Von Juan E. Alemann
Der Krieg, den Terroristengruppen in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts eingeleitet haben, ist noch nicht beendet. Montoneros, ERP (Revolutionäre Volksarmee) u.a. Gruppen traten damals auf, zunächst mit Gefechten mit der Polizei und mit vereinzelten Morden und Bomben. Sie hatten wenig Anhang, bis dann ihr Leiter, Mario Firmenich, von Perón, der im Exil in Spanien lebte, die Unterstützung erhielt und seinen Terrorismus auch als Kampf für dessen Rückkehr verkleidete. Das erlaubte den Montoneros viele Anhänger zu gewinnen, so dass ihre Zahl auf 15.000 bewaffnete Kämpfer stieg, zu denen noch weitere 30.000 Helfer kamen. Die Terroristen begannen dann, Unternehmer zu entführen und sie gegen hohe Lösegelder freizulassen. Dabei wurden die Montonero-Führer reich, aber nicht so sehr wie die Kirchners. Insgesamt ermordeten sie 1500 Menschen, entführten 1700, und führten 20.000 Attentate durch.
Als Perón 1973 wieder Präsident wurde, wollte er die Terroristen in die Politik eingliedern, damit sie ihre Tätigkeit aufgeben. Er bot Firmenich an, den Wohlstandsminister und seine Mannschaft zu ernennen, doch dieser lehnte ab. Kurz danach wurde der Spitzenleiter der Gewerkschaften, der perontreue Rucci, ermordet. Das war die Kriegserklärung, die Perón mit der Schaffung der Triple A konterte, eine von der Regierung gebildete Organisation, die sich aus Polizisten im Ruhestand und Mördern zusammensetzte, die Montoneros u.a. Terroristen, sowie deren Ideologen, auf offener Straße erschossen, insgesamt über 500.
Ab März 1976 übernahmen die Militärs direkt den Kampf gegen den Terrorismus, ohne Triple A. Es war jedoch ein Krieg für den sie nicht geschult waren. Sie gingen dabei zu weit, aber mit höchstens 8000 Opfern. Die Terroristen haben dann die Zahl von 30.000 erfunden, um internationale Anerkennung zu erhalten. Das hat der Erfinder der Zahl, ein ein ehemaliger Montonero namens Labraña, unlängst zugegeben.
Den Militärs ist es dennoch nicht gelungen, den Terrorismus auszurotten, wie sie es sich vorgenommen hatten. Die Montoneros gingen auf die Politik über, und schleusten sich ab Dezember 1983 in die traditionellen Parteien ein. Klausewitz sagte seinerzeit, der Krieg sei die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Für die Montoneros war es umgekehrt: Die Politik war die Fortsetzung ihres Krieges. Der Kirchnerismus wurde dabei zum politischen Ausdruck der Montoneros. Néstor Kirchner, und noch mehr Cristina, hatten in ihrer Studienzeit in La Plata mit diesen mitgemacht und dabei auch ihre Ideologie geteilt.
Im Kircherismus, und vor allem in der Stoßtruppe La Cámpora, ist die Montonero-Ideologie stark präsent. Das Ziel ist, einen Kommunismus wie in Jugoslawien unter Tito einzuführen, also bei Beibehaltung von kleinen und mittleren Privatunternehmen auch einem beschränkten Privatbesitz, aber bei staatlicher Regelung der ganzen Wirtschaft. In der Praxis bedeutet es, dass Argentinien es auf einen Default mit dem Fonds ankommen lässt und keine staatlichen Auslandsschulden mehr bezahlt, wie es einst die Sowjetunion getan hatte. Es ist eine totale Abschottung von der Welt.
Präsident Fernández teilt diese Anschauung nicht, aber ohne die Überzeugung, die notwendig ist, um sie ganz bei Seite zu lassen. Er hat genügend gesunden Menschenverstand, um nicht auf diese Phantasien einzugehen, aber zu wenig Charakter und zu wenig Verständnis der Wirtschaft, um ihnen entgegenzutreten. Er versteht auch nicht, dass es keinen Kompromiss mit diesen Ideologen gibt. Diese Schwäche nutzen die Montonero-Nachfolger, um weiter für ihre Sache zu kämpfen. Beiläufig schwächen sie dabei die Möglichkeit, die Krise innerhalb der Spielregeln zu lösen, die in der großen Welt gelten.
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