Von Juan E. Alemann
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat Präsident Alberto Fernández bei seinem Besuch besonders freundschaftlich empfangen. Mit einer herzlichen Umarmung und Gesten, die allgemein nicht üblich sind. Und dann, im Laufe der Gespräche, hat Macron auf die Verhandlung mit Venezuela hingewiesen, um die bestehende Lage zu überwinden, und dabei auch Fernández als Verhandlungspartner eingeschlossen. Die Regierung von Nicolás Maduro wird wegen zahlreicher schwerer Verletzungen der Menschenrechte angeklagt, auch weil sie politische Opponenten verfolgt und keine echten Wahlen zulässt. Doch Argentinien hat sich der Verurteilung der venezolanischen Regierung nicht angeschlossen, und das ist jetzt ein Pluspunkt, um an der Verhandlung teilzunehmen.
Frankreich, und auch der Europäischen Unión, geht es jetzt um das venezolanische Erdöl. Venezuela gehört zu den Ländern mit den höchsten Erdölreserven der Welt, kurz vor oder nach Saudi-Arabien. Die Lager liegen nicht tief, und können kurzfristig ausgebeutet werden. Die Erdölförderung von Venezuela ist seit der Regierung von Hugo Chávez auf einen Bruchteil gefallen, was vor allem auf die katastrophale Verwaltung des staatlichen Unternehmens PDVSA zurückzuführen ist. Venezuela könnte die Erdölproduktion kurzfristig stark erhöhen, allerdings nur mit Mitwirkung internationaler Erdölunternehmen.
Die Welt könnte jetzt venezolanisches Erdöl, und auch Gas, sehr gut gebrauchen, um die Abhängigkeit von OPEC-Kartell zu verringern, das den Erdölpreis durch Beschränkung der Förderung künstlich hoch hält. Saudi-Arabien hat den USA jetzt nicht den Gefallen getan, eine höhere Produktion zu erlauben, obwohl Präsident Biden persönlich dort war. Ein niedrigerer Erdölpreis erleichtert auch die Inflationsbekämpfung, die in den USA und der EU zu einem Hauptthema geworden ist. Mit einem niedrigeren Erdölpreis sinken dort die jährlichen Inflationsraten.
Für Präsident Fernández bietet sich hier eine gute Gelegenheit, der großen Welt einen Gefallen zu tun, der bestimmt hoch eingeschätzt, und dann auch honoriert wird, indem Argentinien noch mehr geholfen wird, um seine verfahrene Wirtschaftslage zu überwinden. Ist sich Fernández der Bedeutung seiner Mitwirkung bei einer politischen Venezuela-Lösung bewusst?
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