Von Marion Kaufmann
Mit hundert Personen ist der Präsident vor ein paar Tagen in Villa La Angostura (Provinz Neuquén) eingetroffen, um eine Abwasseranlage einzuweihen, die erst in einigen Monaten funktionieren wird. Sie alle wurden vom Gouverneur und anderen Funktionären in der Messidor-Residenz zu einem feudalen Mittagessen eingeladen. Am nächsten Tag fand ein „asado“ statt, zu dem man das in Neuquén berühmte Lammfleisch vom Norden der Provinz kommen ließ.
Da musste ich an die miserablen Lebensmittelpakete denken, die in manchen Stadtteilen ausgegeben wurden, wo die Leute so arm sind, dass sie nichts kaufen können. Die Pakete reichten gerade für eine Person, aber nicht für eine Familie und, laut einiger Berichte, war der Inhalt von schlechter Qualität.
Ein paar Tage danach begab sich der Präsident mit einer Gruppe Getreuer nach La Rioja, wo eine Textilfabrik besichtigt wurde. Auf den Fotos sieht man wie sich die Freunde umarmen, keinen Mundschutz tragen und auch (wegen der Umarmung) nicht die „soziale Distanz“ einhalten.
Da musste ich an uns, sein Volk in Buenos Aires, denken, das zum großen Teil nicht arbeiten und noch weniger reisen kann. Das seit 90 Tagen Ausgehverbot hat und zu Hause sitzt, mit vielen Problemen für junge Leute, alte Leute und Kinder.
Ein weiterer Ausflug führte den reiselustigen Präsidenten nach Formosa, wo er, natürlich in Begleitung, seinen guten Freund, den zum siebten Mal gewählten Gouverneur Gildo Insfran besuchte und herzlichst umarmte.
Da musste ich an meine Kinder und Enkel denken, die ich seit drei Monaten nicht umarmen konnte, obgleich sie keine zehn Kilometer entfernt wohnen.
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