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Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

‘Schuster bleib bei deinen Leisten’, aber…

Gespräch mit dem Schuster Jorge Antonio Jaime

Von Helma Rissel

In einem Sprichwort klingen diese Worte ‘Schuster bleib bei deinen Leisten’ leichter gesagt als getan, doch sieht die Wirklichkeit oft so anders aus.

Jorge war der Kleinste von fünf Geschwistern. Sein Vater, Waise, arbeitete als Schreiner und Möbeltischler, stammte aus Tucumán wie auch seine spätere Frau; ‘La Matanza’ in der Provinz Buenos Aires wurde jedoch bald ihre neue Heimat. Schon früh zeigte er seinen Kindern, dass man alles mit geschickten Händen reparieren kann. Und in diesem Umfeld wuchs Jorge auf. Heute ist er 64 Jahre, und diese geschickten Händen begleiten ihn in allem, was er anfasst.

Er absolvierte die Grundschule, die in der Nähe des Wohnhauses lag, trat mit 14 Jahren in die technisch-mechanische Schule der Marine ein und machte die Sekundaria in der E.S.M.A. Während der Ausbildung unter der Militärdiktatur von Videla, Angosti und Massera sah und hörte er viele Dinge, die er aufgrund seines Alters nicht verstand und noch weniger bejahte. Er litt unter dem, was er sah, vor allem wenn Menschen schlecht behandelt wurden. Nach dem 5. Sekundarjahr bat er um seine Entlassung.

Leicht fand er dank der Geschicklichkeit seiner Hände neue Arbeit, z.B. in einer Textilfabrik, wo Hemden genäht wurden und wo er alle Schritte zur Herstellung eines perfekten Hemd lernte. Es folgte nach Schließung derselben eine Arbeit in einer Zementfabrik und andere Jobs. In einem Klub des Wohnviertels schrieb er sich ein und kam dort mit dem Tangotanz in Berührung, in dessen Rhythmus und den dazu gehörenden Worten der Lieder sich unsterblich verliebte. ‘Heute tanze ich neben meinem Beruf Tango und will ihn auch begleiten mit Gesang.’ Und dabei lernte er damals eine Frau kennen und lieben, ein Kind beglückte die Verbindung.

Zu seinem jetzigen Beruf als Schuster kam er zufällig durch einen Bruder in San Isidro. Der Weg dahin aus La Matanza war beschwerlich und lang, aber das hielt Jorge nicht ab, das Angebot anzunehmen; er begann an dem Gewerbe als Schuster Gefallen zu finden und arbeitete sich schnell ein. Das brachte zwar eine Trennung von seiner Frau, denn sie wollte ihn nach San Isidro nicht begleiten und in La Matanza bleiben. Heute ist seine Tochter Kardiologin, arbeitet in Hospitäler in La Matanza y Bajo Flores und ist glücklich in ihrem Beruf. Sowie Jorge in dem seinen. Sein Laden ist voll von zu reparierenden Schuhen, Stiefeln und Koffern, die alle nach Reparatur rufen. Doch da er, wie schon gesagt, in Geschicklichkeit begabt ist und Vieles gelernt hat, kann er eine Pandemie überleben, denn ‘ich kann in mancher Hinsicht auch bei anderen Aktivitäten helfen, natürlich wenn die Bezahlung stimmt. Das Leben ist schön, man muss nur diese Seite des Lebens suchen und finden'. Gelegenheit, Glück…

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