Argentinischer Intellektueller mit 78 Jahren verstorben
Buenos Aires (AT/wvg) - Der argentinische Intellektuelle José Pablo Feinmann ist tot. Er starb am vorigen Freitag im Alter von 78 Jahren an den Folgen einer schweren Erkrankung. Feinmann schrieb zahlreiche Bücher, Essays und Theaterstücke, aber auch journalistische Texte und Drehbücher. Er zählt zu den bekanntesten argentinischen Intellektuellen des 20. Jahrhunderts.
Geboren im Jahr 1943 in Buenos Aires verbrachte Feinmann seine Kindheit im Stadtteil Belgrano. Mit 19 Jahren begann er, an der Philosophischen Fakultät der Universität Buenos Aires Philosophie zu studieren. Nach seinem Abschluss im Jahr 1968 unterrichtete er dort für mehrere Jahre und gründete 1973 das „Centro de Estudios del Pensamiento Latinoamericano“ (CEPL, dt. etwa: Zentrum für Studien des lateinamerikanischen Denkens).
In den 70er-Jahren erschien Feinmann neben der akademischen auch auf der politischen Bühne Argentiniens. Über viele Jahre gehörte er der peronistischen Jugendorganisation „Juventud Peronista“ an, lehnte jedoch im Gegensatz zu anderen Gruppierungen seiner Zeit Gewalt als Mittel der politischen Auseinandersetzung ab. 1985 wandte er dem Peronismus den Rücken zu und trat aus dem „Partido Justicialista“ aus. In den 90er-Jahren gehörte Feinmann zu den schärfsten Kritikern der Präsidentschaft von Carlos Menem. Während der 2000er-Jahre positionierte sich der vielfach ausgezeichnete Intellektuelle häufig nahe der Kirchner-Regierungen.
Über die Jahrzehnte publizierte Feinmann in einer Vielzahl von Büchern, Zeitungen und Zeitschriften. Dazu gehörten unter anderem die Zeitschriften „Envido“ und „Humor“. Letztere gehörte zu den wenigen Publikationen, welche die Zensur während der Militärdiktatur - häufig durch Metaphern - bis zu einem gewissen Grad umgehen konnten.
Zudem war Feinmann Autor zahlreicher Romane, aber auch wissenschaftlicher Bücher, von denen einige erst nach der Rückkehr zur Demokratie veröffentlicht werden konnten. Zu seinen bekanntesten Werken zählen „Filosofía y nación“ und „Últimos días de la víctima”. Neben seiner intensiven Beschäftigung mit europäischen Philosophen wie Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Martin Heidegger und Jean-Paul Sartre trieb Feinmann stets die Frage um, ob es eine „argentinische Philosophie“ gebe, geben könne oder geben sollte.
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