieg. Die niederländische UN-Einheit Dutchbat sollte im Sommer 1995 Tausende bosnische Flüchtlinge in der Enklave schützen. Doch am 11. Juli überrannten serbische Einheiten unter Führung von General Ratko Mladic Srebrenica. Die nur leicht bewaffneten Blauhelme widersetzten sich nicht. Die Serben ermordeten etwa 8000 bosnisch-muslimische Jungen und Männer. Der Massenmord galt bisher als schlimmstes Kriegsverbrechen in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg.
IRLAND
Misstrauensvotum gescheitert
Dublin - In Irland hat die konservativ-grüne Koalitionsregierung von Premierminister Micheál Martin ein Misstrauensvotum überstanden. Im Unterhaus (Dail) der Hauptstadt Dublin bekam das Bündnis aus den beiden konservativen Parteien Fine Gael und Fianna Fail sowie den Grünen am Dienstagabend 85 Stimmen, wie der nationale Rundfunk berichtete. Gegen die Regierung stimmten 66 Abgeordnete. Der Misstrauensantrag wurde von der größten Oppositionspartei Sinn Fein eingebracht, nachdem die Koalition vergangene Woche ihre Mehrheit verloren hatte.
ITALIEN
Lampedusa-Räumung
Lampedusa - Die italienischen Behörden haben am Wochenende damit begonnen, das extrem überfüllte und vermüllte Flüchtlingscamp von Lampedusa zu räumen. Ein Marineschiff brachte am Sonntagmorgen 600 Migranten von der kleinen Insel zwischen Tunesien und Süditalien nach Porto Empedocle auf Sizilien. Danach kehrte das Schiff um, um weitere 600 Menschen aufzunehmen und wegzubringen. Das Innenministerium von Rom hatte mit einer entsprechenden Anweisung auf die jüngsten Berichte und Entwicklungen auf Lampedusa reagiert. Auch ein Schiff der Finanzpolizei wurde für die Transporte angefordert.
USA
Kapitol-Ausschuss
Washington - Der Untersuchungsausschuss zum Angriff auf das US-Kapitol hat am Dienstag die Rolle rechtsextremer Gruppen und deren Verbindungen zum ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump in den Blick genommen. Hierauf liege ein Schwerpunkt der öffentlichen Anhörung, berichteten US-Medien unter Berufung auf Ausschussmitglieder. Es gehe etwa um Gespräche von Mitgliedern rechtsextremer Gruppen wie der „Oath Keepers“ und „Proud Boys“ mit politischen Akteuren im Umfeld Trumps. Die Leitung des Gremiums will den Berichten zufolge den Aufstieg der rechtsextremen, gewalttätigen Gruppen darstellen, die das Kapitol angriffen - und erläutern, wie Trump den Mob dabei beeinflusste.
WELTHUNGERHILFE
811 Millionen hungern
Berlin - Als Folge von bewaffneten Konflikten, Klimaveränderungen und Entwicklungsdefiziten hungern weltweit aktuell etwa 811 Millionen Menschen. „Über viele Jahre waren kontinuierliche Verbesserungen in der Hungerbekämpfung zu verzeichnen, doch seit 2014 kehrt sich der Trend um: Multiple Krisen lassen die Zahl der Hungernden immer weiter steigen“, heißt es in dem am Dienstag in Berlin vorgestellten Jahresbericht der Welthungerhilfe. Steigende Nahrungsmittelpreise verschärften die Ernährungsunsicherheit. Die Welthungerhilfe ist eine deutsche Hilfsorganisation. Schon 2021 seien die Preise für Lebensmittel weltweit teils um 28 Prozent gestiegen. „Durch den Krieg in der Ukraine hat sich die Situation weiter zugespitzt. Besonders dramatisch ist die Lage im Jemen, in Afghanistan und im Südsudan. Aber auch in Madagaskar und den Ländern Ostafrikas, wo massive Dürren die verheerenden Auswirkungen der Klimakrise zeigen“, heißt es in dem Bericht weiter. (dpa)
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