Klimafolgenforschung in der Kalahari-Wüste
Kuruman, Südafrika (dpa/wvg) - In flimmernder Hitze untersucht Olufemi Olubodun (30) ein Nest von Siedelwebern. Der Bau besteht aus Dutzenden verflochtener Brutkammern, die das Innere trotz hoher Außentemperaturen kühlhalten. Diese können in der Kalahari-Wüste oft 40 Grad Celsius überschreiten.
Behutsam nimmt Olubodun ein Falkenküken nach dem anderen aus dem Nest. Sie werden gemessen, gewogen, beringt. So verfolgt er, wie sich die Vögel trotz extremer Temperaturen und langer Dürreperioden entwickeln.
Oluboduns Forschung am Fachbereich Biowissenschaften an der Universität zu Kapstadt (UCT) ist Teil einer größeren Studie. Das Kalahari Bedrohtes Ökosystem Projekt (KEEP) bringt im Dedeben-Forschungszentrum im südafrikanischen Naturreservat Tswalu Wissenschaftler zahlreicher Universitäten zusammen.
Sie wollen vor allem eins erforschen: Wie verändert sich die Welt, wenn sich die Erde um 1,5 Grad erwärmt – ein Temperaturanstieg, der laut dem Pariser Abkommen der Vereinten Nationen nicht überschritten werden soll. Die aus Wüste und Savanne bestehende Kalahari, die sich über rund eine Million Quadratkilometer durch Namibia, Südafrika und Botsuana zieht und schon heute als Klimawandel-Hotspot gilt, ist dafür der ideale Ort.
In der Kalahari ist es heißer und trockener als an vielen Orten der Erde. In den vergangenen 50 Jahren sind nach Angaben des südafrikanischen Wetterdienstes die Temperaturen in Teilen des südlichen Afrikas doppelt so schnell gestiegen wie im globalen Durchschnitt. Forscher prognostizieren, dass die Durchschnittstemperatur in der Kalahari um 2,2 Grad Celsius steigen wird, wenn weltweit ein Anstieg von 1,5 Grad Celsius zu verzeichnen ist. Das heißt: Die Kalahari gewährt Klima-Forschern ein außergewöhnliches Fenster in die Zukunft.
KEEP will einen Überblick über die gesamte Nahrungskette schaffen: von Gräsern über Insekten, Vögel und Reptilien bis zu Säugetieren. So wollen die Forscher Schlüsselarten identifizieren, die für die Nahrungskette unverzichtbar sind und darum besonders geschützt werden müssen.
Noch steckt das 2019 gestartete Projekt in den Kinderschuhen. Wissenschaftler benötigen Datensätze über viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, um sichere Aussagen machen zu können.
Zwei schwere Dürren 2015 und 2019 seien gute Indikatoren für mögliche Auswirkungen des Klimawandels gewesen. So hatte sich in dem Zeitraum beispielsweise das Graswachstum reduziert, erklärt KEEP Projektleiterin Wendy Panaino. Als Folge habe es weniger Termiten gegeben, die Gras zum Überleben brauchen. Das wiederum wirkte sich auf die Tiere aus, die Termiten fressen, wie etwa die bedrohten Pangoline.
Panaino beobachtete während der beiden Dürreperioden einen scharfen Rückgang der Schuppentiere. Auch viele andere Tiere seien gestorben oder ausgehungert gewesen.
Schritt für Schritt setzen die Forscher des KEEP Projekts die Puzzleteile zusammen, die ihnen einen Überblick über das gesamte Ökosystem der Kalahari geben sollen. Panaino ist sicher: „Unsere Ergebnisse werden für Ökosysteme überall auf der Welt relevant sein.“
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