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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Tango solo – unmöglich

Von Marion Kaufmann

Es gibt ein paar Dinge im Leben, die man zu zweit macht, und eine davon ist das Tango-Tanzen. Und heute, im Jahr der Corona-Krise, weiß man: Bei der engen Umarmung – wichtiger Moment beim Tango - ist die Ansteckungsgefahr größer als bei der Fahrt im colectivo! Denn selten ist man einem anderen Menschen näher als beim Tango. Also, wenn für Sie, lieber Leser, verehrte Leserin, der Tango das Wichtigste im Leben bedeutet, haben Sie schlecht gewählt: Sie hätten sich lieber für eine „chacarera“ entscheiden sollen, da sind die Tänzer zwei Meter von einander entfernt... Denn seit März stehen in Buenos Aires die mehr als 200 Milongas leer da, und dem Stammgast bleibt nichts anderes übrig, als zu Hause Tangomusik einzustellen, allein zu tanzen und sich mit einem imaginären Partner zu drehen. Nur jene Paare, die ohnehin zusammenleben, haben keine Probleme damit, aber Tango solo ist unmöglich.

Zum Glück haben sich einige Tangofreunde Milongas per Zoom ausgedacht, mit Programmen, durch die man verschiedene Lehrer kennenlernt, die online unterrichten. Das scheint gut zu funktionieren, denn manch einer hatte schon früher die Absicht, mal Unterricht zu nehmen. Und für viele Tangotänzer ist es eine Lösung, wenn sie im Wohnzimmer eine Tanzstunde mitmachen können. Wie die Milongas aussehen werden, wenn es mal keine Quarantäne mehr gibt, weiß niemand. Vielleicht mit Mundschutz, meinte eine Fanatikerin, und womöglich wird es eine Person geben, die aufpasst, dass man sich nicht zu nahekommt...

Auch in Deutschland sind die zahlreichen Tangotänzer besorgt und deprimiert. Denn es gibt kaum eine Stadt oder ein Dorf in Deutschland –wie auch in vielen anderen europäischen Ländern - ohne Tangoschulen und regelmäßig stattfindenden Milongas. Die zahlreichen Tango-Enthusiasten vermissen den Unterricht und die Milongas; doch auch dort organisieren Lehrer Live-Unterricht, Videos und Tanz per Zoom. Aber die schon üblich gewordenen Ferienreisen nach Buenos Aires, mit der Absicht, das berühmte Tango-Milieu kennenzulernen oder wiederzusehen, kann man vergessen: Auch der Tourismus wurde ein Opfer der Pandemie, hüben und drüben.

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