Russland schickt Soldaten
Almaty (dpa) - In der von schweren Unruhen erschütterten Republik Kasachstan in Zentralasien geht das Militär gewaltsam gegen Demonstranten vor. Beim Sturm auf ein Polizeigebäude seien in der Millionenstadt Almaty „Dutzende Angreifer eliminiert“ worden, berichteten kasachische Medien am Donnerstag unter Berufung auf das Staatsfernsehen. Das lässt darauf schließen, dass es zivile Todesopfer gab. Nach Angaben der Behörden wurden mindestens 13 Sicherheitskräfte getötet, zwei von ihnen seien geköpft worden. Ein von Russland geführtes Militärbündnis entsandte unterdessen erste Soldaten in die Ex-Sowjetrepublik.
Das autoritär geführte Land erlebt seit Tagen beispiellose Proteste. Die öl- und gasreiche Ex-Sowjetrepublik - neuntgrößtes Land der Welt, aber nur etwas mehr als 18 Millionen Einwohner - grenzt etwa an China und Russland. Kasachstan wurde über Jahrzehnte von Machthaber Nursultan Nasarbajew regiert, der sich auch nach seinem Rücktritt 2019 großen Einfluss bewahrte. Staatschef ist nun Kassym-Jomart Tokajew, ein ehemaliger Diplomat. Auslöser der Unruhen war Unmut über gestiegene Treibstoffpreise an den Tankstellen. Sie schlugen in teils gewaltsame Proteste gegen die Regierung um.
Trotz Eingreifens von Militär und Polizei ist die Lage weiter unübersichtlich. Tokajew hatte deshalb ein von Russland geführtes Militärbündnis um Unterstützung gebeten - und umgehend eine Zusage erhalten. Nach Angaben der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit wurden am Donnerstag unter anderem russische Fallschirmjäger als Teil einer „Friedenstruppe“ entsandt. Das Verteidigungsministerium in Moskau veröffentlichte ein Video und Bilder, wie bewaffnete Soldaten Flugzeuge bestiegen.
Dem Bündnis gehören neben Russland und Kasachstan auch Armenien, Belarus, Kirgistan und Tadschikistan an. Auch diese Staaten hätten Streitkräfte ent-sandt, hieß es. Der Organisation zufolge ist eine Hauptaufgabe der ausländischen Soldaten der Schutz wichtiger staatlicher und militärischer Einrichtungen.
Russland bekenne sich zu seinen Verpflichtungen, teilte das Außenministerium in Moskau mit. „Wir betrachten die jüngsten Ereignisse in einem befreundeten Land als einen von außen inspirierten Versuch, die Sicherheit und Integrität des Staates auf gewaltsame Weise durch den Einsatz ausgebildeter und organisierter bewaffneter Formationen zu untergraben.“ Die USA hatten bereits Berichte über mögliche Verwicklungen zurückgewiesen.
Die Entsendung der Soldaten schürte Befürchtungen vor einer weiteren Eskalation der Lage. Internetseiten kasachischer Medien waren zwischenzeitlich auch vom Ausland aus nicht zu erreichen. Berichte können von unabhängiger Seite nur schwer geprüft werden.
So war zunächst immer noch unklar, wie viele zivile Opfer es bislang gab. Laut Gesundheitsministerium wurden mehr als 1000 Menschen verletzt. Landesweit gilt zunächst bis zum 19. Januar ein Ausnahmezustand.
Comentários