Botschafter Sante zum Tag der deutschen Einheit
Von Marcus Christoph
Buenos Aires (AT) - In diesem Jahr ist alles anders. Die Corona-Pandemie erzwingt Veränderungen und Einschränkungen, die in normalen Zeiten nicht vorstellbar wären. Folgerichtig, dass die beschriebenen Umstände auch Auswirkungen auf die Gestaltung des Tages der Deutschen Einheit in Buenos Aires haben, die sich in diesem Jahr bereits zum 30. Mal jährte. Anstelle der traditionellen Feierstunde am Deutschen Brunnen und einem Empfang der Botschaft fand diesmal das ganze Programm virtuell statt.
Für den 3. Oktober luden der neue deutsche Botschafter Dr. Ulrich Sante und seine Frau Christina zu einer Feierstunde ein, die in diesen Tagen auf dem YouTube-Kanal von #JungesNetzwerk zu sehen ist.
Der Botschafter erinnerte in seiner auf Spanisch gehaltenen Ansprache an die vor drei Jahrzehnten vollzogene deutsche Einheit, indem er die Worte Richard von Weizsäckers zitierte. Der einstige Bundespräsident fasste das große Glück, das den Deutschen damals widerfuhr, mit den Worten zusammen: „So erleben wir den heutigen Tag als Beschenkte. Die Geschichte hat es dieses Mal gut mit uns Deutschen gemeint.“
Damals sei der Traum der Einheit in freier Selbstbestimmung in Frieden und Freiheit Wirklichkeit geworden, fasste Sante zusammen. Noch heute bekomme man Gänsehaut, wenn man die Bilder der Demonstrationen gegen das SED-Regime, die Freude der Menschen beim Fall der Mauer und die schwarz-rot-goldenen Fahnen bei der Einheitsfeier sehe.
Sante hob hervor, dass die Wiedervereinigung nur möglich werden konnte, da die Bündnispartner das nötige Vertrauen in Deutschland hatten. Eine Folge der Einbettung in solide Allianzen. Auch mit Blick auf die Gegenwart plädierte der Botschafter für den Multilateralismus - also die Zusammenarbeit vieler Staaten zur Überwindung von Problemen. Diese könnten nur in seltenen Fällen durch nationale Alleingänge gelöst werden.
Als aktuelles, naheliegendes Beispiel nannte Sante die Corona-Krise, zu deren Meisterung gemeinsames Handeln gefragt sei. Dies beziehe sich sowohl auf die Forschung und die Verbreitung von Behandlungsmethoden und Impfstoffen als auch auf die Wiederbelebung der Wirtschaft. In diesem Zusammenhang äußerte Sante seine Überzeugung, dass Argentinien in der Lage sein werde, die aktuelle Krise zu überwinden. Deutschland stehe bereit, das Land auf diesem Weg zu unterstützen.
Der Botschafter erinnerte schließlich auch an die legendären Worte des Altkanzlers Willy Brandt, der 1989 sagte: „Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört“. Tatsächlich habe sich in den vergangenen drei Jahrzehnten auch Vieles vereint, aber auch nicht alles, so Sante: „Noch immer gibt es einige Gräben.“ Wichtig sei von daher, dass man gemeinsam versuche, diese zu überwinden, die demokratischen Institutionen zu stärken und so zu „Einigkeit und Einheit“ beizutragen.
„Die Botschaft von Mauerfall und Wiedervereinigung ist für mich: Die Welt braucht keine Personen, die spalten, sondern solche die vereinen“, formulierte der Botschafter.
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