Farben wecken überall ähnliche Gefühle
Mainz - Weltweit sind sich die Menschen laut einer Studie überraschend einig: Rot steht für Liebe, aber auch für Ärger. Gelb sorgt für Freude, und Braun berührt emotional eher wenig. „Es zeigt sich eine große globale Übereinstimmung“, sagte Daniel Oberfeld-Twistel vom Psychologischen Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), die sich an einer internationalen Studie über Farb-Emotions-Assoziationen beteiligt hat.
Dafür wurden fast 4600 Menschen aus 30 Nationen auf sechs Kontinenten befragt. Sie mussten zwölf Farben jeweils bis zu 20 Gefühlen in unterschiedlicher Intensität zuordnen. Daraus bildeten die Forscher die nationalen Mittelwerte und verglichen diese mit dem weltweiten Durchschnitt. Eine ähnliche Studie in einem solchen Umfang hatte es laut Oberfeld-Twistel zuvor noch nie gegeben.
Neben den festgestellten globalen Übereinstimmungen gibt es auch nationale Besonderheiten, berichten die Forscher im Fachmagazin „Psychological Science“. Zum Beispiel wird Weiß in China wesentlich stärker mit Trauer verbunden als in anderen Ländern, ähnliches gilt für Lila in Griechenland. „Möglicherweise liegt das daran, dass in China bei Beerdigungen weiße Kleidung getragen und Lila in der griechisch-orthodoxen Kirche zur Verdeutlichung von Trauer verwendet wird“, erläutert Oberfeld-Twistel.
Die Unterschiede in den Assoziationen sind der Studie zufolge zudem umso größer, je weiter die Länder voneinander entfernt liegen. Es spielt weiterhin eine Rolle, wie stark sich die jeweiligen Sprachen voneinander unterscheiden. Auch das Klima scheint Wirkung zu zeigen. So wird laut den Wissenschaftlern die Farbe Gelb in Ländern mit wenig Sonnenschein stärker mit Freude verbunden als in sonnenverwöhnten Regionen.
Die genauen Ursachen für globale Gemeinsamkeiten und Unterschiede sind laut Oberfeld-Twistel noch unklar. „Es gibt eine ganze Masse an möglichen Einflussfaktoren: Sprache, Kultur, Religion, Klima, die Entwicklungsgeschichte der Menschheit, das menschliche Wahrnehmungssystem“, zählte er auf. Viele grundlegende Fragen müssten noch geklärt werden. (dpa)
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