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Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Suezkanal wieder frei

"Ever Given" geborgen / Schiffsverkehr wieder angelaufen

Suezkanal
Das Containerschiff "Ever Given" fährt in Begleitung von Schleppern über den Suezkanal. (Foto: dpa)

Kairo (dpa/mc) - Nach tagelanger Blockade durch einen quergestellten Riesenfrachter gibt es im Suezkanal wieder Schiffsbewegung. Bis Dienstagvormittag verließen bereits erste Schiffe den Kanal, Dutzende durchquerten ihn, wie der Schifffahrtsdienstleister Leth Agencies und das Seefahrt- und Logistikunternehmen GAC mitteilten. Um die 300 Schiffe warteten demnach noch auf Weiterfahrt.

Die ersten Schiffe hatten bereits am frühen Montagabend Kurs aufgenommen. Nach Angaben des Leiters der Kanalbehörde, Osama Rabie, beförderten sie Vieh. Es solle nun "rund um die Uhr" daran gearbeitet werden, den Stau aufzulösen. Rabie zufolge standen wegen der Blockade in beide Richtungen knapp 370 Schiffe im Stau.

Trotz des Endes der Blockade kann es nach Angaben von Reedereien noch mehrere Tage dauern, bis sich die gesamte Warteschlange aufgelöst haben wird. Rabie sagte, der Rückstau solle möglichst innerhalb von vier Tagen aufgelöst werden.

Das Containerschiff "Ever Given" wurde am Montagnachmittag wieder vollständig flottgemacht. Das 400 Meter lange Schiff bewegte sich nach der Bergung erstmals wieder aus eigener Kraft auf dem Kanal, wie ein Fotograf der Deutschen Presse-Agentur beobachtete. Sirenen begleiteten die Fahrt. Nach Angaben des Bergungsunternehmen Boskalis hatten Helfer für die Bergung rund 30.000 Kubikmeter Sand weggebaggert. Die niederländische Firma hatte Ägypten bei der Freilegung des quergestellten Frachters unterstützt.

Die "Ever Given" befindet sich nach Angaben von Leth Agencies derzeit im Großen Bittersee am nördlichen Ende des Suezkanals. Sie soll hier untersucht werden. Wann sie ihre Fahrt nach Rotterdam fortsetzen kann, war zunächst unklar. Rabie sagte, zunächst müsse die Untersuchung des Vorfalls vollständig abgeschlossen werden. Der Frachter, der etwa die Größe des Empire State Buildings in New York hat, war am Dienstag vergangener Woche wegen eines Sandsturms auf Grund gelaufen.

Die Krise habe die Bedeutung des Suezkanals wieder einmal bestätigt, sagte Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi. Der 152 Jahre alte Kanal sei "im Herzen des internationalen Handels verwurzelt". Al-Sisi dankte bei einem Besuch der Kanalbehörde in der Stadt Ismailia am Dienstag auch allen Helfern.

Die deutsche Industrie hatte wegen der Blockade vor Engpässen und Druck auf ihre Lieferketten gewarnt. Der Suezkanal ist unter anderem für die Chemie- und Autoindustrie eine wichtige Handelsroute.

Der Suezkanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet damit den kürzesten Weg zwischen Asien und Europa. 2020 durchfuhren nach Angaben der Kanalbehörde fast 19.000 Schiffe die Wasserstraße. Durch die Blockade gingen dem Kanal bisher täglich Einnahmen von rund 13 bis 14 Millionen Dollar verloren.

Der Hamburger Hafen bereitet sich derweil vorsorglich auf einen Ansturm der zuvor im Stau stehenden Seeschiffe vor. "Wir stellen uns auf eine höhere Auslastung unserer Anlagen ein", sagte ein Sprecher der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. So werde etwa zur Lagerung von Export-Containern eine zusätzliche Fläche von rund 100.000 Quadratmetern aktiviert. Die HHLA betreibt als größtes Container-Umschlagsunternehmen drei der vier Terminals im Hafen und hat im vergangenen Jahr 6,8 Millionen Standardcontainer (TEU) umgeschlagen. Insgesamt wurden 8,5 Millionen TEU umgeschlagen.

