Provinz Buenos Aires und NRW wollen stärker kooperieren
Buenos Aires (AT/ag) - Die Tinte ist trocken. Vertreter des deutschen Bundeslands Nordrhein-Westfalen und der Provinz Buenos Aires unterzeichneten vor wenigen Tagen eine Absichtserklärung über die strategische Zusammenarbeit zwischen den beiden Gliedstaaten.
Neben dem deutschen Botschafter Jürgen Christian Mertens waren unter anderem Esteban Bullrich, Senator der Provinz Buenos Aires, und Diego Martín Cagliolo, Staatssekretär für Internationales und Kooperation, anwesend. Die Delegation aus NRW wurde von Staatssekretär für Bundes- und Europaangelegenheiten sowie Internationales, Dr. Mark Speich (CDU), angeführt.
Für Nordrhein-Westfalen sind laut Speich drei Gründe entscheidend gewesen, sich für Buenos Aires als Partnerprovinz außerhalb der Europäischen Union zu entscheiden. So ist die Provinz ein interessanter Ausbildungspartner für Informationstechnologie-Expertise, die zukünftig auch in NRW gefragt sein wird. Während in Deutschland das Feld der IT stark akademisiert ist, könnten NRW und seine mittelständischen Unternehmen von in der IT praktisch ausgebildeten Argentiniern profitieren. Die fortschreitende und sich ausweitende Digitalisierung der Wirtschaft führe fast zwangsläufig zu einem Fachkräftemangel in der deutschen IT.
Darüber hinaus ist Argentiniens kulturelle Nähe durch die europäischen Wurzeln eine ideale Basis für Arbeitsmigration nach Deutschland. Hindernisse bei der gesellschaftlichen Integration von Fachkräften erwartet Speich kaum, weshalb er diese der Arbeitsmigration aus arabischen Ländern vorziehe.
Auch beim Thema der erneuerbaren Energien gebe es wichtige Schnittstellen. Argentinien hat sich verpflichtet, in sechs Jahren die Energiegewinnung aus Wasser-, Wind- und Solarstrom auf einen Anteil von 20 Prozent zu steigern, NRW steckt nach dem beschlossenen Kohleausstieg im Jahr 2038 mitten im Strukturwandel. Ein Austausch von Ergebnissen könne beiden Kooperationspartnern nutzen.
Speich wünscht sich außerdem einen vermehrten Austausch in der Bildung. Hier müssten Hürden abgebaut werden, um die kulturelle Nähe zwischen beiden Partnern zu stärken. Ein Schüleraustausch nach Deutschland dürfe nicht an mangelnden Deutschkenntnissen scheitern.
Die fast schon traditionelle Unbeständigkeit des politischen Tagesgeschäfts Argentiniens sieht auch der NRW-Politiker mit Sorge. Denn gerade dies könnte potenzielle Investoren abschrecken. Er bekräftigt aber den Willen, aus der unterzeichneten Absichtserklärung eine langfristige strategische Zusammenarbeit zu machen. Dies erfordere Geduld, aber „kurzfristige Denker sind in Argentinien ohnehin am falschen Ort“, so Speich.
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