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Staatsoper in unsicheren Zeiten

Wie lange geht es ohne Barenboim?

Barenboim
Daniel Barenboim. (Foto: dpa)

Berlin (dpa) - Seit drei Jahrzehnten dreht sich die Staatsoper Unter den Linden vor allem um einen Menschen: Daniel Barenboim. Der Generalmusikdirektor zählt nicht nur zur überschaubaren Zahl musikalischer Genies seines Faches, er ist auch das Machtzentrum in einem der wichtigsten Opernhäuser. Nach zuletzt bereits mehreren Ausfällen stellen sich mit einer erneut ernsthaften Erkrankung des 79-Jährigen grundlegende Fragen zur Zukunft des Hauses. Es sind unsichere Zeiten.

Die Staatsoper verdankt Barenboim einiges. In seine Zeit fallen künstlerische Entwicklungen ebenso wie deutliche Veränderungen der Rahmenbedingungen. Finanzierung besorgt Barenboim auch schon mal direkt im Kanzleramt. Noch unter Gerhard Schröder gab es eine Kanzlerzulage für die Staatskapelle, die das Orchester in die Spitze der Gehaltsgruppen brachte. Auch Nachfolgerin Angela Merkel wurde zum Barenboim-Fan-Club gezählt. Seine Geldsuche hat im Kanzleramt über lange Jahre nachhaltig Eindruck hinterlassen.

Intendant Matthias Schulz sieht die Staatsoper Barenboim zu unglaublichem Dank verpflichtet. „Er hat 30 Jahre lang diesen Klangkörper entwickelt, die Staatskapelle Berlin zu einer Flexibilität gebracht, die jetzt auch so einen „Ring“ in dieser Qualität mit möglich machen.“

Die umjubelte Neuinszenierung von Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ ist am Sonntagabend mit „Götterdämmerung“ als letzter von vier Premieren komplettiert worden. Die überaus geistreiche, aber auch mit „Buh“-Rufen bedachte Version des russischen Regisseurs Dmitri Tcherniakov, mit dem Barenboim seit Jahren erfolgreich zusammenarbeitet, war als Geburtstagsgeschenk für Barenboim gedacht. Der Dirigent wird am 15. November 80 Jahre alt.

Am Pult sprang Wagner-Spezialist Christian Thielemann ein. Der vom Berliner Premierenpublikum frenetisch gefeierte Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden gilt als potenzieller Nachfolgekandidat, wenn Barenboims Vertrag 2027 endet.

Nach dem „Ring“-Verzicht gibt es wieder schlechte Nachrichten von Barenboim. Er müsse sich aus gesundheitlichen Gründen in den kommenden Monaten von einigen seiner Auftritte, insbesondere von Dirigaten, zurückzuziehen. „Mein Gesundheitszustand hat sich in den letzten Monaten verschlechtert und es wurde eine schwere neurologische Erkrankung bei mir diagnostiziert“, schrieb der 79-Jährige. Er müsse sich jetzt so weit wie möglich auf sein körperliches Wohlbefinden konzentrieren.


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