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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Sorge vor Welt-Aids-Konferenz

HIV-Kampf stockt - auch wegen Corona

Montreal (dpa/wvg) - Der Kampf gegen das Coronavirus überlagert derzeit häufig den Kampf gegen HIV. Aus Sorge vor einer weiteren Verbreitung des Coronavirus war 2020 sogar die gesamte Welt-Aids-Konferenz, die eigentlich in den kalifornischen Städten San Francisco und Oakland hätte stattfinden sollen, erstmals ins Internet verlagert worden. Zwei Pandemie-Jahre später startet heute die nächste Auflage der 1985 erstmals durchgeführten Konferenz, die als weltweit größtes wissenschaftliches Treffen zum Thema Aids gilt. Diesmal bis zum 2. August im kanadischen Montreal - und zumindest teilweise wieder mit Experten und Teilnehmern vor Ort.

“Im Rahmen der Corona-Pandemie ist es international zu dramatischen Reduktionen von HIV-Test- und Beratungseinrichtungen gekommen“, sagt Jürgen Rockstroh, Professor am Universitätsklinikum Bonn, der an der Welt-Aids-Konferenz teilnimmt. „Notwendige Laborkontrollen wurden gestreckt. Engpässe in der Medikamentenversorgung sind vielfach berichtet worden. Zudem haben sich viele Forscher - aber auch Public-Health-Kollegen - auf Covid konzentrieren müssen, so dass für HIV viele Ressourcen verloren gegangen sind.“

Die Zahlen spiegeln das wider: Der Kampf gegen HIV und Aids sei weltweit ins Stocken geraten, hieß es in einem vor Beginn der Konferenz veröffentlichten Bericht des UN-Programms für den Kampf gegen Aids (UNAIDS). In einigen Regionen, in denen die Zahl der Neuinfektionen zuvor gesunken war, stiegen sie nun wieder; Millionen von Leben seien bedroht.

Weltweit hätten sich im vergangenen Jahr rund 1,5 Millionen Menschen neu mit dem HI-Virus infiziert. Damit sei die Zahl der Neuinfektionen im Vergleich zum Vorjahr zwar immer noch gesunken, allerdings nur noch um 3,6 Prozent - so wenig wie seit 2016 nicht mehr. Unter anderem in Osteuropa, Teilen Asiens, Lateinamerika, dem Nahen Osten und Nordafrika sei die Zahl der Neuinfektionen gestiegen. Auch im Osten und Süden Afrikas sei der Fortschritt ins Stocken geraten. Einen Rückgang der Infektionen habe es beispielsweise in West- und Zentralafrika sowie in der Karibik gegeben.

Neben der Corona-Pandemie bereiteten unter anderem auch der Krieg in der Ukraine, das vermehrte Auftreten von Affenpocken und die schwierige weltwirtschaftliche Lage Sorgen im Kampf gegen HIV und Aids. Daher sei die Konferenz nun sehr wichtig, sagt Rockstroh. „Es gibt großen Bedarf, sich wieder auszutauschen und über Strategien zur HIV-Elimination in Zeiten von Pandemien und Krieg zu diskutieren.“

Viele Menschen, gerade aus stark von HIV und Aids betroffenen Ländern, hätten kein Visum zur Teilnahme an der Konferenz in Kanada bekommen, beklagt Nitika Pant Pai von der McGill-Universität in Montreal. Sie wünsche sich, dass die kommenden Konferenzen beispielsweise in Asien oder Lateinamerika stattfänden.

In Argentinien hat der Kongress erst vor wenigen Wochen ein neues Gesetz zum Thema HIV/Aids beschlossen. Das „Gesetz über HIV, Virushepatitis und sexuell übertragbare Krankheiten“ löst die bisherige HIV-Gesetzgebung ab, die aus den 90er-Jahren stammte und einen stark biomedizinischen Fokus vertrat. Das neue Gesetz hingegen konzentriert sich auch auf Menschenrechts- und Genderaspekte und soll darauf hinarbeiten, Diskriminierung und Stigmatisierung abzubauen. Es verbietet unter anderem HIV-Tests bei Einstellungsuntersuchungen („preocupacional“) und ermöglicht es Betroffenen, angesichts der körperlichen Folgen der medikamentösen Behandlung früher in Rente zu gehen. Präsident Fernández bezeichnete das über Jahre von Organisationen der Zivilgesellschaft ausgearbeitete Gesetzesprojekt bei seiner Verkündung als „wichtigen Schritt“ zu einer gerechteren Gesellschaft.

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