Die ZB hat bekanntgegeben, dass die gesamte Staatsschuld zum 31.12.21 u$s 362,36 Mrd. erreicht hat. Das schließt die Verschuldung der ZB über Leliq und passive Swaps nicht ein, mit der der Betrag erheblich steigt. Per Ende 2021 liegt der Bestand von Leliq und passiven Swaps in Dollar umgerechnet schätzungsweise leicht unter u$s 50 Mrd., womit die Staatsschuld auf über u$s 400 Mrd. zunimmt.
Die Staatsschuld ist allein im Dezember 2021 um u$s 9,85 Mrd. gestiegen. Im ganzen Jahr 2021 betrug die Zunahme u$s 27,78 Mrd. Am 30. November 2019, dem letzten vollen Monat der Macri-Regierung, betrug die Staatsschuld u$s 313,30 Mrd., so dass die Zunahme bis Ende 2021 u$s 49 Mrd. ausmacht, was mehr ist, als der Kredit, den der IWF 2018 erteilt hat. Mit der Zahlung, die letzten Dezember erfolgte, wurden an den Fonds nach der Gewährung des Megakredites schon u$s 4,15 Mrd. an Zinsen und Amortisationen gezahlt. Doch auf der anderen Seite hat der IWF Argentinien einen Betrag von u$s 4,4 Mrd. an Sonderziehungsrechten zugeteilt, mit denen die Zahlungen an den Fonds beglichen wurden.
Von der gesamten Schuld entfallen u$s 253,91 Mrd. auf ausländische Währungen (fast alles in Dollar), und umgerechnet u$s 107,81 Mrd. auf Pesos, wobei der weitaus größte Teil mit dem CER-Index berichtigt wurde (der dem Index der Konsumentenpreise entspricht). Diese Schuld ist in Dollar somit allein durch dies stärker gestiegen als die Dollarschuld.
Von der gesamten Staatsschuld entfallen u$s 68,02 Mrd. auf internationale Finanzanstalten. Der IWF liegt dabei mit u$s 40,95 Mrd. an erster Stelle. Die restlichen u$s 27,07 Mrd. verteilen sich auf die Weltbank, die Interamerikanische Entwicklungsbank (BID), und die Andenkörperschaft. Ob die Schuld mit dem Pariser Klub hier eingeschlossen ist, wurde nicht bekanntgegeben.
Ein großer Teil der Staatsschuld ist innerstaatlich: das Schatzamt hat Schulden mit der Zentralbank, der Anses, der Banco Nación und auch anderen staatlichen Ämtern. Das Ausmaß dieser Schuld wurde nicht bekanntgegeben, macht jedoch schätzungsweise über ein Drittel der Gesamtschuld aus. Diese Schuld, die automatisch erneuert wird, sollte von der Gesamtschuld abgezogen werden, weil es sich im Grunde nicht um eine Schuld handelt (weil der Staat indirekt auch als Gläubiger auftritt). Es handelt sich im Wesen nur um eine eigenartige Form der staatlichen Buchhaltung.
Die Regierung versteht es nicht, die Staatsschuld in ihrer Bedeutung zu entschärfen. Angenommen, das Bruttoinlandsprodukt entspricht etwa der gesamten Staatsschuld, so macht diese 100% des BIP aus. Die Berechnung der Staatsschuld in Dollar stößt auf einige Schwierigkeiten, gelangt jedoch auf eine Zahl, die nicht stark von u$s 400 Mrd. abweicht.
Der Umfang der Staatsschuld wäre heute, nach der pandemiebedingten weltweiten Zunahme der Staatsschuld in den Jahren 2020 und 2021 mehr oder weniger normal, und sogar niedrig im Vergleich mit Ländern wie Japan und Italien, die im Verhältnis zum BIP mehr als doppelt so hoch liegen. Der große Unterschied liegt darin, dass die genannten Staaten u.a. die Spielregeln der internationalen Finanzwelt einhalten und somit Schulden, die verfallen, durch Ausgabe neuer Schuldscheine ersetzen. Argentinien ist vom internationalen Finanzmarkt nach dem Default von 2001 und dem allgemeinen Vertragsbruch mit Auslandsinvestoren und ausländischen Gläubigern, ausgeschlossen.
Wenn man jedoch sowohl die innerstaatliche Verschuldung wie die Schuld gegenüber internationalen Finanzanstalten ausnimmt, so dürfte die Schuld in Prozenten des BIP um zwischen einem Drittel und der Hälfte sinken. Auf die Schuld, die dabei verbleibt, kommt es an. Denn dabei handelt es sich um private Gläubiger, deren gezahlt werden muss, da sonst ein Default entsteht.
Die Regierung ist der Öffentlichkeit eine eingehende Erklärung über die Staatsschuld schuldig. Eigentlich handelt sich ein Thema, das der Kabinettschef in die periodischen Erläuterungen vor dem Parlament, die die Verfassung vorsieht, einschließen sollte. Zumindest sollte die Opposition dies von ihm fordern.
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