top of page
  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Universitäten

Von Juan E. Alemann

In der Deputiertenkammer werden auf Initiative der Regierungspartei acht Projekte über neue Universitäten behandelt. Fünf davon entfallen auf die Provinz Buenos Aires; je eine im Vorort Pilar, im Tigre-Delta, in Ezeiza und in Saladillo. Hinzu kommen die Universität der „Madres de Plaza de Mayo“, eine in Río Tercero (Córdoba) und eine in Paraná (Entre Ríos). Die parlamentarische Behandlung soll angeblich schon fortgeschritten sein. Es ist einfach unglaublich, dass sich Abgeordnete mit diesen sinnlosen Projekten befassen, zudem in einem Moment, in dem Staatsausgaben gekürzt werden müssen.

Argentinien hat ohnehin schon viel zu viele Universitäten. Zu den traditionellen kamen in den 1960er-Jahren und danach noch mehrere private Universitäten hinzu. Und dann wurden überall Staatsuniversitäten gegründet. Allein in der Provinz Buenos Aires gibt es schon 24 nationale (staatliche) Universitäten, zu denen noch 178 Institute kommen, die Lehrer ausbilden, und weitere, die technisch orientiert sind.

Die vielen kleinen Universitäten im Landesinneren sind sehr teuer. Jeder Student kostet den Staat drei und mehr Mal so viel wie in der nationalen Universität der Bundeshauptstadt. Es wäre auf alle Fälle viel billiger, den Studenten Stipendien zu erteilen, damit sie in der Bundeshauptstadt oder sonstwo in einer traditionellen Universität studieren können.

Abgesehen davon haben die kleinen Universitäten große Schwierigkeiten, gute Dozenten zu verpflichten. Die meisten Qualitätsdozenten interessieren diese Professuren überhaupt nicht. Andere reisen bestenfalls ein Mal pro Woche hin, und halten dann die Vorlesungen, die sich normalerweise auf mehre Tage verteilen, auf einmal, was die Aufnahmefähigkeit der Studenten beeinträchtigt. Im Endeffekt ist die Qualität der Ausbildung in diesen kleinen Universitäten viel schlechter, und das führt dazu, dass die Absolventen bei der Suche nach Arbeitsplätzen benachteiligt werden. Denn ein akademischer Titel von diesen Universitäten wird als zweitrangig angesehen. Im Grunde sind diese Universitäten ein Betrug an den Studenten. Nebenbei bemerkt: private Universitäten, die für die Studenten teuer sind, bestehen meistens nur, weil sie eine qualitative erstklassige Ausbildung bieten, und dabei den Studenten den Zugang zu einen guten privaten Arbeitsplatz erleichtern.

Schließlich sei noch bemerkt, dass es ohnehin zu viele Akademiker gibt, zu denen jährlich noch weitere hinzukommen, für die es keine Arbeit in ihrem Fach gibt. Früher hieß es, es gäbe Architekten im Überfluss. Heute ist es bei fast allen akademischen Berufen so. Es gibt Anwälte, Ärzte, Ingenieure u.a. im Überfluss. Die Ausnahme sind gute Fachleute auf dem Gebiet der Informatik, die komplexe Software-Programme ausarbeiten und bedienen können. Dass der Staat so viel Geld ausgibt, um Menschen auszubilden, die nachher mit dieser Ausbildung nichts anfangen können, ist im Wesen eine gigantische Vergeudung öffentlicher Mittel.

Das Erziehungsproblem muss von Grund auf durchdacht werden. Eine bessere Ausbildung ist Teil einer Strategie des wirtschaftlichen Wachstums. Die technologische Revolution führt dazu, dass mehr gut ausgebildete Menschen nachgefragt werden, und weniger nicht ausgebildete. Sogar in der Landwirtschaft ist es heute so, dass ein Arbeiter, der einen Traktor bedient, mit dem komplexen informatischen System der Maschine vertraut sein muss.

Mehr technische Schulen verschiedener Art wären wohl in Ordnung. Und eine qualitative Verbesserung der traditionellen Primar- und Sekudarschulen auch. All das erfordert viel Kleinarbeit, und vor allem viel Denkarbeit.


2 visualizaciones
bottom of page