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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Trauer um Roberto Alemann

Actualizado: 23 jun 2020


Am Freitag, dem 27 März 2020, um 18,30 Uhr, ist Dr. Roberto Teodoro Alemann im Alter von 97 Jahren gestorben. Er war sein ganzes Leben eng mit der Familienzeitung Argentinisches Tageblatt verbunden, und in den letzten Jahren ihr Direktor. Er hat auch jahrelang redaktionell an der Zeitung mitgewirkt, u.a in der Wirtschaftsübersicht, die er 1953 eingeführt hatte, und in den letzten Jahren seinem Bruder Juan überließ.

Roberto Alemann studierte Jura an der Universität Buenos Aires, und promovierte zum Anwalt und zum Doktor der Rechtswissenschaft, mit einer These über “Wirtschaftliche Systeme”. Er absolvierte auch vier Semester an der Wirtschaftsfakultät der Universität Bern. Jahrelang war er Professor für Wirtschaftspolitik an der Universität Buenos Aires, und verfasste dabei auch das Textbuch für seine Schüler.

Gleichzeitig hatte er eine brillante öffentliche Karriere. Er war zunächst enger Mitarbeiter des Schatzministers Adalbert Krieger Vasena (1957/58), dann auch Finanzattaché in London, danach unter der Regierung von Arturo Frondizi, mit Wirtschaftsminister Emilio del Carril (1958), Unterstaatssekretär, und danach Finanzattaché in Washington. 1961 ernannte ihn Präsident Frondizi zum Wirtschaftsminister. Als solcher hat er zahlreiche Staatsunternehmen privatisiert, die der Staat in der Kriegszeit durch Übernahme deutscher u.a Unternehmen geschaffen hatte, und auch die Omnibusse der Stadt (die kleineren, genannt “colectivos”, waren schon 1955 und 1956 privatisiert worden). Ebenfalls verringerte er die Staatsverwaltung um ca. 100.000 Angestellte.

1962 wurde er zum Botschafter in den Vereinigten Staaten ernannt. Das fiel mit der Krise zusammen, die wegen der Stationierung sowjetischer Raketen in Kuba entstand. Die USA verfügten damals eine Blockade der Insel. RTA empfahl daraufhin dem Außenminister Carlos Muñiz, dass Argentinien sich der Blockade mit Entsendung eines Kriegsschiffes anschließe. Dieser legte den Fall Präsident José María Guido vor, der am gleichen Tag eine Kabinettssitzung einberief, in der der Vorschlag von RTA angenommen wurde. Als RTA dies dann dem zuständigen US-Staatssekretär mitteilte, war dieser überrascht. Denn dies stellte eine Wende bei der argentinischen Außenpolitik dar. Danach hat RTA auch in der Organisation Amerikanischer Staaten eine Stellungnahme für die USA und gegen Raketen in Kuba, die nicht nur die USA bedrohten, erreicht. Das war entscheidend, um Chruschtschow zu überzeugen, die Raketen zurückzuziehen. All dies haben die USA dann mit einer wohlwollenden Haltung bei konkreten Problemen honoriert. So wurde danach der argentinische Export von gekochtem Rindfleisch zugelassen, und die USA verpflichteten sich auch, kein Weizen mit einem sehr weichen Kredit an Kunden Argentiniens zu liefern. 1982 wurde er zum zweiten Mal zum Wirtschaftsminister ernannt. Der damalige Militärpräsident Leopoldo Galtieri überraschte ihn dann mit dem Malwenenkieg, den dieser durch Besetzung der Hauptstadt Port Stanley in Gang gesetzt hat. Das hat die Wirtschaftsführung vor eine komplexe Lage gestellt, und auch strukturelle Reformen, die geplant waren, aufs Eis gelegt. Doch RTA erreichte, dass die wirtschaftlichen Folgen des Krieges begrenzt waren.

Präsident Carlos Menem bot ihm zunächst die Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland, dann die Präsidentschaft der Zentralbank und dann das Wirtschaftsministerium (nach dem Rücktritt von Cavallo) an. Er hatte jedoch beschlossen, keine öffentlichen Ämter mehr zu bekleiden, so dass er nicht annahm, obwohl er grundsätzlich mit der Wirtschaftspolitik von Menem, besonders den Privatisierungen, der Stabilisierung und der Deregulierung, einverstanden war und sich auch persönlich mit Menem gut verstand. Roberto Alemann ist sein ganzes Leben seiner pragmatischen Auffassung der Marktwirtschaft treu geblieben. Er war ein echter Liberaler, der jedoch sehr rationell dachte, Abstand von extrem liberalen Fantasien nahm, und dabei auch stets die politischen Umstände berücksichtigte.

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