Welches der 370 von dem Stau betroffenen Schiffe wann genau nach Hamburg fährt, war zunächst unklar. Üblicherweise dauert die Fahrt vom Suezkanal bis in die Hansestadt nach Einschätzung des Verbands Deutscher Reeder zehn Tage.

Hamburg sei auf den Routen zwischen Asien und Europa in der Regel nicht der erste Anlaufpunkt, sondern meistens Rotterdam. "Besonderer Druck wird also zunächst auf den Vorhäfen lasten", sagte der Sprecher. Möglicherweise entschieden die Reeder dann aber, doch zuerst deutsche Häfen wie Wilhelmshaven, Bremerhaven und Hamburg anzulaufen.

 

Deutsche Industrie betroffen

Kairo (dpa) - Von der Blockade waren in Deutschland insbesondere die Chemie- und Autoindustrie sowie der Maschinen- und Anlagenbau betroffen. Die Branchen bekommen Bestandteile für ihre Produktion aus Asien, die über den Suezkanal transportiert werden, hieß es aus dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag. Unternehmen planen demnach bei Seetransporten zwar zwei bis fünf Tage als Puffer ein. Bei einer längeren Sperrung drohe aber zeitweise ein Stillstand der Produktion. Die Lage für die deutsche Industrie sei auch ohne die Sperrung bereits angespannt gewesen.

"Schon die Corona-Krise hat für Verwerfungen im maritimen Handel gesorgt und die Preise für den Container-Transport explodieren lassen", sagte Vincent Stamer, Experte für maritimen Handel beim Institut für Weltwirtschaft (IfW). Die Schiffshavarie im Suezkanal und ihre Nachwirkungen seien als zusätzliche Belastung hinzugekommen. Durch die Blockade gingen dem Kanal bisher täglich Einnahmen von rund 13 bis 14 Millionen Dollar verloren.

 

Gespräche über Sputnik V

Moskau (dpa/mc) - Bundeskanzlerin Angela Merkel hat mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Kremlchef Wladimir Putin über eine mögliche Kooperation bei Impfstoffen gesprochen. In dem Austausch per Videoschalte sei es auch um den russischen Corona-Impfstoff Sputnik V gegangen, über dessen EU-Zulassung die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) zu entscheiden habe, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert am Dienstagabend mit.

"Diese Evaluierung geschieht nach denselben Normen, die auch auf alle anderen Impfstoffe Anwendung finden", hieß es. Nach Kreml-Angaben wurden unter anderem Perspektiven "möglicher Lieferungen und der gemeinsamen Produktion dieses Präparats in EU-Ländern" diskutiert.

Die EMA prüft derzeit einen Antrag auf Zulassung von Sputnik V in der EU. Im April werden Experten der EMA in Russland zur Begutachtung der Produktion und Lagerung des Impfstoffs erwartet. Ungarn setzt das russische Präparat, das in mehr als 50 Ländern weltweit zugelassen ist, bereits auf Grundlage einer nationalen Genehmigung ein.

Auch Österreich steht kurz vor einer Bestellung von Sputnik V. "Wir sind auf den letzten Metern und eine Bestellung kann wahrscheinlich schon nächste Woche erfolgen", sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz am Mittwoch nach einem Treffen mit dem russischen Botschafter in Wien. Es gehe um 300.000 Dosen im April, 500.000 Dosen im Mai und 200.000 Dosen Anfang Juni. "Eine sehr zeitnahe Lieferung wäre hier somit möglich", meinte Kurz. Aktuell sei noch eine Abstimmung von Details nötig. Beim Impfstoff dürfe es keine geopolitischen Scheuklappen geben, so Kurz: "Das Einzige, was zählen darf, ist, ob der Impfstoff wirksam und sicher ist, nicht, woher er kommt."


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