Patricia Hakim verbindet Kunsthandwerk und neue Medien
Von Susanne Franz
Buenos Aires (AT) – Der kleine, etwa 60 cm hohe mechatronische Roboter aus dem 3D-Drucker blinkt und bewegt sich – und er spricht, er fordert den erstaunten Betrachter höflich auf, die QR-Codes zu scannen, die an den wie Blüten wirkenden Köpfen seiner zarten Seitenarme angebracht sind. Es sind acht an der Zahl, und in seiner Mitte befindet sich noch ein neunter, der, wie man später erfährt, etwas über das erstaunliche Wesen selbst erzählt: denn er ist, wie Borges´ Aleph, nichts weniger als der Punkt, an dem alle Punkte zusammentreffen.
QR-Codes scannen kann heutzutage jedes Kind … oder besser gesagt, auch jeder betagtere Mensch. Es bleibt einem nichts anderes übrig. Speisekarten, Konzertprogramme oder anderes sind auf Papier oft nicht mehr erhältlich, die Corona-Pandemie hat uns in die Zukunft katapultiert.
Dass wir aber bedeutende Traditionen besitzen, die nicht vergessen werden dürfen, da sie uns ausmachen, unsere Seele sind – darauf verweist die argentinische Künstlerin Patricia Hakim mit ihrem Projekt „QR: Entre lo Ancestral y el Futuro“ (QR: Zwischen dem Überlieferten und der Zukunft), das sie über die letzten Jahre entwickelt und auch bereits mehrfach ausgestellt hat.
Die in Buenos Aires lebende Bildhauerin Hakim, die sich in der jüngeren Vergangenheit immer häufiger als Kuratorin hervorgetan hat, beauftragte acht Kunsthandwerker und Kunsthandwerkerinnen in verschiedenen Provinzen Argentiniens, in ihrer jeweiligen Technik, sei es Töpferei oder Webkunst, Stickerei oder Korbmacherei, einen bestimmten QR-Code herzustellen. Wenn man diesen Code einscannt, gelangt man zu einem kurzen Film über den/die betreffende/n Kunsthandwerker/in, in dem er/sie über sich und seine/ihre Arbeit berichtet (auch diese Filme, immer unterlegt mit der typischen Folkloremusik der betreffenden Provinz, hat Hakim produziert).
Der Prozess war langwierig und nicht immer gleich von Erfolg gekrönt, so schaltete Hakim jeweils noch eine auf dem Gebiet des speziellen Kunsthandwerks geschulte Theoretikerin als Koordinatorin hinzu, sodass der Betrachter schließlich neben dem Genuss der acht wunderschönen originalen Kunstwerke auch sehr kenntnisreiche Texte dazu als Information lesen kann.
Und im Aleph, dem kleinen mechatronischen Roboter, entworfen vom argentinischen 3D-Druck-Pionier Jorge Chernoff und hergestellt in Tomi Chernoffs Firma che3d, findet sich schließlich alle Information zusammen an einem Punkt im Universum.
Der auf Arbeit und soziale Transformation ausgerichtete Kunstraum „El Obrador“ (Bartolomé Mitre 1670, CABA) wird die Ausstellung vom 13. April bis 15. Juni 2023 zeigen, montags bis freitags 11-19 Uhr.
Weitere Informationen findet man auf Instagram elobradorcc bzw. hakimpatricia
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