In der Vorwoche verfügte Präsident Fernández, dass das Handelssekretariat nicht mehr vom Produktionsministerium, sondern vom Wirtschaftsministerium abhängt. Somit war Martín Guzmán der Chef von Roberto Feletti, und nicht mehr Matías Kulfas. Feletti fühlte sich offensichtlich nicht wohl dabei, eventuell auch weil er vor Kurzem Guzmán für die Inflation verantwortlich gemacht hatte, nachdem man ihm ein Versagen bei der Preispolitik vorgeworfen hatte. Außerdem: Feletti gehörte zur Truppe von Cristina, und Guzmán zu der von Alberto. Bevor es zu einem offenen Konflikt kam, hat Feletti sein Amt verlassen.
Als Handelssekretär wurde Guillermo Hang ernannt, der bisher Mitglied des Direktoriums der Zentralbank war, wo er der Vertrauensmann von Guzmán war. Hang hatte auch wie Guzmán in der Universität La Plata Wirtschaftswissenschaft studiert, und mit Guzmán kannten sie sich aus ihrer Studienzeit. Es ist wichtig, dass zwischen dem Minister und seinem Staatssekretär eine gute persönliche Beziehung besteht.
Es wird vorweggenommen, dass sich bei der Politik der Preiskontrollen nicht viel ändern wird, ebenso wie Feletti das von seiner Vorgängerin Paula Español übernommene System der kontrollierten und gepflegten Preise nur ausgeweitet, aber im Prinzip beibehalten hat.
Die Frage, die sich stellt, ist die, was ein Handelssekretär tun kann, um die Preiserhöhungen zumindest zu mäßigen. Die direkten Preiskontrollen haben dabei offensichtlich versagt. Das Gesetz über Konkurrenzschutz vom Jahr 1980 (Militärregierung), das später erweitert wurde, bezieht sich nur auf Sonderfälle von Kartellierung u.dgl. Die Kommission für Konkurrenzschutz arbeitet weiter in diesem Sinn. Cristina und die Kirchneristen gehen davon aus, dass die Großunternehmen zu viel verdienen, und man auf eine Kontrolle der Kostenbildung und der Gewinnmargen übergehen muss. Doch die Bilanzen dementieren dies, ganz besonders im Fall des Milchriesen Mastellone (Marke La Serenísima), das 2020, 2021 und im 1. Quartal 2022 hohe Verluste aufweist.
Es müssten besonders die Preise für frisches Gemüse unter die Lupe genommen werden, bei denen die Differenz zwischen dem Preis, den der Landwirt erhält, und dem, den der Konsument beim Gemüsehändler zahlt, von eins auf über fünf geht. Das sollte nicht sein, und wurde auch vom Handelssekretariat nicht erklärt. Tomaten, Kohl, Blumenkohl, Spinat u.a. Gemüsearten werden in der Nähe der Stadt Buenos Aires u.a. Großstädte erzeugt, und oft bleibt noch viel übrig, das nicht geerntet wird. Das Angebot kann sofort erhöht werden, und das sollte auf die Preise drücken.
In der Tat kann ein Handelssekretär wenig tun, um die Preiserhöhungen einzudämmen, solange die Lohnerhöhungen mit 60% und noch viel mehr andauern. Die Preispolitik muss mit der Lohnpolitik koordiniert werden. Eine andere Lösung gibt es nicht.
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