Lehrerin Abramović
Essen - Die international gefeierte Performance-Künstlerin Marina Abramović übernimmt zum Wintersemester 2022/23 die erste Pina Bausch Professur an der Folkwang Universität der Künste in der westdeutschen Stadt Essen. Die mit Mitteln der Landesregierung neu eingerichtete Professur ist benannt nach der 2009 gestorbenen Wuppertaler Tanzkünstlerin Pina Bausch. Sie hatte an der Folkwang Universität ihre Tanzausbildung erhalten. Abramović werde ein Jahr lang in Essen lehren, teilte die Universität am Dienstag mit. Die in Belgrad geborene 75-jährige Abramović gehört zu den international bedeutendsten und radikalsten Performance-Künstlerinnen. Nach einem Malerei-Studium tritt sie seit 1973 weltweit mit Performances auf, in denen sie immer wieder die eigenen psychischen und körperlichen Grenzen auslotet. 2010 hatte die mehrfache documenta-Teilnehmerin im New Yorker Museum of Modern Art fast drei Monate täglich schweigend auf einem Stuhl gesessen. In Berlin war sie im April in einem Projekt über die Sängerin Maria Callas an der Deutschen Oper zu erleben - in einem Bett liegend.
Entschuldigung im Bundestag
Berlin - Die für antisemitische Darstellungen während der documenta verantwortlichen Kunstkollektive haben sich erneut für ihre Arbeit entschuldigt. „Wir entschuldigen uns für den Schmerz und die Angst, die die antisemitischen Elemente in den Figuren und Zeichnungen bei all denjenigen hervorgerufen haben, die sie direkt vor Ort oder in den Reproduktionen der Medienberichterstattung gesehen haben“, sagte Ade Darmawan vom kuratierenden Kollektiv Ruangrupa am Mittwoch im Kulturausschuss des Bundestages. Bei der neben der Biennale in Venedig wichtigsten Ausstellung für Gegenwartskunst war nach der Eröffnung Mitte Juni eine Arbeit mit antisemitischer Bildsprache entdeckt worden (wir berichteten). Das Banner „People‘s Justice“ des indonesischen Kunstkollektivs Taring Padi wurde daraufhin abgehängt. Bereits vor der Eröffnung hatte es weitgehend unbelegte Antisemitismusvorwürfe gegen das kuratierende Kollektiv Ruangrupa gegeben, das ebenfalls aus Indonesien stammt. Auch Taring Padi zeigte sich erneut einsichtig. „Das war ein Fehler, den wir eingestehen“, sagte das Kollektiv der Wochenzeitung „Die Zeit“. „Wir entschuldigen uns dafür. Auch für die Verletzungen, die diese Karikaturen angerichtet haben.“ Das Kollektiv habe bei der Entstehung der Arbeit vor 20 Jahren nicht begriffen, dass es sich um antisemitische Darstellungen handele. Es sei „Teil unseres Lernprozesses jetzt, wenn wir über das Thema sprechen und reflektieren.“ Für das kuratierende Team wies Darmawan Vorwürfe zurück, es seien keine Künstlerinnen und Künstler aus Israel auf der documenta vertreten. „Es gibt keinen Boykott“, sagte Darmawan. Die documenta zeige sowohl israelische als auch jüdische Künstlerinnen und Künstler, die auf eigenen Wunsch aber nicht genannt werden wollten. Auf der documenta sind weit mehr als 1000 Künstlerinnen und Künstler vertreten, eine große Zahl von ihnen als Teil von Kollektiven.
Drehbuchpreis verliehen
Berlin - Für ihr Drehbuch zum Film „Martin liest den Koran“ sind Michail Lurje und Jurij Saule mit dem Deutschen Drehbuchpreis 2022 ausgezeichnet worden. Die mit 10.000 Euro dotierte Goldene Lola erhielten die beiden Autoren nach Angaben vom Dienstag für einen laut Jury provokant-psychologischen Drahtseilakt, der mit den Erwartungen des Publikums spielt und sie konsequent unterläuft. Der Stoff dreht sich um einen Familienvater mit iranischen Wurzeln und einen Professor für Islamwissenschaft. Ihr Gespräch über Glauben, Gut und Böse sowie die Frage nach der Vereinbarkeit des Korans mit Gewalt entwickelt sich zu einem mentalen Kräftemessen, als dem Professor klar wird, dass sein Besucher einen Anschlag plant. Die deutsche Kulturstaatsministerin Claudia Roth betonte in einer Mitteilung zu der seit 1988 vergebenen Auszeichnung die Bedeutung von Drehbuchautorinnen und -autoren. Sie seien es, „die mit ihrer Fantasie und ihrem Ideenreichtum überhaupt erst den Grundstein für künstlerisch herausragende Kinofilme legen“. Gerade während Corona-Krise und Ukraine-Krieg sei die Zeit „für nie dagewesene Stoffe und kraftvolle Leinwanderzählungen“. (dpa/cld)
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