Von Juan E. Alemann
Der bedeutende US-Investmentfonds Templeton hielt bis zur Vorwoche in Argentinien Staatstitel für u$s 2,1 Mrd., und der Fonds Pimco hielt u$s 1 Mrd., berichtet die Consulting-Firma 1816. Jetzt haben Templeton und Pimco den Rückzug aus Argentinien eingeleitet, der einen hohen Verlust bedeutet (von mindestens 50% des eingesetzten Kapitals), aber auch einen tiefen Pessimismus über die argentinische Zukunft zum Ausdruck bringt. Das hängt auch damit zusammen, dass die Umschuldung mit dem IWF nicht zustande kommt, wobei die Regierung dem Thema offensichtlich nicht die Bedeutung gibt, die es hat. Das wird von der internationalen Finanzwelt als ein weiterer Schritt in Richtung Venezuela ausgelegt.
Templeton hat bis zum Freitag der Vorwoche mit den Pesos aus dem Verkauf der Titel schon u$s 628 Mio. auf dem freien (legalen) Devisenmarkt gekauft, der über Kauf und gleichzeitigem Verkauf von Staatstiteln in Dollar abgewickelt wird (“contado con liquidación”). In diesem Fall handelt es sich nur um Verkauf. Angeblich hat der Fonds mit dem Erlös in Pesos um die $ 10 Mio. täglich gekauft. Da die ZB gleichzeitig einen Teil des Dollarüberschusses einsetzte, den sie auf dem offiziellen Devisenmarkt erzielte, um den Kurs auf diesem freien Markt relativ niedrig zu halten und die Marge zum offiziellen Kurs zu verringern, hat schließlich die ZB diese Überweisung von Dollar finanziert, und dem Fonds dabei den Kauf zu einem niedrigeren Kurs gestattet.
Der ZB verblieben dabei argentinische Staatstitel in Dollar, die sie zu einem Schleuderpreis gekauft hat. Dabei hat die ZB die Staatsschuld verringert, da mit diesen Käufen (über deren Umfang nicht berichtet wird) ein nominell über drei Mal so hoher Schuldbetrag getilgt wird. Die ZB muss diese Titel in ihrem Portefeuille behalten; denn wenn sie sie verkaufen will, dann geht der Börsenkurs noch mehr zurück, und die Landesrisikorate steigt entsprechend, was sich negativ auf die Wirtschaft auswirkt. Das bedeutet jedoch, dass die ZB ihre frei verfügbaren Währungsreserven nicht weiter aufstockt.
Templeton und Pimco haben einen großen Teil ihres Bestandes von Boncer und Botes verkauft, was auch zur Kursbaisse dieser Papiere in den letzten Monaten beigetragen hat. Gekauft hatten die Fonds die Titel zur Zeit der Macri-Regierung, nach dem Kredit des IWF von 2018, und vor den PASO-Wahlen von August 2019. Auch Templeton und Pimco haben sich geirrt, mit der Annahme, dass dieser Megakredit des Fonds eine Beruhigung auf dem Finanzmarkt und eine Normalisierung der Lage herbeiführen werde. Doch die Finanzwelt im Allgemeinen hat damals gegen den IWF spekuliert und dabei recht behalten. Sie hat den langen schwarzen Schatten des Kirchnerismus richtig erkannt, während Templeton und Pimco ihn unterschätzt haben. Bisher hatten Kredite des IWF immer beruhigend gewirkt, so Mitte 1995, als die sogenannte Tequila-Krise ausgebrochen war. Als damals das Abkommen mit dem Fonds abgeschlossen wurde, war die Krise sofort vorbei. Dabei war der Kredit, den der Fonds bereitstellte, sehr gering. Doch damals regierte Menem, und die Kirchners hatten nicht den geringsten politischen Einfluss. Der Fluch des Kirchnerismus kam erst 2003 auf, und ist so stark, dass er auch die vier Macri-Jahre überschattet hat, Jetzt, in der vierten kirchneristischen Amtszeit, ist die Regierung mit dieser Doktrin in eine Sackgasse geraten, und weiß nicht, wie sie herauskommen soll. Das scheint der Templeton-Fonds jetzt klar erkannt zu haben.
Ende März 2021 hatte Templeton noch u$s 1,89 Mrd. in Staatsbonds in Pesos. Von den Papieren TO23 und T026 besitzt der Fonds über die Hälfte, und von den Schatzscheinen T21, die im Oktober 2021 verfallen, 40%. Im Jahr 2020 hatte das Wirtschaftsministerium zwei Ausschreibungen für Dollarbonds für insgesamt u$s 1,5 Mrd. durchgeführt, die die Fonds Templeton und Pimco mit ihren Pesobonds gezeichnet haben. Ohne den Übergang von Pesos auf Dollar hätten die Fonds wohl keine weiteren Staatstitel gezeichnet, und es wäre der Regierung keine andere Möglichkeit geblieben, als die Titel, die damals verfielen, mit Geldschöpfung zu zahlen. Doch das wollte Minister Guzmán vermeiden, da die monetäre Expansion ohnehin schon zu hoch war.
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