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„Vater der Paläogenetik”

Medizin-Nobelpreis für Svante Pääbo/ Physik-Nobelpreis für Forscher-Trio

Nobelpreis
Der schwedische Forscher Svante Pääbo hat den Medizin-Nobelpreis zugesprochen bekommen. (Foto: dpa)

Leipzig (dpa) - Mumien, Skelette von Neandertalern oder auch versteinerter Kot eines ausgestorbenen Faultiers: Spuren aus der weit zurückliegenden Vergangenheit, insbesondere von ausgestorbenen Menschenformen, stehen im Zentrum der Arbeit des Genetikers Svante Pääbo. Entsprechend sieht man ihn auf Fotos zu seiner Forschung häufig mit alten Schädeln posieren. Künftig dürfte Pääbo auf Porträts wohl ab und an auch mit einem anderen wichtigen Gegenstand zu sehen sein: der Nobelpreis-Medaille. Denn der Schwede hat am Montag diese Auszeichnung für Medizin zugesprochen bekommen - 40 Jahre nach seinem Vater, dem Biochemiker Sune Bergström. Die frohe Botschaft aus Schweden erreichte den zweifachen Vater zu Hause, kurz bevor er seine Tochter bei der Nanny abholen wollte.

Nach der Nachricht habe er schließlich mit seiner Frau, den Kindern und Nachbarn angestoßen, sagte der Forscher. Die Faszination für vergangene Zeiten begann bei dem 1955 geborenen Forscher bereits in der Jugend: Damals habe ihn seine Mutter - die er am Montag als seinen größten Einfluss bezeichnete - auf eine Ägyptenreise mitgenommen, erzählte er vor Jahren in einem Interview. Folgerichtig begann er 1975 an der Universität Uppsala in Schweden zunächst unter anderem ein Ägyptologie-Studium, realisierte dann aber, dass seine Vorstellung davon «viel zu romantisch» gewesen sei: „Es war viel, viel langweiliger, als ich dachte.” Pääbo wechselte zum Fach Medizin. Erkenntnisse aus dem Feld der Genetik verband er mit seinem Wissen um Bestände in ägyptologischen Museen. Noch als Doktorand wies er nach, dass das Erbmolekül DNA in altägyptischen Mumien überdauern kann. Die Herausforderung in dem Feld: Es handelt sich um geringste DNA-Mengen, die nach all der Zeit nur noch bruchstückhaft vorliegen. Auch Verunreinigungen von Proben waren ein großes Problem. Es gebe in einem Forscherleben viel mehr Momente, in denen man Frust miteinander teile, sagte Pääbo. Anders 1996, damals seien bei den ersten Erbgutsequenzen der Neandertaler die größten Emotionen gekommen: „Und da haben wir sofort erkannt: Das waren menschenähnliche, aber nicht identisch mit den jetzt lebenden Menschen. Das war schon ein großes Gefühl.” Auch für Dienstag hat Pääbo Feierlichkeiten am Institut angekündigt - erst einmal müsse er aber Sekt einkaufen gehen. Pääbo gilt als Begründer der Disziplin Paläogenetik. Für Johannes Krause, ebenfalls Professor am Leipziger Institut, ist es völlig verdient, dass der Nobelpreis nur an Pääbo geht: Niemand sonst habe sich in dem Feld in vergleichbarer Weise hervorgetan. Krause beschrieb den Schweden als sehr offen und nahbar: Er spreche mit allen auf Augenhöhe, werde aber auch sehr respektiert, weil er sehr auf Details achte und Schwachstellen finde. Pääbo hat in seiner Karriere zahlreiche weitere Preise gewonnen, etwa den Breakthrough Prize in Life Science, den Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft und den Japan-Preis. Außerdem haben der Franzose Alain Aspect, der US-Amerikaner John Clauser und der Österreicher Anton Zeilinger für ihre wegweisenden Arbeiten auf dem Gebiet der Quantenforschung in diesem Jahr den Physik-Nobelpreis zugesprochen bekommen. Die Forscher hätten bahnbrechende Experimente mit verschränkten Quantenzuständen durchgeführt, bei denen sich zwei Teilchen wie eine Einheit verhalten - selbst wenn sie getrennt und weit voneinander entfernt sind.


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