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Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Volkstrauertag

Von Pastorin Karin Krug

Die Kinder, die den Zweiten Weltkrieg miterlebt haben, sind heute um die 85 Jahre oder älter. Männer und Frauen, die ihr Leben irgendwie gemeistert haben. Auch, weil sie lange ihre Kriegserlebnisse verdrängen konnten. Aber im Alter kommen manchmal die schlimmen Erinnerungen wieder hoch: Die Angst der Erwachsenen, die sie im Luftschutzkeller miterlebt haben, aber nicht verstehen konnten. Sie haben gespürt, dass es um Leben und Tod geht, und waren dem hilflos ausgesetzt. Sie haben gesehen, wie Bomben ganze Stadtviertel zerstören, Verletzte und Tote auf den Straßen. Und der Vater, der im Krieg war und den sie nur bei kurzen Heimaturlauben erlebten.

Kriege bringen unvorstellbares Leid über Völker und Familien. Der Volkstrauertag erinnert daran. Millionen Tote, zerstörte Städte, vernichtete Lebensträume. Die Überlebenden müssen schauen, wie sie aus den Trümmern eine neue Zukunft gestalten konnten. Und für viele gilt: Augen zu und durch. Und manche leiden heute noch unter den Folgen der Kriege.

Nie wieder Krieg, hieß es. Diese Hoffnung war stark nach dem 2. Weltkrieg. Aber sie hat leider nicht lange gedauert. Nur wenige Jahre danach erschütterte der Vietnamkrieg eine ganze Generation. Vor allem erinnere ich mich an den Einsatz von Napalmbomben und Gifte, die ganze Wälder entlaubten. Und wieder waren es die Kinder, die besonders darunter litten.Und seitdem bestimmen immer wieder Kriege das Weltgeschehen. Auch solche, wo Christen als Soldaten gegeneinander kämpfen mussten. Ein Skandal.

Kriege bringen die Menschheit nicht zur Besinnung. Kriege verbessern nichts. Sie schaffen keine Lösungen, sondern nur Probleme. Kriege bringen keinen Frieden. Sie bringen unsägliches Leid, schaffen Ungerechtigkeiten, erzeugen Hass.

Und das Schlimmste: Wir gewöhnen uns daran, Gewalt und Krieg zwischen Menschen und Völkern als normal anzusehen. Wir sprechen davon, dass der Frieden fragil und zerbrechlich sei. Über den Krieg würden wir nie so reden.

Der chinesische Philosoph Lao Tse schreibt:

Damit es Frieden in der Welt gibt

müssen die Völker in Frieden leben.

Damit es Frieden zwischen den Völkern gibt

dürfen sich die Städte nicht gegeneinander erheben.

Damit es Frieden in den Städten gibt

müssen sich die Nachbarn verstehen.

Damit es Frieden zwischen Nachbarn gibt

muss im eigenen Haus Frieden herrschen.

Damit im Haus Frieden herrscht

muss man ihn im eigenen Herzen finden.

Der biblische Blick auf den Frieden umfasst die ganze Welt. In großartigen Visionen beschreibt er, wie einmal kein Krieg mehr sein wird und nur noch Frieden. Wenn Gottes Zeit angebrochen ist, ist auch die Zeit des Friedens angebrochen.

Dann wird Gott unter vielen Völkern richten und mächtige Nationen zurechtweisen in fernen Landen. Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln. Es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.“ (Micha 4,3)

Was für ein Traum! Gott wird die richten, die andere unterdrücken. Die anderen Unrecht tun. Die andere um ihre Lebenschancen und Lebensträume bringen. Gott wird auch alle die zurechtweisen, die sich auf Kosten anderer größer machen wollen, die andere Menschen abwerten, andere Religionen verächtlich machen, die Menschen, die man irgendwie als „anders“ empfindet, ausgrenzen oder gar verfolgen. Und wird ihnen klarmachen: Nicht nur sie, sondern alle Menschen sind seine Geschöpfe. Da gibt es keine edleren und unedleren Menschen. Keine besseren oder schlechteren. Keine, die nicht dasselbe Recht auf Leben haben.

Wir werden diese Vision nicht schaffen. Und doch beschreibt sie das Ziel, das Gott mit uns Menschen hat. Für dieses Ziel zu werben und den Weg für dieses Ziel zu bereiten, ist unser Auftrag.

Paulus, der Apostel, schreibt im Römerbrief: „Soweit es euch möglich ist, haltet mit allen Menschen Frieden!“ Das ist ein realistischer Blick: Soweit es möglich ist. Zum Frieden gehören immer zwei. Ich kann nur für mich und mein Verhalten sorgen. Und das ist schon enorm viel.

Und es fängt immer mit der Sprache an. Verrohung beginnt immer in der Sprache.

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