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Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Schau nicht weg!

Die Ausstellung über die deutsche Künstlerin Marie Louise Alemann

Von Elena Estrella Wollrad

Marie Louise Alemann
Marie Louise Alemanns Widerstand gegen den abweichenden Blick.

Buenos Aires (AT) - Augen sagen mehr als 1000 Worte. Sobald sich zwei Menschen begegnen, blicken sie sich in die Augen – aus gutem Grund: Sie sind die Fenster zur Seele. „Unser ganzes Leben unterliegt einem ganz bestimmten Gesetz, dem wir alle unterworfen sind. Es ist ein Gesetz, das nirgendwo formuliert oder niedergeschrieben wurde, sondern archaisch in den menschlichen Zustand eingebaut ist: Die Länge des Blicks“, so wird Marie Louise Alemann auf dem Infoflyer der Ausstellung zitiert.

Das Vermächtnis der deutschen Künstlerin Marie Louise Alemann wird von der Galerie Rolf Art in einem Ausstellungsprojekt mit dem Titel „Insistir en la mirada“ aufgearbeitet. Das von Federico Windhausen, Forscher und Doktor der Filmwissenschaften an der New York University, kuratierte Ausstellungsprojekt wurde von Cintia Mezza, Spezialistin für Sammlungsmanagement und Kunsthistorikerin an der Universidad de Buenos Aires (UBA), beraten. Es ging darum, Alemanns Werk und unveröffentlichtes Archiv durch einen Rückblick auf die frühen experimentellen Film- und Performancearbeiten der Gruppe, die die Künstlerin zusammen mit Narcisa Hirsch und Walther Mejía in den 1960er Jahren in Argentinien gründete, wieder aufzufassen.

Der Titel der Kunstexposition verweist auf eine Idee und Praxis, die für Alemann von zentraler Bedeutung für ihre Arbeit war. Der Künstlerin zufolge ist der menschliche Reflex, den Blick in unseren täglichen Interaktionen abzuwenden, auf unser Verständnis von der Macht des Blicks zurückzuführen, sowie auf den Wunsch, nicht vollständig gesehen zu werden. Genau deswegen versuchte Alemann, die Bedeutsamkeit des Augenkontakts durch die Kunst der Fotografie und des Films wiederherzustellen. Sie nutzte den Blick des sogenannten mechanischen Auges der Kamera, um zu enthüllen, zu verwandeln und zu provozieren. Besonderes Augenmerk legt die Ausstellung auf das konstante Spiel zwischen der Kamera und dem Blick. Es geht darum, dem Blick nicht aus dem Weg zu gehen. Die Exposition greift die historische Ausstellung „Concepción, Vida, Muerte y Transfiguración“ (1966) in der Galerie Lirolay in Buenos Aires sowie Performances und Filme wie etwa „Yo veo conejos“ (1967) auf, Alemanns erster Experimentalfilm, der ihre Karriere als Filmemacherin einleitete. Außerdem sind „Marabunta” (1967) und „Manzanas” (1969) sowie „Retrato de una artista como ser humano” (1973) ausgestellt, neben Werken aus den frühen experimentellen Film- und Performance-Arbeiten von Hirsch, Mejía und Alemann. Die Fotografin, Filmemacherin und Künstlerin Alemann gilt als eine der Pionierinnen des experimentellen Kinos in Argentinien. Die in Deutschland geborene Marie Louise Alemann (Nordrhein-Westfalen, 1927 - Bue-nos Aires, 2015), die sich 1949 in Argentinien niederließ, begann ihre künstlerische Laufbahn mit der Fotografie, die sie in New York studiert hatte, in den 60er Jahren. Von 1967 bis 1985 drehte sie rund 35 Kurzfilme, die sich unter anderem mit den Themen Heimlichkeit und Körperdarstellung beschäftigen.

Die Rolf Art Galerie (Calle Esmeralda 1353) in Buenos Aires stellte Alemanns Werke zum ersten Mal am vergangenen Freitag um 20 Uhr zur Schau. Die offizielle Eröffnung der Alemann-Ausstellung in der Galerie findet am 13. Oktober statt und ist bis zum 18. November bei freiem Eintritt zu besichtigen. Unter den ersten Besuchern befand sich auch Katja Alemann, die bekannte argentinische Schauspielerin, Sängerin, Model und Geschäftsfrau, Tochter der Künstlerin Alemann und des einstigen Verlegers des Argentinischen Tageblatts, Dr. Ernesto Alemann (1893-1982). Weitere Infos zur Ausstellung unter www.rolfart.com.ar.

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